Wie sprach Mozart?

Wobei gerade diese extreme Genauigkeit in Bezug auf Anrede und Titel sich ja in Österreich bis heute in fast vollständigem Maße erhalten hat :) - Was die Ritterwürde Mozarts angeht, so hat er sich darauf glaube ich nur einmal berufen und zwar knapp nachdem er sie erhalten hat. Später machte er sich ab und zu darüber lustig, aber geführt hat er den Titel nie. Immerhin hatte er denselben Titel wie Gluck und der war ja bedacht darauf, sich fortan nur mehr "Ritter von Gluck" zu nennen. Mozart dürfte das mehr oder minder egal gewesen sein - vielleicht deshalb weil er ohnehin genau wusste, dass er ein Ausnahmekünstler war (denn ein bisserl dürfte sogar der Film "Amadeus" recht haben: Mozart hat niemals sein Licht unter den Scheffel gestellt...)
 
Mozart dürfte das mehr oder minder egal gewesen sein - vielleicht deshalb weil er ohnehin genau wusste, dass er ein Ausnahmekünstler war (denn ein bisserl dürfte sogar der Film "Amadeus" recht haben: Mozart hat niemals sein Licht unter den Scheffel gestellt...)
Du meinst er war überheblich?
Gluck und Mozart kann man vergleichen und wieder nicht. Zwei Komponisten und zwei Genies und berühmt zu ihrer Zeit beide gleichermaßen. (Auch wenn Gluck Erfolg in Paris hatte, was Mozart verwehrt blieb.)

Genutzt haben wird Mozart sein Adelsprädikat schon, um in höhere Kreise aufzusteigen sicherlich. Wie sah das denn bei den Freimaurern aus oder bei den adeligen Cliquen?
(Bitte nicht "Amadeus"!:still: )
Ich glaube das Nonplusultra war im späten 18.Jh. schon Bach, dann kamen Händel, Gluck und Mozart in einer Klasse. Ich schau nochmal nach heute Abend.
 
"Du meinst er war überheblich?"

Eigentlich nicht direkt, weil "überheblich" einen so negativen Beigeschmack hat. Aber er sah sich auf jeden Fall als außergewöhnlichen Komponisten und weigerte sich strikt, sich unterzuordnen (wann immer er mit den Dienstboten essen sollte, was damals wohl durchaus üblich war - so wurden Musiker halt gesehen - wurde er sehr unwillig, auch wenn man ihm nicht ordentlich zuhörte oder er das Gefühl hatte, dass er für Leute spielte, die seine Musik nicht verstanden). Er mag schon arrogant gewirkt haben, das könnte ich mir vorstellen. Natürlich: er war ein Kind seiner Zeit und wollte zu dieser seiner Zeit anerkannt werden. Mit DEM Nachruhm hätte er sicher nie gerechnet - und ich bin nicht mal sicher, ob's ihm nicht auch egal gewesen wäre. Ich halte ihn für einen Pragmatiker, der Geld verdienen und ein gutes Leben führen (und anerkannt werden) wollte (was man auch daran sieht, dass er so gut wie nie ohne Anlass komponierte - fast alles, was er schrieb, waren Auftragswerke, obwohl man doch meinen sollte, dass der wahre Künstler nur um der Kunst willen solche schafft - aber das war sicher nicht Mozarts Sichtweise...)

"Genutzt haben wird Mozart sein Adelsprädikat schon, um in höhere Kreise aufzusteigen sicherlich. Wie sah das denn bei den Freimaurern aus oder bei den adeligen Cliquen?"

Ehrlich gesagt weiß ich das gar nicht so genau. Soviel ich weiß ist jedenfalls nichts Derartiges überliefert. Wobei wir wieder bei der Schwäche der Überlieferung sind: Nur weil Mozart seinen Titel in Briefen nicht verwendete, heißt das nicht, dass er nicht sehr wohl so angeredet wurde - nur wissen wir halt nichts davon. Ich persönlich mag die Vorstellungen von jemandem, dem ein Adelstitel so gleichgültig ist, dass er ihn bestenfalls zum Possenreißen verwendet - aber nur, weil ich Mozart gern so sehen würde, muss er noch lange nicht auch so gewesen sein. Vermutlich hast Du recht: er wird den Titel bei offiziellen Anlässen oder wenn es halt für das Fortkommen nötig war, schon verwendet haben. Wäre auch unklug gewesen, es nicht zu tun - und dumm war er ja nun nicht :)

"Ich glaube das Nonplusultra war im späten 18.Jh. schon Bach, dann kamen Händel, Gluck und Mozart in einer Klasse. Ich schau nochmal nach heute Abend."

