Wikingerschiffe

Riothamus

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Nachdem ich seit einiger Zeit wieder etwas Modellbau betreibe, habe ich beschlossen, mich auch mit Schiffen zu beschäftigen.

Da es für Anfänger angelegt ist, habe ich mir den Baukasten zur Rekonstruktion der Mora, dem Flaggschiff, wenn man es zu der Zeit schon so nennen kann, Wilhelm des Eroberers von Wolfram zu Mondfeld angeschafft. Auch wenn ich schon mal Holzschiffchen gebaut habe, schien mir ein Anfängermodell erst einmal sicherer.

Ein andere Kauf fällt eher in den Bereich 'Wie vergraule ich meine Kunden?'.

Mich interessiert momentan die Seefahrt der Wikingerzeit. Ich denke dabei nicht unbedingt an ein Langschiff. Handelsschiffe wie die Knorr interessieren mich ebenfalls, oder sogar mehr. Denn dabei kann man ja auch an der Ladung arbeiten...

Natürlich werde ich einige Zeit für die Mora brauchen, aber die Planung gehört ja auch dazu, und eigentlich wollte ich ja etwas zu den Wikingern bauen.

Leider kenne ich mich mit der Literatur dazu nicht wirklich aus. Aber bei dem Thema würde mich wundern, wenn nicht zumindest die bekannteren gefundenen Schiffe so publiziert sind, dass man damit etwas anfangen kann. Und Beschreibungen der Ausrüstung dürfte es auch geben.

Und da hier ja immer so eifrig über die Seefahrt geschrieben wird liegt die Frage nahe: Kann mir da jemand einen Tipp geben?
 
Detailreiche, penibel recherchierte und rekonstruierte Schiffsmodelle faszinieren mich ungemein, auch wenn mir selbst das handwerkliche Geschick für eigene Modellbauten fehlt. Die Rekonstruktion der "Mora" von zu Mondfeld ist natürlich zwangsläufig mit vielen Fragezeichen versehen, weil die Quellenlage recht dürftig ist. Zur Schiffsdarstellung auf dem Teppich von Bayeux hat das Museum Roskilde einen guten Einstiegstext online.
Da Dich Handelsschiffe eher interessieren: In Roskilde zu sehen ist ja auch Skuldelev 3 sowie dessen Rekonstruktion "Roar Ege". Davon wiederum gibt's ein sehr schönes Holzmodell im Maßstab 1:25 vom dänischen Anbieter Billing Boats.
 
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In der Regel sind Schiffsmodelle aus Zeit vor dem 17. Jahrhundert nicht gut, weil einfach die Detailkenntnis dazu fehlt.

Wikingerschiffe sind jedoch durch die oben erwähnten Funde aussergewöhnlich gut dokumentiert, so dass auch diese gut sein können.

Trotzdem gibt es auch da viel Müll, also Vorsicht. Ich war vorhin bei meinem lokalen Modellbaubedarf-Dealer und habe mal nachgesehen ob eines der erwähnten Schiffe vorhanden war. Es gab aber nur ein äusserst primitives Modell Namens "Oseberg."
 
Vielen Dank für die Ansatzpunkte.

Eine Reise zu den Sehenswürdigkeiten des Frühmittelalters in Skandinavien steht schon lange auf meiner Wunschliste, nur kommt immer wieder etwas dazwischen. Ähnlich sieht es mit Mainz aus.

An die beiden Handelsschiffe und das Fischerboot aus Skuldelev hatte ich schon gedacht. Beim Baukasten von Billing Boats stört mich, dass die Abbildung dazu ganz anders aussieht, als die Fotos zu Skuldelev 3 und der Roar Ede, die ich kenne.

Aber aus den Seiten der Museen bin ich auf Olaf Olsen (Hrsg.), Ships and Boats of the North, vol. 4.1: The Skuldelev Ships I. Topography, Archaeology, History, Conservation and Display gestoßen. Ob des Preises werde ich aber noch recherchieren, ob der Inhalt passt und nicht nur aus schönen, sondern auch aus brauchbaren Bildchen besteht.

Die Zusammenstellung der Schiffe vom Teppich von Bayeux ist sehr hilfreich. Einen Tag hatte ich schon damit verbracht in einer Bilddatei hin und her zu scrollen. Allen Vereinfachungen des Anfänger-Baukastens wollte ich dann ja doch nicht folgen.
 
In der Regel sind Schiffsmodelle aus Zeit vor dem 17. Jahrhundert nicht gut, weil einfach die Detailkenntnis dazu fehlt.

Wikingerschiffe sind jedoch durch die oben erwähnten Funde aussergewöhnlich gut dokumentiert, so dass auch diese gut sein können.

Trotzdem gibt es auch da viel Müll, also Vorsicht. Ich war vorhin bei meinem lokalen Modellbaubedarf-Dealer und habe mal nachgesehen ob eines der erwähnten Schiffe vorhanden war. Es gab aber nur ein äusserst primitives Modell Namens "Oseberg."

Einen absolut primitiven Baukasten einer "Mini-Oseberg", angeblich 1:50, habe ich hier. Ob des Preises habe ich sein Aussehen so ziemlich erahnt. Es erschien mir eine gute Übung, es zu verbessern, bevor ich mit der Mora beginne.

