"Wissenschaft und/aber Verbrechen?"

Ich schreibe momentan eine besondere Lernleistung mit dem Titel "Wissenschaft und/aber Verbrechen?".
In der Arbeit geht es um die Wissenschaft, besonders die Medizin, zur Zeit des Nationalsozialismus. Ich möchte einige Humanexperimente erläutern und dann darstellen inwiefern diese Humanexperimente ein Verbrechen waren.
Dazu möchte ich die Experimente sowohl ethisch als auch faktisch betrachten.
Mit "faktisch" meine ich die Erkenntnisse, die die damaligen Mediziner durch solche Experimente erlangt haben.
Genau in diesem Punkt habe ich ein großes Problem und aus diesem Grund schreibe ich Sie an.
Ich habe erfahren, dass Sie im Bereich "Geschichte der Medizin im Nationalsozialismus und Humanexperimente" forschen.
Ich wollte Sie fragen, ob Sie mir sagen könnten, wo ich Quellen bezüglich der Erkenntnisse finden könnte.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir irgendwie weiter helfen könnten.

Wende Dich mal an die Uni Münster, da gab es ein Projekt, was in diese Richtung ging. Außerdem wurde in den 90er Jahren der Aachener Universitätsrektor Hans Schwerte als der Ahnenerbemitarbeiter Hans Schneider entlarvt. Es erschienen damals mehrere Bücher, die sich mit dem Fall beschäftigten. Schneider/Schwerte war zwar als Volkskundler und Germanist nur indirekt in medizinische Versuche involviert, aber ihm wurde vorgeworfen, Gerätschaften besorgt zu haben. Eine Quelle bietet der querulantische (wiederum münstersche) Privatdozent Johann Paul Kremer, der seinen Kriegsdienst für die SS in Auschwitz leistete und "lebendfrisches Material" untersuchte, um seine absurde These von der Vererbung von Verletzungen zu beweisen. Sein Tagebuch ist in der von den Staatlichen Museen in Auschwitz herausgegebenen Quellensammlung Auschwitz in den Augen der SS abgedruckt.

Gast schrieb:

Ich schreibe momentan eine besondere Lernleistung mit dem Titel "Wissenschaft und/aber Verbrechen?".
In der Arbeit geht es um die Wissenschaft, besonders die Medizin, zur Zeit des Nationalsozialismus. Ich möchte einige Humanexperimente erläutern und dann darstellen inwiefern diese Humanexperimente ein Verbrechen waren...

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Kennst du die Facharbeit von Carolin Geidobler zu Menschenversuchen im KZ Dachau?! Dort sind Versuche dargestellt und ebenso Quellenangaben zu finden.
Dort findest du auch einen Hinweis auf Ernst Klees Buch "Auschwitz, die NS-Medizin und ihre Opfer", Frankf./M. 2002 sowie auf Benz, Wolfgang und Distel Barbara (Hg.): Dachauer Hefte Nr. 4: Medizin im NS- Staat. Täter, Opfer, Handlanger, Stiftung Comité International de Dachau, Dachau, 1988 und andere Literatur mit Quellenangaben.
Weitere Quellen und Darstellungen findest du, wenn du z.B. googelst unter der Begriffskombination "KZ Dachau+Menschenversuche", u.a. auf einer Seite der Uni Erlangen.

NS-Archiv : Dokumente zum Nationalsozialismus : Dr. Rascher: Unterkühlungsversuche bietet einen Schriftwechsel zwischen Himmler und Rascher über die "Unterkühlungsversuche" des letzteren. In der Anlage finden sich auch Ergebnisse der "Versuche".

Das Makabere zu diesen Unterkühlungsversuchen ist, das ihre "wissenschaftlichen Ergebnisse" noch heute von Bedeutung sind. Jeder angehende Seemann oder Kampfpilot macht zumindest in Deutschland heutzutage einen Rettungs-und Überlebenskurs mit, wo er unter anderem erfährt, wie lange ein Schiffbrüchiger bei welcher Wassertemperatur bzw. anderen widrigen Bedingungen überleben kann. Die wahre Herkunft dieser Erkenntnisse ist, da bin ich mir leider sicher, den Kursanten und Referenten gar nicht bekannt.

Ein Buch, geschrieben von direkt betroffenen Zwergwüchsigen Zirkusartisten (von denen, die überlebt haben):

"Im Herzen waren wir Riesen" (Man hat an ihnen getestet, wieviel Blut man einem Menschen entnehmen kann, bis er stirbt).

Oder hier noch Hinweise.

Und noch ein Link: http://de.wikipedia.org/wiki/Herta_Oberheuser

Hier wird es nun interessant, was den ethischen Aspekt der Experimente angeht. Denn es stellt sich die Frage, wie mit den Erkenntnissen der NS-Mediziner (so sie denn überhaupt von medizinischer Relevanz sind) umgegangen werden soll: Darf man sie zur Weiterentwicklung der ärztlichen Praxis heranziehen, selbst wenn man weiß, dass sie ihren Ursprung in einer der Menschenwürde spottenden ärztlichen Praxis hatten?

die Experimente waren in erster Linie ein Akt der Menschenverachtung und der Barbarie. Allfällig resultierende Erkenntnisse höchstens ein Nebenprodukt.

@floxx78: Darf man sie zur Weiterentwicklung der ärztlichen Praxis heranziehen, selbst wenn man weiß, dass sie ihren Ursprung in einer der Menschenwürde spottenden ärztlichen Praxis hatten?

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Ein in der Tat moralisch schwieriges Unterfangen. Diese menschenverachtenden Experimente haben nun einmal stattgefunden, nichts kann sie ungeschehen machen.
Ist es legitim, sie zu ignorieren, wenn es um die Rettung von Menschenleben in heutiger Zeit geht? Moderne Kälteschutzanzüge (siehe Bild 1 in meinem Album "Nordsee") deshalb verbieten? Es gibt bestimmt noch andere Beispiele, dies ist nur eines aus meiner persönlichen Erfahrung.

Es wäre interessant, mal eure Meinung dazu zu lesen. Hatten wir nicht schon mal ein ähnliches Thema? Die Suchfunktion liefert bei "Menschenversuche" und "KZ + Experimente" bis dato jedenfalls nichts.

Ergänzend: http://www.thieme.de/viamedici/aktuelles/artikel/nationalsozialismus.html