Vergiß Haydn nicht, der war damals SEHR angesehen, wurde ja sogar nach London geholt. (Wobei es eine seltsame Story gibt, derzufolge Mozart ebenfalls nach London hätte gehen sollen - DASS es das Angebot gab, ist bekannt, aber irgendwo las ich mal, dass schon alles abgemacht war - Haydn hätte für eine gewisse Zeit bleiben sollen, dann wäre Mozart an der Reihe gewesen. In Mozarts Briefen wird das nie erwähnt, aber da ja so viele fehlen (vernichtet? verschollen?) kann es sein, dass er in einem der verschwundenen Briefe davon gesprochen hat...)
 
Hier mal ein paar vielleicht erhellende Sichtweisen der Zeit, die zumindest zeigen dürften, wie hoch die Wertschätzung seiner Zeitgenossen war.
"Legen wir die Verlagsproduktion zugrunde, können wir um 1800 mit Axel Beer folgende Rangfolge der Komponisten rekonstruieren:
1. Wolfgang Amadeus Mozart
2. Ludwig van Beethoven
3. Joseph Haydn
4. Daniel Gottlieb Steibelts
5. Ignaz Pleyel ..."
Aus: "Genuss und Glück des Lebens - Kulturkonsum im Zeitalter der Aufklärung" von Michael North im Böhlau-Verlag 2003
Man muss dabei bedenken, dass um 1800 schon die Entfaltung der Wirkung eines Händel außerhalb Englands, dort war er ungebrochen beliebt, vor allem beim Königshof, schon abnahm.
In dem selben Buch finde ich eine Komponisten-Sonne, ein Stich nach einer Zeichnung von August Fr. Chr. Kollmann aus der Allgemeinen Musikalischen Zeitung, also einem Fachmagazin der Zeit (Ausgabe 1799). Hierauf erkennt man im
1. Zentrum:
Joh. Sebast. Bach (in einem Dreieck)
2. an den drei Seiten des Dreiecks:
J. Haydn, Haendel, C.H. Graun (!)
3. an der umlaufenden Sonne innerer Kreis:
Mozart, Knobluch, Telemann, Gluck, von Hall, Eman: Bach, Schutz (wohl Schütz), Pleyel, Reichard und weitere...
4. Äußerer Kreis von Strahlen:
Fisher, Wolf, Hasse, Quanz, Abel und weitere
Es handelt sich also nur um einen Vergleich deutschsprachiger Komponisten der Zeit. Ich habe die Schreibweise so belassen, wie ich sie dort anfand. Auffällig hieran, ist eben wie Musikkenner damals Mozart einordneten, die scheinbar auch noch viele ältere Komponisten kannten, welche längst tot waren, aber deren Werk entweder noch aufgeführt wurde oder durch Noten verbreitet war. Jedenfalls kann man keinesfalls eine so eindeutige Wirkung Mozarts feststellen, die uns heute weisgemacht werden will. Zu meinem Erstaunen kannte Kollmann scheinbar nicht mehr Holzbauer, den führenden Komponisten der Mannheimer Schule.:fs:
 
