Wie wahrscheinlich war der Atomkrieg der beiden Supermächte wirklich?

Wo Du das jetzt sagst: bei uns üblicherweise Samstags 12 Uhr in der Stadt. Das waren allerdings die Signale für den Luftalarm, in einer bestimmten Sirenenfolge.

Daneben durften in den Siebzigern wohl noch die Jets recht tief, nur ein paar Hundert Meter, über der Stadt fliegen. Gab einen ordentlichen Knall und gehörte zum Stadtleben.
 
Stimmt. An den Überschallknall, den man ab und an hörte kann ich mich auch erinnern.
Irgendwann kam der nicht mehr vor. Ist mir bis jetzt nie aufgefallen :D
 
Mein lieber bb,
...es ging darum, ob man in den Achtzigern noch wirklich real Angst vor einem Atomkrieg hatte, und das würde ich verneinen.

Gruß.....
Also ich denke, eine gewisse Angst war schon vorhanden. Wir als Kinder ende der 70er/anfang der 80er zwar nicht so, denn als Kind ist man nun mal an Politik nicht interessiert, aber gerade das war doch die Zeit, wo im Fernsehen ziemlich viele "Endzeitfilme" liefen, wo also recht anschaulich gezeigt wurde, wie der Rest der Menschheit nach einem Atomkrieg dahin vegetiert.
Und an eines kann ich mich auch noch erinnern, das war aber ein paar Jahre später und da habe ich mich dann schon etwas für Politik interessiert:
Die USA haben nie verheimlicht, daß ein eventueller Krieg auch mit Atomwaffen voraussichtlich vor allem in Europa geführt werden würde. Das weiß ich noch genau und da zeige mir mal den jenigen, der keinen "Schiss" davor hat...
:S
 
Die USA haben nie verheimlicht, daß ein eventueller Krieg auch mit Atomwaffen voraussichtlich vor allem in Europa geführt werden würde. Das weiß ich noch genau und da zeige mir mal den jenigen, der keinen "Schiss" davor hat...
:S

Die Mittelstreckenraketen im Rahmen der Nachrüstungsdiskussion stärkten/weckten nun gerade bei vielen die Befürchtungen, dass ein begrenzter Atomkrieg führbar wird.
 
Erstaunlicherweise gibt es schon verdammt früh Anzeichen für einen "vernünftigen" Umgang mit Atomwaffen.
Stalin wurde auf der Konferenz von Potsdam von den Truman darüber, dass die USA über Atombomben verfügen.
Daraufhin zog sich der Generalissimus mit Molotow und anderen zum Gespräch zurück. Das folgende Stalin-Zitat ist durch den sowjetischen Außen-Politiker Gromyko überleifert. Die nicht mit " markierten Einfügungen stammen von Montefiore.
"Unsere Allierten haben uns gesagt, die USA hätten eine neue Waffe, die Atombome. Gleich nachdm mir Truman sagte, sie hätten sie erfolgreich geporbt, habe ich mit unerem Physiker Kurtschatow gesprochen. Wir werden mit Sicherheit binnen kurzem unsere eigene Bombe haben. Aber ihr Besitz erlegt jedem Staat eine riesige Verantwortung auf. Die eigentliche Frage lautet, ob die Länder, die die Bombe haben, einfach miteinander in ihrer Herstellung konkurrieren oder wie auch andere Länder, die sie später erwerbe, eine Lösung suchen sollen, die ihre Herstellung und Verwendug verbietet." Wir er wusste, "hofften Washington und London zweifellos, dass wir noch einige Zeit brauchen, bis wir die Atombombe entwickelten haben," und "wollen uns zur Hinnahme ihrer Pläne für Europa und die Welt zwingen. Des wird ihnen aber nicht gelingen."
Nicht anders kam es. Bereits im Jahr 1949 zündete die Sowjets in der kasachischen Steppe. Seit mehrere Staaten über die Bombe verfügen, wurde sie tatsächlich nie wieder eingesetzt.
Nicht einmal der Hitzkopf Chruschtschow, in dessen Regierungszeit die heißesten Phasen des Kalten Krieges fielen, war dazu bereit einen Atomkrieg zu beginnen. Ganz anders hingegen Fidel Castro, der Chruschtschow versichterte, er solle einen Atomkrieg beginnen, denn er sei bereit Kuba für die Weltrevolution zu opfern.
Trotz guten Zuredens, zahlreiche Stellvertreterkriege und Zwischenfälle wie einander rammende U-Boote oder abgeschossene Spionage-Flugzeuge, kam es nie zum Einsatz von Atom-Waffen. Es blieb beim Geplänkel. Letzlich waren sie die einander entgegensetzten Supermächte darüber einig, die Welt nicht in de Luft zu sprengen.
Die Gefahr eines Atomkrieges war wohl bis 1949 am Größten. ;)
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Gefahr und ihre Größe sind im Nachhinein wohl immer Spekulation. Allerdings ist es natürlich korrekt, dass durch das Abschreckungspotenzial, das der Besitz dieser Waffe darstellt, ein Krieg unwahrscheinlicher wird.
Jedoch würde im Falle eines Krieges dieser dann auch weit verheerender ausfallen.
Und genügend Irre, die Interesse an dieser Auseinandersetzung hatten, gab es sicherlich, Castro ist hier wohl kein Einzelfall (MacArthur).
Ich habe vor kurzem erst gelesen, dass auch Deutschland seine atomare Bewaffnung plante, unter Strauß als Verteidigungsminister.
Doch die sog. Göttinger Achtzehn verhinderten dieses Vorhaben.
Hier würde mich interessieren, ob eine Bewaffnung Deutschlands das Risiko eines Krieges eher erhöht oder gemindert hätte.
Denn es gibt ja eben diese beiden Ansichten:
Provokation und Abschreckung, was ist die "richtige" Wertung?
 
