Wilhelm II. - Julikrise 1914

luniquiera

Neues Mitglied
1. Weltkrieg, Wilhelm II., Blankoscheck

Hallo,
ich habe eher ein Verständnisproblem als ein Problem der Thematik, die ich verstehe.

Es geht um das Schreiben an Kaiser Wilhelm II im Jahr 1914 und dem Ausstellen der Blankovollmacht zur Unterstützung von Deutschland an Österreich-Ungarn (Ö-U) gegen die Annexions- bzw. Unabhängigkeitspolitik von Serbien.

Ich habe hier einen Quelltext vorliegen, geschrieben von Reichskanzler Bethmann-Hollweg. Er beschreibt darin, wie der Kaiser dieses Schreiben aus Ö-U überreicht bekommt und sich mit ihm berät, dann führt er noch kurz aus, warum aus seiner Sicht die Unterstützung von Deutschland notwendig sei.

So. Nun habe ich 3 Aufgaben:

1. Ich soll aus dem Quelltext herausarbeiten, wie Bethmann Hollweg die durch das Attentat von Sarajewo entstandene Lage beurteilt und wie er seine Rolle beim Zustandekommen der Blankovollmacht darstellt.

2. Ich soll Grundgedanken einer Quellenkritik skizzieren.

3. Ich soll Bethmann Hollwegs Darstellung aufgrund meines Vorwissens über die Politik der deutschen Reichsleitung in der Julikrise beurteilen und meine Überlegungen zu Aufgabe 2 hier mit ein beziehen.
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Ich habe bis jetzt 3 Seiten geschrieben. Habe es jetzt so gemacht, dass ich für Nr. 1 viele Zitate aus dem Text wiedergebe und einen Kontext zum Sachverlauf herstelle ("Bethmann Hollweg wollte hiermit klarmachen...." und auch kurz Ereignisse erläuterte, z.B. was beim Attentat geschah) War das richtig so?

Bei Nr. 2 war ich schon sehr ratlos (Quellenkritik?) und bei 3. weiß ich jetzt gar nicht mehr weiter, da ich bei Nr. 2 sehr viel über Bethmanns Fehltritte in der Politik/Misstrauen und Deutschlands Isolation gegenüber den anderen Staaten vorher, sowie über die Folgen nach dem Blankoscheck (Russland hat gleich angegriffen, etc) geschrieben hab. Da ist eh schon quasi alles drin, was ich schreiben kann.

Was ist denn da jetzt jeweils gemeint, wo soll ich was erläutern und wie ist es richtig zu gliedern??? :weinen: Möchte das gut aufbauen und blicke nicht mehr durch, Hilfe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Erkundige dich bei Aufgabe 2 noch mal, ob du die richtig verstanden hast. Natürlich kann man den Grundgedanken der Q-Kritik skizzieren, aber ich habe eher den Eindruck, zumindest wäre das nach der Aufgabenstellung logisch, dass du wohl eher den Grundgedanken der Quelle (also die Intention Bethmann-Hollwegs) der Quellenkritik mehr oder weniger ausführlich unterziehen sollst.
 
Naja, also er schreibt in der Quelle hauptsächlich nur eine Art Bericht, dass der Kaiser eben dieses Schreiben bekamund anschließend erwähnt er, dass Ö-U auf Deutschland zählen kann und so weiter.
Was soll ich jetzt wo genau reinpacken?
 
Das Thema, das Du bearbeiten sollst, kann man vermutlich nicht auf der Grundlage des vorleigenden Dokuments quellenkritisch bewerten:

Eine grundlegende Konfliktlinie war die Rivalität mit England in Bezug auf die Flotte

Deutsch-Britisches Flottenwettrüsten ? Wikipedia


Es gab deutlich vor 1914 bereits Tendenzen in Berlin, eine frühzeitige militärische Entscheidung zu suchen, da man die Verschlechterung der Kräfteverhältnisse befürchtete. Frühesten Daten der Überlegungen für einen Deutschen Präventivkrieg gehen auf das Jahr 1905 zurück (aus dem Kopf, hoffe es ist korrekt)

Kriegsrat vom 8. Dezember 1912 ? Wikipedia


Die Julikrise ist lediglich der Fokus, in dem sich die Tendenzen der vergangenen Jahre bündeln. Relevant ist die Überlegung durch eigenverschuldetet "Ausgrenzung" des DR in die Isolation geraten zu sein.

