Remake or not remake? - that’s the question!

Viele (vor allem jüngere) Zuschauer werden das Original vermutlich nie gesehen haben.

Z.B. überkam mich vor ein paar Wochen das nackte Grauen, als ich einen Trailer zum kommenden Remake von „The Crow“ sah. „The Crow“ (nur der erste Teil!) ist einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Das Remake hingegen scheint, dem Trailer nach zu urteilen, einen völlig uncharismatischen Hauptdarsteller zu haben, nichts von der visuellen Brillanz und der Atmosphäre des Originals und außerdem recht unspektakuläre Action. Wer braucht das?
Doch dann kam mir der Gedanke: Das Original ist mittlerweile 30 Jahre alt und war ein Film, wie er eigentlich nur in den 90ern gedreht werden konnte. Kennt ihn das jüngere Publikum von heute überhaupt noch? Falls ja, kann es ihm etwas abgewinnen oder betrachtet es ihn als verstaubt und antiquiert?

Etwas anderes ist der Reboot-Wahnsinn, der sich in den letzten Jahren in Hollywood breit gemacht hat, also dass man bestimmte Reihen alle paar Jahre bzw. Filme wieder neu startet. Da gab es z.B. in den 2000er Jahren die drei „Spiderman“-Filme von Sam Raimi, dann wurde die Reihe neu gestartet und brachte es auf zwei „Amazing Spiderman“-Filme, dann ging es im Rahmen des „Marvel“-Universums noch einmal neu los. „Batman“ wäre auch so ein Beispiel.
 
Manche Romane wurden sogar 3mal verfilmt.

Mir fällt da u.a. auch die Verfilmung von John Knittel (1891/Dharwar/Indien - 1970/Maienfeld/Schweiz) Roman „Via Mala“ ein.
  • 1. Verfilmung 1943/1945 mit Carl Wery in der Hauptrolle. Er spielt den despotischen Vater Jonas Lauretz.
  • 2. Verfilmung 1961 mit Gerd Fröbe, Hauptrolle wie vor.
  • 3. Verfilmung 1985 mit Mario Adorf, Hauptrolle wie vor. Dies war dann ein 3teiliger Fernsehfilm den das ZDF vom 1-3 September (Sonntag -Dienstag) 1985 ausstrahlte. Er hatte damals die höchste Einschaltquote einer Produktion des ZDF = 50 %. Er war auch Gesprächsstoff in meinem damaligen Arbeitsumfeld in der DDR.
 
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Ich kenne bei Remakes solche und solche. Mitte der 90er Jahre habe ich The Birdcage mit Robin Williams gesehen, fand ihn zum Schreien komisch. Ich wußte damals nicht, dass das eine Adaption des französischen Theaterstücks Ein Käfig voller Narren / La cage aux folles. Das Theaterstück, das auch in Frankreich/Italien Ende der 70er Jahre verfilmt wurde, war mir bis dahin nur vom Titel (aber nicht vom Inhalt) her bekannt. Die ältere Verfilmung habe ich erst irgendwann in den letzen Jahren gesehen, aber da gefiel mir die US-Verfilmung wesentlich besser.

Romeo & Julia von William Shakespeare hat es schon häufiger auf die große Leinwand gebracht (abgesehen von mehreren Opern und auch das Musical Westside Story). Die bekannteste Verfilmung mit Leonardo di Caprio und Claire Danes, in der der Stoff an die Gegenwart angepaßt und in die USA verlegt wurde, hat mir sehr gut gefallen. Kurz danach gab es ebenfalls mit Leonardo di Caprio eine Verfilmung der Titanic-Tragödie, das war auch von mehreren Verfilmungen zu dem Thema. Bekannt sind neben der erwähnten von Cameron die deutsche Verfilmung von 1943 und die britische aus den späten 50er Jahren. Ich habe alle drei gesehen und sie waren alle sehenswert, aber natürlich auch immer ein Produkt ihrer Zeit. Die Tricktechnik von 1943 und die der 50er Jahre war natürlich eine andere als die in den späten 90er Jahren.

William Shakespeare hat sich auch schon bei anderen Autoren etwas abgekupfert. Die Komödie der Irrungen z. B. ist deutlich von einem Werk von Plautus inspiriert. Ob Plautus seinerseits schon bei griechischen Autoren sich bedient hat, habe ich nicht auf die Schnelle herausgesucht.

