Wie sieht eine Handmühle aus?

flitze2000

Neues Mitglied
Hallo!

Gerade habe ich dieses tolle Forum entdeckt, nachdem ich schon seit Tagen durchs Internet stöbere und nach Informationen zum Mittelalter suche.

Der Grund dafür ist, ich schreibe einen Roman für Kinder, der irgendwann im Mittelalter spielt. Die Geschichte ist frei erfunden, reine Phantasie, muss sich auch nicht auf eine bestimmte Zeit beschränken. Jedoch möchte ich einzelne Passagen detaillierter beschreiben. Ich hoffe auf Eure Hilfe!

1. Wie sah eine Handmühle, die zum Getreide mahlen verwendet wurde, aus?
2. Wo wurde Wäsche gewaschen? In Brunnen?
3. Hießen Sandalen auch Sandalen? Wie sahen sie genau aus? Gab es noch andere Schuhe?
4. Gab es Betten oder wurde auf dem Boden geschlafen?
5. Trug man Kleidung für den Tag und die Nacht?
6. Wurden schon Kerzen benutzt? Und wie wurde Feuer gemacht?

Hm ... schon eine Menge Fragen und bestimmt habe ich noch mehr.

Ich freue mich auf Infos und wusele mich natürlich selbst noch einmal hier durch. Vielleicht bekomme ich noch die ein oder andere Anregung.

Liebe Grüße

Birgit :winke:
 
Liebe Birgit.
Das mit dem Roman überlege dir aber noch mal ganz genau.

Wenn du schon nicht weisst, das niemand auf die Idee kommen würde, seine Wäsche im Trinkwasserbrunnen zu waschen und wie Feuer gemacht wurde, dann wird daraus nicht mal eine Sandmännchengeschichte.
Das ist nicht böse gemeint.
 
Ob das mit dem Roman was wird lass ich mal dahingestellt, aber auf jeden Fall viel Glück. :winke:

Wenn Du das auf Dich nimmst sollte es zumindest so dicht an der Realität sein wie möglich, also mach Dich auf einige Recherche-Arbeit gefasst.

Experte im Mittelalter bin ich auch nicht, aber ich denke, auf einige Deiner Fragen habe ich eine Antwort:

1. Wie sah eine Handmühle, die zum Getreide mahlen verwendet wurde, aus?

Im Altertum (Römer) waren dies zwei runde Steine, wie die Mahlsteine einer Mühle, aber sehr viel kleiner (ach). In der Mitte waren sie durch einen Stift verbunden und der obere hatte am Rand einen Handgriff zum Drehen; in der Mitte war ein Loch, in das das Getreide eingestreut wurde; das fertig gemahlenen Mehl trat an den Seiten aus.
Anmerkung: Da es ja Steine waren, mit denen gemahlen wurde (ob bei kleinen oder großen Mühlen), und immer mal etwas absplitterte, biss man im Brot das häufigeren auf Steinsplitter. Das war vor allem für die Zähne nichts gutes, die sich dadurch noch schneller abnützten als in der Zeit ohnehin schon.

2. Wo wurde Wäsche gewaschen? In Brunnen?

Wie Florian17160 schon ansprach: Niemand hat den Brunnnen, aus dem er sein Trinkwasser bezog, mit dreckiger Wäsche verschmutzt. Entweder sie wurde direkt in einem Bach oder Fluss gewaschen (was dann ja nur die Leute flussabwärts störte ;)), dass Bild von Waschfrauen an Steinen am Ufer hast Du mit Sicherheit schon mal gesehen.
Da Flüsse auch nicht überall zu haben sind (oder schon sehr, sehr dreckig waren, z.B. kurz hinter einer größeren Stadt) wurden hölzerne Wannen oder Fässer verwandt, mit Brunnenwasser gefüllt. (Böttcherhandwerk)
Über Seife o.ä. kann ich nichts sagen (außer dass es sie wohl seit der Antike gab, aber wie verbreitet das war??? Außerdem kommt mir bei dem Thema Pottasche in den Sinn, weiß aber nicht wieso).