Allerdings stimmt selbst der Maßstab nicht. Es ist eher 1:90. Einige Händler bieten es auch so an. Allerdings sind, wenn man nachmisst, einige Abmessungen in anderem Maßstab als andere. Da kann man nichts mehr machen, dass taugt nur als Spielzeug. Gar nicht zu reden davon, dass mir angedachte Verbesserungen in 1:90 denn doch zu friemelig sind.

Sie können es auch nicht zusammengebaut haben: Einige Bauteile passen nicht. Z.B. eine Reihe mit Schilden, die zudem die Löcher für die Riemen verdecken würde. Das Bild auf der Verpackung und die Zeichnung der Bauanleitung, für die man eine Lupe benötigt, zeigt denn für diese auch anders konstruierte Bauteile.

Was Modelle älterer Zeiten angeht, ist meist ja nur die Darstellung eines Typs möglich. Auch bei den Funden der Wikingerzeit ist die Versuchung groß gleich Typen abzuleiten.

Aber sie liefern auch die Hoffnung, dass es Pläne und Veröffentlichungen gibt, die einen Baukasten obsolet machen.
 
Konkret zur "Mora" und der Rekonstruktion zu Mondfelds: Es gibt da einen Baubericht für just dieses Modell, in dem der Autor einiges "gesupert" hat und etliche Änderungen gegenüber dem Bauplan vornimmt, das Warum leider aber unzureichend erklärt bzw. belegt. Gibt aber vielleicht den einen oder anderen Denkanstoß, möglicherweise auch den einen oder anderen zusätzlichen Literaturtipp. Und der Teil zur Takelung ist ziemlich ausführlich und klingt für mich als waschechte Landratte sehr plausibel. Das Ergebnis sieht jedenfalls gut und stimmig aus, weit besser in meinen Augen als z.B. das, das im Mariner's Museum in Newport, Virginia, ausgestellt ist.
 
Danke, die Seite ist eine Fundgrube. Sie hat mich heute einiges an Schlaf gekostet.

Da dort die Bücher, die ich kenne, so ziemlich ebenso bewertet werden, wie ich es tun würde, ist die Seite für mich besonders wertvoll.

Und sie hat mich darauf gestoßen, dass ich bezüglich der Roar Ege von Billing Boats wohl falsche Bilddateien vorliegen habe.
 
@hatl, ich reagiere mal hier, da der Thread-Titel passt, auf deinen Beitrag aus dem "Griechen-im-Atlantik?"-Thread.
Was ich mich schon länger frage:
Die Wikingerboote waren ja oben offen.
Die Schiffe des Kolumbus hatten eine Beplankung über dem Rumpf und an der darüber hinausstehenden Bordwand Abflussöffnungen. Wenn da eine Welle drüber schwappte lief das Wasser zurück ins Meer.
Ein kräftiger Schwapp und weg ist das Wikingerschiff?
Ich schätze, dass es aufgrund der Bauweise so einige sturmschwappbedingte Bootsverluste gegeben haben wird/muss.

Niederschlag darüber in Quellen zu finden dürfte nicht leicht sein. Möglicherweise am ehesten über abgeleitete Annahmen, wenn bspw. bei einer Unternehmung von x Booten nur y ankommen, wobei die Gründe ja nicht zwangsläufig Schiffsunglücke gewesen sein müssen (Umkehr, Routenänderung). Bei der Grönlandfahrt Eriks des Roten, mit dem Ziel dauerhafter Besiedelung (um 985), sollen von 25 Schiffen (wohl Knarrs) nur 14 angekommen sein.

Gegen gefährdende Schwapps dürften Optionen in Schöpfen, Bordwanderhöhung mittels mitgeführter Planken, Schöpfen, Ladung über Bord und nochmals Schöpfen gelegen haben - bis zum zu kräftigen Schwapp.

Zum Schöpfen:
In altnorwegischen Gesetzessammlungen (wie Bjarkeyjarréttr, etc.) sind Vorschriften zu finden, welche Kriterien für Seetauglichkeit bzw. -untauglichkeit fassen. So bspw.:
„Nun sendet der König seine Leute in das Fylke, das Schiffszeug und die Männer zu prüfen, und diese oder der Schiffsführer bezeichnen das Schiff als nicht seeklar. Aber die jeweils andere Seite bezeichnet es als seeklar. Da soll man Männer aus einer anderen Schiffsgestellung berufen, die sollen beschwören, ob das Schiff seeklar ist oder nicht. Aber wenn sie nicht schwören wollen, da sollen jene ihr Schiff zu Wasser bringen und ihr Fahrzeug prüfen. Sie sollen es fünf Nächte zur Dichtung liegen lassen und dann ausschöpfen. Wenn nun ein Mann das Schiff durch Schöpfen trocken halten kann hinaus auf die Küstenfahrstraße, da ist das Schiff seeklar.“
– Das Rechtsbuch des Gulathings § 310*
* Wikingerschiff – Wikipedia

Eine hölzerne Ablaufrinne, von Bordwand zu Bordwand gelegt wird Ausschöpfen effektiver gemacht haben, da Schöpfende dadurch am günstigen Punkt (Bilge) verbleiben konnten. (s. gleicher Wiki-Artikel)
 
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