Auch Fabeldichtungen wie die von Jean de la Fontaine gehen auf antike Ursprünge zurück. Er hat sich beim römischen Phaedrus bedient und dieser beim griechischen Aesop. Ob dieser bei Ägpytern und Phönizieren plagiiert hat?
 
Die Erstverfilmung des Buches "Im Westen nichts Neues" aus dem Jahre 1930 war und ist der Klassiker des Genres Antikriegsfilm.
Auch die zweite Verfilmung aus dem Jahr 1979 ist ebenfalls mittlerweile ein moderner Klassiker, ohne wenn und aber.

Die dritte Verfilmung aus dem Jahr 2022 ist mir leider nicht bekannt, ich habe den Film nicht gesehen.
Sollte ich die DVD für kleines Geld auf zB einem Flohmarkt finden, dann werde ich mir den Film ansehen, in einem Kino sehr sicher nicht.
(Normalerweise bezahle ich für diese neueren DVDs einen Euro, ein annehmbarer Kaufpreis für die eigene Filmsammlung)

Micha
 
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Zu dem Film "Paths of Glory" von Kubrick nur soviel, dieses Meisterwerk mit einer dümmlichen amerikanischen Fernsehserie wie "Ein Käfig voller Helden" überhaupt in einen Zusammenhang zu bringen, das geht ja gar nicht!

Aber egal, Geschmäcker sind verschieden, und über Geschmack kann und soll man nicht streiten, macht keinen Sinn. ;)

Micha
 
Zu dem Film "Paths of Glory" von Kubrick nur soviel, dieses Meisterwerk mit einer dümmlichen amerikanischen Fernsehserie wie "Ein Käfig voller Helden" überhaupt in einen Zusammenhang zu bringen, das geht ja gar nicht!
Nun, ich persönlich halte ja nämliche Serie für wesentlich weniger dümmlich als diesen Streifen.

Die Serie ist als Klamauk gedacht und diesen Zweck erfüllt sie. "Paths of Glory" ist so weit an der Realität vorbei, dass es unfreiwilliger Klamauk ist, der zudem das ganze Genre lächerlich macht.
An und für sich habe sicherlich nichts gegen Anti-Kriegs-Filme, die älteren Verfilmungen von "Im Westen nichts Neues", "Die Brücke" (1959) oder auch Kubricks "Full Metal Jacket" finde ich da etwa durchaus gelungen.

Nur wenn man Filme macht, die eine bestimmte politische Haltung gegenüber dem Krieg, dem Militär etc. demonstrieren sollen, wäre es eben ratsamauch Dinge zu kritisieren, die in dieser Form wirklich stattgefunden haben und stattfinden wird das aber zu sehr ausgeschmückt, dann wirkt das eben nicht mehr wie ein ernsthaftes Anliegen, sondern wie hysterischer Aktionismus, der den Realitätsbezug verloren hat.

Und Geschichten aufzutischen, wie, dass Soldaten vor ein Erschießungskommando gezerrt würden, allein auf Grund des Umstads, dass sie einen gescheiterten Angriff nicht im Alleingang zu Ende geführt und als Ein-Mann-Armee die feindlichen Stellungen niedergekämpft haben, und weil eben alle Offiziere quartalsirre Psychopathen in Uniform sind, fällt nunmal in diese Kategorie.

Das ist ähnlich lächerlich, wie diese neue Pseudoverfilmung, von "Im Westen nichts Neues" (hat de facto mit der Buchvorlage nicht viel zu tun), in der der etwas durchschüsselte General Friedrich 15 Minuten vor Kriegsende noch das ganze Regiment in einem völlig sinnlosen selbstmörderischen Angriff anrennen lässt, einfach weil er die Sozialdemokratie hasst, nicht weiß, was er nach dem Krieg anfangen soll und der Meinung ist, dass dass aus irgendwelchen Gründen ehrenhalber so zu passieren habe.

Das sind Dinge da kann ich mir nur die Hand vor den Kopf schlagen und ich weiß´nicht, was Filmemacher zu einem solchen Unfug reitet.
 
Ein interessantes Thema, das wird ein sehr langer Thread... ;)

Ich habe nicht eine einzige Episode von "Ein Käfig voller Helden" gesehen, habe ich wirklich etwas verpasst, ich glaube nicht?
Krieg, Kriegsgefangenschaft und "Klamauk", das passt für mich persönlich nicht zusammen, ist eine Verhöhnung der sehr vielen Opfer.

Ich würde "Paths of Glory" niemals als Unfug bezeichnen, ich habe den Film anders erlebt. Der Film war den Machern wichtig, und sehr sicher gibt es interessante Dokumentationen über die damaligen Dreharbeiten in Deutschland...

