Wieso hat die Macht des Islams so stark abgenommen?

T

Taiger11

Gast
Da man dies leicht als Politikdiskussion verstehen könnte, möchte ich an an alle Mitglieder, die hier schreiben, apellieren, dass sie sich doch bitte von politisch angehauchten Faden fernhalten mögen.

Um die Ausgangsfrage noch ein wenig weiter zu konkretisiren und eine übertriebene Ausgangsthese aufzustellen, anhand welcher man argumentieren könnte:
"Die Großmächte des heutigen Zeit sind alles nicht muslimische Staaten, weil der Islam nicht für eine Großmacht der heutigen Zeit geeignet ist." Das soll heißen, warum ist heute kein islamischer Staat mehr eine "Großmacht"
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Auch wenn Dir zustimme, dass derzeit kein islamische Staat die Weltgeschichte bestimmt, so sind Ägypten, der Iran oder auch Pakistan doch nicht zu unterschätzen. Umgekehrt ist es aber genauso: Selbst in den USA ist nicht "das Christentum" an der Macht, selbst wenn die Bush-Administration sich stark auf einige christliche Gruppierungen stützt.

Gerade in unserer globalisierten Welt geht der direkte Einfluss der Religionen zurück und weicht einer Stimmungs- und Meinungsmache, die erst mit modernen Medien möglich ist.

Solwac
 
Auch wenn Dir zustimme, dass derzeit kein islamische Staat die Weltgeschichte bestimmt, so sind Ägypten, der Iran oder auch Pakistan doch nicht zu unterschätzen. Umgekehrt ist es aber genauso: Selbst in den USA ist nicht "das Christentum" an der Macht, selbst wenn die Bush-Administration sich stark auf einige christliche Gruppierungen stützt.

Gerade in unserer globalisierten Welt geht der direkte Einfluss der Religionen zurück und weicht einer Stimmungs- und Meinungsmache, die erst mit modernen Medien möglich ist.

Solwac

Das ist genau das, was ich vermeiden wollte, denn nun kommen wir auf eine aktuelle politische Lage, die einem Geschichtsforum nicht angemessen ist! *MOD-Ton ausschalt Ich stimme dir zu, aber es bringt uns im Thema nicht voran.
 
...dass derzeit kein islamische Staat die Weltgeschichte bestimmt...
Kein islamischer Staat bestimmt die Weltgeschichte?
Was ist mit dem Irak und Afghanistan, in dem heute noch Truppen aus "aller Herren Länder" stationiert sind, oder Iran, wo der Präsident fast täglich Hetztiraden gen Israel und die USA schleudert und überhaupt die Arabische Liga, mit ihrem Palästinenserproblem, hält sehr wohl die gesamte Weltpolitik in Atem - schon seit Jahrzehnten.
 
Ich stimme dir zu, aber es bringt uns im Thema nicht voran.

Du hast das Thema falsch gestellt:


Taiger11 schrieb:
"Die Großmächte des heutigen Zeit sind alles nicht muslimische Staaten, weil der Islam nicht für eine Großmacht der heutigen Zeit geeignet ist." Das soll heißen, warum ist heute kein islamischer Staat mehr eine "Großmacht"

Muslimische Staaten gibt es nicht und der Begriff islamischer Staat ist derart unscharf, dass darunter alles Mögliche zu subsumieren ist.

Überleg dir mal eine historische Fragestellung (und wie leicht man auch da in Schwierigkeiten kommen kann, zeigt die aktuelle Diskussion über ein Papstzitat).
 
@Taiger11: Ich verstehe Deinen Kommentar nicht. Mein Verweis auf die aktuelle Lage soll ja keine politische Diskussion lostreten, sondern nur eine Klärung Deiner Fragestellung bewirken. War für Dich das osmanische Reich ein islamischer Staat?

@Barbarossa: Das sehe ich anders: Die Weltpolitik dreht sich um diese Staaten, aber die Staaten bestimmen nicht das Handeln. Wenn überhaupt, dann haben die OPEC-Länder in den 70ern aktiv Weltpolitik gemacht. Die erste Ölkrise ist aber wohl nicht als Beispiel für diesen Strang geeignet und sollte separat diskutiert werden.