3. Hießen Sandalen auch Sandalen? Wie sahen sie genau aus? Gab es noch andere Schuhe?

Ist doch egal, wie die hießen, es sei denn, Du willst Dein Buch in Alt- oder Mittelhochdeutsch schreiben.
Es gab anderes Schuhwerk (Sandalen war die typische Fußbekleidung der Römer und vielleicht deren Nachfolger im Mittelmeerraum; in unseren Breiten ist es doch meist zu kalt für so etwas...).
Reiche Menschen trugen Schuhe oder Stiefel aus Leder (diese albern aussehenden Schnabelschuhe wurden im späteren Mittelalter tatsächlich getragen, waren aber auch was modisches und somit nur für die Oberschicht). Die einfache Leute liefen barfuß oder umwickelten ihre Füße mit Stofffetzen, die im Winter mit Stroh ausgfestopft wurden.

4. Gab es Betten oder wurde auf dem Boden geschlafen?

Wohlhabendere hatten Betten (also ein Kasten aus Brettern mit einem "Lattenrost" aus Holz oder auch Leder- oder Stoffstreifen). Darauf kam eine "Matraze", die man sich wohl als Strohsack vorzustellen hat, und bei sehr wohlhabenden werden wohl auch Felle eine Rolle gespielt haben.
Einfache Leute schliefen auf dem, was sie sich leisten konnten; vielleicht einfach ein auf der Erde liegender Strohsack, vielleicht nur ein Haufen Stroh, Zweige oder Blätter, vielleicht noch weniger (auch dies ist natürlich von Klima und Witterung abhängig).

5. Trug man Kleidung für den Tag und die Nacht?

Du meinst, ob es dafür getrennte Kleidungsstücke gab? Weiß ich nicht, kann ich mir beim einfachen Volk aber nicht vorstellen; die hatten ja tagsüber kaum was zum anziehen, da wirds für einen extra Schlafanzug nicht gereicht haben.
Andererseits wurde im Winter gewiss in Kleidung geschlafen. Die Unterkünfte waren sehr viel kälter als unsere geheizten Schlafzimmer, da gehts kaum anders (Fensterglas gab es ja nicht, Holz als Heizstoff war so wertvoll, dass kaum jemand über Nacht einen Herd oder ein Feuer geschürt haben wird, die Zugluft durch unzureichende Abdichtung wird furchtbar gewesen sein usw.). Die in früheren Jahrhunderten übliche Nachtmütze oder ähnliches hat man also bestimmt schon damals gekannt (ohne zu wissen wie die aussah oder genannt wurde...).

6. Wurden schon Kerzen benutzt? Und wie wurde Feuer gemacht?

Zum Entzünden von Feuer schau mal in diesen Thread: Feuer machen
Ja, Kerzen gab es, sie waren aber sehr teuer (da sie von Hand gezogen wurden; d.h. der Docht wurde in flüssiges Wachs getaucht und erhielt eine Wachsschicht; dass wurde sehr oft wiederholt, bis eine Kerze entstand).

Hm ... schon eine Menge Fragen und bestimmt habe ich noch mehr.

Dann mal ran... ;)

Anmerkung: Ich wäre Dir tatsächlich recht verbunden, wenn Du einen eher hohen Anspruch an Dich und Dein Werk stellst. Ist so ne Marotte von mir, guckst Du hier: 112
 
Zuletzt bearbeitet:
Liebe Birgit.
Das mit dem Roman überlege dir aber noch mal ganz genau.

Wenn du schon nicht weisst, das niemand auf die Idee kommen würde, seine Wäsche im Trinkwasserbrunnen zu waschen und wie Feuer gemacht wurde, dann wird daraus nicht mal eine Sandmännchengeschichte.
Das ist nicht böse gemeint.


Hallo florian17160!

Die Idee mit meinem Roman ist sehr wohl gut überlegt. :cool:

Wie ich schon gesagt hatte, arbeite ich an keinem historischen Roman, sondern an einer rein fiktiven Geschichte für Kids ab 8 Jahre. Sie handelt von Hexen, Zauberern und anderen magischen Wesen. Ich dachte, Ortsbeschreibungen aus dem Mittelalter würden hierzu gut passen, weil ich keineswegs die Handlung in unserer heutigen fortschrittlichen Zeit spielen lassen wollte.

Da ich im Internet über z. B. das Wäschewaschen nur sehr wenig gefunden habe, dachte ich, ich werde hier etwas Genaueres erfahren. Wie, was, wo, etc.? Hm ... :cry:

Übrigens wird auf vielen Websites sehr wohl davon erzählt, dass im Mittelalter die Wäsche in Stadtbrunnen gewaschen wurde. :grübel:

Mein Geschichte spielt sich in einem kleinen Dorf ab und ich erhoffte mir, dass ich evtl. eine noch andere Beschreibung des Waschens als die im Stadtbrunnen beschreiben könnte.