Habe hier einen ganzen Leitz Ordner voller Zeitungsausschnitte über die deutschen sobez. "Spätheimkehrer" aus russischer Kriegsgefangenschaft.
Einfache Soldaten, die für die Verbrechen der Nazis zur Rechenschaft gezogen wurden, und das gnadenlos. Die wenigsten haben die Heimat jemals wiedergesehen, das hatte nichts klamaukhaftes an sich, das war bittere damalige Realität.
Mein Großvater hat diese Zeitungsausschnitte gesammelt, und abgeheftet, das war seine Aufgabe als damaliger Bürgermeister.

Soll ich diese damaligen Zeitungsartikel einscannen und hier einstellen, ich denke nicht, das macht keinen Sinn.
Die Artikel und die Fotos der Spätheimkehrer sind erschütternd, verstörend, deutsche Geschichte 1:1, null Klamauk.

Micha
 
Ich habe nicht eine einzige Episode von "Ein Käfig voller Helden" gesehen, habe ich wirklich etwas verpasst, ich glaube nicht?
Krieg, Kriegsgefangenschaft und "Klamauk", das passt für mich persönlich nicht zusammen, ist eine Verhöhnung der sehr vielen Opfer.
Ich habe nur eine Handvoll Folgen gesehen, da ich der Serie nicht viel abgewinnen kann. Verhöhnt werden allerdings die deutschen Bewacher, vor allem der Lagerkommandant. Die alliierten Kriegsgefangenen, vor allem ihr Rädelsführer, hingegen sind schlau und legen ihre Bewacher laufend aufs Kreuz.

Ganz generell sind Produktionen, die die Schrecken des 2. WKs, gar den Holocaust, komödiantisch verarbeiten ("Das Leben ist schön", "Die 25. Stunde"; außerdem irgendein Film, dessen Titel mir entfallen ist, über osteuropäische Juden, die sich selbst "deportieren", indem sie sich einen Zug besorgen und ein Teil von ihnen sich als deutsche Soldaten tarnt, der den Rest "bewacht", um so ins Ausland zu entkommen, was scheinbar auch gelingt - in der Schlussszene sieht man dann allerdings, dass alles nur die Fantasie eines KZ-Insassen war), freilich immer eine Gratwanderung.

Nachtrag: Jetzt weiß ich es wieder: Der Film hieß "Zug des Lebens".
 
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Ich habe nicht eine einzige Episode von "Ein Käfig voller Helden" gesehen, habe ich wirklich etwas verpasst, ich glaube nicht?
Krieg, Kriegsgefangenschaft und "Klamauk", das passt für mich persönlich nicht zusammen, ist eine Verhöhnung der sehr vielen Opfer.
Nun, die Serie Ein Käfig voller Helden mag man für Klamauk halten, das ist es wohl tatsächlich. Deswegen muss man aber nicht den Stab darüber brechen.
Der Käfig voller Helden ist eine auf einer wahren Begebenheit* basierende Serie, in welcher die Kriegsgefangenen über ihre Wächter ermächtigt werden (und das teilweise mit deren tatkräftigen "alle Hühneraugen zurdrücken", was namentlich für Oberst Klink und Feldwebel Schultz gilt).
Der Schauspieler, der Oberst Klink spielt ist ganz nebenbei der in Dtld. geborene Werner Klemperer, ein Sohn von Otto Klemperer, der bereits 1933 als Jude aus Angst vor den Nazis emigrierte, Werner folgte dem Vater mit Schwester und Mutter 1935.
Bei allem zu Recht bekrittelten Klamauk hat die Serie doch eine große Stärke: Die Deutschen werden (und das 1965 - 1971) durchaus heterogen gezeigt. Da sind die Luftwaffenangehörigen, welche das StaLag bewachen (Klink, Schultz, Langenscheidt) und einen unausgesprochenen Deal mit den Kriegsgefangenen haben: Wenn diese immer wieder ins Lager zurückkehren, dann ignorieren sie, was sie ahnen oder gar mitbekommen/wissen. Und dann ist da noch die SS, die gerne kurzen Prozess machen würde.

Man kann dieser Serie aus Historikersicht vieles vorwerfen und auch Klamauk. Aber eine Verhöhnung der Opfer sicher nicht. Durch Nazis Verfolgte - sofern sie denn in der Serie, die ja im West-Alliierten Kriegsgefangenenmilieu spielt vorkommen - werden mit Empathie bedacht.

