Rurik

Aktives Mitglied
Ich bin letztens auf folgendes Bild von 1684 gestoßen:
769px-16_The_Frost_Fair.JPG
Darauf sind zwei Segelboote mit Rädern zu erkennen. Das hat mein Interesse geweckt, denn wenn es mehr als nur einen Segelwagen gab, dann kann dies nicht so ungewöhnlich gewesen sein.

Mir ist bekannt, dass z.B. der flämische Mathematiker, Physiker und Ingenieur, Simon Stevins, 1600 einen Segelwagen für Moritz von Oranien konstruierte, mit dem man in weniger als zwei Stunden die 50 Meilen auf dem Strand zwischen Den Haag und Petten zurücklegte.
750px-Simon_Stevins_zeilwagen_voor_Prins_Maurits_1649.jpg

Nun möchte ich gerne mehr erfahren. Vielleicht kennt jemand weitere solche Segelfahrzeuge, die im 17./18. Jahrhundert gebaut wurden. Offensichtlich handelt es sich auf den oberen Bildern um "Spaßmobile", die dem reinen Vergnügen dienten.
In China benutzten z.B. Bauern, etwas praktischer veranlagt, bei günstigem Wind ein Segel für ihre Schubkarren. Abraham Ortelius berichtete 1584 in seinem Werk, Theatrum Orbis Terrarum, darüber. Das Foto wurde 1905 von John Shields, einem Missionar, gemacht:
024f_sail_assisted_wheelbarrows.jpg
 
Also in der Pionierzeit der USA sollen verschiedentlich windangetriebene "Prärieschoner" zum Einsatz gebracht, also im Prinzip Frachtwagen mit Segeln.
 

Anhänge

  • wind_wagon.jpg
    wind_wagon.jpg
    21,5 KB · Aufrufe: 454
  • windwagon.gif
    windwagon.gif
    13,5 KB · Aufrufe: 661
Ich bin da auch noch auf windgetriebene Schienenfahrzeuge gestoßen:

Segelwagen.jpg
Das erste Bild besitzt eine eigene Untertitelung, das zweite soll einen Wagen der Kansas-Pacific-Bahn zeigen.
kansas-pazifik-bahn.jpg

Dann bin ich auch noch auf den Windwagen von Guido von Vigevano (1335) gestoßen. Er war Hofarzt des französischen Königs Philipp VI. Das Gefährt wurde allerdings nie gebaut:
001_vigevano_windwagen.jpg
002_vigevano_windwagen.jpg
 
das Problem beim Einsatz in der Prärie war wohl,daß die Dinger erhebliche Geschwindigkeiten drauf bekamen und dann bei plötzlich auftretenden Hindernissen wie arroyos nicht so ohne weiteres zu bremsen waren.
Irgendwohatte ich gelesen,daß die schneller als eine Dampflok gewesen sein sollen-
da würde der Schieneneinsatz Sinn machen.
 
das Problem beim Einsatz in der Prärie war wohl,daß die Dinger erhebliche Geschwindigkeiten drauf bekamen und dann bei plötzlich auftretenden Hindernissen wie arroyos nicht so ohne weiteres zu bremsen waren.
Irgendwohatte ich gelesen,daß die schneller als eine Dampflok gewesen sein sollen-
da würde der Schieneneinsatz Sinn machen.

Naja, das mit den Bremsen könnte eigendlich leichter behoben werden, wie das fehlen eines stabilen Fahrwerkes und entsprechender stabiler Lenkung.

Wenn ich das Segeln auf See mit dem Segeln an Land auf Rädern vergleiche, haben wir das größte Problem mit Windrichtungsänderungen.
Wärend ein Schiff durch Wasser seinen Rumpf ohne starke Reibung und Widerstand an das im Wind liegende Segel anpassen kann, wird das für ein Räderfahrzeug schwierig, dass es durch feste Räder an festen Achsen auf eine gerade Richtung das Fahrzeug im Wind kaum zu halten war, oder es gab den Wind nach und kippte. Vielleicht kann dieses Problem gelöst werden, mit entsprechenden Differnziallagern an den Rädern, aber das gab es damals noch nicht.
Moderne Windgleiter haben immer eine sehr breite Hinterachse, um hier gegen das Kippen gegenzuwirken, aber selbst hier sind dem Grenzen gesetzt. Ich denke, daß diese Problematik, das Hauptproblem darstellt, warum sich dieses schon früh entdeckte Antriebsmittel für Landfahrzeuge nicht durchsetzte.
 
Zuletzt bearbeitet:
nun ja,vermutlich funktioniert das nur in relativ ebenen Landstrichen mit einer kontinuierlichen Windrichtung,denn kreuzen kommt aus den von Dir genannten Stabilitätsproblemen nicht in Frage.
Das Prinzip wird übrigens bis heute bei Expeditionen im grönländischen Inlandeis oder in der Antarktis angewendet, wo man mit Pullkas und Gleitschirmen unterwegs ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
nun ja,vermutlich funktioniert das nur in relativ ebenen Landstrichen mit einer kontinuierlichen Windrichtung,denn kreuzen kommt aus den von Dir genannten Stabilitätsproblemen nicht in Frage.
Im Mittleren Westen herrscht im Sommer hauptsächlich Südwind. Die Ost-West-Achse lässt sich mit Schonerbetakelung wohl ohne größere Probleme befahren. Ist ja ohnehin eine windige Ecke, wenn man an die Tornados im Sommer und Blizzards im Winter denkt.
Ich kann mir gut vorstellen, dass bei den schnelleren Fahrten das Material sehr litt, vor allem, weil alles aus Holz war. Wenn jetzt z.B. bei einer Fahrt Richtung Westen der Druck des Windes auf Steuerbord lastete und dort ein Speichenrad (durch einen Stein oder ähnliches) zu Bruch ging, dann verlief der Unfall sicher nicht glimpflich. Ich glaube, die ganze Angelegenheit war eine recht risikoreiche Sache und konnte sich auch deshalb nicht durchsetzen.
 
Zurück
Oben