Zu den Etruskern sagt auch Marija Gimbutas etwas. Ich glaube, auch zu Erbrechten. Kann ich bei Interesse vielleicht auch noch mal eruieren.
Interessant ist z.B. auch der Hinweis, daß im Mittelalter z.B. eine Vertreterin der unteren Stände mehr Erbrechte hatte als eine Vertreterin der Oberschicht. Habe leider die Quelle nicht, aber vielleicht taugt der Hinweis ja zur Suche.
Ich habe mich inzwischen selbst mit dem Thema beschäftigt.
Dabei ergab sich aber nur folgendes für die Stellung der Frau als gesichert:
Sie durften am öffentlichen Leben teilhaben, waren somit nicht wie die Griechinnen und die Römerinnen auf das Haus beschränkt.
Vor allem auf Gabfresken sind die Frauen als Zuschauerinnen bei Spielen und Teilnehmerinnen bei Festgelagen zu sehen. Bei letzteren durften sie gemeinsam mit einem Mann (dem eigenen?) liegend an der Tafel teilhaben.
Nicht zuletzt dieses brachte ihnen zu ihrer Zeit einen schlechten Ruf ein (Theopomp).
Etruskerinnen hatten eigene Vornamen und wurden nicht nur mit der weiblichen Form des Gentilnamens genannt.
Auf den Gräbern sind sowohl der Name des Vaters als auch der der Mutter erwähnt, teilweise mit deren Vornamen.
Es ist zumindest ein Grab gefunden worden, das hauptsächlich für eine Prinzessin angelegt wurde (Regolini-Galassi-Grab in Caere).
In einigen Gräbern wurden weibliche Namen in wertvollen Grabbeilagen eingraviert entdeckt. Somit waren Frauen deren Eigentümer, hatten mithin wenigstens das Recht auf diese Art von Besitz.
Ein wenig spekulativer erscheint mir die Verbindung zwischen den besonderen Sarkophagen für Frauen und Männer zu sein, die auf eine besondere Verehrung der Frau im Jenseits schliessen liesse. Erklärt wird dies von Jacques Heurgon in seinem Buch "Die Etrusker" mit der Verehrung der "Mutter Erde" als Hera, Juno, Mater Matuta oder Leukothea.
Der politische Einfluss der Tanaquill ist überliefert. Sie verhalf ihrem Ehemann Tarquinius Priscus und dem gemeinsamen Ziehsohn Servius Tullius auf den römischen Thron.
Jacques Heurgon geht soweit, Frauen als "Königsmacherinnen" zu bezeichnen. Er interpretiert den Bericht des Livius über die Thronbesteigung von Tarquinius Superbus in diesem Sinne, nach dem Tullia Tarquinius als erste "König" nannte.
Allerdings liessen sich da auch andere Interpretationen zu.
Schliesslich war die gesamte Machtergreifung aus römischer Sicht so unerhört, dass dieses kleine Detail eventuell die Verwerlichkeit Tullias und Tarquinus`nur noch mehr herausstreichen sollte.
Gesichert ist, dass Livia, die Frau des Augustus, mit der Etruskerin Urgulania befreundet war, die ihre Stellung dazu nutzte, ihre eigenen Nachfahren zu protegieren.
Meines Wissens ist aber über weitergehende Rechte wie Geschäftsfähigkeit, Erbberechtigung und ähnliches nichts bekannt. Im Gegensatz zu den zeitgenössischen Römerinnen und vor allem den Griechinnen lebten die Etruskerinnen sehr frei und nahmen am gesellschaftlichen Leben Anteil.
Aber ob Tanaquil, Tullia und Urgulania nun die Regel oder die Ausnahme unter den Etruskerinnen was den politischen Einfluss anging, darstellten, ist ungewiss.