Und wenn man sich Filme wie Der Zug des Lebens** oder Das Leben ist schön ansieht: Die sind in einigen Szenen Klamauk im allerbesten Sinne und keineswegs eine Verhöhnung der Opfer, sondern geben ihnen ein Gesicht und Würde.


*Schloss Colditz
**Der Film Der Zug des Lebens ist, glaube ich, weitgehend unbekannt, anders als Das Leben ist schön.
Ein Jude erzählt die Geschichte, wie sein Stetele (Städtele, jüdisches Dörfchen in Weißrussland/Ukraine/Westrussland) in Anbetracht des Holocaust beschließt, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Die Dorfbewohner stellen sich selbst SS-Uniformen und Häftlingskleidung (da bin ich nicht sicher) her und organisieren sich einen Zug. Fortan fahren sie als vermeintlicher KZ-Transport durch die Gegend in Richtung Ostfront, um über die Ostfront nach Russland zu kommen. Dabei kommt es zu Konflikten zwischen den Dorfbewohnern, welche als vermeintliche Gefangene und Dorfbewohnern, welche als vermeintliche SS-Leute in dem Zug fahren (Viehwaggons vs. Personenwaggons, unterschiedliche Ernährung).
Irgendwann steht der vermeintliche Gefangenentransport einen zweiten Gefangenentransport gegenüber. Große Nervosität bei allen, denn nun muss der - keine Ahnung welchen vermeintlichen Rang der "Chef" hat - Standartenführer glaubwürdig gegenüber der echten SS auftreten.
Es stellt sich aber schnell heraus, dass in dem anderen Zug Roma sitzen, welche dieselbe Idee hatten, wie die Juden aus dem Stetele: Als fingierter Gefangenentransport das von den Deutschen beherrschte Gebiet verlassen und so dem sicheren Tod entkommen.
Fortan fahren beide Züge gemeinsam durch die Gegend, wobei auch hier natürlich der eine oder andere Konflikt aber auch die eine oder andere Liebelei zu erzählen sind. Am Ende fährt der nun zusammengekoppelte Zug über die Front und man sieht links und rechts die Granaten fliegen. In der Schlussszene sieht man wieder den Erzähler, aus dem Close-up fährt die Kamera nun das erste Mal zurück in die Totale und wir sehen, dass der Erzähler in Häftlingskleidung in einem KZ, mutmaßlich einem Vernichtungslager steht. Die ganze Geschichte ist aus seiner Phantasie entsprungen, wie er sich die Wirklichkeit gewünscht hätte. Es hat keinen "Zug des Lebens" gegeben. Der Film ist lustig und in einigen Szenen sogar klamaukig. Und dennoch ist er genauso weit davon, die Opfer zu verhöhnen, wie Das Leben ist schön.
 
Zurück zu den Neuverfilmungen, es ist wie mit der Musik, hatte jemals eine Band den Titel "In A Gadda Da Vida" der Kapelle Iron Butterfly neu aufgenommen, niemals, völlig unmöglich und undenkbar.

Klassiker fasst man nicht an, ich denke an die Literaturverfilmung "Wanderungen durch die Mark Brandenburg" aus dem Jahr 1986, erzählt von dem wunderbaren Schauspieler Klaus Schwarzkopf.
Alle fünf Teile sind Online, der reine Genuß, eine Zeitreise in die gute alte Zeit, sehr zu empfehlen!

Wer sollte dieses Werk von Fontane jemals besser und näher sprechen und nahebringen können als Klaus Schwarzkopf, niemand!

Gute Unterhaltung! ;)

Micha
 
Ich habe nicht eine einzige Episode von "Ein Käfig voller Helden" gesehen, habe ich wirklich etwas verpasst, ich glaube nicht?
Das hängt denke ich davon ab, ob es den persönlichen Humor trifft oder nicht. Ist eben einiges an Blödelei und Klamauk dabei.

Habe hier einen ganzen Leitz Ordner voller Zeitungsausschnitte über die deutschen sobez. "Spätheimkehrer" aus russischer Kriegsgefangenschaft.
Einfache Soldaten, die für die Verbrechen der Nazis zur Rechenschaft gezogen wurden, und das gnadenlos.
Ist mir durchaus bekannt. Jemand aus meiner (entfernteren) Verwandtschaft ist erst in den 1950er Jahren aus der sowjetischen Gefangenschaft entlassen worden, ich hatte die Möglichkeit den Mann noch kennen zu lernen.