Solwac
 
Dieses Thema ist von aktueller Politik gar nicht zu trennen. Nehmen wir doch einfach mal die saudische Familie der Banu Ladin, die zweitreichste Familie nach der Königsfamilie: die kontrolliert(e) durch Investitionen jede Menge amerikanischer Firmen, zu einem Teil sind diese verbandelt mit der Familie Bush und anderen Mitgliedern der Bush-Regierung. Das ist ein ziemlicher Einfluss auf die Weltpolitik, wie ich finde. Im Hintergrund zwar, aber evident.
Man könnte die Frage stellen, ob die historischen Weltläufte zwangsläufig dazu geführt haben. Da würde ich für meinen Teil sagen: nein! Aber durch die Ölvorkommen, von denen ein äußerst großer Teil eben in Ländern des Dar al-Islam liegen, haben diese eben doch über den Umweg der Wirtschaft eine Machterlangt, die sie vielleicht politisch sonst nicht gehabt hätten...
 
Das Thema ist schion in Ordnung. Nur die Diskutanten halten sich nicht daran. Wenn als Gegenbeispiel Afganistan genannt wird, eines der ärmsten Länder, dann ist das dafür Beleg genug.

Wenn die islamische Welt heute aufgefordert wird, sich zu reformieren (und Luther zum Vorbild genannt wird), um wieder an den wissenschaftlichen und zivilisatorischen Standard der westlichen Welt aufschließen zu können, dann setzt das ja voraus, dass diese islamische Welt hinterherhinkt. Einen islamischen Nobelpreisträger in den Wissenschaftsdisziplinen gibt es nicht. In den Frühzeiten des Islam war das nicht so (man denke an die Medizin), sondern das Verhältnis ungefähr gleich. Dann ist die Frage nach den historischen Ursachen dafür durchaus legitim.

Ich verorte mal eine Ursache ungeschützt und aus dem Bauch heraus im Koran. Als unmittelbares Diktat Gottes ist er jedem Diskurs unzugänglich. In der westlichen Zivilisation haben wir Vergleichbares nur bei den Zeugen Jehovas und den Mormonen und anderen biblizistischen Kreisen. Die Christenheit geht aber an sonsten davon aus, dass die Bibel als "Gottes Wort in Menschenmund" hinterfragt werden darf, also diskursfähig ist. Welche Bedeutung die Diskursfähigkeit hat, sieht man an dem biblizistischen Kreationismus. Diesen Kreisen bleibt z.B. die Paläanthropologie und die Suche nach dem "missing link" dogmatisch verschlossen. Aus dem Kreise der Amischen wird eine Fortentwicklung der Kernspintomographie nicht zu erwarten sein. So lange es sich um extreme Minderheiten handelt, wird die Gesamtpopulation davon nicht betroffen, insbesondere, wenn das Christentum nicht Staatsreligion wird.

Im Islam sieht die Lage anders aus. Dort ist eine Trennung von Religion und Staat an sich nicht vorgesehen. Einen Diskurs über den Koran ist nicht möglich. Die längst überfällige Erarbeitung einer textkritischen Ausgabe des Korans, so etwa wie der Nestle-Aland für das Neue Testament, wird in Deutschland erarbeitet. Dieser Text wird zumindest für lange Zeit in den muslimischen Ländern nicht verbreitet werden dürfen. Damit entfällt für weite Bereiche die Möglichkeit des Diskurses. Im Mittelalter hat der Diskurs über die Dreifaltigkeit und der Göttlichkeit Jesu trotz aller Spitzfindigkeiten eine Diskussionskultur entwickelt, von der wir heute noch zehren, die der islamischen Welt des vorderen Orients aber weitgehend fehlt (in Singapur und Malaysia mag das etwas anders sein).

