Wiedervereinigung- DDR und BRD

florian17160

unvergessen
Hallo
Habt ihr sie früher negativ oder poistiv aufgefasst?
Wie sieht es heute aus?
habt ihr noch dieselbe Meinung oder habt ihr euch getäuscht?
Worin seht ihr die Vor- und Nachteile aus Sicht Ost- und Westdeutschlands?
Schöne Grüsse
 
Wie jedes Ding hat auch die WIedervereinigung positive und negative Seiten. Negativ anzusehen ist vielleicht, dass sich viele Anfangserwartungen auf beiden Seiten nicht, oder nicht so schnell, erfüllt haben. Aber letztlich würde ich das eher als ein Ankommen in der Realität sehen. Aus heutiger Sicht, mit dem notwendigen zeitlichen Abstand, konnte man realistisch wohl nicht mehr erwarten.

Was in jedem Fall aber bleibt, ist die Gewissheit, dass es kein Zurück mehr gibt. Und wir sollten alle froh darüber sein, wenn auch so manch einer noch immer über die Wiedervereinigung sich beklagen mag.
 
Trotz aller Schwierigkeiten positiv. Was gibt's da zu diskutieren? Eine Diktatur ist veschwunden, die Menschenrechte verletzte, Menschen, die anderer Meinung waren oder auch nur das Land verlassen wollten, einperrte ...
Eine Grenze ist verschwunden, an der Menschen, nur weil sie in ein anderes "Land" wollten, getötet wurden ...

Gut, das hätte man auch ohne Wiedervereinigung haben können - dennoch, man muss berücksichtigen, dass hauptsächlich die Menschen in der DDR die Wiedervereinigung forderten (auch, weil sie am wirtschaftlichen Erfolg der BRD teilhaben wollten). Dass das dann alles nicht nach den Wünschen, sondern nach den Gegebenheiten der Realität ablief, muss man einfach akzeptieren (manche taten das früher, andere später, einige noch nicht). Aber schon allein dadurch, dass diesem Wunsch nach Wiedervereinigung entsprochen werden konnte, dieser Kraftakt an sich dann doch gelang, ist ein Erfolg und für mich positiv zu bewerten - die Leute (in West und Ost) wollten zusammen in einem Land leben ...
 
Wäre schöner gewesen, wenn nicht manche "Raubritter" rüber gegangen wären. So manche Million die offiziell zum Wiederaufbau nach Osten geflossen sind, haben den Westen oft nur auf dem Papier verlassen.
 
askan schrieb:
Wäre schöner gewesen, wenn nicht manche "Raubritter" rüber gegangen wären. So manche Million die offiziell zum Wiederaufbau nach Osten geflossen sind, haben den Westen oft nur auf dem Papier verlassen.


Stimmt.

Aber manchmal war das auch für beide (Ost und West) ein Gewinn. Manche "Wessis" haben drüben sehr viel Geld verdient, aber auch Fabriken modernisiert, (zumindest einige) Arbeitsplätze geschaffen/gesichert ... davon profitierten beide.
 
Nur in der Frage der Staatszugehörigkeit gab es eine Wiedervereinigung. Alles andere war/ist seit 1990 anders. Im Westen wie im Osten.
 
Hurvinek schrieb:
Alles andere war/ist seit 1990 anders. Im Westen wie im Osten.

Das gilt aber im Westen nur für den Staat als ganzes und die vor allem seine wirtschaftlichen Probleme, die aus der Wiedervereinigung resultieren (soweit sie das denn wirklich zur gänze tun), nicht für das Alltagsleben des Einzelnen, ganz im Gegensatz zur ehemaligen DDR. Dort hat sich alles geändert, angefangen bei den Waren, die man im Supermarkt kauft, der Schulunterricht, Presse, der Militärsdienst, Autos, Reisen, was weiß ich, dutzende weiterer Dinge...

Aber im Westen, was hat sich da für den Einzelnen geändert, in dem Sinne, dass etwas von Ost nach West übertragen wurde?
 
manganite schrieb:
Aber im Westen, was hat sich da für den Einzelnen geändert, in dem Sinne, dass etwas von Ost nach West übertragen wurde?

Meiner Meinung nach hat sich für die Menschen im Westen zu wenig geändert.

Nicht alles, was im Osten Standard war, war es nicht wert, realisiert zu werden. Beispielsweise die vorbildliche Kinderbetreuung, die es den Frauen möglich machte, schnell wieder ins Berufsleben einzusteigen.
 