Das hat aber relativ wenig mit der Serie zu tun, die nimmt aus meiner Sicht vor allem in den Personen von Oberst Klink und Feldwebel Schulz vor allem den deutschen Militarismus mächtig auf die Schippe, einfach weil die Beiden als die hauptsächlichen Aufpasser des Lagers so ziemlich die unmilitärischsten Figuren sind, die man sich vorstellen kann und deswegen dauernd in die Bredoullie geraten, teilweise so sehr, dass die Gefangenen zu dem Schluss kommen, dass sie die beiden aus ihrerm Schlamassel retten müssen, damit sie nicht durch fähigere Leute ersetzt werden und den Gefangenen die Geheimoperationen, die diese vom StaLag13 aus regelmäßig durchführen erschweren.

Muss man persönlich nicht mögen, hat aber nichts damit zu tun sich über das Schicksal von Kriegsgefangenen lustig zu machen.


Ich würde "Paths of Glory" niemals als Unfug bezeichnen, ich habe den Film anders erlebt. Der Film war den Machern wichtig, und sehr sicher gibt es interessante Dokumentationen über die damaligen Dreharbeiten in Deutschland...

Es mag sein, dass er den Machern wichtig war, dass glaube ich gerne. Aber ich bleibe dabei, dass es gnadenlos überzogen ist, was einige Dinge betrifft und das ist aus meiner Sicht für einen Film, der sich als Anti-Kriegs-Film versteht und damit dezidiert politisch/moralisch Position bezieht einfach ein K.O.-Kriterium.

Ich versuche das mal bildlich zu illustrieren:

Wenn in einem Anti-Kriegs-Film, der eine pazifistische Haltung zum Ausdruck bringen und Krieg und Militarismus kritisieren soll Darstellungen vorkommen, wie eben dass ein Soldat weil er nicht quasi im Alleingang die feindliche Stellung gestürmt hat, wegen angeblicher "Feigheit vor dem Feind" von einem etwas irre gewordenen Militärgericht zum Tode verurteilt und anschließend erschossen wird, ist das für mich ungefähr so, als würde heute auf einer Demonstration gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine jemand mit einem Protestschild herumlaufen auf dem geschrieben steht "Stoppt Putins Pläne den Mars zu kolonisieren!".
Oder als würde jemand bei einer Demonstration wegen der Misstände in der katholischen Kirche mit einem Plakat herumlaufen auf dem geschrieben stünde "Gegen die Errichtung von Krematorien zur industriellen Hexenverbrennung auf dem Petersplatz!"

Wenn jemand zu solchen Anlässen derartige Übertreibungen auftischt, die man nicht ernst nehmen kann, dann macht er damit die ganze Protestaktion lächerlich.
Wenn Kubrick nicht mit "Full Metal Jacket" einen weiteren Anti-Kriegs-Film geliefert hätte, den man da (jedenfalls meiner Meinung nach) wesentlich ernster nehmen kann, könnte man meinen er habe sich mit der übertirebenen Darstellung in "Paths of Glory" eher über die kritische Haltung dem Krieg und dem Militarismus gegenüber lustig machen, als diese unterstützen wollen.

Und deswegen ist dieser Film in meinen Augen einfach schlecht.
Er erreicht durch Übertreibung in meinen Augen einfach das Gegenteil von dem, wofür er konzipiert war.
 
Nachtrag: Jetzt weiß ich es wieder: Der Film hieß "Zug des Lebens".

Durchaus sehenswerter Film, der durch seine letzte Szene durchaus "geerdet" wird.

Der Schauspieler, der Oberst Klink spielt ist ganz nebenbei der in Dtld. geborene Werner Klemperer, ein Sohn von Otto Klemperer, der bereits 1933 als Jude aus Angst vor den Nazis emigrierte, Werner folgte dem Vater mit Schwester und Mutter 1935.

Dazu aus Wikipedia der vielleicht interessante Hinweis:

"Seine bekannteste Rolle hatte Klemperer in der Fernsehserie Ein Käfig voller Helden. Von 1965 bis 1971 spielte er den schusseligen „Oberst Wilhelm Klink“, der als Kommandant eines deutschen Kriegsgefangenenlagers ständig vom ranghöchsten Gefangenenoffizier an der Nase herumgeführt wird. Aufgrund seiner eigenen Biografie hatte Klemperer die Rolle nur unter der Bedingung angenommen, dass er als deutscher Kommandant niemals über seinen Gegenspieler triumphieren würde. Um die Figur authentischer darstellen zu können, eignete er sich wieder einen deutschen Akzent an. Für seine Darbietung war Klemperer insgesamt fünf Mal für einen Emmy nominiert, 1968 und 1969 gewann er die Auszeichnung."