Die nicht mit " markierten Einfügungen stammen von Montefiore.
"Unsere Allierten haben uns gesagt, die USA hätten eine neue Waffe, die Atombome. Gleich nachdm mir Truman sagte, sie hätten sie erfolgreich geporbt, habe ich mit unerem Physiker Kurtschatow gesprochen. Wir werden mit Sicherheit binnen kurzem unsere eigene Bombe haben. Aber ihr Besitz erlegt jedem Staat eine riesige Verantwortung auf. Die eigentliche Frage lautet, ob die Länder, die die Bombe haben, einfach miteinander in ihrer Herstellung konkurrieren oder wie auch andere Länder, die sie später erwerbe, eine Lösung suchen sollen, die ihre Herstellung und Verwendug verbietet." Wir er wusste, "hofften Washington und London zweifellos, dass wir noch einige Zeit brauchen, bis wir die Atombombe entwickelten haben," und "wollen uns zur Hinnahme ihrer Pläne für Europa und die Welt zwingen. Des wird ihnen aber nicht gelingen."

Da bist du einem besonderem Bären namens Gromyko aufgesessen.
Wo Stalins Bombe reifte - einestages
Igor Wassiljewitsch Kurtschatow ? Wikipedia
Dass Stalin 1945 so etwas gesagt haben soll, stammt eher aus dem Kopf des alternden Gromyko. Dein Zitat stammt aus dem Buch:
Stalin: Am Hof des roten Zaren, von Simon Sebag Montefiore, Fischer, Frankfurt
 
Ja, ne ist klar. Aber wo ist jetzt da bitte der Widerspruch zu Gromykos vergeblichen Stalin-Zitat.
Dass die sowjetischen Bestrebungen schon früher, begannen ist mir klar. Schon früh wurden die Sowjets durch Spione über das Manhattan-Projekt informiert.
Worauf ist mir bei dem Zitat ankommt, sind übrigens Stalins Bemerkungen zum verantwortungsvollen Umgang mit Atomwaffen.
 
So, also ein Interessanter Thread mehr, bei dem ich meinen Senf dazugeben kann :D

Die Frage ist nicht nur, ob ihr Angst gehabt habt, sondern auch, ob es wirklich zu einem Krieg hätte kommen können. Und das tu ich ein leichtes Fragezeichen auf: Wie Legat gemeint hat, war das Damoklesschwert des Atomkrieges immer Allgegenwärtig und damit auch das Ende der Menschheit. Keiner der Machthaber hätte es wirklich gewagt, ICBM's mit nuklearen Sprengköpfen abzufeuern, weil der Schuss eines ICBMs würde auch seine eigene Seite auslöschen. Daran hätten auch ein paar Durchgeknallte wie General McArthur nix ändern können.

Wäre es tatsächlich zu einem Krieg gekommen, wären höchstens taktische Nuklearwaffen eingesetzt worden, und selbst das ist Fraglich, da man mit konventionellen Waffen (Streubomben, Mehrfachraketenwerfer) ähnliche Wirkungen erzielen konnte.

Wären aber dennoch taktische Nuklearwaffen eingesetzt worden, wäre das vielleicht für Teile Deutschland und Österreichs (war auch ein Teil der sowjetischen Angriffspläne für den Fall der Fälle) verheerend gewesen.