Obwohl W.A.Mozart ja ein recht umfangreichen Umgang mit der Wiener Gesellschaft hatte, wissen wir nicht genauer wie er denn lebte. Viele Fragen bleiben offen, was auch hier schonmal ein bisschen Thema war: http://www.geschichtsforum.de/showthread.php?t=13984
Ein Glück für die Forschung ist sicherlich die Begeisterung der Musikfreunde, die es schon kurz nach seinem Tode für wichtig hielten sein Angedenken zu bewahren. Sonst wären sicherlich nicht derart viele Zeugnisse seines Umfeldes erhalten, auch wenn deren Zusammenhang teilw. schwierig zu entschlüsseln bleibt.
Positiv für seine Dokumentierbarkeit sind vor allem die Briefe und die rühren von seinen verwandschaftlichen Beziehungen usw.. Im Gegensatz dazu, sind recht wenige schriftliche Zeugnisse bspw. von Händel erhalten, da er keine Frau hatte, sondern im Großen und Ganzen nur Bezug zu seiner Familie in Deutschland hatte. Also wissen wir über den privaten Händel abseits der Musik nicht viel, außer durch sein Testament, woraus hervorgeht, dass er wohl seinen Diener sehr schätzte und eine beachtliche Sammlung an wertvollen Gemälden besaß.
Obwohl Händel sogleich ein Denkmal noch zu Lebzeiten in Vauxhall Gardens (für dortige Anlässe hatte er auch komponiert) gesetzt bekam und auch in der Westminster Abbey geehrt wurde, blieb er nicht in der Form im Gedächtnis wie Mozart (der auch Werke Händels bearbeitete).

Ich hatte Haydn, weder den einen noch den anderen, vergessen nur nicht mit aufgezählt. Sicherlich kann man in Mozarts letzten Jahren wieder einen ansteigenden Erfolg verbuchen, wofür auch die Schätzungen seines finanziellen Gewinns sprechen, welchen er sich für 1791 hatte ausrechnen können.
 
Im Grunde genommen verdanken wir natürlich vieles, was wir heute über Mozart wissen, seiner Frau. Die hat ja nach seinem Tod kräftig die Werbetrommel gerührt - durchaus wohl auch aus finanziellem Interesse, denn große Reichtümer hinterließ der Gute ja nun nicht... aber dazu später -, hat Konzerte veranstaltet und logischerweise ja auch maßgeblich zur Nissen-Biographie beigetragen. Irgendwo habe ich sogar mal gelesen, dass die große Beliebtheit, die Mozarts Musik im 19. Jahrhundert erfuhr, zu einem großen Teil auf Constanzes Engagement zurückgeht. Das ist natürlich lobenswert - aber ob sie als Person mir dadurch sympathischer wird, weiß ich nicht so recht. (Ich bin, wie schon erwähnt, sehr ambivalent was sie betrifft - irgendwie habe ich das Gefühl, sie war doch ein recht berechnendes Frauenzimmer, was nicht unbedingt wertend gemeint sein muss, was auch nicht bedeuten muss, dass Mozarts Ehe unglücklich war. Ich würde nie so weit gehen wie Dorothea Leonhard, die ja in ihrer Biographie unglaublich auf Constanze herumhackt und ihr die Schuld für alles anlastet, was Mozart an Schlechtem widerfahren ist, aber so richtig liebenswert erscheint sie mir auch wieder nicht. Es ist schade, dass von ihr selbst so gut wie keine schriftlichen Zeugnisse während ihrer Ehe mit Mozart erhalten sind (hat sie sie vernichtet?????) - sie wird wohl weiter eine der umstrittensten Frauengestalten der Musikgeschichte bleiben... Was denkst Du denn darüber?)