Lukrezia Borgia schrieb:
Meiner Meinung nach hat sich für die Menschen im Westen zu wenig geändert.

Der Gewinn aus der Einheit für die Menschen im Westen ist eigentlich rein ideeller Natur... Die Bedrohung durch den Ostblock ist weg, man kann jetzt in die Ex-DDR fahren, ohne all die Einschränkungen, die es früher gab und wenn man will, kann man dort wohnen oder arbeiten. Viel mehr hat sich nicht verändert. Ob das gut oder schlecht ist weiß ich nicht, dazu fehlt mir zusehr die persönliche Erfahrung, um zu sagen, welche DInge man noch hätte übernehmen sollen.
 
Es stimmt wohl, dass es in der DDR auch Dinge gab, die positiv zu bewerten waren (billigere Mieten, Kindergartenplätze und Betreuung) - aber was war der Preis? Vom Staat wurde subventioniert und das in einer Größenordnung, die mit dazu beitrug, dass die DDR bankrott ging.
 
Papa_Leo schrieb:
Es stimmt wohl, dass es in der DDR auch Dinge gab, die positiv zu bewerten waren (billigere Mieten, Kindergartenplätze und Betreuung) - aber was war der Preis? Vom Staat wurde subventioniert und das in einer Größenordnung, die mit dazu beitrug, dass die DDR bankrott ging.

So muss man es wohl sehen. Anderes Beispiel: Quasi keine Arbeitslosen auf Kosten einer Überbesetzung einzelner Positionen. Ein Altlast, die zumindest im öffentlichen Dienst bis heute nachwirkt (wenn ich jetzt mal die Situation an unserem Institut verallgemeinere).
 
Papa_Leo schrieb:
Gut, das hätte man auch ohne Wiedervereinigung haben können - dennoch, man muss berücksichtigen, dass hauptsächlich die Menschen in der DDR die Wiedervereinigung forderten (auch, weil sie am wirtschaftlichen Erfolg der BRD teilhaben wollten).

Stimmt so nicht ganz.
Schließlich hatte die BRD doch lange Zeit einen Alleingeltungsanspruch erhoben und zum anderen waren es doch hauptsächlich die Menschen in der DDR, die für die gemeinsame Vergangenheit - mit ihrer Freiheit - bezahlen mussten. Da ist eine Entschädigung schon angebracht.

Gruß

Sledge
 
Papa_Leo schrieb:
Es stimmt wohl, dass es in der DDR auch Dinge gab, die positiv zu bewerten waren (billigere Mieten, Kindergartenplätze und Betreuung) - aber was war der Preis? Vom Staat wurde subventioniert und das in einer Größenordnung, die mit dazu beitrug, dass die DDR bankrott ging.


Zum Niedergang der DDR führten sicherlich mehrere Gründe. Völlig falsch ist allerdings der Glaube, daß die Subventionen die DDR in den Ruin führten.

Im Vergleich zur DDR betrug die westdeutsche Staatsverschuldung 1048 Mrd. DM 1990 zu 216,7 Mrd.DM der DDR. Auch lag die Staatsverschuldung der DDR mit 48% des BIP unter dem Durchschnitt der Staatsverschuldung der EG 15- Länder 1990.
Auch die oftmals zitierten Valutaschulden in Höhe von 49 Mrd. Valuta- Mark wurden zwischenzeitlich auf Schulden von 19 Mrd. Valuta- Mark revidiert. (Deutsche Bundesbank 1989)



Wenn nun aber nicht die Staatsverschuldung am Zusammenbruch schuld war, müssten dafür andere Ursachen hierfür gelten... .
 