Gerade der theologische Diskurs ist ein hervorragendes Feld, gedankliche Disziplin und Unterscheidungsvermögen zu entwickeln. Thomas v. Aquin beginnt viele seiner Antworten auf von ihm selbst gestellte Fragen mit dem Wort "distinguo" = Ich unterscheide ...

Unsere Jurisprudenz hat sich in ihren Auslegungsmethoden weitgehend aus der Scholastik entwickelt. Und bis ins 20. Jh. hinein galten Juristen in Deutschland als für alle Aufgaben in Staat und Verwaltung geeignet. In Island sind es die Theologen, so dass jetzt ein eigener theologischer Studiengang für Theologen eingerichtet wird, die nicht Geistliche werden wollen (so dass die Pastoralausbildung wegfallen kann). Da im Islam aber der theologische Diskurs unterbleibt und die Ausbildung der Geistlichen sich im Wesentlichen auf das Auswendiglernen des Korans, dessen Harmonisierung, und die Kenntnis der Sunna, der Sammlung der Aussprüche des Propheten, beschränkt, sind die so ausgebildeten Geistlichen zwar auch an den Schalthebeln der Macht, aber ihnen fehlt teils das Training im Diskurs über die Instrumente und Methoden der Gesellschaftsführung, teils aber wegen der ehernen Grenzen des Korans auch die Möglichkeit, sachgerecht zu reagieren. Es bedurfte einer hochkomplizierten Argumentation der Universität von Kairo, um Muslimen in der Nähe des Polarkreises eine Möglichkeit des Überlebens zu eröffnen, wenn der Ramadan in den Sommer fiel, wo die Sonne praktisch nicht untergeht. Auch kann man dies gegenwärtig (Mods, mal ein paar Zeilen überspringen!:winke:) an der Aufforderung des iranischen Präsidenten, der Papst möge die Verbindung zwischen Islam und Gewalt zurücknehmen, erkennen. Mit keiner Silbe ist er in der Lage (obgleich er frommer Muslim ist), die Bedeutung der vom Papst zitierten Sure 9, 29 friedlich auszulegen - auch kein anderer muslimische Geistliche konnte das bislang. Selbst die ultraorthodoxen Juden lehnen eine gewaltsame Rückeroberung des Heiligen Landes ab (anders als die Zionisten), indem sie die betreffenden Stellen des Alten Testamentes eben anders verstehen (können und dürfen). Insofern sind die Juden in ihrem Diskurs noch freier als die Christen, was sich auch in ihren wissenschaftlichen Leistungen niederschlägt.

Ich denke, dass die Ausgangssituation im frühen Mittelalter in der islamischen Welt und im christlichen Abendland ungefaähr gleich war. Aber dann hat die prinzipielle Diskursfreiheit im Abendland (trotz der Widerstände der Inquisition in manchen Bereichen) eben doch den Fortschritt ermöglicht, während das islamische Morgenland dort stehen blieb.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich Stimme El Quichote zu! Diese Diskussion ist nicht von der Gegenwart zu trennen.
Ich glaube aber zu wissen, worauf Du hinaus willst. Der letzte grosse "Führer" des Islam waren die Osmanen, die sich ständig mit den Europäern, d.h. mit dem Westen gemessen haben. Der "Abstieg" des Islam geht einher mit dem "Aufstieg" der westlichen Staaten, die die Wissenschaft vorangetrieben haben, einmal die Wirtschaftswissenschaften genauso wie die Naturwissenschaften oder die Militärwissenschaft. Der Islam in den letzten knapp 500 Jahren war einfach zu konservativ, um gegen die moderner werdenden christlichen Nachbarn zu bestehen. Und dieses wird eben besonders am "kranken Mann vom Bosporus" deutlich, welcher am Ende nur noch ein Spielball der westlichen Mächte war.
 
Mit keiner Silbe ist er in der Lage (obgleich er frommer Muslim ist), die Bedeutung der vom Papst zitierten Sure 9, 29 friedlich auszulegen - auch kein anderer muslimische Geistliche konnte das bislang.

