Institutionalisierung des Prinzipats

susi123

Neues Mitglied
Hallo :winke:

Ich schreibe gerade meine Hausarbeit über die Frauen der flavischen Dynastie. In meinen Texten stoße ich immerwieder auf die Bezeichnung "Institutionalisierung des prinzipats".
Mir fällt es sehr schwer, mir etwas darunter vorstellen zu können. Was GENAU ist denn damit gemeint? :grübel:
Ich weiß, dass es eine Anspielung darauf sein muss, dass das principat eine versteckte Monarchie war unter dem "Deckmanter der Republik"... aber ich tue mir schwer mit dem Begriff "Institutionalisierung". Könnte mir jemand von euch weiterhelfen?

Viele lieben Dank im Vorraus!
 
Es geht bei dem Begriff der Institutionalisierung des Prinzipats darum, dass die Flavier im Prinzip - bei aller Abgrenzung und Kritik - die Symbolsprache ihrer Vorgänger aufgegriffen haben und sich ihrer bedient haben. Sie beinhaltet gewissermaßen eine Ritualisierung von Handlungen.
 
aber ich tue mir schwer mit dem Begriff "Institutionalisierung". Könnte mir jemand von euch weiterhelfen?
Wenn Du in erster Linie über die Frauen der Flavier schreiben möchtest, brauchst Du eigentlich nicht weiter auf die Institutionalisierung eingehen. Das betraf die Frauen der Kaiser nicht. Deren Rolle hatte sich nicht gegenüber denen der julisch-claudischen Damen nicht geändert.
 
Auch eine Art der Institutionalisierung ;)
So hatte ich das noch gar nicht gesehen.:autsch:Mit der Institution der Ehe gingen die Flavier aber eher locker um. Vespasian lebte ,nach dem Tod seiner Frau mit der Freigelassenen Caenis in wilder Ehe zusammen und Domitian verbannte seine Frau, holte sie zurück und setzte sie schließlich auf seine Hinrichtungsliste, was ihn u. A. das Leben kosten sollte.
 
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Vielen Dank für die hilfreichen Antworten. :D

Aber unabhängig von meinem eigentlichen Thema (die Frauen) könnte mit der Institutionalisierung des principats auch das gemeint sein, dass etwas nun feste Formen und Strukturen erreicht hat, die nicht einfach so ohne weiteres abfeschafft oder rückgängig gemacht werden können? :S Also das würde mich jetzt persönlich doch sehr interressieren.
 
Aber unabhängig von meinem eigentlichen Thema (die Frauen) könnte mit der Institutionalisierung des principats auch das gemeint sein, dass etwas nun feste Formen und Strukturen erreicht hat, die nicht einfach so ohne weiteres abfeschafft oder rückgängig gemacht werden können? :S Also das würde mich jetzt persönlich doch sehr interressieren.

Das trifft es so ungefähr.

Bis zu den Flaviern wurden vom Senat die einzelnen Machtbefugnisse (imperium proconsulare, tribunicitas potestas, ... etc.) eines Princeps einzeln übergeben. Mit Vespasian ist dies in einem einzigen Bündel in Form einer Lex geschehen sein. Damit war das "Amt" des Princeps endgültig definiert und institutionalisiert.

Auch wenn sich Vespasians Befugnisse kaum von denen seiner Vorgänger unterschieden. Es mag auch daran liegen, daß wir über die Amtseinführung früherer Kaiser einfach nur weniger detailliert informiert sind.

Mancher Historiker führt auch an, daß das patrimonium caesaris, eine der großen Säulen des Principats, ohne Erbanspruch an Vespasian übertragen wurde, und damit erstmals eine Zuordnung des patrimonium casaris von der Familie hin zum Amt erfolgte. Ein schwaches Argument. Dies gilt bereits für Galba und streng genommen auch für Claudius.

Interessanterweise hat Vespasian sein früheres Vermögen nicht in das patrimonium caesaris eingebracht, sondern separiert, um es seinem Sohn Domitian zu vererben, der sonst leer ausgegangen wäre bei Titus Thronfolge. Das hat dann auch manch späterer Kaiser so gehandhabt.

