Woran starb Ludwig XIV.?

G

GastNightalb

Gast
Irgendwie finde ich zu diesem Thema keine Infos. Er ist zwar sehr alt geworden, ich hörte davon das er an einem "fauligen" Bein starb.

Weiss das hier jemand genauer?

PS: Von starken Zahnproblemen habe ich auch gelesen.
 
GastNightalb schrieb:
Irgendwie finde ich zu diesem Thema keine Infos. Er ist zwar sehr alt geworden, ich hörte davon das er an einem "fauligen" Bein starb.

Weiss das hier jemand genauer?

PS: Von starken Zahnproblemen habe ich auch gelesen.

Wir haben hier einen großen Experten : :)

http://212.227.62.226/geschichtsforum/showthread.php?t=2706


"Im Sommer 1715 wurde die sonst so eiserne Gesundheit des Königs immer schwächer, bis er sogar das Bett nicht mehr verlassen konnte. Als den Höflingen und Dienern klar wurde, dass der große König im sterben lag, verloren sie die Fassung. Der König bemerkte ihre Trauer, wies auf sein enormes Alter hin und erwiderte: „Monsieurs warum weinen Sie, dachtet ihr denn ich sei unsterblich ? Ich für meine Person habe das nie geglaubt !“. Er ließ seinen Urenkel und Erben auf dem Thron (Louis XV.) zu sich rufen und gab ihm den Rat: „Ich habe den Krieg zu sehr geliebt, armen sie mich darin nicht nach“ und instruierte ihn, ebenfalls keinen Ersten Minister zu haben und seine ganze Kraft dem Staat zu widmen. Louis XIV. schloss am 1. September 1715 in Versailles für immer die Augen und starb an einer schweren Entzündung im rechtem Bein. "
 
Vielen Dank

Zu diesem Thema sah ich vor kurzem im Fernsehn auf französisch mit deutschem Untertitel (Arte) einen scheinbar autentischen Film. Hat mir sehr gefallen. Er war aus der Sicht seiner langjährigen 2. Ehefrau.
 
Noch was stilistisches. Besser hoert es sich an (und liest es sich) wenn man fragt: 'Woran starb xy?' als zu fragen 'An was starb xy?'. Nur so nebenbei. ;)
 
"An was starb..." hatte ich gewählt, weil ich die Idee hatte, das er vergiftet worden sein könnte. Die Antwort wäre dann " An...." gewesen.

Woran klingt natürlich allgemeiner und in diesem Fall durch das Ergebnis auch logischer..*grinst*
 
Was die Zahnprobleme angeht, so ist ganz interessant zu wissen, dass sich Ludwig in noch jungen Jahren sämtliche (!) Zähne ziehen ließ.

Grund: Zähne galten als Wurzel allen Übels, sie konnten zu Vergiftungen des ganzen Körpers, zu Schmerzen und Seelenqual führen. Ein so wichtiger Herrscher war es also seinem Land schuldig, so gesund und kraftvoll zu sein, dass er unbeeinflusst von 32 potentiellen Übeltätern regieren konnte. Fazit: Alle Zähne raus! Dass dabei der Unterkiefer gebrochen und die Gaumenplatte irreparabel durchstoßen wurde, war tragisch.

Ich will jetzt nicht weiter ins Detail gehen. Wer sich für die Krankengeschichte Ludwigs interessiert, dem möchte ich das Taschenbuch "Napoleon in der Badewanne" von Hans Conrad Zander empfehlen, in dem der Autor kleine aber sehr interessante Geschichten aus der Geschichte veröffentlicht hat.
 
Jacobum schrieb:
Was die Zahnprobleme angeht, so ist ganz interessant zu wissen, dass sich Ludwig in noch jungen Jahren sämtliche (!) Zähne ziehen ließ.

Lieber Jacobum, leider erzählt Hans Conrad Zander in diesem Fall die Unwahrheit. L. XIV. unterzog sich erst 1687 einer schwerwiegenden Zahnbehandlung, da war er schon 49 Jahre alt. Auch wurden ihm dabei nicht alle Zähne gezogen, sondern nur einige Backenzähne im Oberkiefer, mit den unerwünschten Folgen.
 
Louis le Grand schrieb:
Lieber Jacobum, leider erzählt Hans Conrad Zander in diesem Fall die Unwahrheit.quote]

Lieber Louis,

ich bin davon ausgegangen, dass der Autor korrekt recherchiert hat. Als Quellen gibt er immerhin die Aufzeichnungen der Leibärzte Louis' an.

Grüße,

Jacobum
 
Ist Euch eigentlich bekannt gewesen, dass trotz der gezogenen Zähne Seiner Majestät, Ludwig unter enormen Mundgeruch litt, dass er ständig Pagen dabei hatte oder vor sich weg gehen lies, die einen angenehmen Duft mittels Parfumflasche mittels Zersteuber im Raum verteilen sollten.