Julikrise ? Wikipedia


Neben den politischen Problemen kam die Verschärfung durch die militärische Planung hinzu. Das Problem war der Zwang, die deutsche Mobilisierung im Zeitraffer und frühzeitg durchführen zu können. Mit verheerenden Konsequenzen für die Zeitplanung, den eskalierenden Konflikt diplomatisch einzudämmen.

Schlieffen-Plan ? Wikipedia


Vor diesem Hintergrund ist auch teilweise das Agieren von B-H. zu verstehen. Sein Interesse galt einer Neuordnung der Interessen in SO Europa, aber keinesfalls der Initierung eines Weltkriegs.

Bethmann Hollweg und der Krieg: die ... - Google Bücher


Sehr aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang die Aufzeichnungen von Riezler, um die Rivalität der Machtzentren im wilhelminichen Deutschland ein wenig zu verstehen.

Kurt Riezler ? Wikipedia
 
Eine grundlegende Konfliktlinie war die Rivalität mit England in Bezug auf die Flotte
Deutsch-Britisches Flottenwettrüsten ? Wikipedia

Ein kleiner Einwurf, daß Wettrüsten zwischen Großbritannien und Deutschland wird im Bezug auf Zuspitzung der außenpolitischen Lage bis zur Julikrise 1914 über bewertet.

Zumal der Aufbau der deutsche Flotte bereits 1912 ins Stocken kam, kann ab dem Zeitpunkt kaum noch von einem Wettrüsten die Rede sein. Das Wettrüsten in seiner Spiralwirkung war mit dem Dreadnoughtbau bis ca. 1910 an seine finanzielle Grenze gestoßen, mehr in Deutschland als in Großbritannien.
Diverses aufputschen der Massen wurde dann durch die Medien gerade in Großbritannien durch diverse Naval Scare hervorgerufen und der großen Angst vor einer Invasion, die durch die neue Große Flotte ab 1906 durchaus berechtigt war. Dabei spielen die dt. Flottennovellen von 1906 und 1908 eine wichtige Rolle.

Aber der Wikiartikel ist nur bedingt zu nutzen, denn das Wettrüsten zwischen Großbritannien und Deutschland geht nicht auf die dt. Flottengesetze von 1900 zurück. Großbritannien fühlte sich bis zur Zeit des russisch-japanischen Krieges nicht durch eine deutsche Flotte bedroht bzw. genötigt hier mehr im Ausbau der eigenen Flotte zu investieren, als dass der Two-Power-Standard mit seinen Naval Defence Act von 1889 sowie den Spencerprogrammen von 1893 gefordert war. Als Gegner waren ohnehin die französische und russische Flotte im Blickfeld.

Also Achtung bei der Thematik Flottenwettrüsten vor den 1.WK. Das ist weitaus komplexer und stellt sich eigendlich anders dar, als es in der Geschichte gewertet wird.

;)
 
Also Achtung bei der Thematik Flottenwettrüsten vor den 1.WK. Das ist weitaus komplexer und stellt sich eigendlich anders dar, als es in der Geschichte gewertet wird.

Mir ging es nicht um die Systematik des Wettrüstens, sondern um seine Wirkung auf die außenpolitischen Optionen, die sich als Konsequenz für das DR ergeben haben.

Imperialismus und Gleichgewicht ... - Google Bücher

Insbesondere zielte beispielsweise die Strategie von Kühlmann (Geschäftsträger in London) drauf ab, die Entente Paris-London auseinander zu dividieren und dazu das Druckmittel der Flotte zu minimieren.

In diesem Sinne sollte im Rahmen des Besuchs von Haldane 1912 in Berlin über ein Neutralitätsabkommen mit GB verhandelt werden.

Folgt man beispielsweise Rizler, dann ist es die ungeschickte Art des Auftretens von Tirpitz gewesen, die auch mit dazu bei getragen hat, dass die Mission Haldanes ein kompletter Fehlschlag war.