Auch über das Feuer machen und Licht in den Hütten/Häusern habe ich einiges gelesen, konnte mir jedoch nicht richtig etwas darunter vorstellen - schon gar nicht mit meinen Worten beschreiben: Feuerstein, Kienspäne ... Wie sieht das alles aus?

Nun denn, vielleicht meldet sich noch jemand anders. Wäre toll!

LG
Birgit
 
Das Du eher ein Fantasy-Geschichte (oder ein Märchen, wenn Dir das lieber ist) schreiben möchtest beruhigt mich.

Da ich (wie Du ja offensichtlich auch) der Meinung bist, auch eine solche Geschichte sollte in den realen Dingen (wie Merlin zaubert weiß halt niemand;)) der Realitätsprüfung standhalten bin ich doppelt froh, Dir geantwortet zu haben und hoffe, ich konnte Dir helfen.

Wie gesagt: Viel Glück :yes:
 
Danke

Ob das mit dem Roman was wird lass ich mal dahingestellt, aber auf jeden Fall viel Glück. :winke:

Danke!!!

Wenn Du das auf Dich nimmst sollte es zumindest so dicht an der Realität sein wie möglich, also mach Dich auf einige Recherche-Arbeit gefasst.

Egal worüber man schreibt, ohne Recherche geht nichts. Mein Buch wird jedoch kein historischer Roman (habe darüber auch schon florian17160 berichtet, kannst ja mal nachlesen).

Experte im Mittelalter bin ich auch nicht, aber ich denke, auf einige Deiner Fragen habe ich eine Antwort:

Im Altertum (Römer) waren dies zwei runde Steine, wie die Mahlsteine einer Mühle, aber sehr viel kleiner (ach). In der Mitte waren sie durch einen Stift verbunden und der obere hatte am Rand einen Handgriff zum Drehen; in der Mitte war ein Loch, in das das Getreide eingestreut wurde; das fertig gemahlenen Mehl trat an den Seiten aus.
Anmerkung: Da es ja Steine waren, mit denen gemahlen wurde (ob bei kleinen oder großen Mühlen), und immer mal etwas absplitterte, biss man im Brot das häufigeren auf Steinsplitter. Das war vor allem für die Zähne nichts gutes, die sich dadurch noch schneller abnützten als in der Zeit ohnehin schon.

Wow! Danke! Genau nach so einer Beschreibung habe ich gesucht. Ich hab's kapiert ;) und kann nun mit meinen Worten loslegen.

Wie Florian17160 schon ansprach: Niemand hat den Brunnnen, aus dem er sein Trinkwasser bezog, mit dreckiger Wäsche verschmutzt. Entweder sie wurde direkt in einem Bach oder Fluss gewaschen (was dann ja nur die Leute flussabwärts störte), dass Bild von Waschfrauen an Steinen am Ufer hast Du mit Sicherheit schon mal gesehen.
Da Flüsse auch nicht überall zu haben sind (oder schon sehr, sehr dreckig waren, z.B. kurz hinter einer größeren Stadt) wurden hölzerne Wannen oder Fässer verwandt, mit Brunnenwasser gefüllt. (Böttcherhandwerk)
Über Seife o.ä. kann ich nichts sagen (außer dass es sie wohl seit der Antike gab, aber wie verbreitet das war??? Außerdem kommt mir bei dem Thema Pottasche in den Sinn, weiß aber nicht wieso).

:yes:Das hilft mir schon mal weiter.
Übrigens gab es Stadtbrunnen, in denen Wäsche gewaschen wurde.

Ist doch egal, wie die hießen,

Ist es nicht. Habe meinen Grund. ;) :still:

es sei denn, Du willst Dein Buch in Alt- oder Mittelhochdeutsch schreiben.

Nö, das nun auch wieder nicht.

Es gab anderes Schuhwerk (Sandalen war die typische Fußbekleidung der Römer und vielleicht deren Nachfolger im Mittelmeerraum; in unseren Breiten ist es doch meist zu kalt für so etwas...).
Reiche Menschen trugen Schuhe oder Stiefel aus Leder (diese albern aussehenden Schnabelschuhe wurden im späteren Mittelalter tatsächlich getragen, waren aber auch was modisches und somit nur für die Oberschicht).

