wieso war der bundestag des deutschen bundes un Frankfurt/Main?

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Gast

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Dioe Überschrift fragt das was ich mich frage;)
hat frankfurt einen bestimmen grund, war es zufall oder lag es einfach zentral?
 
Frankfurt

Gast schrieb:
Dioe Überschrift fragt das was ich mich frage;)
hat frankfurt einen bestimmen grund, war es zufall oder lag es einfach zentral?
Das war sicherlich ein Grund, zudem besaß es eine große wirtschaftliche Bedeutung, war seit 1356 Ort der Königswahl und war ein beliebter Aufenthaltsort der früheren Herrscher.
 
Germanicus schrieb:
Das war sicherlich ein Grund, zudem besaß es eine große wirtschaftliche Bedeutung, war seit 1356 Ort der Königswahl und war ein beliebter Aufenthaltsort der früheren Herrscher.

Das ist zweifellos richtig, außerdem noch: Frankfurt am Main war die einzige der "Hauptstädte" des alten Reiches die Freie-Reichsstadt blieb, zu keinem Flächenstaat wie z. B. Regensburg gehörte.

Siehe auch:
Deutsche Bundesakte (08.06.1815), in: documentArchiv.de [Hrsg.], URL: http://www.documentArchiv.de/nzjh/dtba.html , Stand: 03.06.2004.

Grüße Repo
 
Frankfurt am Main war nicht nur der Ort an dem die römischen Könige gewählt und die Kaiser des Alten Reiches gekrönt wurden. Die in das Großherzogtum Frankfurt eingegliederte Stadt war auch die Hauptstadt des Rheinbundes. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig zerfiel das Großherzogtum wieder. Fulda und Hanau fielen an Hessen-Kassel, Aschaffenburg an Bayern, Wetzlar an Preußen und Frankfurt wäre wohl auch einem anderen Land eingegliedert worden, wenn man man nicht eine Hauptstadt für den Deutschen Bund benötigt hätte. Wien, Berlin und München sowie jede andere Landeshauptstadt kamen hierfür nicht in Frage; genauso wenig wie eine Stadt ohne jeden Glanz und Tradition.
 
Gandolf schrieb:
Frankfurt am Main war nicht nur der Ort an dem die römischen Könige gewählt und die Kaiser des Alten Reiches gekrönt wurden. Die in das Großherzogtum Frankfurt eingegliederte Stadt war auch die Hauptstadt des Rheinbundes. Nach der Völkerschlacht bei Leipzig zerfiel das Großherzogtum wieder. Fulda und Hanau fielen an Hessen-Kassel, Aschaffenburg an Bayern, Wetzlar an Preußen und Frankfurt wäre wohl auch einem anderen Land eingegliedert worden, wenn man man nicht eine Hauptstadt für den Deutschen Bund benötigt hätte. Wien, Berlin und München sowie jede andere Landeshauptstadt kamen hierfür nicht in Frage; genauso wenig wie eine Stadt ohne jeden Glanz und Tradition.


Frankfurt war die Hauptstadt des Rheinbundes, das kann man so sehen. Aber, ob das eine Empfehlung beim Wiener Kongress war, ist doch mindestens fraglich.

Der kurzzeitige Großherzog von Frankfurt war dort eine absolute "Persona non grata"! Er galt als DER Totengräber des alten Reiches.

Ich denke man muss eher sagen, dass Ffm. der Sitz der Bundesversammlung wurde obwohl es dieselbe Funktion im Rheinbund inne hatte.

Grüße Repo
 
Ist vielleicht etwas off-topic, aber Frankfurt behielt seinen Ruf als Parlamentssitz bis ins 20.Jahrhundert. Frankfurt war ja der Kandidat für den westdeutschen Regierungs-/Parlamentssitz nach dem 2.WK.
Aber gerade weil man keine endgültige Lösung, sondern eine Übergangsregelung demonstrieren wollte, entschied man sich für Bonn.
 