In diesem Sinne war das Flottenrüstung durchaus auf der Ebene der politischen Symbolik und der emotionalisierten Reaktion in London und Berlin auch nach 1912 relevant. Sie beeinflußte die gegenseitige Wahrnehmung und auch die politische Öffentlichkeit, mit nicht unwesentlichen Rückwirkungen auf die politischen Mandatsträger, vor allem in London.

Im militärischen Sinne war die "Risikoflotte" bis spätenstens 1912, wie Du ja auch schreibst, gefloppt, im politischen Sinne wirkte sie weiterhin beschränkend auf die Optionen der Außenpolitik des DR.
 
Zuletzt bearbeitet:
In diesem Sinne war das Flottenrüstung durchaus auf der Ebene der politischen Symbolik und der emotionalisierten Reaktion in London und Berlin durchaus relevant. Sie beeinflußte die gegenseitige Wahrnehmung und auch die politische Öffentlichkeit, mit nicht unwesentlichen Rückwirkungen auf die politischen Mandatsträger, vor allem in London.

Klar, die Problematik der Flottenrüstung vor allem ab 1906 setzte sich nicht nach den gewünschten Wirkungen der deutschen Politik durch, sondern erzielte mehr das Gegenteil.
Hier spielen personelle Fehlbesetzungen im Geschick, außenpolitisch entsprechend zu wirken noch fast eine größere Rolle, als der Aufbau der Flotte selbst.

Ich zweifle auch nicht an deinem Tipp, daß das Thema Flottenwettrüsten in die Problematik mit einzubeziehen ist, doch ist es in der Tiefe schwer für einen Laien diese Problematik nicht nur schemenhaft zu erkennen, so wie es z.B. im dem Wikiartikel beschrieben wird, das Flottenwettrüsten.
 
Für den "Blankoscheck" gab es sozusagen eine Generalprobe. Während der Krise 1912, die durch den Widerstand Österreich-Ungarns gegen Serbiens Ansprüche auf einen Zugang zur Adria ausgelöst wurde, kam es in Österreich-Ungarn, Russland und Deutschland zu Treffen auf höchster Regierungsebene. Es wurde die Frage der Eröffnung von Feindseligkeiten erörtert. Wilhelm Zwo, über die britische Drohung, in einen möglichen Konflikt zu intervenieren, berief am 8. Dezember einen "Kriegsrat", wie Bethmann Hollweg diesen bezeichnete, ein. Der Kaiser beriet sich über die mögliche Unterstützung Wiens bei einem bewaffneten Konflikt. Moltke wollte lieber früher als später, Tirpitz wand ein, dass die Flotte noch 1 bis 1 1/2 Jahre bräuchte um bereit zu sein.
Auch im Streit um die albanische Grenze 1913 unterstützte Deutschland Leopold Berchtolds Ultimatum an Serbien.
Deutschland wollte die unbedingte Treue zu Östereich-Ungarn signalisieren, um diesen allerletzten Verbündeten nicht zu verlieren. Das schaukelte sich dann hoch, da man sich in Wien der deutschen Unterstützung sicher sein durfte. So ging man, in Hinsicht auf Russland, zu guter Letzt Risiken ein, die man sonst sicher vermieden hätte.
 
Hallo,

ich danke für die Informationen, die mir in jedem Fall auch weiterhelfen.
Allerdings weiß ich immer noch nicht so wirklich, wie ich 2 und 3 aufbauen soll. Habt ihr konkrete Tipps, worauf ich jeweils eingehen soll, damit die Aufgabenstellung erfüllt ist? :grübel:
 
Zu 2: du sollst die Quelle quellenkritisch betrachten (so wie sich das anhört nur grob, die wortwörtliche Aufgabenstellung würde die Antwort hier aber erleichtern). Ursi hat zum Vorgehen ein Schema eingestellt: Schema zur Quellenkritik
zu 3: Hier ist deine Meinung gefragt und zwar zum einen auf Grundlage deines Vorwissens und den Ausarbeitungen zu 2.
 
Thanepower schrieb:
Folgt man beispielsweise Rizler, dann ist es die ungeschickte Art des Auftretens von Tirpitz gewesen, die auch mit dazu bei getragen hat, dass die Mission Haldanes ein kompletter Fehlschlag war.

Tirpitz sein Auftreten war schon daruaf angelegt, die Verhandlungen scheitern zu lassen, denn er wollte sich nicht sein Lebenswerk ruinieren lassen.