Also ich bin zwar kein Theologe, wage mich aber trotzdem mal an diese Interpretation der Sure, in der es da heisst:

Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und an den Jüngsten Tag glauben, und die das nicht für verboten erklären, was Allah und Sein Gesandter für verboten erklärt haben, und die nicht dem wahren Glauben folgen - von denen, die die Schrift erhalten haben, bis sie eigenhändig den Tribut in voller Unterwerfung entrichten.
Im christlichen Abendland ist der Irrglaube des Kämpfens eines Muslim allgegenwärtig! Das heisst nicht das man die Muslime mit einem Schwert in der Hand gegen Christen vorgehen sieht. Nein es ist vielmehr der ständige Kampf mit seinen Worten. Ebenso ist der Dschihad zu sehen, der vielmehr ein Kampf gegen sich selbst darstellt, um keine Sünden zu begehen. Also nicht auf den Kampf gegen den Westen spezifiziert.

Wann dürfen Muslime kämpfen und töten?

2:190-193
Und kämpft auf dem Weg Allahs gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, doch übertretet nicht. Wahrlich, Allah liebt nicht diejenigen, die übertreten. Und tötet sie, wo immer ihr auf sie stoßt, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben; denn die Verführung (zum Unglauben) ist schlimmer als Töten. Und kämpft nicht gegen sie bei der heiligen Moschee, bis sie dort gegen euch kämpfen. Wenn sie aber gegen euch kämpfen, dann tötet sie. Solcherart ist der Lohn der Ungläubigen.Wenn sie aber aufhören, so ist Allah Allverzeihend, Barmherzig. Und kämpft gegen sie, bis es keine Verwirrung (mehr) gibt und die Religion Allah gehört. Wenn sie aber aufhören, so soll es keine Gewalttätigkeit geben außer gegen diejenigen, die Unrecht tun.
 
Wenn die islamische Welt heute aufgefordert wird, sich zu reformieren (und Luther zum Vorbild genannt wird), um wieder an den wissenschaftlichen und zivilisatorischen Standard der westlichen Welt aufschließen zu können, dann setzt das ja voraus, dass diese islamische Welt hinterherhinkt.

Ich halte es für ziemlich schwierig, hier Vergleiche anstellen zu wollen (nicht, dass ich dir das nun unterstellen will)...
Zum einen gab es im Islam niemals eine Figur wie den Papst mitsamt einer Institution "Kirche". Allein von daher sind bereits Vergleiche kaum statthaft und hinken.
Und: Wo hinkt denn nun wer hinterher? Das sind doch stets die jeweiligen Maßstäbe derer, die eine (vermeintliche) Überlegenheit festmachen wollen. Würden wir einen x-beliebigen Moslem in -sagen wir mal- Malaysia fragen....er wäre felsenfest davon überzeugt, in Sachen Moral einem "Heiden" überlegen zu sein.


Gerade der theologische Diskurs ist ein hervorragendes Feld, gedankliche Disziplin und Unterscheidungsvermögen zu entwickeln. Thomas v. Aquin beginnt viele seiner Antworten auf von ihm selbst gestellte Fragen mit dem Wort "distinguo" = Ich unterscheide ...
Da im Islam aber der theologische Diskurs unterbleibt und die Ausbildung der Geistlichen sich im Wesentlichen auf das Auswendiglernen des Korans, dessen Harmonisierung, und die Kenntnis der Sunna, der Sammlung der Aussprüche des Propheten, beschränkt, sind die so ausgebildeten Geistlichen zwar auch an den Schalthebeln der Macht, aber ihnen fehlt teils das Training im Diskurs über die Instrumente und Methoden der Gesellschaftsführung, teils aber wegen der ehernen Grenzen des Korans auch die Möglichkeit, sachgerecht zu reagieren. Es bedurfte einer hochkomplizierten Argumentation der Universität von Kairo, um Muslimen in der Nähe des Polarkreises eine Möglichkeit des Überlebens zu eröffnen, wenn der Ramadan in den Sommer fiel, wo die Sonne praktisch nicht untergeht.