Quelle: Mein Geschichtslehrer in der 11. Klasse.... warscheinlich ein übertriebener, übelriechender Sachverhalt.:nono:
 
Zuletzt bearbeitet:
SRuehlow schrieb:
Ist Euch eigentlich bekannt gewesen, dass trotz der gezogenen Zähne Seiner Majestät, Ludwig unter enormen Mundgeruch litt, dass er ständig Pagen dabei hatte oder vor sich weg gehen lies, die einen angenehmen Duft mittels Parfumflasche mittels Zersteuber im Raum verteilen sollten.

Interessant... :grübel:

Was ich mich nun frage, gab es denn damals keine Mittelchen gegen Mundgeruch? Mit Kräutern oder ähnlichem hätte man doch sicher eine positive Wirkung erzielen können.
 
Ich hab hier noch was richtig schönes über Ludwig den XIV. recherchiert. Bitte fühlt Euch durch diesen Artikel nicht in Eurem Schamgefühl verletzt und ich möchte hier auch keinen Aufruf für Nachahmer tätigen!
:S :pfeif: :( :confused:
Am 10. Februar 1673 wird in Paris das Theaterstück Le Malade Imaginaire (Der eingebildete Kranke) von Jean-Baptiste Poquelin, besser bekannt unter dem Namen Moliere, uraufgeführt. Der Autor des Stücks und gleichzeitig Hauptdarsteller in dem Stück, machte sich darin vor allem über die Leibärzte Ludwigs XIV. (1638-1715) lustig Ein wichtiger Aspekt ist das ausgedehnte Klistiren und Abführen, dass sie Seiner Majestät verschrieben.
Schon König Ludwig XIII. (1601-1643) soll von seinen Leibärzten, darunter Charles Bouvart, in einem einzigen Jahr 212mal klistitiert, 215mal abgeführt und 47mal zur Ader gelassen worden sein. Am Hofe Ludwigs XIV. wird die Medizin zur Mode. Die Krankenheiten des Sonnenkönigs und ihre Behandlungen durch seine persönlichen Leibärzte erregen großes Aufsehen und finden unter Begeisterungsstürmen vielfache Nachahmer. Nicht nur in der Architektur und in der Staatsführung will dem französischen König in nichts nachstehen, nein, auch in der intimen Toilette möchte man genau das Selbe!
Vor allem gegen die Eßlust des Königs versuchen sie mit Abführen und Klistieren Herr der Lage zu werden. Von 1647 bis zu seinem Tod im Jahr 1715 soll Ludwig mehr als 2000 Abführungen (Purgantien), mehrere hundert Klistiere und "nur" 38 Aderlässe bekommen haben. Am häufigsten nahm der König die sogenannte Abfürmittelbouillon ein, die in der Hauptsache aus Kalbfleisch, Zichorie, Sauerampfer, Kopfsalat und einigen Zitronenscheiben bestand. Die Flüssigkeit für die Klistiere bestand üblicherweise aus einem Absud von Eibischwurzeln, von Blättern des weißen Wollkrauts, von Leinsamen, dazu vier Unzen Rosenwasser und drei Unzen süßes Mandelöl.
Der niederländische Arzt und Naturforscher Reinier de Graaf beschrieb 1668 verbesserte Klistierspritzen, welche funktionaler waren, als diejenigen, die Wundärzte des 16. Jahrhunderts, wie Wilhelm Fabricius Hildanus oder Ambroise Paré benutzt hatten. Sie bestehen aus einer kupfernen oder silbernen Spritze mit einer gebogenen Kanüle aus Eisen, Holz oder Zinn, die "angeblich selbst", vom Patienten gefahrlos in den Darm eingeführt und gehandhabt werden kann. Tatsächlich kam es häufig zu Verletzungen, da es nicht möglich war, gleichzeitig Spritze zu fixieren und den Kolben niederzudrücken.
Das Klistieren wurde bis ins 19.Jahrhundert bei den verschiedensten Krankheiten angewandt, war man doch davon überzeugt, dass es selbst Nervenkranke oder Geisteskranke, ja selbst Menschen mit geistigen Behinderungen heilen sollte.

Quelle: Debelius, Robert: Die französische Medizin im Mittelalter bis Heute. Büchergilde Gutenberg, München 1967.
 
Muck134 schrieb:
Interessant... :grübel:

Was ich mich nun frage, gab es denn damals keine Mittelchen gegen Mundgeruch? Mit Kräutern oder ähnlichem hätte man doch sicher eine positive Wirkung erzielen können.

Ich denke, dass es warscheinlich an verschiedenen Dingen gelegen hat, dass der König so wunderlich-unköniglich gerochen hat. Weiter oben wird ja von verschiendenen Mund- und Zahnoperationen gesprochen. Diese liefen ja nicht wie heute mit Desinfektionsmitteln und sterilen chirurguischen Instrumenten ab. Da konnte schnell mal ein Zahn abbrechen und unbemerkt stecken bleiben, weil er übersehen wurde und anfangen schön septisch zu werden, sprich, der ist ziemlich geeitert. Zudem könnte ich mir vostellen, dass er, der stattliche König von Weltrang, ziemlich gerne beim Essen die wirklich guten Gewürze wie Zwiebeln und viel, viel Knoblauch bevorzugt hat. Mittelchen gegen den schlechten Geruch gab es allerhand, aber ich glaube, dass sie erst richtig mit Ludwig in Mode kamen.
 