Seis drum. Hier wurde erstmals zwischen dem Vermögen des Privatmanns Vespasian und des Princeps Vespasian unterschieden. Damit war endgültig klar, daß das ehemalige Vermögen der Julier nun ein Staatsvermögen war, das immer an den nächsten Princeps übergeht. Daneben gab es noch das Vermögen der Republik, das aerarium, das aber vom princeps mit kontrolliert wurde.
 
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Welche Rolle hatten denn die julisch-claudischen Frauen inne? Sie wurden ja doch recht oft dargestellt und verehrt. Sie waren also schon in der Öffentlichkeit präsent.
Dargestellt ist nicht unbedingt allgemein verehrt. Die Gattin des Augustus, Livia und auch die Frau des Drusus, Antonia galten ,zumindest nach außen hin als die Verkörperung der bescheidenen, sittenstrengen und uneitlen römischen Matronen.
Das änderte sich schon unter Caligula, der in kurzer Zeit mehrere Frauen ehelichte und von denen keine einen besonders guten Leumund hatte. Lollia Paulina war schön, schmuckbehangen und eitel während seine letzte Frau Caesonia weder schön, noch jung aber ziemlich vulgär gewesen sein soll. Sie zog sich vor Gästen und Kumpanen des Kaisers splitternackt aus.

Sein Nachfolger Claudius hatte kein gutes Händchen bei der Wahl seiner Gemahlinnen. Messalinas Ausschweifungen waren legendär und nach ihrem Tod erwog Claudius die abgelegte Ehefrau seines Neffen Caligula, die goldbehangene Lollia Paulina zu ehelichen. Er entschied sich aber letztendlich für seine Nichte Agrippina, eine Ehe die erst durch einen Senatsbeschluss nicht als Inzest galt und durch ein giftiges Pilzgericht, welches dem Kaiser serviert wurde ihr Ende fand. Sein Nachfolger Nero ließ seine erste Frau Octavia erst verbannen, dann töten, seine zweite Gemahlin Poppäa Sabina beförderte er höchstpersönlich, mittels eines Fußtrittes in den hochschwangeren Leib in den Orcus. Danach wurden seine Ehen immer sonderbarer, er heiratete zwei Männer und zuletzt die Statilia Messalina. Soviel zu den julisch-claudischen Ehefrauen. Den Titel Augusta führten von ihnen nur Livia (nach dem Tod des Augustus) ,Antonia (postum von Caligula ihrem Enkel verliehen), Agrippina (als erste zu Lebzeiten des Kaisers), Poppäa erhielt den Titel von Nero anlässlich der Geburt einer Tochter und auch seine letzte Ehefrau Statilia bekam ihn.
Seit Domitian wurde es, bis auf wenige Ansnahmen üblich, allen Kaiserinnen den Titel Augusta zu verleihen.
 
Wenn ich das richtig sehe ist Vespasian der erste nicht-julo-claudische (oder von denen adoptierte, s. Nero) Kaiser, der den Namen "Caesar" annahm. Im Gegensatz zum abstrakten, vom Senat verliehenen Titel "Augustus" war "Caesar" bis dato noch etwas, das in der Familie blieb – jetzt hatte ein Flavier diesen julischen Namen angenommen und zum Titel gemacht. Das kann man als Institutionalisierung einer bis dahin nicht "formulierten" Herrschaftsform sehen.
 
Galba nannte sich als Kaiser Servius Galba Imperator Caesar Augustus, Otho Imperator Marcus Otho Caesar Augustus. Lediglich Vitellius verzichtete auf den Caesar.
 
Wie ich bereits andeutete, ist die Frage nach der "Institutionalisierung des Principats" schwer umstritten. Ohne das Vierkaiserjahr auszublenden, was schwerlich als seriös bezeichnet werden kann, wird man keinen harten Bruch definieren können.

Historiker vergangener Jahrhunderte neigten dazu, Geschichte zwanghaft in Epochen einzuteilen. Heute sieht man eher langfristige Transformationsprozesse, die Schritt für Schritt in eine neue Struktur mündeten. Viele der damaligen Argumente für eine klare Abgrenzung von Epochen, meist beginnend mit oder geprägt von großartigen Einzelpersönlichkeiten, entuppten sich später als Folgen unzureichender Datierungsmethoden oder einer zu großzügigen Interpretation der noch sehr unvollständigen Daten.