(Hervorhebung durch mich)

Müsste auch irgendwo im Forum stehen, ich glaube, das frühere Forumsmitglied florian17160 (RIP), das Klink als Avatar hatte, hatte die Story mal erzählt oder verlinkt, aber ich finds nicht...
 
Nun, die Serie Ein Käfig voller Helden mag man für Klamauk halten, das ist es wohl tatsächlich.
Interessanterweise trifft das vor allem auf die deutsche Fassung von 'Ein Käfig voller Helden' zu. Für die Übertragung zeichnete Rainer Brandt verantwortlich, u.a. bekannt für die Synchronisation der Bud Spencer & Terence Hill-Filme. Wie auch schon bei 'M*A*S*H', reicherte er die Serie mit Kalauern und Sprüchen an, die im Original nicht vorhanden sind. Da wird ein Dolch schon mal zur "Ansichtskarte aus Solingen", und die Nazis grüßen mit "Heil Kräuter!"

Über Brandts Schnodderdeutsch kann man geteilter Meinung sein, aber was die Charakterisierung der Deutschen anlangt, finde ich 'Ein Käfig voller Helden' cleverer und wirkungsvoller als so manchen hochgelobten Kriegs- bzw. Historienfilm.
 
Interessanterweise trifft das vor allem auf die deutsche Fassung von 'Ein Käfig voller Helden' zu. Für die Übertragung zeichnete Rainer Brandt verantwortlich, u.a. bekannt für die Synchronisation der Bud Spencer & Terence Hill-Filme. Wie auch schon bei 'M*A*S*H', reicherte er die Serie mit Kalauern und Sprüchen an, die im Original nicht vorhanden sind. Da wird ein Dolch schon mal zur "Ansichtskarte aus Solingen", und die Nazis grüßen mit "Heil Kräuter!"

Über Brandts Schnodderdeutsch kann man geteilter Meinung sein, aber was die Charakterisierung der Deutschen anlangt, finde ich 'Ein Käfig voller Helden' cleverer und wirkungsvoller als so manchen hochgelobten Kriegs- bzw. Historienfilm.

Der Darsteller von Hogan soll immer mehr den Rappel bekommen haben- aber eigentlich lebt die ganze Serie von Oberst Klink, wobei er in der deutschen Fassung wesentlich sympathischer wirkt.

Aber Werner Klemperer war einfach ein großartiger Schauspieler- und ohne ihn wäre die ganze Serie nicht gewesen.
Bei Bonanza riss Adam Cartwright (Pernell Roberts) eine Lücke, aber den Tod von Dan Blokker hat die Serie nicht überlebt. Bonanza ohne Hoss Cartwright- undenkbar! Pernell Roberts wollte nicht auf die Rolle und Westernserien reduziert werden, aber als Seriendarsteller begann eine Durststrecke. Erst mit Trapper John, einem Spinn off von M.A.S.H.
 
Ja. Seine Werke sind in der Regel freie Bearbeitungen eines griechischen Originals (oder auch mehrerer Originale).

also nil novi (nix neues) - frei nach dem Motto: besser gut kopiert als schlecht erfunden.

Mir ist noch ein anderer Film eingefallen, von dem aufgrund seines Erfolges ein US-Remake und zwei Hongkong-Remakes gemacht wurden:

der französische Film Nikita von Luc Besson, der vielfach ausgezeichnet wurde: Nikita (Film) – Wikipedia

Das amerikanische Remake mit Bridget Fonda, Gabriel Byrnes und Harvey Keitel ist zwar nicht schlecht, aber das französische Original hat mir wesentlich besser gefallen. Von den Hongkong-Remakes habe ich eines zufällig im TV teilweise gesehen, teilweise deshalb, weil ich nach einem Drittel abschalten mußte, so schlecht fand ich es.
 
Nun, ich persönlich halte ja nämliche Serie für wesentlich weniger dümmlich als diesen Streifen.

Die Serie ist als Klamauk gedacht und diesen Zweck erfüllt sie. "Paths of Glory" ist so weit an der Realität vorbei, dass es unfreiwilliger Klamauk ist, der zudem das ganze Genre lächerlich macht.

Na ja!