Hier ein Ausschnitt aus Tante-Wiki zu dem Thema:

http://de.wikipedia.org/wiki/Taktische_Atombombe#Klassifizierung schrieb:
Taktische Kernwaffen

Taktische Kernwaffen (auch nukleare Gefechtsfeldwaffen genannt) werden ähnlich wie konventionelle Waffen gezielt gegen gegnerische Einheiten eingesetzt, wobei der Wirkungskreis geringer ist als bei strategischen Waffen. Ihre Sprengkraft reicht bis zu einigen hundert Kilotonnen und ist damit geringer als bei strategischen Kernwaffen. Die kleinste taktische Atomwaffe im Truppendienst hat eine Sprengkraft von circa 0,3 kT. Der geringe Wirkradius erlaubt einen Einsatz vergleichsweise nahe an den eigenen Truppen.
Taktische Kernwaffen gibt oder gab es als:

Die Bezeichnung „taktisch“ ist insofern verharmlosend, als auch diese Bomben erhebliche Radioaktivität entwickeln, die im Kriegsfall überregionale Auswirkungen hätte. Weiterhin suggeriert sie, dass der Einsatz dieser Waffen unterhalb der Schwelle zum nuklearen Krieg läge und damit das Gleichgewicht des Schreckens nicht destabilisiert werde.
Diskutiert wurden daneben auch Weltraum-stationierte Kernwaffen.
 
Und das tu ich ein leichtes Fragezeichen auf: Wie Legat gemeint hat, war das Damoklesschwert des Atomkrieges immer Allgegenwärtig und damit auch das Ende der Menschheit. Keiner der Machthaber hätte es wirklich gewagt, ICBM's mit nuklearen Sprengköpfen abzufeuern,

Wie kannst du da so sicher sein?

Es hat in der Politik immer schon irreale Reaktionen gegeben - auch Fanatiker - die sich einem logischen Verständnis völlig entziehen. Derartige Beispiele hat die Weltgeschichte vielfach gesehen und sie enden auch nicht im 21. Jahrhundert.

Im übrigen ist es gut denkbar, dass eine Seite die Vorstellung hat, eine militärische Konfrontation sei eingrenzbar und beherrschbar und sich aus kleinen Militärschlägen oder auch Stellvertreterkriegen binnen kurzer Zeit ein globaler Krieg entwickelt.

Mit irrationalen militärischen Reaktionen muss also jederzeit gerechnet werden, vor allem dann, wenn die beteiligten Mächte Diktaturen oder fundamentalistische Regierungen repräsentieren.

Wenn auf sowjetischer und amerikanischer Seite die Falken ans Ruder gekommen wären und eine Bedrohungsspirale in Gang gesetzt hätten, wäre ein Atomkrieg Wirklichkeit geworden. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir nur durch Zufall und glückliche Umstände einem solchen Vernichtungskrieg entronnen sind.
 
Es hat in der Politik immer schon irreale Reaktionen gegeben - auch Fanatiker - die sich einem logischen Verständnis völlig entziehen. Derartige Beispiele hat die Weltgeschichte vielfach gesehen und sie enden auch nicht im 21. Jahrhundert.

Sind welche in der Zeit wirklich an die Macht gekommen? Nicht das ich wüsste.

Im übrigen ist es gut denkbar, dass eine Seite die Vorstellung hat, eine militärische Konfrontation sei eingrenzbar und beherrschbar und sich aus kleinen Militärschlägen oder auch Stellvertreterkriegen binnen kurzer Zeit ein globaler Krieg entwickelt.

Wenn Atomwaffen eingesetzt werden, wohl kaum. Das haben die Machthaber ziemlich sicher gewusst.


Mit irrationalen militärischen Reaktionen muss also jederzeit gerechnet werden, vor allem dann, wenn die beteiligten Mächte Diktaturen oder fundamentalistische Regierungen repräsentieren.

Fundamentalismus ist erst in der heutigen Zeit zu einem wirklich gefährlichen Problem geworden. Und bei den Russen war keiner an der Macht, der ernsthaft als erster auf das Köpfchen gedrückt hätte. Man denke an Chruschtschov.

Wenn auf sowjetischer und amerikanischer Seite die Falken ans Ruder gekommen wären und eine Bedrohungsspirale in Gang gesetzt hätten, wäre ein Atomkrieg Wirklichkeit geworden. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir nur durch Zufall und glückliche Umstände einem solchen Vernichtungskrieg entronnen sind.

Stimm ich zu. Man stelle sich vor, einer mit der Intelligenz von George W. Bush (da nicht mehr im Amt, nicht mehr Tagespolitisch :D) wäre zu dieser Zeit fatal gewesen. Daher kann man tatsächlich von Glück reden. Aber angesichts der enormen Zerstörungskraft bezweifle ich, und davon bin ich fest überzeugt, dass es ein Präsident bzw. ein Machthabe gewagt hätte, das Knöpfchen zu drücken.
 
