Wie überzeugt waren Hitler, Rosenberg etc von ihrer eigenen Ideologie?

Simon

Mitglied
Waren die Ideologen und Denker des NS tatsächlich überzeugt von dem was sie von sich gaben? Manchmal ist das kaum vorstellbar.
Z.B. die bekannte Reichstagsrede Hitlers(1939), wo er prophezeite, wenn das "Weltjudentum" die europ. Völker erneut in einen Weltkrieg stürzen würde, das nicht den Sieg des Judentums sondern dessen Vernichtung bedeuten würde.
Glaubte er tatsächlich, dass der kommende Krieg, der ja so eindeutig von ihm und seiner Regierung, geplant und begonnen wurde, von einer jüdischen Weltverschwörung eingefädelt sei? Oder war es einfach Propaganda, um einerseits die Kriegsschuld schon präventiv von sich zu weisen und die Bevölkerung auf Vernichtungskurs zu bringen?
 
Waren die Ideologen und Denker des NS tatsächlich überzeugt von dem was sie von sich gaben? Manchmal ist das kaum vorstellbar.
Z.B. die bekannte Reichstagsrede Hitlers(1939), wo er prophezeite, wenn das "Weltjudentum" die europ. Völker erneut in einen Weltkrieg stürzen würde, das nicht den Sieg des Judentums sondern dessen Vernichtung bedeuten würde.
Glaubte er tatsächlich, dass der kommende Krieg, der ja so eindeutig von ihm und seiner Regierung, geplant und begonnen wurde, von einer jüdischen Weltverschwörung eingefädelt sei? Oder war es einfach Propaganda, um einerseits die Kriegsschuld schon präventiv von sich zu weisen und die Bevölkerung auf Vernichtungskurs zu bringen?

Wenn man die Tagebücher von Goebbels liest, die Aussagen von verschiedenne NS Grössen hört und das liest was im Stürmer stand, ist die Frage für mich schon beantwortet. Ja sie waren überzeugt davon.
 
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Der Wiki-Artikel zu Rosenberg bringt dazu einige Details. Er war bis zuletzt überzeugt von der Ideologie. Sein Mythus des 20. Jahrhundersts hat heftige Kritik und Gegenschriften v.a. auf katholischer Seite hervorgerufen, auf die Rosenberg seinerseits wieder geantwortet hat, um abermals seinen Standpunkt zu verteidigen, obwohl das für Hitlers Pläne nicht immer opportun war. Ich würde sagen, er war schon ein bißchen blind in seinem Eifer.
 
Der Wiki-Artikel zu Rosenberg bringt dazu einige Details. Er war bis zuletzt überzeugt von der Ideologie. Sein Mythus des 20. Jahrhundersts hat heftige Kritik und Gegenschriften v.a. auf katholischer Seite hervorgerufen, auf die Rosenberg seinerseits wieder geantwortet hat, um abermals seinen Standpunkt zu verteidigen, obwohl das für Hitlers Pläne nicht immer opportun war. Ich würde sagen, er war schon ein bißchen blind in seinem Eifer.

Auf Shoa.de steht folgendes über sein Mythus:

shoa.de schrieb:
Im "Mythus" wird in einer polaren Konstruktion das Judentum zum eigentlichen Gegenpol der nordischen Rassenseele. Während in dieser eine neue Form der Göttlichkeit zum Ausdruck kommt, ist die jüdische Weltanschauung "satanisch". Daran knüpft Rosenberg eine Vielzahl von Polaritäten nach einem Gut-Böse-Muster, das nicht weiter legitimiert wird. Ähnlich "argumentiert" Hitler: Die Arier sind "Gotteskinder". Der Jude ist "Personifikation des Teufels" und "Widersacher jeden Menschentums". Wie andere Nationalsozialisten ist auch für Rosenberg Christus kein Jude, sondern als Verkörperung der nordische Rassenseele der eigentliche Gegensatz zum Judentum. Die Gestalt Jesus sei bereits von den Juden, insbesondere Paulus, dann aber von der römisch katholischen Kirche verfälscht worden. Rosenberg spricht gar vom "römisch-syrischen Prinzip", das gegen die nordischen Rassenseele steht. In einer Rede im Dezember 1938 warnte er vor der "Gesamtjudenheit gegen Deutschland" und behauptete allen Ernstes, die Juden wollten Europa "in einem Blutrausch vernichten".