Festzuhalten ist aber auch, das Haldane eben kein ausgebildeter Diplomat war und leider auch nicht entsprechend glücklich, ja eher missverständlich, agierte. Beispielsweise war die deutsche Seite der Auffassung, das es ihr gelungen sei, Haldane davon zu überzeugen, dass das Reich ein drittes Geschwader benötige. Nach Haldane seinen Aufzeichnungen liest sich das aber etwas anders. Dort steht zu lesen, das man ihm (Haldane) darpber aufgeklärt habe, nicht auf ein drittes Geschwader verzichten zu können.

Des Weiteren hat Haldane, ebenfalls gemäß seinen eigenen Aufzeichnungen, immer wieder betont, das seine Mission Sondierungscharakter habe, während die Reichsleitung die Auffassung vertrat, das Haldane in Namen des britischen Kabinetts und mit Zustimmung des Königs spreche.

Das hat dann später zu heftigen Schuldzuweisungen geführt.

Als Haldane die mageren Resultate den britischen Kabinett präsentiert, war man dort geschockt. Trottdem empfahl Churchill auf jeden Fall unbedingt weiterzuverhandeln, denn eine britsche Reaktion würde schon ohne neue Dreadnoughts, gemeint war das zusätzliche erforderlich Personal, locker 12 Millionen Pfund pro Jahr kosten. Öffentlich hingegen äußerte sich Churchill weniger freundlich und weckte auf deutscher Seite Mißtrauen an dessen Bemühungen um ein Ausgleich.




Epkenhans, Die wilhelminsche Flottenrüstung
 
Zuletzt bearbeitet:
Tirpitz sein Auftreten war schon daruaf angelegt, die Verhandlungen scheitern zu lassen, denn er wollte sich nicht sein Lebenswerk ruinieren lassen.

d'accord,

hat er nicht auch dafür gesorgt, dass Bethmann-Hollweg (der in Großbritannien Ansehen genoss und dem in gewisser Weise vertraut wurde) nicht an den Besprechungen teilnehmen sollte. Mir ist da so etwas in der Richtung aus der Literatur in Erinnerung. :winke:
 
Als Haldane die mageren Resultate den britischen Kabinett präsentiert, war man dort geschockt. Trottdem empfahl Churchill auf jeden Fall unbedingt weiterzuverhandeln, denn eine britsche Reaktion würde schon ohne neue Dreadnoughts, gemeint war das zusätzliche erforderlich Personal, locker 12 Millionen Pfund pro Jahr kosten. Öffentlich hingegen äußerte sich Churchill weniger freundlich und weckte auf deutscher Seite Mißtrauen an dessen Bemühungen um ein Ausgleich.

Inwieweit war die deutsche Admiralität über den finanziellen Engpass bei dem weiteren Großkampfschiffbau der RN informiert? Oder schloß man von der eigenen finanziellen Lage darauf und hätte so ein Wissen über die Problematik beim der RN nicht erstrecht die deutsche Flottenrüstung im Großkampschiffbau beflügelt?
 
d'accord,

hat er nicht auch dafür gesorgt, dass Bethmann-Hollweg (der in Großbritannien Ansehen genoss und dem in gewisser Weise vertraut wurde) nicht an den Besprechungen teilnehmen sollte. Mir ist da so etwas in der Richtung aus der Literatur in Erinnerung. :winke:

Meines Wissens nach hat Bethmann auf ausdrückliche Weisung des Kaisers an den Gesprächeb vom 09.02.nicht teilgenommen. Aber ob dahinter Tirpitz steckt, ist mir nicht bekannt. Interessant ist ohnehin, das dieser Umstand in der Literatur weitesgehend stillschweigend übergangen wird. Fischer meint dazu, das Bethmann dabei gezielt die Rolle des Englandfreundes zugedacht gewesen war, aber das glaube ich nun nicht, das Bethmann Haldane Theater vorgespielt hat.

Köbis17 schrieb:
Oder schloß man von der eigenen finanziellen Lage darauf und hätte so ein Wissen über die Problematik beim der RN nicht erstrecht die deutsche Flottenrüstung im Großkampschiffbau beflügelt?

