Wilhelm Busch

Seine Jugend und ersten Erfolge

Ich weiß nicht mehr genau, wie es gekommen. Kurzum! Nach längerem Verborgensein hab ich dereinst auf Erden Platz genommen, um auch einmal am Licht mich zu erfreun.

Für dieses Erscheinen hat Wilhelm Busch sich einen Sonntag ausgesucht, den 15. April 1832, und als Ort das Dorf Wiedensahl, dem heutigen Niedersachsen. Seine Eltern Friedrich Wilhelm Busch und Henriette Dorothee Busch, betreiben einen Kramladen. Mit neun Jahren muss Wilhelm als erstes von sieben Kindern das Elternhaus verlassen, und so zu sienem Onkel, dem Pastor Georg Kleine, nach Ebergötzen bei Göttingen zeihen, und der Pastor unterrichtete ihn. Fünf Jahre darauf, also 1846, übersiedelt er mit dem Onkel in dessen neue Pfarre nach Lüthorst am Solling. Ein Jahr danach beginnt Wilhelm Busch in Hannover zu studieren, denn der Vater will, dass er Maschinenbauer wird. Aber lieber als Maschinen zeichnet er Märchenszenen und, seine Begabung fühlend, Karikaturen. Als er nach Wiedensahl zurückkehrt und erklärt Maler werden zu wollen, willigt der alte Busch nur ungern ein. Im Juni 1851 geht Busch als Malschüler an die Düsseldorfer Kunstakademie. Da ihm die hier übliche Lehrmethode nicht begeistert, wechselt er ein Jahr darauf auf die Malschule in Antwerpen über. Dort begegnet er Werken älterer niederländischer Meister, und der Eindruck, den er von ihnen empfing, war so nachhaltig, dass sie ihm lebenslang den Maßstab für sein eigenes Schaffen bildet. Im folgenden Frühjahr zwingt ihn eine Typhuserkrankung das Studium zu unterbrechen, und er kehrt für eineinhalb Jahre heim. In dieser Zeit beginnt er, alte Märchen, Sagen Spukgeschichten, Reime und Volkslieder seiner Heimat, aufzuschreiben und zu sammeln. Außerdem besucht er seinen Onkel Georg Kleine in Lüthorst. Durch den Onkel wird Busch angeregt, sich mit der Lehre Darwins und mit der Philosophie Kants und Schoppenhauers zu beschäftigen. Diese Studien sind der Ausgangspunkt für die geistige Formung. Im Herbst 1854 entschließt sich Wilhelm Busch den Malunterricht fortzusetzen, und zwar in München. Daraufhin schliesst er sich außerdem dem Künstlerverein "Jung-München" an, für dessen Karikaturenbuch, und Kneipenzeitung er mancherlie zeichnet und schreibt. Als Wilhelm Busch 1859 die ersten ARbeiten in den "Fliegenden Blättern" und den "Münchener Bilderbogen" veröffentlicht, betrat er sein eigenes Feld, auf dem er es allmählich zu unverwechselbarer Meisterschaft bringen soll. Außerdem skizzierte er Max und Moritz, das sein meistverbreitetes Buch werden soll. Kasper Braun kauft es für 1000 Gulden und bringt es als Buch heraus.

Die Karriere und das Älterwerden

Als wichtig erweißt sich für Busch ein Ereignis, das zunächst seinen neun Jahre jüngeren Bruder Otto betrifft. Dieser wird 1867, als frischgebackener Doktor der Philosophie, im Hausse des Bankiers Kessler für zwei Söhne und zwei Töchter der Erzieher. Seine Tätigkeit führt bald zu einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen ihm und der Familie Kessler, in das der ältere Bruder, nachdem er Otto besucht hat, sogleich einbezogen wurde. Busch kommt nun öfter nach Frankfurt. Durch diese Aufenthalte folgt eine Auseinandersetzung mit Schopenhauer. Diese zweite Begegnung mit der Gedankenwelt der Pessimisten übt einen nachhaltigen Eindruck auf Buschs eigene Ideologie aus. In anderer Hinsicht ist für ihn die Begegnung mit Frau Johanna Kessler bedeutend. An dieser Freundschaft ist Busch, vielleicht mehr als je mit einer anderen mit warmen Herzen beteiligt. Umso schmerzlicher ist es für ihn, dass ihm die Verehrte als Frau unerreichbar bleibt. Inzwischen entstehen die Fromme Helene, wie auch Pater Filicius, der Geburtstag oder die Partikularisten, Dideldum, die Knopp-Trilogie, die Haarbeutel und Fipps der Affe. Die meisten Arbeiten Buschs entstehen in der Einsamkeit der niedersächsischen Heimat. Das Jahr 1874 zeichnet sich durch eine Überraschung in der Reihe der Veröffentlichungen Buschs aus. Er hat in aller Stille Gedicht um Gedicht geschrieben, bis sie auf achtzig Stück angewachsen sind; nun gibt er sie, zu einem Bändchen mit dem Titel Kritik des Herzens heraus. Allerdings treten Leute auf, die sich über eine - wie es ihnen schien - so gänzlich negative Ideologie entrüsteten. Zu denen, die das Buch positiv ausnahmen, gehört Maria Anderson. Zu ihr hat Busch eine Vier-Jahre anhaltende Brieffreundschaft, die beinahe den platonischen Zaun überstiegen hätte. 1878 stirbt Schwester Fannys Mann, Pastor Hermann Nöldeke. Da das Pfarrhaus für seinen Nachfolger geräumt werden muss, entschließt sich Busch, zusammen mit Fanny und ihren Söhnen in das einstige Pfarrwitwenhaus in Wiedsahl zu ziehen. Väterlich übernimmt er die Sorge für die Erziehung und Ausbildung der Neffen. Auch Busch wird älter und spürt, wie die Gesundheit nachlässt und wie notwendig es ist, mit den Kräften auszuhalten. Obgleich es Busch widerstrebt, ins Rampenlicht der Öffentlichkeit gezogen zu werden, konnte er doch nicht verhindern, dass diese, je mehr sie von seinen Werken kennen lernt, sich auch für deren Verfasser zu interressieren beginnt. 1885 erscheint die erste Biographische Schrift über ihn. Das ist dann auch der Grund, dass Busch aus seiner Zurückhaltung heraustritt und in derselben Zeitung eine selbstbiographische Skizze WAS MICH BETRIFFT veröffentlichte.