Fundamentalismus ist erst in der heutigen Zeit zu einem wirklich gefährlichen Problem geworden. Und bei den Russen war keiner an der Macht, der ernsthaft als erster auf das Köpfchen gedrückt hätte. Man denke an Chruschtschov.

Unter Fundamentalismus wollte ich hier nicht die heute aktuellen Islamisten verstanden wissen, sondern jede Regierung, die eine bestimmte Ideologie mehr oder weniger fanatisch verfolgt.

Davon gab es in der sowjetischen Militärhierarchie und auch im politischen Apparat diverse Repräsentanten, wobei sich reines Machtdenken und ideolgische Verbohrtheit nicht immer trennen lassen.
 
Davon gab es in der sowjetischen Militärhierarchie und auch im politischen Apparat diverse Repräsentanten, wobei sich reines Machtdenken und ideolgische Verbohrtheit nicht immer trennen lassen.

Der Befehl für den Einsatz von STRATEGISCHEN Atomwaffen kam aber vom Machthaber höchstpersönlich. Unter den Machthabern auf beiden Seiten vermute ich kaum, das Fundamentalisten da waren, ausgenommen vielleicht Breschnev. Und der hatte (Gott sei Dank) nicht den Mum, um abzudrücken.

Eine andere Frage ist, ob der Einsatz taktischer Atomwaffen (die mWn nicht unbedingt das Potential haben, die ganze Menschheit auszulöschen), zu einem Einsatz strategischer Atomwafffen führen hätte können.
 
Eine andere Frage ist, ob der Einsatz taktischer Atomwaffen (die mWn nicht unbedingt das Potential haben, die ganze Menschheit auszulöschen), zu einem Einsatz strategischer Atomwafffen führen hätte können.

Das ist die Spirale der Gewalt, die unbestreitbar in einen "Großen Krieg" hätte münden können.

Auch für die Zukunft lassen sich solche Szenarien nicht ausschließen, wenn man die gegenwärtige Entwicklung einer multipolaren Welt - angereichert mit "Schurkenstaaten" - fortschreibt.
 
Das ist die Spirale der Gewalt, die unbestreitbar in einen "Großen Krieg" hätte münden können.

Auch für die Zukunft lassen sich solche Szenarien nicht ausschließen, wenn man die gegenwärtige Entwicklung einer multipolaren Welt - angereichert mit "Schurkenstaaten" - fortschreibt.

Das ist richtig. Nur das wird dann schon sehr tagespolitisch.
 
Wollte auch nur noch einmal daran erinnern, dass die Diskussion nicht in Richtung Tagespolitik abdriften sollte.
Abgesehen davon sind jetzt wohl so ziemlich alle Aspekte über den Tisch.
 
Abgesehen davon sind jetzt wohl so ziemlich alle Aspekte über den Tisch.

Nicht ganz....;)

Wie sieht es denn mit "versehentlichen" Atomkriegen aus?
Computerfehler, Fehlentscheidungen oder Amoklæufe von Leuten, die "am Druecker" gesessen hatten...
Entsprechende Kino-Verfilmungen jeglicher Coleur gibt's ja genug, aber wie realistisch war so etwas? Waren genuegend "Sicherungen" eingebaut?

Gruss, muheijo
 
Nicht ganz....;)

Wie sieht es denn mit "versehentlichen" Atomkriegen aus?
Computerfehler, Fehlentscheidungen oder Amoklæufe von Leuten, die "am Druecker" gesessen hatten...
Entsprechende Kino-Verfilmungen jeglicher Coleur gibt's ja genug, aber wie realistisch war so etwas? Waren genuegend "Sicherungen" eingebaut?

Gruss, muheijo

Es gab durchaus Probleme, diese wurden aber schnell gelöst. Nur das Erkennen war Problematisch, aber das Fachpersonal erkannte diese doch schnell genug, um schlimmes zu verhindern.

Amokläufer sind meistens schnell genug aufgehalten worden.

Also: Die Hollywood-Filme übertreiben oft maßlos.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich verweise auf meinen Post a.a.O.
http://www.geschichtsforum.de/403600-post41.html

Die Gefahr, dass im Falle eines "begrenzten", taktischen Nuklearkrieges etwas zu locker mit den Dingern umgegangen worden wäre und sich daraus eine Spirale ergeben hätte, die zu einem strategischen Nuklearkrieg geführt hätte, war durchaus gegeben.
In einem solchen Szenario wäre es unmöglich gewesen, die bewährten Sicherungessysteme technischer ond personeller Art aus Friedenszeiten beizubehalten.

In den Friedenszeiten selbst, das ist richtig, haben sich diese Sicherungen schon bewährt, wie man mit einem Blick aus dem Fenster erkennen kann.
 
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