Die Wiedervereinigung hat natürlich ihren Preis.
Der Wunsch vieler Schlesier, Pommern und Preußen wieder in ihre alte Heimat zurückkehren zu dürfen musste aufgegeben werden, als Helmut Kohl das Abkommen mit Polen und der SU unterzeichnete.
Abgesehen davon schien es natürlich toll, dass man nun innerhalb Deutschlands wieder überall hin reisen konnte, Verwandte besuchen, oder auch wohnen.
Ich kann mich noch gut an viele Trabis und Wartburgs kurz nach der Wende selbst hier in Schwaben erinnern.
Viele Ostdeutsche fühlten sich aber "kolonialisiert" und einfach übernommen, weil der erhoffte Aufschwung und die "blühenden Landschaften" doch nicht so blühend waren, aber der Westen hat wirklich soviel getan, um alles, was nach der Wende total verfallen war, wieder aufzubauen.
So viele Straßen wurden neu gebaut, Supermärkte, und sogar die Hauptstadt wurde in den Osten verlegt.
Und die ehem. DDR war natürlich in der EG drin und konnte von allem profitieren.
Auch von den Zahlungen aus der Kasse der EG und EU.
Da das heutige Deutschland aber der Hauptzahler ist in der EU, beschweren sich manche, dass das Geld was in die EU fließt, besser im eigenen Land hätte verbraucht werden können.
Und jetzt, 14 Jahre nach der Wiedervereinigung, sind noch immer nicht alle Löhne angeglichen und manche Sachen kosten weniger, es gibt also schon noch einen Unterschied.
Mir ist auch aufgefallen bei meinem letzten Besuch in Leipzig im April, wie monoton sich die Ostdeutschen kleiden und auftreten, soviele Einheitsfrisuren usw.
Außerdem denke ich sie fühlen sich einfach noch als "Ossis", natürlich nur innerhalb Deutschlands-"Ossis" im Ausland fühlen sich auch als Deutsche.
Der Begriff "Wessi" wird allgemein nur noch von Ostdeutschen gebraucht, die Bewohner der alten Bundesländer würden sich so meiner Meinung nach nicht mehr bezeichnen, jedenfalls nicht wenn sie grad nicht im "Osten" sind.
 
Ich habe nicht geschrieben, dass die finanzielle Lage Schuld am Zusammenbruch war - ich schrieb von bankrott/pleite ...

Ich wundere mich nur, warum die DDR dann von der BRD Milliardenkredit brauchte, wenn sie gar nicht nahe an der Pleite stand ...

vgl dazu: http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Pleite

"Die nach der Wende oft zu hörende Behauptung, die DDR wäre "wirtschaftlich ohnehin bald zusammengebrochen", hat einen wahren Hintergrund. Denn 1989 war der Staat DDR praktisch schon zahlungsunfähig; der Anschein der Bonität wurde lediglich durch eine Art staatlicher Kreditreiterei gewahrt (d.h. Einsatz von Krediten einer Bank als "Sicherheit" für Kredite anderer Institute, vgl. Geheime Kommandosache Schalck u.a. vom 28.09.1989). Der desaströse Zustand der Zahlungsbilanz (siehe unten bei 4.) bildete ein Druckmittel der BRD-Regierung zur Beförderung der deutschen Einheit, doch waren die Gründe für den Zusammenbruch der Macht der SED - nicht des Staates DDR -eher politischer Natur.
Es gab während ihrer Existenz kein offizielles Eingeständnis der Zahlungsunfähigkeit durch eine Regierung der DDR. Die westliche Presse sah die DDR bis zum Sommer 1989 überwiegend als "stabil und zuverlässig" (1) an (mit "Erosionserscheinungen" etwa ab 1988 (2)). Die Dramatik der ökonomischen Situation gelangte ab dem Jahresende 1989 schlagartig, als böse Überraschung ins Bewusstsein der Bürger beider deutscher Staaten. Ein explizites Eingeständnis hätte die finanzielle Lage wohl unnötig kompliziert, jedenfalls gab es auch nach diesem Zeitpunkt nur bruchstückhafte Informationen und Spekulationen. Die Beurteilung der Zahlungsbilanz und der ökonomischen Gesamtlage der DDR zur Wendezeit erschloss sich im Nachhinein aus Archivmaterial und aus - subjektiv geprägten - Zeugenaussagen."

und http://www.cdu.de/politik-a-z/aufschwung_ost/kap11.htm (ja, zugegebenermaßen müßte man diese Aussage, da auf eine Seite der CDU befindlich, noch extra überprüfen):

"Am 14. November 1989 gab der noch amtierende Finanzminister Ernst Höfner bekannt, daß die Staatsverschuldung der DDR die Marke von 130 Milliarden DDR-Mark erreicht hätte. Der Minister sprach von “jahrelanger Schönfärberei” der alten SED-Garde und bezichtigte sich selbst, es habe ihm am “Mut zur Wahrheit” gefehlt. Die DDR stand vor dem wirtschaftlichen Ruin. Das sozialistische System hat versagt. Maßgeblich dafür waren Mißachtung der Marktkräfte, geringe Produktivität der Wirtschaft und Überfrachtung des Staates mit sozialen Leistungen ohne ausreichende Basis."

