Ich habe soeben das Buch von Schmidt fertig gelesen.
Zum Stil muss ich leider sagen, dass es kein literarisches oder journalistisches Meisterwerk ist. Man kämpft sich irgendwie durch, folgt mal seinen Ausführungen, mal kommen einem Zweifel. Dabei wiederholt er nach jeder Spekulation, dass es sich verbietet, zu spekulieren. Man hätte es sicherlich flüssiger haben können.
Ein Fehler liegt wohl in der Ausrichtung des Büchleins. Der Grabungsbericht ist noch nicht heraus, die unteren Schichten der Anlage können scheinbar erst ergraben werden, wenn die Bauelemente aufwendig fixiert worden sind, und zu vieles ist noch zu frisch, als dass man Schlüsse in diese oder jene Richtungen ziehen könnte. Das Büchlein soll demnach einen Rundumschlag darstellen: etwas für die Kollegen, etwas für die Hobby-Archäologen, und etwas für den völlig Unwissenden. Ein krampfhaftes Unterfangen ...
Kern des Buches ist die These vom frühneusteinzeitlichen Tempel. Eine nicht-religiöse Verwendung der Anlage wird von Schmidt abgelehnt. Daran schließt sich die Behauptung an, dass eben die Religion der Landwirtschaft vorausging. Interessant ist ebenso seine Andeutung, dass es immer wahrscheinlicher wird, dass "Stadt" und "Dorf" keine verwandten oder sukzessive Phänomene darstellen, sondern getrennt beobachtet werden müssen: Das Dorf als Mittelpunkt bäuerlichen Arbeitens, die Stadt als spirituelles (oder andere gemeinschaftliche Funktionen ausübendes) Zentrum.
Das "Highlight" des Buches ist das Bildmaterial, welches die Fundbeschreibungen begleitet. Alleine dafür lohnt sich die Anschaffung, will man nicht etliche Jahre auf die Zugänglichkeit des Ortes für die Öffentlichkeit warten.