Waren diese Schnabelschuhe vorne offen? :red: Konnte das auf den Bildern, die im Web gefunden habe, nie so deutlich erkennen.

Die einfache Leute liefen barfuß oder umwickelten ihre Füße mit Stofffetzen, die im Winter mit Stroh ausgfestopft wurden.

Aaah!:yes:

Wohlhabendere hatten Betten (also ein Kasten aus Brettern mit einem "Lattenrost" aus Holz oder auch Leder- oder Stoffstreifen). Darauf kam eine "Matraze", die man sich wohl als Strohsack vorzustellen hat, und bei sehr wohlhabenden werden wohl auch Felle eine Rolle gespielt haben.
Einfache Leute schliefen auf dem, was sie sich leisten konnten; vielleicht einfach ein auf der Erde liegender Strohsack, vielleicht nur ein Haufen Stroh, Zweige oder Blätter, vielleicht noch weniger (auch dies ist natürlich von Klima und Witterung abhängig).

:yes:


Du meinst, ob es dafür getrennte Kleidungsstücke gab? Weiß ich nicht, kann ich mir beim einfachen Volk aber nicht vorstellen; die hatten ja tagsüber kaum was zum anziehen, da wirds für einen extra Schlafanzug nicht gereicht haben.
Andererseits wurde im Winter gewiss in Kleidung geschlafen. Die Unterkünfte waren sehr viel kälter als unsere geheizten Schlafzimmer, da gehts kaum anders (Fensterglas gab es ja nicht, Holz als Heizstoff war so wertvoll, dass kaum jemand über Nacht einen Herd oder ein Feuer geschürt haben wird, die Zugluft durch unzureichende Abdichtung wird furchtbar gewesen sein usw.). Die in früheren Jahrhunderten übliche Nachtmütze oder ähnliches hat man also bestimmt schon damals gekannt (ohne zu wissen wie die aussah oder genannt wurde...).



Zum Entzünden von Feuer schau mal in diesen Thread: Feuer machen
Ja, Kerzen gab es, sie waren aber sehr teuer (da sie von Hand gezogen wurden; d.h. der Docht wurde in flüssiges Wachs getaucht und erhielt eine Wachsschicht; dass wurde sehr oft wiederholt, bis eine Kerze entstand).

:yes:
Ein herzliches Dankeschön für die vielen Infos. Du hast mir schon eine Menge weitergeholfen.


Dann mal ran...

Anmerkung: Ich wäre Dir tatsächlich recht verbunden, wenn Du einen eher hohen Anspruch an Dich und Dein Werk stellst.

... sonst würde ich nicht schreiben.

Ist so ne Marotte von mir, guckst Du hier: 112

LG und bis bald?

Birgit
 
Zu der Sache mit den Brunnen und aneinander vorbei reden:

Es hilft immer, genau zu wissen, worüber man sprich (ich mein hier Florian17160, Flitze2000 und mich :().

Niemand steckt seine dreckige Wäsche in einen Brunnenschacht. Niemand, glaub mir.

Aber es gibt auch Brunnen mit einem Becken, in das das Wasser fließt; hier konnte Wäsche gewaschen werden, ohne dass der Brunnen verschmutzte, und ich gebe Dir recht, flitze; dort gab sogar hin und wieder (aber nicht in kleinen Dörfern ;)) Waschbänke, wo Wäsche gewaschen werden konnte.

Zu Schnabelschuhen: Nein, meines Wissens waren sie vorne nicht offen, sondern hatten eine Spitze; Gab´s übrigens auch als Panzerschuh aus Eisen...
 
Zuletzt bearbeitet:
Noch zwei Dinge zum Thema Feuer und Heizen. Geheizt wurde mit Hilfe von Tieren, vor allem Schafe, Rinder und Pferde, sofern man hatte, Schweine dagegen geben keine Hitze ab (Stichwort: Zusammenleben unter einem Dach). Feuer sollte nach Möglichkeit nicht ausgehen, wenn doch, dafür gab es metallene Gefäße mit Henkel, mit denen man zum Nachbarn gehen konnte und sich so Feuer holen konnte. Der Nachbar war, selbst, wenn noch so scharfe Konflikte bestanden, verpflichtet, Feuer zu geben. Für den Fall das man aus dem Haus ging, stülpte man eine Katzenhaube (unten rechts im Bild) über das Feuer, die verhinderte, dass die Katze zu nah ans Feuer geriet, selbiges einfing und mit brennendem Schwanz durchs Haus lief (so sollen ganze Häuserzeilen und Städte abgebrannt sein).
 