Nun....zum einen verstehe ich, was du meinst und teile deine Einschätzung in den allermeisten Punkten.
Zum einen sind die "Urgeschichte" von Christentum und Islam grundverschieden. Während das Christentum in seiner Anfangszeit eine verfolgte Minderheitsreligion ist, tritt der Islam schon innerhalb weniger Jahre einen wahren Siegeszug an. Das nicht zuletzt führt m.E. zu der späteren Haltung: Wer permanent staatlich verfolgt wird, kann/ muss eine Gebt-des-Kaiser-was-des-Kaisers-ist-Haltung einnehmen. Im Gegenzug dazu bietet sich im Islam eine Vereinigung zwischen Religions-, Politik- und Gesellschaftsentwurf geradezu an (ein solches Unterfangen wie der Trennung von Staat und Religion müsste den ersten Kalifen als vollkommen irrsinnig erschienen sein).

Die Zeit des Niedergangs beginnt aber nicht erst in den letzten 100 oder 200 Jahren. M.E. setzt die mit 2 zentralen Ereignissen ein: Den Kreuzzügen und noch viel mehr dem Mongolensturm. Die Kreuzzüge sind militärisch oder politisch wohl nicht wirklich verheerend (trotz immenser Schäden), was ihre Wirkung -z.T. bis heute- ausmacht, ist die psychologische Wirkung: "Ungläubige" stehen auf einmal in Jahrhunderte zuvor erobertem islamischen Kernland. Die "psychologische Wirkung" hält bis heute: Wenn ein US-Präsident nichtsahnend von "crusade" spricht, hat das bis heute in der Region einen anderen Nachhall als hierzulande.
Viel mehr jedoch -was die politischen, gesellschaftlichen und militärischen Folgen angeht- ist der Mongolensturm: Das Kalifat endgültig beerdigt; Bagdad, die einst mächtigste und größte Stadt der Erde, dem Erdboden gleichgemacht. Bis heute sind die Folgen des Sturms zu bemerken: Städte, die nie wieder auferstanden sind; die persische wie die arabische Geschichte nehmen einen gänzlich anderen Verlauf...


Nun zu heute: Ja, einen guten Teil des theologischen Diskurses bestimmt al-Azhar in Kairo. Nur: Da gibts denn auch eine christliche Entsprechung. Den Vatikan. (Einige "Dissidenten" haben das spüren dürfen). Allerdings gibt es hier wie da "Denker wider die Absolution" (Hans Küng, Abdolkarim Soroush).
Und da sind wir denn schon beim Punkt: Was die Religiösität angeht, unterscheiden sich Islam und Christentum nicht zu sehr (während es im Islam eine fundamentalistische Richtung gibt, gibt es im Christentum die Evangelikalen Nordamerikas...um nur ein Beispiel zu nennen). Sehr zu empfehlen die Werke von z.b. Olivier Roy hierzu...
Der Unterschied besteht prinzipiell darin, dass eine Trennung zwischen Staat und Kirche im Christentum besteht, was in den meisten (arabisch-)muslimischen Staaten nicht der Fall ist. Dennoch sind selbst in der Islamischen Republik Iran Säkularisierungstendenzen deutlich zu bemerken. Und dies ganz gleich, was nun wieder mal ein Ayatollah oder der Wächterrat von sich gibt....

So weit erstmal.....sonst wirds zu viel...
 
Zuletzt bearbeitet:
Also ich bin zwar kein Theologe, wage mich aber trotzdem mal an diese Interpretation der Sure, in der es da heisst:

Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und an den Jüngsten Tag glauben, und die das nicht für verboten erklären, was Allah und Sein Gesandter für verboten erklärt haben, und die nicht dem wahren Glauben folgen - von denen, die die Schrift erhalten haben, bis sie eigenhändig den Tribut in voller Unterwerfung entrichten.
Im christlichen Abendland ist der Irrglaube des Kämpfens eines Muslim allgegenwärtig! Das heisst nicht das man die Muslime mit einem Schwert in der Hand gegen Christen vorgehen sieht. Nein es ist vielmehr der ständige Kampf mit seinen Worten. Ebenso ist der Dschihad zu sehen, der vielmehr ein Kampf gegen sich selbst darstellt, um keine Sünden zu begehen. Also nicht auf den Kampf gegen den Westen spezifiziert
Und warum hat das niemand richtig gestellt? Im übrigen beschreibst Du nur den großen Dschihad - es gibt auch den kleinen.

