Wohin treibt die Bundesrepublik? Parteifrage 1965 und heute..

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Gast

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Hallo!
Als Thema für mein 5.tes Abiprüfungselement habe ich folgendes bekommen:
"Wohin treibt die Bundesrepublik? Die Parteienfrage 1965 und heute"

Ich kann damit noch so gar nichts anfangen, hab versucht mich im internet schlau zu machen- bisher erfolglos. War gestern auch auf der Buchmesse, am Stand der bpb.. leider konnte mir auch dort niemand helfen..
Falls also irgendwer eine Idee hat wie ich vorgehen soll, oder weiß wo es eventuell brauchbare Informationen dazu gibt oder gar Büchertipps hat- bitte, bitte melden!

Wäre euch unendlich dankbar!

Viele Grüße!
 
Über das Heute werden wir hier nicht diskutieren. Aber was war 1965? Die Adenauerregierung war gerade abgetreten, zugunsten der Erhardregierung ("der Alte" und "der Dicke"). Diese Regierungen waren CDU-geführte Koalitionen mit der FDP, Oppositionspartei war die SPD, alles andere war - auf Bundesebene, auch die KPD (Verbot 1956) - unter ferner liefen bzw. weniger als 5%. Ab 1966 gab es dann die CDU-geführte erste Große Koalition unter Kiesinger, zusammen mit der SPD. Weil die FDP quasi die einzige Opposition war und also solche bürgerlich, gründete sich die APO, die außerparlamentarische Opposition, eine linke Bewegung, die gesellschaftlich bis heute sehr viel bewegte (gerne schiebt man "den 68ern" auch die Schuld für alles, was heute schief läuft zu), politisch aber zunächst viel zu fragmentiert war, um wirksam zu sein. Es bildeten sich die sogenannten K-Gruppen mit ihren verschiedenen, in Widerspruch zueinander stehenden Ausrichtungen. Erst um 1980 konnten sich auch aus solchen Bewegungen die GRÜNEN bilden, eine Partei, die damals als radikal galt, deren Werte aber heute weitgehend von allen Schichten der Gesellschaft mitgetragen werden: Umweltschutz, Klimaschutz, Abschaffung der Atomenergie zugunsten regenerativer Energien, Pazifismus (hier ist wohl die größte Diskrepanz zwischen Utopie/Ideal und Realität zu verzeichnen, die 80er Jahre waren demnach auch von Flügelkämpfen zwischen Fundis und Realos geprägt), Gleichberechtigung der Frau. Bilder von Parteitagen der GRÜNEN waren in den 80er Jahren auch nie vollständig, ohne, dass man strickende Männer sah. Wie gesagt, damals noch eine Randgruppenpartei, heute mitten in der Gesellschaft, in harter Konkurrenz zu allen großen Parteien, welche allesamt grüner geworden sind und umgekehrt auch durch Realpolitik etwas mineralölbefleckt auf der grünen Weste.

Der folgende Absatz nur zur Erklärung der heutigen Situation:
Eine bedeutende Kraft links von GRÜN gab es bis 1990 in der Bundesrepublik nicht. Erst die SED-Nachfolgepartei PDS, die zunächst überhaupt nur wegen Überhangmandaten und Sonderregelungen für die erste gesamtdeutsche Bundestagswahl in den Bundestag kam, konnte sich, v.a. als Interessenvertretung der Ostdeutschen in der bundesdeutschen Politik etablieren. Mit der letzten rot-grünen Regierung kam es dann zu einer Abspaltung von der SPD, der WASG, die zunächst mit der PDS, die sich zeitgleich in Linkspartei umbenannte zusammenarbeitete und schließlich zur LINKEN verschmolz.
Manche sind der Meinung, dass die Schwäche der SPD darin läge, dass sie sich gegen drei Parteien abgrenzen müsse: CDU, GRÜNE und LINKE, nicht dagegen die FDP.
 
Zuletzt bearbeitet:
"Wohin treibt die Bundesrepublik?" ist der Titel einer 1966 erschienen Publikation von Karl Jaspers.
 
Der Vollständigkeit halber wäre noch zu erwähnen, dass damals auch die NPD gegründet wurde und vorübergehend einige Wahlerfolge erzielen konnte.
Nationaldemokratische Partei Deutschlands ? Wikipedia
Nachdem sich in den 50er Jahren ein 3-Parteien-System entwickelt hatte, schien es wieder zu einem 4-Parteien-System zu kommen. Wie Quijote schon dargestellt hat, kam es aber erst in den 80ern zu einer dauerhaften Erweiterung oder Aufteilung des politischen Spektrums. Die Zeiten der "Volksparteien", die allein oder zu zweit auf jeden Fall eine parlamentarische Mehrheit zusammenbrachten, scheint vorbei zu sein.

Weil Mercys Hinweis wirklich wichtig ist, noch ein Zitat aus dem Wikipedia-Artkel zu Jaspers:
Vor allem erhob er 1966 mit dem Buch Wohin treibt die Bundesrepublik? Tatsachen – Gefahren – Chancen noch einmal warnend seine Stimme mit einer Absage an Machtpolitik und Parteienstaat. Er trat für eine Verfassungsänderung zugunsten mehr „direkter Demokratie“ ein. Die Möglichkeiten, politisch Einfluss zu nehmen, seien für das Volk sehr gering. Die Wahlen bezeichnete er als „Akklamation zur Parteienoligarchie“. Mit diesen Thesen geriet er in die Debatte um die damalige Große Koalition und den „Selbstverrat“ der SPD bei der Anerkennung der Notstandsgesetze. Kritik erhielt er dabei fast unbesehen aus der Politik von rechts und links in gleicher Weise, fand jedoch auch eine breite Zustimmung in der Öffentlichkeit.
 
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Zur Analyse der heutigen Parteienlandschaft empfehle ich die Werke von Franz Walter:

Die Ziellose Republik
Träume von Jamaika
Baustelle Deutschland

Kern der Thesen Walters ist das Ende der Volksparteien als Folge der Beliebigkeit ihrer Wahlprogramme. Dementsprechend kommen kleinere Parteien als Konkurrenten auf, die authentischer sind.

Weil das Tagespolitik ist will ich aber nicht näher darauf eingehen.
 
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