Ich glaube, dass der König noch hätte viel länger leben können, wenn er durch seine ständigen Abführkuren nicht so chronisch geschwächt gewesen wäre. Zudem muss man die Infektion ebenfalls seinen Leibärzten zuschreiben, denn diese verstanden anscheinend nicht allzuviel von ihrem medizinischen Job. Ich glaube, dass man das Bein auch hätte mittels einer Op abnehmen können. Diese Methode war damals nichts neues und wurde auch schon erfolgreich durchgeführt. Nur müssen halt die hygienischen Voraussetzungen für eine solche Op und eine Wundnachversorgung gewährleistet sein, damit es sich nicht verschlimmert, sonst geht das eher nach Salamitechnik immer ein Stückchen für Stückchen höher am Bein. Mit der Malade und der Op, meine ich....:weinen: :rip:
 
SRuehlow schrieb:
Ist Euch eigentlich bekannt gewesen, dass trotz der gezogenen Zähne Seiner Majestät, Ludwig unter enormen Mundgeruch litt

Auch sowas soll vorgekommen sein, aber man sollte wohl nicht von einer ständigen Situation ausgehen. Das erscheint mir sonst mächtig übertrieben. Aber zu Nahe an den Mund auch nur irgend eines Menschen bis ins 19. Jahrh. möchte ich nicht kommen wollen. Bis zur Erfindung von Zahnbürste und Zahnpasta zumindest. :still:

Jacobum schrieb:
ich bin davon ausgegangen, dass der Autor korrekt recherchiert hat. Als Quellen gibt er immerhin die Aufzeichnungen der Leibärzte Louis' an

Die einschlägigen Biografien informieren recht ausführlich über die Krankheiten, weshalb ich mir sehr, sehr sicher bin, dass das nicht so ganz der Wahrheit entspricht. Dass er die Aufzeichnungen der Leibärzte Louis' angibt, erscheint mir angesichts dieser Fehlinformationen höchst seltsam.
 
Muck134 schrieb:
gab es denn damals keine Mittelchen gegen Mundgeruch?
In den allermeisten Fällen kommt Mundgeruch tatsächlich von den Zähnen. Offenbar lag er mit seiner "Zahnkur" im Prinzip richtig, war aber nicht radikal genug.

Oder zu radikal : Er hätte es ja auch mal mit Zähneputzen versuchen können. Aber diese Art von Reinlichkeit war zu dieser Zeit offenbar verpönt. Gebadet hat er ja wohl nur sehr selten (3 x im Leben, sagen manche).
 
hyokkose schrieb:
Entschuldige, daß ich schon wieder mal dazwischenfunke: Diesen Unsinn haben wir im Forum bereits in aller gebotenen Ausführlichkeit behandelt.

hyokkose schrieb:
Das war ca. 30 Beiträge vorher schon mal dran:

hyokkose.exe in Hochform. Man könnte meinen, Du hast eine neue Firmware aufgespielt, so gut wie Du in Form bist ... :putzen:
 
Der letzte Beitrag ist schon ein paar Monate her, aber irgendwie spukt mir dieses Thema immer noch im Kopf rum. Letzte Nacht hatte ich einen komischen Traum, den ich hier schnell einstellen will - es ist also keine historische Tatsache, sondern reine Fiktion, die wiederum eine kleine Wahrheit enthält...

Im Thronsaal Ludwigs XIV. herrschte große Aufregung. Dem König wurden soeben beide Beine amputiert und eine dicke Mätresse drückt den kleinen König, der sich vor Schmerzen windet, unsanft in den Thron. Beide Beinstümpfe sind mit schmutzigen Bandagen verbunden und zahllose Ärzte huschen um ihn herum und tuscheln über die beste Möglichkeit, den König von Frankreich zu kurrieren. Ich halte mich im Hintergrund, weil ich in Erfahrung bringen will, welche Methode bei den Ärzten Anklang findet. Nach langem hin und her einigen sie sich auf folgendes: Man solle dem König anstatt der schmutzigen Binden eitrige Bandagen um die frischen Wunden binden, denn das würde den eigenen Eiter, der ja bekanntlich "heilsam und in höchstem Maße gesund" ist, zum Vorschein bringen. Der Eiter würde dann dem König die "krampfhaften" Tränen in die Augen treiben und das wäre ein Zeichen, dass der Heilungsprozess in vollem Gange wäre. Ich dachte, dass ich mich verhört hätte, denn das würde den König mit Sicherheit in die Kiste bringen. Ich hüstelte also und sagte den Ärzten, dass die beste Methode das Auskochen der Bandagen sei und eine gute Wundreinigung. Die Ärzte schauten mich mit strafenden Blicken an und sagten nur: "Davon versteht ein Moliere eben nichts!" und entfernten mich aus dem Thronsaal....

Ein komischer Traum, aber Moliere und der König... der Glaube an den heilsamen Eiter, den man extra hervorgerufen hat, indem man ein Rosshaar in die Wunde legte... das alles ist doch schon ziemlich surreal - eben ein Traum!
 
Zurück
Oben