Path of Glory basiert auf einem Roman eines amerikanischen Drehbuchautors Humphrey Cobb. Cobb hat sich inspirieren lassen von einem Vorfall vom 10. März 1915 bei Souain im Departement Marne. Eine französische Kompanie hatte nach mehreren aussiuchtslosen Versuchen, einen deutschen Graben zu stürmen geweigert, noch einmal aus dem Graben zu steigen, daraufhin ließ der kommandierende General einen Befehl, den eigenen Graben unter Beschuss zu nehmen. Dieser Befehl wurde allerdings vom zuständigen Ari-Kommandeur nicht befolgt.
Eine Woche später, am 16. März 1915 wurden vier Soldaten dieser Kompanie wegen Befehlsverweigerung zum Tode verurteilt.

Am 13. Februar 1915 wurde der Soldat Lucien Bersot standrechtlich erschossen, weil er sich geweigert hatte, eine viel zu kleine, zerfetzte und blutbeschmierte Hose zu tragen. Für Bersot gab es einfach keine passende Hose im Magazin, so dass er mit einer weißen Leinenhose herumlaufen musste, die eigentlich zum Reservegepäck der Soldaten gehörte, In der Novemberkälte bat er um eine wollene rote Hose wie seine Kameraden sie hatten. Darauf hin reichte ein Sergeant Bersot eine zerfetzte, blutbeschmierte Hose, die einem Toten abgenommen war und ihm viel zu klein war. Darauf weigerte sich Bersot, diese Hose zu tragen. Dafür fasste Bersot 8 Tage Arrest. Sein Kompaniechef glaubte dass damit der Fall erledigt sei. Der Regimentskommandeur bestand aber auf einem Kriegsgerichtsverfahren. Zwei Soldaten, die zugunsten von Bersot intervenieren wollten, Zwei Soldaten, die sich für Bersot einsetzten, wurden nicht gehört und zu Zwangsarbeit in Nordafrika verurteilt.

Das Urteil war vom Kriegsrecht nicht gedeckt, der Fall fand im Hinterland und nicht unter Feindkontakt statt, die Verurteilung zu Zwangsarbeit war nicht rechtens. Der Ankläger Auroux agierte als Ankläger und Vorsitzender.

1922 wurde Bersot rehabilitiert. Sein Schicksal wurde in einem französischen Film verarbeitet, ich habe den Streifn anderswo schon erwähnt.

Im Zuge der Offensive 1917 in der Champagne kam es zu Meutereien und Militärstreiks. Da ging auch ein Song durch die Gräben, die französische Regierung setzte 1 Millionen Franc Belohnung aus, ohne dass er ermittelt wurde:

Im Chanson de Craonne hieß es u. a.

adieu la vie, adieu les femmes
C´es bien fini cet pour toujours
de cette guerre infame
C´est a Craonne sur le plateau qu´on
doit laisser sa peau
Car nous sommes tous condamn
nous sommes les sacrifiés...

Leb wohl Leben, lebt wohl, ihr Frauen, das ist alles vorbei für heute, durch diesen infamen Krieg
Es war auf dem Plateau bei Craonne, wo wir unsere Haut lassen mussten, denn wir sind die Verdammten, wir sind die, die geopfert wurden..

Petain schlug die Meutereien 1917n mit einer Mischung aus Härte und Konzilianz vor allem aber mit Härte nieder. Es wurden über 500 Todesurteile gefällt, es gab Verurteilungen zu Zwangsarbeit in Nordafrika oder Guayana, es wurden teilweise aus Einheiten Soldaten dezimiert

Von all den Todesurteilen- das weiß man heute wurden letztendlich nur 49 tatsächlich vollstreckt. Es wurden Archive über Departements aufgeteilt, das ist erst so in den 2000ern durchgesickert.


Also so völlig an den Haaren herbeigezogen ist Path of Glory nun doch nicht, Es geht um einen fiktiven Vorfall, aber es ist nicht völlig an den Haaren herbeigezogen, es gibt durchaus historische Beispiele und ähnliche dokumentierte Fälle die belegbar sind und wo französische Militärjustiz übermäßig drakonische Urteile fällte, die später revidiert wurden-oder auch nicht.

Lucien Bersot hatte aber auch Pech, sein Verteidiger hatte zumindest einen Aufschub der Hinrichtung bei höheren Stellen erreicht, geriet aber beim Rückweg in deutsches Ari-Feuer und kam nicht mehr dazu, den Aufschub durchzusetzen.

