Um eines ganz klar zu sagen: Mit amerikanischen Volksgruppen, meine ich nicht die verschiedenen ethnischen Einwanderergruppen, die heute die Mehrheit der amerikanischen Bürger stellen, sondern die eigentlichen "Amerikaner", die Ureinwohner.
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Warum nicht das Kind beim Namen nennen und einfach von Indianern sprechen?
Bloß weil einige (wenige) selbsternannte "Freiheitskämpfer" das Wort "Indianer" auf den Index setzen und am liebsten verbieten würden, Kinder die einfach nur Kinder sein und sich als Indianer verkleiden wollen in den Verdacht "kultureller Aneignung" geraten und selbst Winnetou, eine literarische Figur ins Gerede geriet muss man den Trend ja nicht unbedingt mitmachen.
Die 500 " First Nations" die die Amerikas bewohnten, haben sich natürlich nicht Indianer genannt, und auch Nez percés, Iroquois, Sioux waren Fremdbezeichnungen.
1890 nach dem Massaker am Wounded Knee waren die Indianerkriege auf dem Gebiet der USA endgültig beendet. Der "Wilde Westen" war erschlossen worden, und die Regierung erklärte das Ende der "Frontier", der Pionier-Ära. Seit dem 19. Jahrhundert wurden Indianer-Reservate eingerichtet. Die Lebensbedingungen in diesen Reservaten konnten enorm unterschiedlich ausfallen. Einige Stämme der Ostküste wie die Lenni Lenape (Delaware), Irokesen (eigentlich eine Liga von 5, später 6 Nations hatten schon im 18. Jahrhundert ihr angestammtes Gebiet verloren, andere wie die Pequot waren im 18. Jahrhundert schon ausgestorben. Einigen Stämmen wurden Reservate weit der angestammten Gebiete zugewiesen worden, einige wurden etliche Male zwangsumgesiedelt. Andere konnten in den angestammten Gebieten bleiben. Einige der Neuengland und atlantischen Staaten waren relativ dünnbesiedelt, es gab Landflucht und keinen großen Pionierstrom, was Stämmen wie den Oneida erlaubte, in den angestammten Gebieten zu bleiben und die überlieferte Kultur zu pflegen. Einige Stämme passten sich teilweise der europäischen Kultur an. Ein Cherokee entwickelte eine Schrift und ein Wörterbuch.
In der Nähe der Stadt Nantucket existierte eine kleine Siedlung der Wampanoag, namens Gay Head. Ähnlich wie Mohawk, die beim Bau der ersten New Yorker Wolkenkratzer zu begehrten Arbeitskräften wurden, versorgten die Wampanoag von Gay Head Nantucket, das Zentrum des amerikanischen Walfangs mit tüchtigen Harpunieren wie Tashtego, der zweite Harpunier in Herman Melvilles Roman Moby Dick.
Andere Stämme wurden auf dem Trail of Tears unzählige Male zwangsweise umgesiedelt. Einige Reservate im Westen im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts unterschieden sich kaum von dem was die Briten während des Burenkrieges "Concentration Camps" nannten, riesige Gefangenenlager mit Missständen wie sie schon während des Bürgerkrieges charakteristisch für Lagern wie Andersonville gewesen waren.
Seit den 1880er Jahren waren diese Zustände immer mehr in die Kritik geraten. Tausende von Kindern wurden ihren Eltern weggenommen und in Internaten zwangsweise assimiliert. Die Agenten konnten bis zu kleinsten und intimsten Details Indianern Vorschriften machen, wie sie sich zu verhalten haben, wo sie sich (nicht) niederlassen durften, wo sie arbeiten durften und wie lange. Trotz öffentlicher Kritik änderte sich nicht viel daran. Erst 1904 wurden die Angehörigen der Irokesenliga und 1924 alle Indianer Bürger der USA. Trotz neuer Bürgerrechte konnte das Büro für indianische Angelegenheiten Indianer bis in die 1950er Jahre stark bevormunden. Ähnlich wie Afro-Amerikaner organisierten sich Indianer in der Bürgerrechtsbewegung und sie gründeten die American Indian Movement. Hatte sich noch die Regierung Eisenhower bemüht, Gruppenrechte der Indianer zu beschränken, kam es unter Kennedy und Johnson zu zahlreichen Verbesserungen der Lebenssituation von Indianern. Indigene oder zum Teil indigene Vorfahren zu haben, galt nicht mehr als Stigma, seit den 1970er und 1980er Jahren blickten immer mehr Amerikaner durchaus auch mit Stolz auf diese Vorfahren.
Auch das Genre des Westerns blieb von diesen Entwicklungen nicht unberührt. Es wurde das Unrecht, das Indianern angetan wurde, seit den 1960er Jahren häufiger thematisiert, die Erschließung des Westens wurde kritischer beleuchtet, auch Indianer als Sympathieträger gezeigt, und seit den 1960er Jahren gab es dann auch immer mehr Schauspieler und Künstler, die wie Charles Bronson und Chuck Norris teilweise indianische Vorfahren haben. Fast schon einen Kult-Status als Charakterdarsteller erreichten Künstler wie der Muskogee Will Sampson, der vielen bekannt ist als Chief Broomden in dem Streifen Einer flog übers Kuckucksnest oder Wes Studi, der dem Schurken Magua und dem legendären Appachen Geronimo eine große physische Präsenz verlieh. Für sein Lebenswerk wurde Wes Studi mit einem Ehren-Oscar ausgezeichnet. Der Kanadier Graham Greene (Der mit dem Wolf tanzt) , ein Oneida setzt sich seit Jahren für Belange der indigenen Kultur ein und nahm an zahlreichen Dokus teil (500 Nations in Zusammenarbeit mit Kevin Costner, The War that made America-The Seven Years War in North-America)
Viele Reservations in den USA zeichnen sich durch eine hohe Arbeitslosenquote aus, und auch Alkoholismus und Drogen sind ein großes Problem. Andererseits konnten Reservations durch Funde von Bodenschätzen oder Erdöl recht hohe Gewinne erreichen.
Seit den 1980er Jahren spielten Indianer-Casinos eine immer größere Rolle. Die sogenannte Tribal Sovereignity sichert Indianern zu, sich selbst zu verwalten und zu regieren. Dabei können sie auch Gesetze beschließen, die Bundesgesetzen widersprechen. Die Seminolen waren die ersten, die 1979 die Chancen und Einnahmemöglichkeiten nutzten, die sich aus dem Glücksspiel ergeben. 1988 wurde durch den Indian Gaming Regulatory Act allen von der Regierung anerkannten Indian Nations vom Kongress erlaubt, auf ihrem Gebiet Casinos zu betreiben.