:yes:
Da ich (wie Du ja offensichtlich auch) der Meinung bist, auch eine solche Geschichte sollte in den realen Dingen (wie Merlin zaubert weiß halt niemand;)) der Realitätsprüfung standhalten bin ich doppelt froh, Dir geantwortet zu haben

Ich auch ... :friends:

und hoffe, ich konnte Dir helfen.

Und wie!

Wie gesagt: Viel Glück :yes:

Danke!

LG
Birgit :winke:
 
ad El Quijote: interessant, definitiv.

Aber das das Feuer über nacht nicht geschürt, also nachgefeuert wurde stimmt doch, oder? Ich mein jetzt nicht die Köhlerhütte im Wald, wo's Feuerholz ohne Ende gibt, sondern in Städten und dichter bevölkerten Gegenden. Und das (ebenfalls dort) auch der Holzeinschlag weitgehend reglementiert war?

Bitte anworte... ;)

ad flitze2000 alias Birgit: Wenn das Buch fertig is freue ich mich auf eine Vorstellung hier im Forum. Auch wenns kein histoschier Roman wird.
So long :winke:
 
Zuletzt bearbeitet:
Phhhhhhhhhh.... ich behaupte mal, nein, es wurde nicht geschürt, aber die Glut am nächsten Morgen genutzt. Aber wirklich wissen tue ich das nicht. Vielleicht musste auch eine Magd oder die Hausfrau (ganz nach Größe des Haushalts) sich nachts darum kümmern.
 
Erst einmal schließe ich mich den Ausführungen von Florian und Reinecke an, die beide bereits auf die wichtigsten Dinge, welche Du beachten solltest, hingewiesen haben :cool:

So wie ich es jetzt überblicke, soll es demnach also kein historischer Roman werden, sondern ein Fantasy Roman (mit viel Magie eben ;)), den Du jedoch in einer Welt spielen lassen willst, deren Alltagsleben dem des europäischen Mittelalters weitgehend entspricht bzw. sehr nahe kommt.

Noch einige Anmerkungen zu den einzelnen Fragepunkten dazu...

1. Wie sah eine Handmühle, die zum Getreide mahlen verwendet wurde, aus?

Ergänzend zu Reinecke verweise ich dazu auf eine Rekonstruktion einer solchen Handmühle:
Handmühle
Es sind jedoch - dies als Anmerkung - noch weitaus andere Typen von Mühlen für eine solche Welt möglich: http://www.geschichtsforum.de/f51/technik-antike-mittelalter-13323/
Dazu auch noch der in jenem Thread ebenfalls verlinkte Wikipedia Artikel: Mühle - Wikipedia

2. Wo wurde Wäsche gewaschen? In Brunnen?

Nein; dies geschah - wie von Reinecke bereits richtig dargelegt - im nächsten Fließgewässer, sprich Fluß oder Bach.

3. Hießen Sandalen auch Sandalen? Wie sahen sie genau aus? Gab es noch andere Schuhe?

Auch hier habe ich nur einige von Reinecke genannte Dinge noch zu ergänzen bzw. ein wenig zu spezifizieren.
Im Hochmittelalter (11. - 13. Jh.) trugen Adlige, Kleriker und gutsituierte Bürger gewöhnlich knöchelhohe Schuhe aus Leder oder Halbstiefel, welche aber nicht höher als waren als knapp unterhalb Mitte Unterschenkel. Solches Schuhwerk wies entweder Schnür-, Schnallen- oder Knebelverschluß auf oder existierte auch als sog. Schlupfschuh, also ohne spezielle Verschlüsse. Auch Lederstiefel, welche bis Überknie bzw. Mitte Oberschenkel reichten, waren üblich; dies war jedoch Schuhwerk für Reiten und/oder Jagd.
Die Schuh- bzw. Stiefelspitzen liefen spitz aus, überragten jedoch noch nicht die wirkliche Fußlänge (also anders als die Schnabelschuhe im Spätmittelalter ab dem 14. Jh.).
Es gibt bei den genannten Schuhwerktypen übrigens auch keinerlei geschlechtsspezifische Unterscheidungsmerkmale.
Um bei Schlechtwetter aufgeweichte und verschlammte Straßen und Wege bzw. durch Dreck und Abfall stark bedeckte Straßen und Wege "trockenen und sauberen Fußes" überqueren zu können, gab es die sogenannten Trippen; dies sind faktisch hölzerne Plateaupantinen, welche unter die Schuhsohle geschnallt oder gebunden wurden.