Das würde ich meinen, aber genau wissen tue ich es nicht. Ohnehin sah Tirpitz das Hauptproblem für die Navy darin, das er sich recht sicher war, das es den Briten nicht gelingen würde, für die Neubauten hinreichend Personal aufzutreiben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Inwieweit war die deutsche Admiralität über den finanziellen Engpass bei dem weiteren Großkampfschiffbau der RN informiert? Oder schloß man von der eigenen finanziellen Lage darauf und hätte so ein Wissen über die Problematik beim der RN nicht erstrecht die deutsche Flottenrüstung im Großkampschiffbau beflügelt?

Sagen wir mal so: der rüstungswettlauf hatte hohen Lästigkeitswert, da die Ausgaben insbes. in den sozialen Bereichen gesteigert werden sollte. Aber es gelang den britischen Regierungen, a) politischen Konsens über die Rüstungssteigerungen zu erlangen und b) auch die Einnahmenerhöhungen zu generieren. Das zeigt folgende Tabelle:
http://www.geschichtsforum.de/f39/englische-wirtschaftsgeschichte-1860-1945-a-31358/

Wenn man sich die Schuldenlage des Deutschen Reiches anschaute, war das ungleich dramatischer. Hinzu kommt für die britische Seite, dass riesige Überschüsse in der Wirtschaft aus dem Empire, insbes. aus der Dienstleistungsbilanz (die den Überschuss der Handelsflotte abbildet), erzielt wurden. Allein der jährliche Überschuss aus der Handelsflotte umfasste etwa das 2-fache des Staatshaushaltes (300 bis 400 Mio. GBP p.a.). Davon hätte man weitere Teile, wie dann auch tatsächlich im Krieg geschehen, abschöpfen können.

Ebenso verschätzte man sich in den Beiträgen des Commonwealth: Kanada, Malaya, Australien und Neuseeland finanzierten je ein Großkampfschiff.
 
Für den "Blankoscheck" gab es sozusagen eine Generalprobe. Während der Krise 1912, die durch den Widerstand Österreich-Ungarns gegen Serbiens Ansprüche auf einen Zugang zur Adria ausgelöst wurde, kam es in Österreich-Ungarn, Russland und Deutschland zu Treffen auf höchster Regierungsebene. Es wurde die Frage der Eröffnung von Feindseligkeiten erörtert. Wilhelm Zwo, über die britische Drohung, in einen möglichen Konflikt zu intervenieren, berief am 8. Dezember einen "Kriegsrat", wie Bethmann Hollweg diesen bezeichnete, ein. Der Kaiser beriet sich über die mögliche Unterstützung Wiens bei einem bewaffneten Konflikt. Moltke wollte lieber früher als später, Tirpitz wand ein, dass die Flotte noch 1 bis 1 1/2 Jahre bräuchte um bereit zu sein.
Auch im Streit um die albanische Grenze 1913 unterstützte Deutschland Leopold Berchtolds Ultimatum an Serbien.
Deutschland wollte die unbedingte Treue zu Östereich-Ungarn signalisieren, um diesen allerletzten Verbündeten nicht zu verlieren. Das schaukelte sich dann hoch, da man sich in Wien der deutschen Unterstützung sicher sein durfte. So ging man, in Hinsicht auf Russland, zu guter Letzt Risiken ein, die man sonst sicher vermieden hätte.

Das reicht letzlich bis 1908 zurück. Auch damals wollte Conrad unbedingt marschieren, da er die Auffassung vertrat, die wohl auch nicht von der hand zu weisen ist, das das Zarenreich noch vom Krieg gegen Japan geschwächt sein dürfte und deshalb nicht in der Lage sein wird, an serbischer Seite zu fechten. Aber Aehrental hat sich vehement und erfolgreich dagegen gewehrt. Das hat Conrad ihm nie verziehen und wegen der ständigen Reiberen wollte Aehrental später auch zurücktreten, aber Franz-Joseph hat ihm im Amt gehalten. Stattdessen dürfte Conrad sich für eine gewisse Zeit vom Posten des Generalstabschefs zurückziehen.

Der Gedanke des Präventivkrieges war damals sehr präsent. In den späteren Krisen war beispielsweise Berchthold immer wieder für eine friedliche Lösung, zumindest bis zu der Julikrise, erfolgreich eingetreten.
 
Hallo!