Und dann das ewige Thema: Mozarts Einkommen... Dass er nicht verarmt und im Elend gestorben ist, dürfte mittlerweile klar sein (auch dank der Braunbehrens-Biographie) - tatsächlich habe ich irgendwann mal sein Einkommen rudimentär in die heutige Währung umgerechnet und kam auf Summen, die mich vor Neid erblassen ließen :)) Trotzdem sind da die Puchberg-Briefe, die ja den Eindruck echter finanzieller Not vermitteln - sicherlich wird der Gute da ein bißchen übertrieben haben; wenn wir heute jemanden anpumpen stellen wir die Lage ja auch gern übler dar als sie ist. Aber es bleibt die Frage: Wo ist das Geld geblieben? Ein verschwenderischer Lebensstil - sicher, den leistete sich das Ehepaar Mozart, aber dass diese doch beachtlichen Summen (plus die Puchberg-Leihgaben, die ja auch nicht wenig waren) allein für Extravaganzen draufgegangen sein sollen? Es gibt die Theorie von Mozarts Spielleidenschaft, die sich weder beweisen noch widerlegen lässt (in den Briefen findet sich keine einzige Anspielung, aber vielleicht fehlen auch die Briefe, in denen darüber etwas steht (denn ich fürchte schon, dass Constanze ein ganz bestimmtes Bild ihres Mannes transportieren wollte und alles, was da nicht hineinpasste, unter den Tisch hat fallen lassen...) Ich erinnere mich an ein oder zwei Briefe (von seiner Deutschland-Reise, glaube ich), in denen er von "einer gewissen Sache" schreibt, wegen der Constanze zu jemandem gehen soll - das fand ich immer ganz interessant, denn da wird angedeutet, dass irgend etwas nicht stimmte, aber ich habe seltsamerweise keine Biographie gefunden, die sich damit näher auseinandersetzt. Weißt Du da vielleicht Näheres?
 
1. Constanze
Ich kenne sie nicht und spekuliere nicht über sie, weil ich meine dass uns dafür einfach eine Grundlage fehlt, die aus gescheiten Quellen bestehen müsste.
2.
Das mit dem Gehalt scheint tatsächlich nach wie vor schwierig. Im Mozarthaus in Wien (habe ich in dem anderen Thread verlinkt) wird darauf hingewiesen, dass Mozart sehr wohlhabend war, das war er ja schon als er nach Wien ging. Volkmar Braunbehrens sagt tatsächlich genau das, spinnt aber nicht weiter, sondern hält sich an das was greifbar ist, nämlich dass sich die Mozarts ihren Bekanntenkreis mit der Zeit recht gut aussuchen konnten. Neben den Projekten für adelige Auftraggeber waren Mozarts Opern durchaus auch für den Künstler selbst lukrativ und scheinbar produzierte er nur, wie Du schon richtig sagtest Ruth, was sich verkaufen ließ.
Zum Spiel:
Dasselbe wurde auch im besagten Mozarthaus als mögliche Ursache angegeben. Neben den Lotterien, welche wohl auch durch Maria Theresia zugelassen wurden, gab es reine Glücksspiele wie Pharao, die sich enormer Beliebtheit erfreuten. Der scheinbar nachweisliche Billardtisch in Mozarts Wohnung in Wien deutet durchaus darauf, dass er das Spielen mochte, wenn man noch die Größe der Wohnung miteinbezieht, sollte es ihm sogar recht wichtig gewesen sein.
Wie Du schon sagtest, weiß die Forschung dazu nichts Genaues, wobei man auch damals über Spielschulden nicht gern sprach. Vergleichen kann man es durchaus auch mit Mirabeaus (Honoré Gabriel Riquetti) verschwenderischer Lebensführung, ein leidenschaftlicher bis krankhafter Zocker brachte damals schon das Vermögen durch, weil sich seine Gesamtsituation trotz immer wieder aufkommender Mehreinnahmen nie gravierend besserte, würde ich schon von einer Spielleidenschaft ausgehen, welche er genüsslich verschweigt, wenn die Ursache nicht doch anderer Art ist. Ich kann mich daran erinnern, dass Schiller zum Bsp. recht viel für Weine und dergleichen aufwendete in seiner Weimarer Zeit und wohl auch hätte besser leben können ohne dies.
 