Arne schrieb:
Ist vielleicht etwas off-topic, aber Frankfurt behielt seinen Ruf als Parlamentssitz bis ins 20.Jahrhundert. Frankfurt war ja der Kandidat für den westdeutschen Regierungs-/Parlamentssitz nach dem 2.WK.
Aber gerade weil man keine endgültige Lösung, sondern eine Übergangsregelung demonstrieren wollte, entschied man sich für Bonn.

Dazu gibt es nun allerlei zu lesen.
Adenauer soll die Meinung vertreten haben, dass in Frankfurt viel leichter Großdemonstrationen organisierbar seien als in Bonn.
Carlo Schmidt soll geäußert haben, wenn schon Provisorium, dann Barackenlager in Helmstedt.
Persönlich denke ich, dass die hervorragende Verkehrsanbindung von Bonn schon eine wichtige Rolle gespielt hat.
Die Verkehrsanbindung wohin? Natürlich nach Rhöndorf!


Grüße Repo
 
Repo schrieb:
Frankfurt war die Hauptstadt des Rheinbundes, das kann man so sehen. Aber, ob das eine Empfehlung beim Wiener Kongress war, ist doch mindestens fraglich.

Der kurzzeitige Großherzog von Frankfurt war dort eine absolute "Persona non grata"! Er galt als DER Totengräber des alten Reiches.

Ich denke man muss eher sagen, dass Ffm. der Sitz der Bundesversammlung wurde obwohl es dieselbe Funktion im Rheinbund inne hatte.
Wer soll auf dem Wiener Kongreß dem Alten Reich nachgetrauert haben?

Nach dem Westfälischen Frieden erwuchsen die Glieder des Reiches auf dessen Kosten zu Staaten. Infolgedessen konnte sich das Reich nicht zu einem modernen Staat entwickeln. Stattdessen nahm es die Gestalt eines "irregulären Monsters" (Samuel von Puffendorf) an. Als dann Friedrich II. mehrfach Krieg gegen Maria Theresia führte, wurde deutlich, dass die Reichsidee infolge des nun aufkommenden preußisch-österreichischen Dualismus politisch tot war. Friedrich der Große war es, der das Reich zu Grabe trug.

Ende des 18. Jahrhunderts bestand eine Situation, die das Reich solange überleben ließ, wie sich die beiden deutschen Großmächte gegenseitig blockierten. Doch schwebte zugleich über dem Restreich die Gefahr, dass sich die beiden deutschen Großmächte über seine Aufteilung und die Liquidation des Alten Reiches einigten ("polnische Lösung"). Vor diesem Hintergrund waren die größeren Staaten des Restreiches - aus ihrer Sicht - gut beraten, zusammen mit Frankreich die Neugliederung des Restreiches und die Liquidation des Reiches in die Hand zu nehmen und nicht auf eine einvernehmliche österreichisch-preußische Lösung zu warten. Aus Sicht der Profiteure dieses Coups (insb. Baden, Württemberg und Bayern) war der Rheinbund ein notwendiger Akt der Absicherung des eigenen Überlebens.

Zudem waren Säkularisierung, Mediatisierung und Reichsliquidation notwendige Akte der Modernisierung Deutschlands. Speziell Süddeutschland befand sich mit seiner Zersplitterung in hunderte von Einzelherrschaften Anfang des 19. Jahrhunderts in einer nicht überlebensfähigen Verfassung.

Metternich wollte mit der Gründung des Deutschen Bundes mit Sicherheit nicht an den Rheinbund als Instrument französischer Vorherrschaft über Deutschland anknüpfen. Aber er knüpfte an die im Rheinbund zum Ausdruck gekommene Bundesidee - im Gegensatz zur überkommenen Reichsidee - als zeitgemäße Form des Zusammenlebens der Deutschen an. Insofern war es dann auch nur folgerichtig, den Sitz der Bundesversammlung in Frankfurt am Main, dem Sitz des ehemaligen Rheinbundes, anzusiedeln. Für die mittelgroßen und kleineren deutschen Staaten bedeutete diese Geste eine Bekräftigung, dass die Ergebnisse der Mediatisierung, Säkularisierung, Reichsliquidation und somit ihre Eigenständigkeit und Unabhängigkeit auch im neuen Bund akzeptiert werden. Insofern konnte es für den Sitz der Bundesversammlung keinen besseren Ort geben als Frankfurt am Main.
 