Denn ganzen Artikel kann man hier nachlesen:
Shoa.de - Alfred Rosenberg (1893 - 1946)

Der war schon überzeugt von dem was er schrieb und sagte. Auch wenn er versuchte dies am Nürnbergerprozess anders darzustellen.

shoa.de schrieb:
In seiner Verteidigungsstrategie versuchte sich Rosenberg vor allem mit seinem tatsächlich politisch geringen Einfluß zu rechtfertigen. Er bekannte sich zum Nationalsozialismus als Idee. Bei Hitler und seiner engeren Umgebung habe es sich aber um Verbrecher gehandelt, die die wahre Idee des Nationalsozialismus verfälscht hätten. Mit diesen hätte er nichts gemein gehabt. Wörtlich erklärte er: "Dies war nicht die Durchführung des Nationalsozialismus (...), sondern ein schmählicher Mißbrauch, eine auch von mir zutiefst verurteilte Entartung."

Rosenbergs Verteidigungsstrategie ging nicht auf. Nicht nur seine bis zum Kriegsende fortdauernden antisemitischen Ausfälle wiederlegten seine behauptete Distanz zum Regime. Vor allem war er als Beauftragter für die deutschen Ostgebiete wesentlich mit verantwortlich für die Verbrechen, die dort begangen wurden.

Hier noch ein Buchtipp:

http://www.shoa.de/content/view/510/389/
 
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Wenn man die Tagebücher von Goebbels liest, die Aussagen von verschiedenne NS Grössen hört und das liest was im Stürmer stand, ist die Frage für mich schon beantwortet. Ja sie waren überzeugt davon.


Ohne Tagespolitisch zu werden:
Man kann täglich feststellen, dass die Aussagen von Politikern mit dem, was sie tun, und vermutlich auch mit dem was sie denken, wenig zu tun haben.

Und bei den Nazis, allen voran Hitler, war das anderst. Die haben so gedacht, die haben es getan.

Wer schon mal "Mein Kampf" zum Teil gelesen hat, wird das bestätigen, da steht schon alles drin.
Wenn man das als ernst gemeint liest, hätte man den Schreiber sofort in die Psychiatrie eingewiesen. Auch schon 1926.

Aber man wusste ja, was von den Aussagen von Politikern so zu halten ist......


Sind nicht noch welche mit "Heil Hitler" die Stufen zum Galgen hoch marschiert. Streicher glaube ich zumindest.
 
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Um nochmal auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: Dass die Nazis überzeugte Antisemiten waren bedeutet nicht, dass ihre Aussagen nicht zugleich auch geschickte Propaganda waren. Hitlers "Prophezeiung" der "Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa" enthält m. E. beides: Überzeugung und Propaganda - die Überzeugung, dass die Juden das "Unglück der Menschheit" seien wurde im Vorhinein propagandistisch zur Relativierung der Kriegsschuld und zur Mobilisierung der Bevölkerung genutzt.
 
Allerdings muss das nicht fuer die zweite Fuehrungsebene gelten. Hier gab es reichlich Leute, die die Gunst der Stunde nutzten, um sich persoenlich zu bereichern und die Ideologie dazu als Instrument benutzten. Sehr verlockend, wenn man jemanden unbehelligt umbringen kann, um in den Besitz seines Vermoegens zu kommen !

Auf der unteren Ebene kamen noch die Perversen hinzu, die nun im Einklang mit der Obrigkeit morden und vergewaltigen konnten.

Das Monstroese am Nationalsozialismus besteht z. T. darin, dass man diesen Individuen, die eigentlich ins Gefaengnis oder eine psychatrische Heilanstalt gehoert haetten, die Gelegenheit gab, ihre Triebe nun, sozusagen offfiziell, auszuleben.
 
Das Monstroese am Nationalsozialismus besteht z. T. darin, dass man diesen Individuen, die eigentlich ins Gefaengnis oder eine psychatrische Heilanstalt gehoert haetten, die Gelegenheit gab, ihre Triebe nun, sozusagen offiziell, auszuleben.

Mag ja so stimmen und wenn man ein wenig sucht, wird man auch immer Beispiele dafür finden, etwa Ruth Neudeck, Karl Albrecht oder Amon Göth und andere. Was ich für viel bedenklicher halte sind die ordinary men und women, die keine überzeugten Nazis und keine Sadisten bzw. Psychopathen waren und dennoch gemordet haben. Das war nämlich die Mehrheit der Mörder, weder grundsätzlich nationalsozialistisch und erst recht nicht psychisch gestört und mit besonderem Hang zum Sadismus. Das hätten wir nur gerne, weil es die Abgrenzung einfacher machte.
 