Zum aufwendigen Lebensstil Mozarts
Fakt ist:
- Es gab im 18.Jahrhundert von Seiten der Obrigkeit immer wieder Kleiderordnungen, welche die aufwendige Kleidung für die Unterschicht begrenzen sollten und die Kleidung auch der Oberschicht in der Verwendung der Materialien begrenzen sollte. Dies richtete sich bspw. in Preußen gegen die Benutzung von Seide in der 1. Hälfte des 18.Jh. durch die Weibspersonen in der Unterschicht. Verzierungen an Degen etc. wurden den Graden der Oberschicht vorgeschrieben, das Degentragen teilweise für Nichtadelige untersagt, was wohl zeigt, dass es praktiziert wurde. D.h. Mozarts aufwendige Kleidung hatte durchaus noch Grenzen durch den Gesetzgeber.
- Diese Kleiderordnungen wurden soweit möglich umgangen. Gern wurde sich über den eigenen Stand (und auch Geldbeutel) hinaus gekleidet, frisiert etc..
- Prinzipiell konnte die Mode im 18.Jh. sehr, sehr teuer sein, auch im Verhältnis zum Einkommen der Träger. Manch einer verkaufte die Kleidung, die er einmal auf einem Ball bspw. trug, gleich dannach wieder, weil ein dauerhafter Besitz zu teuer gewesen wäre.
- Die Kleidung des Bürgertums wurde gerade in den 1770er und 80er Jahren einfacher, was auch auf den Adel übergriff und durch die Beliebtheit englischer Mode und überhaupt der Vorbildwirkung Englands nicht zuletzt auf das deutsche Bürgertum zurück zu führen ist. Die knapper geschnittenen Fräcke verdrängten den Justaucorps bspw. in der Herrenkleidung. Allerdings verkehrte Mozart bei Hofe und dürfte über einige bestickte Habit à la Francais (zumeist bestickte Anzüge bei Hofe) verfügt haben.
 
Na ja, Spielschulden sind auch heute nichts, womit man sich gern brüstet. Aber irgendwie macht mich diese Theorie nicht so ganz glücklich. Ich weiß auch nicht, ob es stimmt, dass man damals etwa Billard ausschließlich um Geld gespielt hat - das habe ich auch irgendwo gelesen, aber in den neueren Biographien fand ich dazu nichts mehr. Weißt Du etwas darüber? Hat man tatsächlich beim Billard damals NUR um Geld gespielt - was eine Erklärung wäre? - Von anderen Spielen weiß man schon gar nichts, ob Mozart gern Pharao spielte oder anderes. Dazu sagt einer seiner Biographen (sorry wenn ich so ungenau bin, aber mein Gedächtnis ist schlecht und ich bringe da gern etwas durcheinander :) dass Mozart in den sog. Spielhöllen gar keinen Einlass gefunden hätte, da er nicht der richtigen Gesellschaftsschicht angehörte (aha...) - Anderswo habe ich gelesen, dass Joseph II. das Glücksspiel in Wien enorm eingedämmt habe, sodass es sowieso kaum mehr Spielhöllen gab. Womit dann wieder nur Billard als möglicher Ansatzpunkt bliebe...

Wie gesagt: Ganz glücklich macht mich die Theorie nicht, obwohl sie einiges erklären würde - man könnte annehmen, dass sich die erwähnte rätselhafte Briefstelle auf einen Geldverleiher bezieht, zu dem Constanze gehen soll Möglicherweise den ominösen Herrn Goldhahn? Was wissen wir eigentlich über den?
 
Zu Deinem Kleidungs-Beitrag: In seinem Nachlass wurden ja einige recht aufwendige Stücke gefunden, dafür hat er zweifellos viel Geld ausgegeben. (Es gibt ja auch die Briefstelle an die Baronin von Waldstätten, in der er selbst schreibt, dass er nur das Beste und Kostbarste haben möchte - in dem Fall glaube ich ging es um ein paar Knöpfe...) Ich glaube nicht, dass er mit der "normalen" bürgerlichen Kleidung glücklich war und einige Zeitzeugen berichten ja auch, dass er eigentlich fast zu gut gekleidet war... Viel Geld wird also in Kleidung, Schuhe etc. gewandert sein, Kleiderordnung hin oder her (ich tät' mich wundern, hätte Mozart sich um Kleiderordnungen groß gekümmert...) - Aber trotzdem: bei DEM Einkommen, das er hatte, glaube ich nicht, dass der Kleidungsfaktor SO entscheidend war. (Man könnte mal nachsehen, was er hinterließ, den Wert der Stücke herausfinden und rechnen...)
 
