Zeichnungen der Anatomie schwangerer Frauen

gesta abbatum

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hallo liebe historiker,



vor ein paar tagen lief der film „der name der rose“ im fernsehen.
dort gibt es eine szene (sie spielt in der bibliothek), in der Adson ein buch aufschlägt und, jeweils nur kurz, anatomische zeichnungen von schwangeren zu sehen sind (so hat eine frau einen embryo in sich, die zweite zwei und die dritte gar siebzehn).

meine frage lautet: ist das buch/sind die bilder authentisch? und wenn ja, wo befindet dieses manuskript?

ferner würden mich brennend weitere solcher werke, vor allem des hoch- und spätmittelalters interessieren. dummerweise sind die abbildungen, sofern vorhanden, aus den kindslagenhandschriften des mittelalters nicht solcher art, wie ich sie suche.
tatsächlich suche ich zeichnungen dergestalt, die ähnlich der „dritten frau“, mehrere kinder (menschen?) abbilden.

gerade solche bilder bilden meiner meinung nach weder den schwangerschaftsabblauf / entwicklungsgrad ab, sondern sind vielmehr symbolisch zu verstehen als abbild der fruchtbarkeit. meine eigentliche (forschungs-) frage geht in richtung einer transzendentalen überhöhung zukünftigen lebens!


ich weiß natürlich, dass anatomische schriften und mittelalter eine heikle kombination sind, aber vielleicht existieren ja doch mehr, als ich denke.

[FONT=&quot]es wäre wirklich super, wenn jemand sich an solche schriften erinnert und mir deren titel mitteilen könnte.[/FONT]
 
"Über eineinhalb Jahrtausende, in den mittelalterlichen Kindslagenserien und Handschriften zur Gynäkologie der Frau, in ersten gedruckten Holzschnitten der Gravida zeigen die Künstler und erzählen die Autoren von der Schöpfung des Kindes im schützenden Gehäuse seiner Hüllen und Häute. Das Kind im Schoß verbleibt ein Emblem der Einschachtelung, eingewickelt und eingerollt in der Mitte der matrix, die es wohl einschließt. Ob in Vorder-, Seiten- oder Rückenansicht, es sitzt da, die Beine gekrümmt oder fest angezogen, die Ellenbogen meist auf die Knie gestützt, die Handballen an die Ohren und die Wangen an die Knie gepresst. Die Motive bleiben über Jahrhunderte gleich ... Dieser emblematisch hinweisender Charakter des kommenden Kindes in den Illustrationen mittelalterlicher Manuskripte - unter seiner dreifachen Sphärendecke als Kugel eingeschlossen - lenkte auch den Blick der Anatomen, die mit dem Sezierbesteck das Innere der Frucht in die Sphäre des Anschaulichen rückten."

Zitat (S. 20) aus:

Barbara Duden: Zwischen "wahrem Wissen" und Prophetie: Konzeptionen des Ungeborenen. In: Barbara Duden et al: Geschichte des Ungeborenen. Zur Erfahrungs- und Wissenschaftsgeschichte der Schwangerschaft. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2002.

Sie nimmt direkt Bezug auf:

Karl Sudhoff: Kindslagen in Miniaturen, Schnitten und Stichen vom 12. ins 18. Jahrhundert in: Karl Sudhoff: Traditionen und Naturbeobachtungen in den Illustrationen medizinischer Handschriften (Studien zur Geschichte der Medizin, Heft 1), Leipzig 1907, 67-75.

Außerdem ist vielleicht noch interessant:

"Anathomia corporis humani" (1316), das Hauptwerk von Mondino dei Luzzi, den mittelalterlichen "Wiederentdecker" der Anatomie.

Das ist jetzt alles, was ich spontan finden konnte. Von siebzehnfachen Babys im Mutterleib hab ich nichts gefunden... es sei denn vielleicht als :evil:Mein Name ist Legion denn wir sind viele...:evil:
 
hey,

das ging ja schnell mit antworten :)

ich hoffe, das mit dem anhang funktioniert. wenn ja, sieht man dort das betreffende bild mit den 17 embryonen / menschen.

quelle:"sreenshot" aus dem film "Der Name der Rose".

ganz wichtig natürlich: da es sich um einen film handelt, kann dieses bild natürlich eigens für den film angefertigt worden sein. nicht zuletzt deshalb habe ich keine ahnung betreffs der "echtheit" des bildes. aber wie gesagt, wer es kennt, könnte ja namen und findort des originals hier hinterlegen.


relativ häufig findet man bildnisse der schwangeren maria, zum teil auch mit "sicht" auf das jesuskind. leider nutzen mir solche bilder nur sehr wenig.
 

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Weiß nicht ob das relevant ist, aber:

Da blättere ich doch gerade in meinem frischgekauften Buch über Phrenologie (das ist diese 19. Jhdt-Pseudowissenschaft, die behauptete, dass man Charaktereigenschaften an der Schädelform ablesen kann) und entdecke da das Bild eines KOPFES, der genauso aussieht wie der schwangere Bauch da in deinem Film. Hier (bisschen runterscrollen) ist eine vereinfachte Darstellung so einer Skizze (mit Zahlen statt Bildern). In meinem Buch ist sie allerdings ähnlicher, also mit richtigen Figuren und Szenen und so.

Da scheinbar keiner was über das Mittelalter sagen kann, könnte das vielleicht auch einfach ne zeitdurcheinanderschmeißende Verballhornung der Filmemacher sein, die sich diese esoterischen Bilder des 19. Jahrhunderts als Illustration genommen haben, ähnlich wie man in jedem "Labor" irgendwelche Gläser mit Viechern in Formaldehyd sieht, weil die das im 19. Jahrhundert auch gemacht haben?

Oder vielleicht ist einfach die Aussage eine ähnliche, also dass hier alle möglichen Eigenschaften dargestellt werden sollen.
 
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