Aber das führt hier vom Thema ab. Für Interessenten daher nur folgender Link:
http://www.politik-kultur.de/Texte/Der Islam in Bosnien_.pdf#search="Islam Bosnien-Herzegowina"
 
Es bedurfte einer hochkomplizierten Argumentation der Universität von Kairo, um Muslimen in der Nähe des Polarkreises eine Möglichkeit des Überlebens zu eröffnen, wenn der Ramadan in den Sommer fiel, wo die Sonne praktisch nicht untergeht.

Dazu würden mich mehr Infos interessieren, wenn Du meinst, das sei offtopic, gerne per PN. Muss auch nicht ausführlich sein, die Argumentation, die letztendlich zum Ergebnis führt reicht mir.
 
fingalo schrieb:
Und warum hat das niemand richtig gestellt?

Keine Ahnung, warum dies niemand klargestellt hat? Ich habe den Beitrag nicht gesehen!

Zum kleinen Dschihad folgendes:

Der kleine Dschihad ist die Verteidigung der eigenen Glaubensgemeinschaft, wenn diese durch eine andere Gruppe bekämpft und attackiert wird. Selbst wenn diese gegnerische Gruppe versucht die islamische Glaubensgemeinschaft zu zerstören und sie auf übelste Weise terrorisiert, ist es die Pflicht eines jeden Muslim diesen Konlflikt um jeden Preis friedlich zu lösen (d.h. mit Dialog und Respekt voreinander, keineswegs mit Gewalt).

aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Heiliger_Krieg
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich halte es für ziemlich schwierig, hier Vergleiche anstellen zu wollen (nicht, dass ich dir das nun unterstellen will)...

Nun, die Fragestellung zu den unterschiedlichen Entwicklungsstufen zwingt das auf.

Zum einen gab es im Islam niemals eine Figur wie den Papst mitsamt einer Institution "Kirche". Allein von daher sind bereits Vergleiche kaum statthaft und hinken.
Wieso hinken sie? Man kann doch vergleichen "Religion mit Papst" und "Religion ohne Papst". Schon die Feststellung ist ja ein Vergleich (mit / ohne). Auch die Juden und die evangelischen Christen haben keinen Papst.

Und: Wo hinkt denn nun wer hinterher? Das sind doch stets die jeweiligen Maßstäbe derer, die eine (vermeintliche) Überlegenheit festmachen wollen. Würden wir einen x-beliebigen Moslem in -sagen wir mal- Malaysia fragen....er wäre felsenfest davon überzeugt, in Sachen Moral einem "Heiden" überlegen zu sein.
Der Vergleichspunkt war in der Frage vorgegeben: Die paganen Lebensumstände.

Nun....zum einen verstehe ich, was du meinst und teile deine Einschätzung in den allermeisten Punkten.
Und nun folgt das Unmögliche: Der Vergleich von Unvergleichbarem (nach Deinen Worten).
(die weiteren Ausführungen wegen Zustimmung gelöscht)

Die Zeit des Niedergangs beginnt aber nicht erst in den letzten 100 oder 200 Jahren. M.E. setzt die mit 2 zentralen Ereignissen ein: Den Kreuzzügen und noch viel mehr dem Mongolensturm. Die Kreuzzüge sind militärisch oder politisch wohl nicht wirklich verheerend (trotz immenser Schäden), was ihre Wirkung -z.T. bis heute- ausmacht, ist die psychologische Wirkung: "Ungläubige" stehen auf einmal in Jahrhunderte zuvor erobertem islamischen Kernland. Die "psychologische Wirkung" hält bis heute: Wenn ein US-Präsident nichtsahnend von "crusade" spricht, hat das bis heute in der Region einen anderen Nachhall als hierzulande.
Viel mehr jedoch -was die politischen, gesellschaftlichen und militärischen Folgen angeht- ist der Mongolensturm: Das Kalifat endgültig beerdigt; Bagdad, die einst mächtigste und größte Stadt der Erde, dem Erdboden gleichgemacht. Bis heute sind die Folgen des Sturms zu bemerken: Städte, die nie wieder auferstanden sind; die persische wie die arabische Geschichte nehmen einen gänzlich anderen Verlauf...
Der Mongolensturm mit der Eroberung Bagdads war 1285. Er erklärt nicht hinreichend die geistige Selbstbeschränkung im Diskurs. Da blühte die Islamische Kultur noch lange in Spanien.