dass Mozart in den sog. Spielhöllen gar keinen Einlass gefunden hätte, da er nicht der richtigen Gesellschaftsschicht angehörte (aha...)
Aha, das hätte ich auch über so unsinnige Theorien gesagt.
Meines Wissens durfte die Pharaobank bspw. in Venedig nur von Edelmännern der Stadt bedient werden, auf jeden Fall gehörte zur Teilnahme an Glücksspielen durchaus eine gewisse Zugehörigkeit einer Gesellschaftsschicht, womit wir wieder beim Ritter vom Goldenen Sporn wären, einem Orden, dem durchaus nicht Hunz und Kunz angehören durfte, sondern dessen Mitgliedschaft durchaus eine Ehre bedeutete. (Auch wenn Cassanova diese auch genoss.)
Gerade auf den Adel wird Joseph II., der um die Wohlfahrt (Spielhöllen=Verschwendung von Zeit und Geld/Kapital) seiner Untertanen sehr bemüht war, allerdings wenig Einfluss gehabt haben.
Zu Mozart selbst, kenne ich mich leider nicht so sehr aus, tut mir leid.:red:
 
Ich finde, Du kennst Dich bei Mozart erstaunlich gut aus - und Du weißt vor allem viel mehr als ich über die Zeit und die damaligen Gepflogenheiten... Insofern geben Deine entsprechenden Anmerkungen meinen eigenen "Kenntnissen" einen wunderbaren Rahmen :))
 
1. . Ich kann mich daran erinnern, dass Schiller zum Bsp. recht viel für Weine und dergleichen aufwendete in seiner Weimarer Zeit und wohl auch hätte besser leben können ohne dies.


Mozarts Spielsucht hielt ich für Stand der Wissenschaft. Dann ist das also gar nicht so unumstritten. Mal wieder was gelernt.

Aber Verbote von Spielhöllen haben dagegen noch nie das geringste genützt. Das ist kein haltbares Argument. Auch mit den "richtigen Gesellschaftsschichten" die Zocker freuen sich immer über "Frischfleisch", das einzige was die hindert einen mitmachen zu lassen, ist die Befürchtung er könnte "zuwenig Betriebskapital" haben, schlicht die Spielschulden hinterher nicht bezahlen können. Also auch kein Argument.

OT: Fahrt mal nach Marbach, besucht Schillers Geburtsort. Bestes Rebenland. Dort dient seit seit uralten Zeiten Wein als Muttermilch-Ersatz. Was sollte er machen in der Thüringer-Diaspora? Irgendwie muss er seinen Genius ja befeuern. Und, glaubts mir, hierfür ist der rote Rebensaft bestens geeignet. Der Erfolg gibt dem Schiller ja auch recht.
 
Zumindest in Wien im Mozarthaus wurde die Spielsucht Mozarts nicht als feststehende Tatsache präsentiert, sondern als gängigste Erklärung, ohne eben Anspruch auf Sicherheit zu haben. Andersrum gefragt, ist man eben in Erklärungsnöten wie Mozart, wenn er nicht soviel für die Einrichtung oder Wohnung (beides greifbar und für die entsprechende Zeit recht gut belegt) ausgab, wenn nicht durch Spielschulden sein ganzes Geld los wurde.

Zu Schiller: Ich entsann mich an einen Originalzettel im Schillerhaus in Weimar, auf dem die Weine verzeichnet waren und es wurde auf deren Preis verwiesen und darauf, dass er scheinbar recht viel dafür ausgab. Welche Weine er bevorzugte weiß ich momentan nicht. Natürlich ist die Unstrut als sehr schönes Weinanbaugebiet auch nicht so weit. Vielleicht weiß dazu jemand anders genaueres oder war unlängst in Weimar. Dann aber in einem anderen Thread (zum einen weil hier OT, zum anderen weil ich sonst Durst kriege.:cry: ;) )
 