Da ich am Mittwoch meine Präsentationsprüfung (mündliches Abitur in Baden-Württemberg) in Geschichte halten muss, wollte ich fragen ob ihr mir Tipps für das Thema "Welche Rolle spielte Wilhelm II. während der Julikrise 1914?" geben könnt.
Vielen Dank!

Hauke.
 
Hallo!

Da ich am Mittwoch meine Präsentationsprüfung (mündliches Abitur in Baden-Württemberg) in Geschichte halten muss, wollte ich fragen ob ihr mir Tipps für das Thema "Welche Rolle spielte Wilhelm II. während der Julikrise 1914?" geben könnt.
Vielen Dank!

Hauke.

Du solltest dich unbedingt mit dem sog. "Blancoscheck" Wilhelm II. befassen, mit dem der Kaiser Ö-U eine uneingeschränkte Unterstützung zusagte. Ohne eine solche Zusage hätte Österreich wohl keinen Krieg mit Russland riskiert.
Die dahinter stehende Frage ist natürlich: Hätte Wilhelm II. dem Kriegsausbruch zu diesem Zeitpunkt abwenden können?
Dazu gehört selbstverständlich nicht nur das Verhalten des Kaisers, sondern auch das der übrigen deutschen Entscheidungsträger, vor allem deren Einflussnahme auf Wilhelm II.
 
Er spielte zwei Rollen. Zuerst händigte er bereitwillig den Blankoscheck aus. Siehe auch hier:

http://www.geschichtsforum.de/581963-post35.html

http://www.geschichtsforum.de/581969-post36.html

http://www.geschichtsforum.de/581992-post37.html

http://www.geschichtsforum.de/582000-post38.html


Am 28.Juli wurde Wilhelm II. der Inhalt der serbischen Antwortnote auf das Ultimatum von Österreich-Ungarn vorgetragen. Seine Reaktion: "Eine brilliante Leistung von bloß 48 Stunden. Das ist mehr, als man erwarten konnte! Ein großer moralischer Erfolg für Wien; aber damit fällt jeder Kriegsgrund fort, und gisl hätte ruhig i Belgrad bleiben sollen! Daraufhin hätte ich niemals Mobilmachung befohlen" (1)

Er wies jetzt den Staatssekretär des Auswärtigen Amtes von Jagow, unter Umgehung des Reichskanzlers, in Wien jetzt daraufhinzuwirken, das die Antwortnote sehr befriedigend ausgefallen sein und es genüge ein sogenanntes Faustpfand, hier Belgrad, zu besetzten. Kurze Zeit später frühstückte der kaiser mit dem Kanzler und dem Kriegsminister von Falkenhayn. Falkenhayn notierte sich dazu: " Er (Wilhelm) hält wirre Reden, aus denen nur klar hervorgeht, dass er den krieg jetzt nicht mehr will und entschlossen ist, um diesen Preis selbst Österreich sitzen zu lassen. Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass er die Angelegenheit nicht mehr in der hand hat.(2)

Im Auswärtigen Amt hatte man allerdings ganz andere Vorstellungen. Der vortragende Tat Wilhelm von Stumm manipulierte Wilhelms Aussagen und schwächte sie in einigen entscheidenen Punkten ab. Wilehm.II wollte sogar das ein persönliches Handschreiben an Franz-Joseph abgeht. Von Stumm schickte lediglich ein Erlaß des Reichskanzler an den deutsche Botschafter Tschirschky, aus dem ganz klar hervorgeht, er könne mit seinem Krus der Kriegstreiberei fortfahren und dürfe keineswegs den Eindruck erwecken, das Deutsche Reich würde Österreich-Ungarn zurückhalten. (3)

Wilhelm wurde hier also ganz klar ausgebremst, denn man hat sich mit der Depesche an Tschirschky auch noch reichlich Zeit gelassen. Man hatte kein Interesse daran den bevorstehenden Krieg zu verhindern; im Gegenteil.

(1) Meyer-Arndt, Julikrise 1914

(2) BA-MA, Falkenhayn, Tagebuch, W-10/50635

(3) Meyer Arndt, Julikrise 1914
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen vielen Dank für die bisherigen Antworten!
Hat von euch irgendjemand eine Idee, wie man die Präsentation einleiten könnte ?
 
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