Nun zu heute: Ja, einen guten Teil des theologischen Diskurses bestimmt al-Azhar in Kairo. Nur: Da gibts denn auch eine christliche Entsprechung. Den Vatikan. (Einige "Dissidenten" haben das spüren dürfen). Allerdings gibt es hier wie da "Denker wider die Absolution" (Hans Küng, Abdolkarim Soroush).
Du redest nur von der katholischen Kirche. Das Christentum kennt auch eine evangelische Kirche. Selbst die orthodoxe Kirche stellte sich niemals dem wissenschaftlichen Fortschritt in den Weg.
Und da sind wir denn schon beim Punkt: Was die Religiösität angeht, unterscheiden sich Islam und Christentum nicht zu sehr (während es im Islam eine fundamentalistische Richtung gibt, gibt es im Christentum die Evangelikalen Nordamerikas...um nur ein Beispiel zu nennen). Sehr zu empfehlen die Werke von z.b. Olivier Roy hierzu...
Der Unterschied besteht prinzipiell darin, dass eine Trennung zwischen Staat und Kirche im Christentum besteht, was in den meisten (arabisch-)muslimischen Staaten nicht der Fall ist. Dennoch sind selbst in der Islamischen Republik Iran Säkularisierungstendenzen deutlich zu bemerken. Und dies ganz gleich, was nun wieder mal ein Ayatollah oder der Wächterrat von sich gibt....
In dem Text, den ich als Link oben eingefügt habe, sieht der Kontext etwas anders aus. Ich hoffe, dass das Jahr 1970 bereits als historisch im Sinne des Forums gilt. Ich zitiere mal daraus:
Die Anfang der siebziger Jahre (!) von Izetbegović verfasste, jedoch zunächst nicht publizierte „Islamska Deklaracija“ (Islamische Deklaration) sowie sein in den USA veröffentlichtes Werk, „Islam between East and West“, stellen in unterschiedlicher Akzentuierung die konzeptionelle Basis des „Muslimanstvo“ im ehemaligen Jugoslawien dar. Während die „Islamska Deklaracija“ in der Rezeption häufig als ein Dokument des Islamismus gewertet wird, repräsentiert sein publizistisches Hauptwerk, „Islam between East and West“, angeblich eine Korrektur dieser Position und eine Öffnung des Islams zur westlichen Welt. Diese Beurteilung ist jedoch problematisch. In Frankreich wurde das Werk im Jahr 1994 als „staatszersetzend“ klassifiziert und verboten.
In den siebziger Jahren, also zeitgleich, verfasste der Ägypter Omar Abder Rahman an der islamischen Al Azhar Universität in Kairo eine umfängliche Dissertation zum Thema „Djihad“. Darin reduzierte Rahman den Begriff auf den bewaffneten Kampf gegen die Ungläubigen und vertrat die Auffassung, die traditionelle Überlieferung sei eine Verfälschung der Worte des Propheten. Der Islam habe sich immer mit der Waffe durchgesetzt und daher könne sich der Islam auch in Zukunft nur mit Waffengewalt behaupten. Diese Neufassung des „Djihad“-Begriffes wurde zu einem
Kernelement der sich zunächst in Ägypten und bald darauf im Libanon, in den Palästinensergebieten und in Algerien formierenden radikalen islamistischen Gruppen, wie der ägyptischen Gama’a Islamiya, der palästinensischen HAMAS, der schiitischen Hisbollah im Libanon, der „Front Islamique du Salut“ in Algerien und anderer. Der, als heiliger Krieg gegen die Ungläubigen verstandene „Djihad“, ist für diese Gruppen Mittel zur Erreichung des Ziels der Rückkehr zu einem unverfälschten Islam und einer islamischen Sozialordnung. Es geht dabei um die Zurückweisung aller unislamischen Ideen, Entwicklungen und Einflüsse sowie um die Befreiung der islamischen Welt von der Usurpation durch Ungläubige und ihre
Statthalter in den islamischen Ländern. In der Regel wird der Islam darüber hinaus als universelle Lösung und Modell für die gesamte Menschheit verstanden. All dies findet sich in der „Islamska Deklaracija“ Izetbegovićs wieder.