Soweit ich weiß war diese Spielsucht-Theorie mal eine Zeitlang recht anerkannt, aber einige neuere Biographien haben dem widersprochen - wobei ich gerade auf ein Werk von Günther G. Bauer aus dem Jahr 2005 gestoßen bin, mit dem bezeichnenden Titel "Mozart - Glück, Spiel und Leidenschaft", das ich noch nicht kenne (heissa, eine Biographie die noch was Neues bieten kann!!!!) und das offenbar die Theorie wieder hervorholt. Es ist halt schon ein Stochern im Trüben - wie gesagt, in den Briefen findet sich nicht der kleinste Hinweis auf ausgedehnte und teure Spielfreuden, aber das muss natürlich nichts heißen. Was mich nur ein bißchen erstaunt, ist, dass auch Zeitgenossen nichts, aber auch gar nichts von einem um Geld spielenden Mozart berichten. Man sollte doch meinen, dass bei all dem Tam Tam, das ja schon relativ kurz nach seinem Tod um ihn veranstaltet wurde, doch der eine oder andere mit entsprechenden Berichten an die Öffentlichkeit gegangen wäre. Mozarts Umfeld müsste ja davon gewusst haben, und wenn man auch (ebenfalls recht waghalsig) annehmen will, dass Constanze die entsprechenden schriftlichen Beweise zur Beschönigung des Bildes verschwinden ließ, so ist es doch unwahrscheinlich, dass gerade in Wien, wo der Klatsch ja blühte, niemand darüber geredet haben soll, wenn Mozart sein Vermögen am Spieltisch verpulvert hat (und das wiederum wäre von den Zeitungen aber garantiert aufgegriffen worden). Solche Sachen kommen früher oder später heraus, zumal sich ja viele in Mozarts Fahrwasser mit allen möglichen Anekdoten und Geschichten wichtig machen wollten. Und dass eben gerade das NICHT geschehen ist, macht die Spiel-Theorie für mich doch eher unwahrscheinlich... (Vor allem wenn er an verbotenen Glücksspielen teilgenommen hätte - das wäre doch für die Wiener ein mehr als gefundenes Fressen gewesen!)

Aber vielleicht sollte ich erst diese mir noch unbekannte Biographie lesen - möglicherweise hat der Autor ja ein paar neue Quellen aufgetan?
 
Wie wurde denn Schillers Freude am guten Tropfen belegt? Berichte? Briefe? Zeitungsartikel? (Sorry, aber bei Schiller kenne ich mich nur sehr, sehr wenig aus...)
 
Wie wurde denn Schillers Freude am guten Tropfen belegt? Berichte? Briefe? Zeitungsartikel? (Sorry, aber bei Schiller kenne ich mich nur sehr, sehr wenig aus...)
So eine Art Einkaufsliste oder Inventarliste war das, wenn ich mich recht entsinne.

Zurück zu Mozart:
Hm, ging man mit sowas wie Spielsucht in die Öffentlichkeit um jemanden schlecht zu machen? Mir ist dafür kein Beispiel bekannt.
 
Soweit ich weiß war diese Spielsucht-Theorie mal eine Zeitlang recht anerkannt, aber einige neuere Biographien haben dem widersprochen - wobei ich gerade auf ein Werk von Günther G. Bauer aus dem Jahr 2005 gestoßen bin, mit dem bezeichnenden Titel "Mozart - Glück, Spiel und Leidenschaft", das ich noch nicht kenne (heissa, eine Biographie die noch was Neues bieten kann!!!!) und das offenbar die Theorie wieder hervorholt. Es ist halt schon ein Stochern im Trüben - wie gesagt, in den Briefen findet sich nicht der kleinste Hinweis auf ausgedehnte und teure Spielfreuden, aber das muss natürlich nichts heißen. Was mich nur ein bißchen erstaunt, ist, dass auch Zeitgenossen nichts, aber auch gar nichts von einem um Geld spielenden Mozart berichten. Man sollte doch meinen, dass bei all dem Tam Tam, das ja schon relativ kurz nach seinem Tod um ihn veranstaltet wurde, doch der eine oder andere mit entsprechenden Berichten an die Öffentlichkeit gegangen wäre. Mozarts Umfeld müsste ja davon gewusst haben, und wenn man auch (ebenfalls recht waghalsig) annehmen will, dass Constanze die entsprechenden schriftlichen Beweise zur Beschönigung des Bildes verschwinden ließ, so ist es doch unwahrscheinlich, dass gerade in Wien, wo der Klatsch ja blühte, niemand darüber geredet haben soll, wenn Mozart sein Vermögen am Spieltisch verpulvert hat (und das wiederum wäre von den Zeitungen aber garantiert aufgegriffen worden). Solche Sachen kommen früher oder später heraus, zumal sich ja viele in Mozarts Fahrwasser mit allen möglichen Anekdoten und Geschichten wichtig machen wollten. Und dass eben gerade das NICHT geschehen ist, macht die Spiel-Theorie für mich doch eher unwahrscheinlich... (Vor allem wenn er an verbotenen Glücksspielen teilgenommen hätte - das wäre doch für die Wiener ein mehr als gefundenes Fressen gewesen!)