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Gandolf schrieb:
Wer soll auf dem Wiener Kongreß dem Alten Reich nachgetrauert haben?

Nach dem Westfälischen Frieden erwuchsen die Glieder des Reiches auf dessen Kosten zu Staaten. Infolgedessen konnte sich das Reich nicht zu einem modernen Staat entwickeln. Stattdessen nahm es die Gestalt eines "irregulären Monsters" (Samuel von Puffendorf) an. Als dann Friedrich II. mehrfach Krieg gegen Maria Theresia führte, wurde deutlich, dass die Reichsidee infolge des nun aufkommenden preußisch-österreichischen Dualismus politisch tot war. Friedrich der Große war es, der das Reich zu Grabe trug.

Ende des 18. Jahrhunderts bestand eine Situation, die das Reich solange überleben ließ, wie sich die beiden deutschen Großmächte gegenseitig blockierten. Doch schwebte zugleich über dem Restreich die Gefahr, dass sich die beiden deutschen Großmächte über seine Aufteilung und die Liquidation des Alten Reiches einigten ("polnische Lösung"). Vor diesem Hintergrund waren die größeren Staaten des Restreiches - aus ihrer Sicht - gut beraten, zusammen mit Frankreich die Neugliederung des Restreiches und die Liquidation des Reiches in die Hand zu nehmen und nicht auf eine einvernehmliche österreichisch-preußische Lösung zu warten. Aus Sicht der Profiteure dieses Coups (insb. Baden, Württemberg und Bayern) war der Rheinbund ein notwendiger Akt der Absicherung des eigenen Überlebens.

Zudem waren Säkularisierung, Mediatisierung und Reichsliquidation notwendige Akte der Modernisierung Deutschlands. Speziell Süddeutschland befand sich mit seiner Zersplitterung in hunderte von Einzelherrschaften Anfang des 19. Jahrhunderts in einer nicht überlebensfähigen Verfassung.

Metternich wollte mit der Gründung des Deutschen Bundes mit Sicherheit nicht an den Rheinbund als Instrument französischer Vorherrschaft über Deutschland anknüpfen. Aber er knüpfte an die im Rheinbund zum Ausdruck gekommene Bundesidee - im Gegensatz zur überkommenen Reichsidee - als zeitgemäße Form des Zusammenlebens der Deutschen an. Insofern war es dann auch nur folgerichtig, den Sitz der Bundesversammlung in Frankfurt am Main, dem Sitz des ehemaligen Rheinbundes, anzusiedeln. Für die mittelgroßen und kleineren deutschen Staaten bedeutete diese Geste eine Bekräftigung, dass die Ergebnisse der Mediatisierung, Säkularisierung, Reichsliquidation und somit ihre Eigenständigkeit und Unabhängigkeit auch im neuen Bund akzeptiert werden. Insofern konnte es für den Sitz der Bundesversammlung keinen besseren Ort geben als Frankfurt am Main.


Ich habe gestern zufällig in einem Werk über die Entstehung des 2. Deutschen Reiches gelesen, dass es maßgeblich v. Stein war, der sowohl den Status Ffm. als Freie Reichsstadt als auch als Sitz der Bundesversammlung 1814/15 "durchdrückte". Eine Tatsache die zu besonderem Entsetzen der Frankfurter führte, als sie 1866 schlicht annektiert wurde. Ohne überhaupt im Krieg mit Preußen gestanden zu haben.

Grüße Repo
 
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