Das einfache Volk trug neben den genannten "Alternativen" außerdem Bastschuhe (also aus Strohmaterial) und/oder hölzerne Pantinen, auf die ein einfaches Oberleder genagelt war, welches den (Vorder-)Fuß bedeckte.

Literaturangaben dazu:

Gösta Ditmar-Trauth "Rüstung, Gewandung, Sachkultur des deutschen Hochmittelalters" - Karfunkel Verlag, Wald-Michelbach 1999
Ulrich Lehnart "Kleidung und Waffen der Früh- und Hochgotik 1150 - 1320" - karfunkel Verlag, Wald-Michelbach 2001


4. Gab es Betten oder wurde auf dem Boden geschlafen?

Es wurde gewöhnlich in Betten geschlafen, lediglich auf Reisen wich man - selbst Adlige - durchaus auf Strohsäcke aus; diese bestanden aus derbem Leinenstoff und wurden meist (wie der Name verrät) mit Stroh ausgestopft.

Zu den Betten:
http://www.geschichtsforum.de/f51/bett-feuerbock-16249/
http://www.geschichtsforum.de/f51/sex-im-mittelalter-15963/

5. Trug man Kleidung für den Tag und die Nacht?

Nachts legte man die Oberbekleidung (wenn Dich die Garderobe für das Hochmittelalter interessiert, bitte noch einmal hier nachfragen) ab und schlief in der Unterkleidung oder auch nackt (Paare waren beim ehelichen oder auch ehebrecherischen Zusammensein wohl unbekleidet, wenn man die Bildquellen zugrunde legt).
Kleriker und Ordensleute schliefen - dies ist aus den jeweiligen Vorschriften abzulesen - grundsätzlich bekleidet, also zumeist in der Unterkleidung.
Näheres dazu auch hier:
http://www.geschichtsforum.de/f51/sex-im-mittelalter-15963/

6. Wurden schon Kerzen benutzt? Und wie wurde Feuer gemacht?

Kerzen gab es - allerdings nicht nur Beleuchtung, sondern v.a. auch als Zeitanzeiger - im kösterlichen Bereich.
Die am weitesten verbreiteten Lichtquellen waren darüberhinaus bei Adel, Klerus und gutsituierten Bürgern Holzlaternen, welche mit Kaninchenhaut bespannt waren. Im Innern wurde dann ein Talglicht entzündet.
Anm. 1: Hängelampen, Radleuchter, Schaftleuchter, figürliche Leuchter sowie Kerzenständer waren bei der Oberschicht weit verbreitet.
Anm. 2: Zur Kreuzzugszeit verbreiteten sich die im arabisch-islamischen Raum üblichen Laternen aus Schmiedeeisen auch in Europa; dazu kamen auch aus diesem Raum Ölgeleuchte.
Ständeübergreifend kamen grundsätzlich zur Beleuchtung Talglichter und/oder Kienspäne zum Einsatz.
Vgl. dazu auch http://www.geschichtsforum.de/f77/haeusereinrichtung-15518/

Literatur:
Gösta Ditmar-Trauth "Rüstung, Gewandung, Sachkultur des deutschen Hochmittelalters" - Karfunkel Verlag, Wald-Michelbach 1999

Aber das das Feuer über nacht nicht geschürt, also nachgefeuert wurde stimmt doch, oder?
... ich behaupte mal, nein, es wurde nicht geschürt, aber die Glut am nächsten Morgen genutzt. Aber wirklich wissen tue ich das nicht. Vielleicht musste auch eine Magd oder die Hausfrau (ganz nach Größe des Haushalts) sich nachts darum kümmern.

Nicht "behaupte mal" und "vielleicht" - nach bisherigen Erkenntnissen war es höchstwahrscheinlich so... :fs:
 
Zuletzt bearbeitet:
@timotheus

Danke! :yes:
Ich glaube, jetzt habe ich erst einmal genügend Lesestoff, der mich um einiges weiterbringt.
LG
Birgit:winke:
 
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