Aber vielleicht sollte ich erst diese mir noch unbekannte Biographie lesen - möglicherweise hat der Autor ja ein paar neue Quellen aufgetan?


Damit hast Du natürlich Recht.

Andererseits, wenns verboten war, Mozart war tot, aber die wo "etwas" wussten, die mussten ja mitgezockt haben, denen hätte ja schon noch was passieren können. Aber irgendwann kommt sowas immer hoch, sehe ich auch so.
 
Ich denke, da wäre es gar nicht unbedingt um das Schlecht-machen gegangen. Aber überleg mal: Da ist dieser Mozart, vor ein paar Jahren verstorben, plötzlich scheint sich alle Welt für ihn zu interessieren, da werden Nekrologe (Schlichtegroll) und Biographien (Niemetschek) veröffentlicht und alle möglichen Leute tauchen auf, um Anekdoten oder Berichte zum Besten zu geben. Da wäre es doch recht seltsam, wenn in all diesen Berichten von einer ja wohl allgemein bekannten Spielleidenschaft nicht die Rede gewesen wäre. Einfach so, als Anekdote - "ja, als ich damals mit dem Wolferl zu den "Drei Lumpen" gegangen bin und wir gespielt haben - wissen's, er hat ja gern gespielt, der Wolferl, das wusste ganz Wien..." Verstehst Du, es wurde über alles mögliche getratscht und die Zeitungen haben das damals ja auch aufgegriffen - und ausgerechnet darüber soll plötzlich eine große Gruppe von Menschen Stillschweigen bewahren? Käme mir ehrlich gesagt komisch vor...

Zumal man ja weiß, dass er für Spiele (Bölzelschießen, Kegeln glaube ich, Billard etc.) ganz generell viel übrig hatte. Das ist ja auch unbestritten. Aber hat er dabei Geld verloren? oder einfach nur aus Spaß an der Freude mit seinen Freunden einen lustigen Abend verbracht? Ich denke, wenn er Geld verloren hätte, wäre das in Wien Stadtgespräch gewesen ("ach, der Mozart, a Genie ist er schon - aber beim Spiel'n, da hat er halt immer viel verlor'n")
 
@ Ruth
Wenn das damals nicht recht alltäglich gewesen wäre, dann würde ich Dir Recht geben. Bis jetzt kam ich durch die Primärliteratur, die ich habe, zu dem Schluss, dass Spielen fast immer mit Geldeinsätzen verbunden war, aber ich kenne aus dem Umkreis des Adels eher nur Kartenspiele. Spiele waren sozusagen der fomal Bestandteil eines jeden Abends bei Hofe und in besserer Gesellschaft. Bei "Gefährliche Liebschaften" kommt das nicht so gut zur Geltung, obwohl dort auch Pharao gespielt wird, wie in manchem Briefwechsel. Die Abendgestaltung zumindest des Adels sah ungefähr so aus: Diner ca. 17:00, dann Spiel, Souper ca. 22:00, dann Spielen bis in die frühen Morgenstunden. So ist mein ungefährer Eindruck und das Spiel war sehr verbreitet und das Einsetzen von Geld üblich. Pietistische Schriften schimpfen ja auch auf die Lotterien, wo angeblich die Einfältigen ihr letztes Geld verspielen würden. Die Memoiren der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth geben da auch ein bisschen einen Eindruck davon, auch wenn eben 40 Jahre vor dieser Zeit verfasst.
 
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