Mag ja so stimmen und wenn man ein wenig sucht, wird man auch immer Beispiele dafür finden, etwa Ruth Neudeck, Karl Albrecht oder Amon Göth und andere. Was ich für viel bedenklicher halte sind die ordinary men und women, die keine überzeugten Nazis und keine Sadisten bzw. Psychopathen waren und dennoch gemordet haben. Das war nämlich die Mehrheit der Mörder, weder grundsätzlich nationalsozialistisch und erst recht nicht psychisch gestört und mit besonderem Hang zum Sadismus. Das hätten wir nur gerne, weil es die Abgrenzung einfacher machte.

Dem kann man nur zustimmen.

Es gibt bei Scholochow eine Szene, eine Abteilung "weißer" Kosaken ergibt sich "roten", eine Menge Kriegskameraden auf beiden Seiten, große Wiedersehensszenen.
Dann kommt der Befehl, dass die "weißen" zu erschießen sind, und gar mancher der kurz zuvor Wiedersehen gefeiert hat, schießt freiwillig mit.

Oder bei Tucholsky, der "Chef" eines Erschießungskommandos, Zivilberuf Kohlenhändler, bedauert es zutiefst, dass sseine Frau nicht zusehen kann, wie er 2 Menschen erschießen lassen darf.

Da tun sich Abgründe auf..................
 
@ElQuiote
das fast jeder mit gemacht hat ist ja das Schlimme,ob überzeugt oder nicht,und ich fürchte , dass keine Generation vor der sogenannten Massendynamik gefeiht ist , egal wie aufgeklärt sie ist.Der Mensch ist nun mal ein "Rudeltier"und egal wohin das Rudel wandert es wird mitmarschiert
 
Es hat immer einzelne gegeben, die den Schießbefehl verweigert haben. Leider nicht konstant, aber eben ab und zu, mit der Zeit immer weniger.
Umso wichtiger ist es, dass den Menschen von vornherei klar ist, was da passieren soll. Wenn man zunächst "nur" die Juden aussondert, vielleicht sogar "nur" die waffenfähigen jüdischen Männer, und sie dann "nur" aus der Stadt führt, ist das alles ja "nur" halb so wild. Wenn man sich aber schon beim ersten Schritt bewusst ist, dass dies eben nur der erste Schritt ist, dem noch weitere Schritte folgen, die von ihrer inneren Logik her letztlich beinahe zwangsläufig zu Mordaktionen führen muss, weil sonst die vorherigen Schritte ad absurdum geführt wären (das ist nämlich genau das, was zu Anfang des Holocaustes passierte), dann heißt das, dass man ein Bewusstsein dafür schaffen muss, wohin ein erster Schritt in der Konsequenz führt. Aber wir sind schon wieder von der höchsten Ebene der Hautkriegsverbrecher auf die unterste Ebene der Ausführenden gelangt.
 
Es hat immer einzelne gegeben, die den Schießbefehl verweigert haben. Leider nicht konstant, aber eben ab und zu, mit der Zeit immer weniger.
quote]


Ist alles auf der falschen Ebene...........

Aber einen "Schießbefehl" in dem Sinne gab es gar nie. Die hatten immer mehr als genug Freiwillige.
Es ist auch kein Fall bekannt, dass einem "Verweigerer" das geringste geschehen wäre. Der "Obergefreite Schmidt", der gleich mit erschossen wurde, ist Literatur, keine Historie.

Es ist wirklich scheußlich.
 
Es hat immer einzelne gegeben, die den Schießbefehl verweigert haben. Leider nicht konstant, aber eben ab und zu, mit der Zeit immer weniger.


Ist alles auf der falschen Ebene...........

Aber einen "Schießbefehl" in dem Sinne gab es gar nie. Die hatten immer mehr als genug Freiwillige.
Es ist auch kein Fall bekannt, dass einem "Verweigerer" das geringste geschehen wäre. Der "Obergefreite Schmidt", der gleich mit erschossen wurde, ist Literatur, keine Historie.

Es ist wirklich scheußlich.
Doch, Schießbefehle gab es durchaus. Die enthielten aber eine Klausel, die es den einzelnen Akteuren erlaubte, diesen Befehl nicht auszuführen.
 
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