Über den Tod

Im Übrigen beginnt Buschs Schaffendrang nachzulassen. Er hört auf zu malen, und als Zeichner beschränkt er sich auf die kleinen, mit Versen versehenen, humorvollen Arbeiten. Von Jahr zu Jahr, von Veröffentlichung von Veröffentlichung ist Buschs Name bekannter geworden und stand bei allen, die Sinn für Humor und von Kunst und Dichtung etwas verstanden, in hohem Ansehen. So ist es selbstverständlich, dass seines 70. Geburtsags überall in der deutschen Presse gedacht wurde. Er selbst aber, bescheiden wie eh und je und noch scheuer geworden, wich allen "drohenden" Ehrungen seiner Person aus. Das alternde Menschen sich mit den Gedanken an den Tod vertraut machen, ist nur natürlich; in dem Maße, wie ihre Kräfte schwinden, fühlen sie ihn näher rücken, und jeder Todesfall im Kreise der Verwandten oder Freunde mahnt sie. Busch lebt schon frühzeitig im Bewusstsein der Vergänglichkeit alles Irdischen auch der eigenen, und dem Schaffenden ist der Tod stets gegenwärtig; er ist der Hintergrund seines inneren Lebens. Um es in einem scheinbaren Widerspruch auszudrücken: Auf dieser Gegenwärtigkeit des Todes beruht der Ernst von seinem Humor. Im Mai 1907 - er ist eben 75 Jahre alt geworden - trifft Wilhelm zum letzten Male mit dem Jugendfreund Erich Bachmann zusammen. Ein Vierteljahr darau erhält er die Nachricht, dass dieser Mann, mit dem er 66 Jahre lang befreundet gewesen war, gestorben ist. Sein Tod muss ihn besonders getroffen haben. Offenbar nahm er schon ein Stück von ihm selber mit ins Jenseits, denn im Dez. dieses Jahres schrieb er: " Ich stehe auf der Grenze von hier und dort, und fast kommt es mir vor, als ob beides dasselbe wäre." Das heißt nichts anderes, als dass der Tod ihm nicht mehr Tod war, sondern dass er ihn schon überwunden hatte. Bis in seine letzten Lebenjahre war Busch herumgereist, wenn auch nicht mehr so oft. Aber die vierteljährliche wiederholende Fahrt nach Hannover, wo er bei einer Bank seine geschäflichen Angelegenheiten persönlich zu regeln pflegt, will er sich noch immer nicht versagen. Am Vorabend einer solchen Fahrt jedoch, zwingt ihn ein plötzlicher heftiger Schmerz in der linken Seite, früher als gewohnt zu Bett zu gehen; da auch die Nacht keine Besserung bringt, muss er die geplante Reise unterlassen. Busch erholt sich nicht wieder. Es war das Herz, das nicht mehr mittun wollte und am Morgen des 9. Januar hört es auf zu schlagen.

Quelle: Wilhelm Busch Gesamtwerk, Manfred Pawlack

Anmerkungen zu Buschs Person:
Er rauchte für sein Leben gern Zigarren.
Sein Humor war nicht für werbliche Zwecke käuflich.
Er lebte zwar zurückgezogen und scheu, jedoch nicht mit seinem Familienkreis.
Eigenbrötlerisch.
Er war nie verheiratet.
 
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