Und die Bundesbank zur Staatsverschuldung:

"Es wurden insgesamt 173 Mrd Euro an Vebindlichkeiten von der DDR übernommen. Das entspricht ca. 10.000 Euro pro Kopf der Bevölkerung, verglichen mit ca. 7.700 EUR zur gleichen Zeit in der BRD."

und die Universität Rostock: http://www.wiwi.uni-rostock.de/~polreg/Ursachen_wirtschaftlicher_Zusammenbruch.htm

"Zwischen 1971 und 1980 wurden 210,5 Mrd. Mark mehr verbraucht als durch die DDR-Wirtschaft erzeugt wurde (Konsumgüter und sozialpolitische „Wohltaten“)
Finanzierung über Verschuldung bei westlichen Industriestaaten
Geldbeschaffung bei der Staatsbank – erhöhter Geldzufluss
Abzahlungslasten nahmen zu
1981/82 drohende Zahlungsunfähigkeit der DDR"

etc etc.
 
Zitat:"Der Wunsch vieler Schlesier, Pommern und Preußen wieder in ihre alte Heimat zurückkehren zu dürfen musste aufgegeben werden, als Helmut Kohl das Abkommen mit Polen und der SU unterzeichnete."

Ich habe es zwar schon mal gebracht. Aber hier noch mal. Die SU war bereit Ostpreussen zurück zu geben, aber wie gesagt, Kohl war sehr unterschriftsfreudig.
 
Mal aus dem Nähkästchen geplaudert:
Was 1990 im Osten negiert oder abgeschafft wurde, wird jetzt nach 13/14 Jahren wieder rausgeholt. Hier sind zu nennen:
- Kita-Gruppen wieder nach Altersgruppen getrennt
- 12 Jahre Schule zum Abitur statt 13 Jahre
- eine durchgehende Schule

Eher unsäglich und für den Osten völlig fern aller Realität, die Diskussionen von 40h-Wochen. Im Osten malochen die Arbeitnehmer ab 45h aufwärts.
Deshalb ist eine Vereinigung wirtschaftlicherseits völlig deplaziert, da der Osten 40 Jahre jünger ist als der Westen.

Ach ja, das allseits immer wieder hervorgeholte Zauberwort: der grüne Pfeil im Straßenverkehr. Kommt mir aber bitte jetzt nicht mit den "Ausnahme bestätigen die Regel"-Vorzeigeobjekten Rotkäppchen und Spreewälder Gurken oder Thüringer Bratwurst.
Im Osten wird ein Unternehmen gefeiert und in der Zeitung abgebildet, wenn es 5 Leute einstellt. Das in einer Regionalzeitung alle 5 Monate. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: wegen 5 Leuten wird ein Aufriss gemacht. Hier wird mit messianischer Geduld Aufschwung vorgegaukelt. Leider glaubt das im Osten niemand mehr. Deshalb sind ja auch die Verkäufe von Tageszeitungen rückläufig.
 
ROLO schrieb:
Mir ist auch aufgefallen bei meinem letzten Besuch in Leipzig im April, wie monoton sich die Ostdeutschen kleiden und auftreten, soviele Einheitsfrisuren usw.
Außerdem denke ich sie fühlen sich einfach noch als "Ossis", natürlich nur innerhalb Deutschlands-"Ossis" im Ausland fühlen sich auch als Deutsche.
Der Begriff "Wessi" wird allgemein nur noch von Ostdeutschen gebraucht, die Bewohner der alten Bundesländer würden sich so meiner Meinung nach nicht mehr bezeichnen, jedenfalls nicht wenn sie grad nicht im "Osten" sind.
wenn du weiter keine sorgen hast als die friesuren der ostdeutschen, dann tust du mir echt leid
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
askan schrieb:
Zitat:
Ich habe es zwar schon mal gebracht. Aber hier noch mal. Die SU war bereit Ostpreussen zurück zu geben, aber wie gesagt, Kohl war sehr unterschriftsfreudig.
Geschrieben schon, aber nicht belegt. :confused:
 
Wieso nicht belegt?
Es sind ganze Bücher drüber geschrieben worden. Wenn echtes Interesse hast suche ich dir die Textstellen raus! Ich müsste nur noch mal mein Diplom dazu wälzen.
 
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