Von daher würde ich den Begriff der "Institutionaliserung des Prinzipats" nicht überbewerten. Nach dem modernen Verständnis von Wissenschaft kann keine Theorie eines harten Schnitts bestehen, da sie zu leicht angreifbar wäre.
 
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Von daher würde ich den Begriff der "Institutionaliserung des Prinzipats" nicht überbewerten. Nach dem modernen Verständnis von Wissenschaft kann keine Theorie eines harten Schnitts bestehen, da sie zu leicht angreifbar wäre.

Deine Argumentation wird mir nicht klar: Ich verstehe nicht, warum gemäß deiner Definition Institutionalisierung zwangsläufig mit einer historischen Zäsur einhergehen muss. Andererseits sagst du ja zu Recht – und ich denke, dass gilt gerade für den vorliegenden Fall –, dass sich historische Entwicklung in erster Linie in schleichenden Prozessen vollzieht.

Warum also keine sukzessive Institutionalisierung des Prinzipats? Wäre es denn tatsächlich möglich gewesen, dass aus der Asche des Vierkaiserjahres die Verfasstheit der alten res publica wiederauferstand? Ich glaube nicht, dafür waren die herrschaftlichen Strukturen in Rom und gerade auch in den Provinzen (Kaiserkult & soziale Mobilität) inzwischen zu eingespielt.
 
Deine Argumentation wird mir nicht klar: Ich verstehe nicht, warum gemäß deiner Definition Institutionalisierung zwangsläufig mit einer historischen Zäsur einhergehen muss.

Natürlich gibt es eine Institutionalisierung des Prinzipats. Nur die geschah eben sukzessive. Die Frage des OP war aber, was es mit der Institutionaliserung im Zusammenhang mit der flavischen Dynastie zu tun hat. Oft stößt man hier auf die Lex Vespasiana als diskretes Ereignis der Institutionalisierung. Und das gab es so nicht.
 
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Wäre es denn tatsächlich möglich gewesen, dass aus der Asche des Vierkaiserjahres die Verfasstheit der alten res publica wiederauferstand? Ich glaube nicht, dafür waren die herrschaftlichen Strukturen in Rom und gerade auch in den Provinzen (Kaiserkult & soziale Mobilität) inzwischen zu eingespielt.
Ich glaube auch nicht, aber aus einem wesentlich einfacheren Grund: Es gab Machtfaktoren, die gelernt hatten, dass es in ihrer Hand stand, jemanden zum Kaiser zu machen. Das hatte sich bereits nach dem Tod von Caligula gezeigt und zeigte sich im Vierkaiserjahr erneut. Ich meine die Armeen und die Prätorianer. Warum sollten sie darauf verzichten, einen Mann nach ihrer Wahl nach ihren Gunsten zum Kaiser zu machen und sich dafür Belohnungen zu erhoffen? Dem hatte das System der alten Republik nichts entgegenzusetzen. Sie hatte es schon vor der Kaiserzeit nicht verstanden, die bewaffneten Mächte einzubinden und für sich zu gewinnen, und auch nach Caligulas Ermordung verstand der Senat es nicht, sondern gab sich in Teilen der Illusion hin, die Entscheidung über die Zukunft liege in seiner Hand. Nach Domitians Ermordung lief es kaum anders: Die Prätorianer konnten kaum gebändigt werden, und Nerva musste sich der Unterstützung von Traian, der einen relevanten Heeresteil hinter sich hatte, versichern.
Die Provinzen hatten nichts mitzureden. Sie fuhren mit dem Kaisertum zwar wohl besser als mit der alten Republik, aber was hätten sie schon dagegen machen können, wenn sie wiedereingeführt worden wäre? Nichts.
 
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Ich glaube auch nicht, aber aus einem wesentlich einfacheren Grund: Es gab Machtfaktoren, die gelernt hatten, dass es in ihrer Hand stand, jemanden zum Kaiser zu machen.