Humphrey Cobbs war nicht an der Westfront, er hatte keine autobiographischen Erlebnisse verarbeitet, sondern war eben ein Romanschriftsteller und Drehbuchautor. Bei dem gleichnamigen Roman Path of Glory handelt es sich um Fiktion, der Autor hat aber doch zumindest Recherchen zur Armee angestellt, er stützte sich auf tatsächliche Begebenheiten in der französischen Armee, und da gab es auch 1917 eine Menge Todesurteile. Dass davon tatsächlich nur wenige, 49 vollstreckt wurden, konnte Cobb, als er das schrieb noch nicht wissen.
Ein fiktives Werk war Path of Glory aber an den Haaren herbeigezogen, völlig unglaubwürdig war es nicht.

Die französische Militärjustiz hat nachweislich einige Justizmorde veranlasst, deren Opfer nachträglich rehabilitiert wurden.
 
Stellt euch ein Remake des Filmklassikers "Five Graves To Cairo" aus dem Jahr 1943 ohne den genialen Erich von Stroheim vor.
Wird es niemals geben, von Stroheim als der böse Nazi ist unübertroffen.

Link: Fünf Gräber bis Kairo – Wikipedia

Solche "Typen" gibt es nicht mehr, diese sind ausgestorben, sehr sicher waren diese Schauspieler so sehr perfekt in ihren Rollen, weil sie diese Jahre selbst erlebt haben.

Der wunderbare Hans Christian Blech in der Rolle des Schleifers "Platzek" in der unsäglichen "08/15" Trilogie, ein weiteres Beispiel, und man könnte die Liste der nicht neu verfilmbaren Spielfilme unendlich lang fortführen.
Btw. Hans Christian Blech als "Pluskat" in "Der längste Tag", gute Götter, mehr ging nicht...

Es waren andere Zeiten, die Schauspieler waren "hungrig", im wahrsten Sinne des Wortes. Genau das spiegelt sich in hunderten Filmen der damaligen Jahre, diese Zeiten kommen nicht wieder, aus und vorbei.




Micha
 

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  • Stroheim Five Graves To Cairo.jpg
    Stroheim Five Graves To Cairo.jpg
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"Neuverfilmung" ist das einzige Synonym, welches das Wörterbuch für 'Remake' anbietet, ich würde aber meinen, dass das Publikum mit dem Wort "Remake" ganz konkret einen Film verbindet, der auf einem älteren Film basiert, und nicht auf dessen Vorlage.
Aber gerade dieses Wort sagt doch nichts über die Herkunft der Verfilmung aus, wie auch das Re-make, das allerdings - ich geb's zu - eher als "Wieder-Verfilmung" übersetzt werden sollte. "Neuverfilmung" heißt: es wird "neu", also "nochmal" verfilmt. Wo die Vorlage dieses "Neuen" herkommt, bleibt unbestimmt. (Das englische "Re" hat dagegen stärker die Bedeutung des "Wieder".)

Man kann ein bereits verfilmtes Buch neu verfilmen, und man kann die Buchverfilmung neu verfilmen. Der Unterschied dürfte darin bestehen, dass Buchverfilmungen ja zwangsläufig zu Abänderungen und Kompromissen führen (z.B. Straffung und Vereinfachung des Plots,
Schon richtig. Aber man weiß das eben nicht von vornherein, es sei denn, man kennt die Absichten des Regisseurs, worauf sich die Neuverfilmung bezieht: auf einen oder mehrere Vorgänger oder einzig und allein auf die lit. Vorlage. Es kann beides vorkommen. "Im Westen nichts Neues": bezieht sich die Neuverfilmung auf den Klassiker oder auf das Buch oder vlt. auf beides? (Ich weiß es nicht, ich hab's nicht gesehen.)
Das ist bei Theater- oder Operaufführungen ganz ähnlich. Da gibt es dieselbe Vorlage, die wird ganz unterschiedlich interpretiert, s. Bayreuth, aber sie beziehen wohl auch immer die letzte Aufführung mit ein, sei es als Kritik oder als Persiflage. Gerade bei Bayreuth denke ich manchmal: es geht allein um das Wörtchen "Neu" auf Deibel komm raus.
 
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Bei den Plakatsammlern gibt es zwei Begriffe, "EA" steht für Erstaufführung, "WA" steht für Wiederaufführung, Diese Bezeichnungen haben sich international eingebürgert, anders kenne ich das nicht.
Die Preisunterschiede zwischen EA und WA sind erheblich, aber das ist ein ganz anderes Thema...

Remake finde ich übel, Neuverfilmung spricht mich an, ist aber nur ein persönlicher Gedanke...

Micha
 
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