Da bietet sich natürlich wieder ein Vergleich an: Die Reformatoren aller Religionen haben gemeinsam:
1. Die Diagnose des Zerfalls
2. Das Rezept der Rückkehr zu dem, was sie als "das Eigentliche, das Ursprüngliche" ihrer Religion ansehen.
 
...Kämpft gegen diejenigen, die nicht an Allah und an den Jüngsten Tag glauben, und die das nicht für verboten erklären, was Allah und Sein Gesandter für verboten erklärt haben, und die nicht dem wahren Glauben folgen - von denen, die die Schrift erhalten haben, bis sie eigenhändig den Tribut in voller Unterwerfung entrichten...
Oh je! Dann bin wohl ich, als Atheist damit gemeint.
( Ähm, auf welche einsame Insel muß ich nun flüchten, um sicher zu sein? - kleiner Scherz... )
Aber wie sieht es denn mir mir z. B. aus?
 
Keine Ahnung, warum dies niemand klargestellt hat? Ich habe den Beitrag nicht gesehen!

Zum kleinen Dschihad folgendes:

Der kleine Dschihad ist die Verteidigung der eigenen Glaubensgemeinschaft, wenn diese durch eine andere Gruppe bekämpft und attackiert wird. Selbst wenn diese gegnerische Gruppe versucht die islamische Glaubensgemeinschaft zu zerstören und sie auf übelste Weise terrorisiert, ist es die Pflicht eines jeden Muslim diesen Konlflikt um jeden Preis friedlich zu lösen (d.h. mit Dialog und Respekt voreinander, keineswegs mit Gewalt).

aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Heiliger_Krieg
Das ist der falsche Link.

http://de.wikipedia.org/wiki/Dschihad und die Diskussionsseite dazu.
 
Dazu würden mich mehr Infos interessieren, wenn Du meinst, das sei offtopic, gerne per PN. Muss auch nicht ausführlich sein, die Argumentation, die letztendlich zum Ergebnis führt reicht mir.
Das ist zu lange her, dass ich jetzt noch die Fundstelle wüsste.

Aber es wurde irgenwie festgelegt, dass ab einem bestimmten Breitengrad Sonnenauf- und untergang an die Zeiten von einer auf einem vergleichbaren Längengrad liegenden muslimischen Stadt gekoppelt werden sollte, für Norwegen war es glaube ich Kairo.
 
Ich verorte mal eine Ursache ungeschützt und aus dem Bauch heraus im Koran. Als unmittelbares Diktat Gottes ist er jedem Diskurs unzugänglich. In der westlichen Zivilisation haben wir Vergleichbares nur bei den Zeugen Jehovas und den Mormonen und anderen biblizistischen Kreisen. Die Christenheit geht aber an sonsten davon aus, dass die Bibel als "Gottes Wort in Menschenmund" hinterfragt werden darf, also diskursfähig ist.

Was hat der Koran damit zu tun? In den allermeisten Fällen basieren die Aktionen einer islamischen Gemeinschaft nicht direkt auf dem geschriebenen Wort, Ursache sind die Interpretationen und Agitationen von Imanen. Natürlich wird dort auch immer der Koran vorgeschoben, aber letztendlich wollen Leute da Politik machen und nicht Religion ausüben.

Solwac
 
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