Eine sehr düstere Erkenntnis. Aber ich glaube du hast nicht unrecht damit. Zumindest was die Prätorianer angeht. Ansonsten glaube ich eher, daß sich die Erkenntnis durchgesetzt hatte, daß das Prinzipat besser funktioniert und Vorteile bietet für die Parteigänger des Princeps. Eine einfache Wiedereinsetzung der Instanzen der alten Republik halte ich auch für vollkommen unmöglich, weil nicht mehr funktionsfähig für dieses Imperium.

Das hatte sich bereits nach dem Tod von Caligula gezeigt, ... , und auch nach Caligulas Ermordung verstand der Senat es nicht, sondern gab sich in Teilen der Illusion hin, die Entscheidung über die Zukunft liege in seiner Hand.

Es war wohl so daß auch die Mehrheit im Senat für die Weiterführung des Prinzipats aussprach. Natürlich ohne sich auf einen der möglichen Kandidaten einigen zu können. Dennoch sandte man 2 Volkstribunen zu Claudius in die Castra Praetoria, und bat ihn in den Senat zu kommen, um die Lage zu diskutieren. Claudius konnte dies mit Rückendeckung der Prätorianerpräfekten ablehnen. Obwohl diese vielleicht die Ermordung Caligulas zumindest gebilligt hatten. Hätten die Verschwörer hier bei den Präfekten besser vorgearbeitet und wäre es zu dieser Diskussion gekommen, dann wäre ein stärker durch den Senat mitbestimmtes Principat vorstellbar gewesen. Natürlich keine konstitutionelle Monarchie. Solche Konzepte waren mit antikem Gedankengut nicht realisierbar.

PS: ich bin überrascht, daß wir uns hier mal erfrechen, kontrafaktisch zu diskutieren. :pfeif:
 
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Ravenik schrieb:
Die Provinzen hatten nichts mitzureden. Sie fuhren mit dem Kaisertum zwar wohl besser als mit der alten Republik, aber was hätten sie schon dagegen machen können, wenn sie wiedereingeführt worden wäre? Nichts.
Ein Teil hätte zumindest argumentieren können, dass sie dem Kaiser unterstanden (kaiserliche gegen senatorische Provinzen). Bei den germanischen Provinzen zum Beispiel sicherlich unrealistisch, bei Ägypten wäre das schon eine ganz andere Position gewesen. Kein Kaiser, kein Gehorsam für den Senat. Wir haben ja später im 3. Jahrhundert mit den Sonderreichen ein Beispiel für Separierung.
 
Die Provinzen spielten eine große Rolle bei Usurpationen spätestens ab dem 3ten Jahrhundert. Felix Hartmann beschreibt diesen Wandel in den Ursachen für Usurpationen in seinem Werk "Herrscherwechsel und Reichskrise".

Rom eroberte ein Imperium. Und dann eroberte dieses Imperium Rom. Im ersten Jahrhundert spielten allerdings die Provinzen im Ringen um die Macht im Staate nur eine untergeordnete Rolle. Natürlich griffen die lokalen Armee-Kommandeure im Vierkaiserjahr in den Machtkampf ein. Aber (noch) nur in ihrer Eigenschaft als römischer Senator und Aristokrat. Im frühen Prinzipat gilt eher das Modell der 3 Akzeptanzgruppen (Militär, Senat und Plebs Urbana), das Egon Flaig in seiner Habilitation "Den Kaiser herausfordern" definiert.

Wenn allerdings nach dem Tode Caligulas sich die royale Senatsmehrheit gegen Claudius und die Prätorianer und für einen geneigten Kommandanten, etwa Galba in Germanien oder Aulus Plautius in Pannonien, ausgesprochen hätte. Dann hätten wir womöglich das Vierkaiserjahr etwas früher erlebt. Das ändert aber Nichts daran, daß Raveniks Aussage, die Provinzen hätten Nichts mitzureden gehabt, zu dieser Zeit noch zutreffend ist.

Von Separatismus würde ich aber nicht reden. Separatismus war eine höchst unrömische Vorstellung. In der Regel marschierte ein römischer Usurpator gen Rom. Das war im römischen System und der römischen Mentalität für das Überleben des Usurpators unabdingbar. Ausnahmen sind selten. Wie das Sonderreich Palmyra, oder Postumus in Gallien, der sich wohl nur von Sachzwängen abhalten ließ.
 
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