Ave,
MajorTom schrieb:
...Wie ich im Museum vor ein paar Wochen sah, sind momentan ca. 20.000 Fundgegenstände kartiert. Ist das nicht seltsam, das nur EIN (!) Fundgegenstand eindeutig den Germanen zuzuordnen ist (ein Reitersporn). ...
Es ist seltsam, auf den ersten Blick, in der Tat. Dazu sei Dir die Lektüre von Timpe empfohlen. Der hat schon früher schlüssig konstatiert, dass Arminius den Aufstand aus dem Militärapparat heraus anzettelte und führte. Der Anschluss weiterer Beteiligter kam erst mit dem Erfolg. Das nur wenige typisch germanische Ausrüstungen dort zu finden sind ist dann keine wirklich grosse Überraschung.
MajorTom schrieb:
...Und die gefundenen Münzen, die nicht später als nach 9.n.Chr. geprägt worden sind? Als Germanicus im Jahre 16 auf den Rachefeldzug ging, konnte er noch keine neuen geprägten Münzen als die, die 9. n.Chr. gesprägt worden sind, dabei haben. ...
Erstens: Es wurden schon ab 10 Neuprägungen ausgegeben. Die hatten bis 15 genug Zeit in den Bestand ein zu dringen. Allerdings dürften sie kaum mehr als etwa 1 % des Bestandes in 15 ausgemacht haben, wie man aus Vergleichsfunden weiss. Insofern wären in Kalkriese, wenn es denn Germanicus zuzuordnen wäre, wenigstens etwa 20 Streufunde solcher Münzen zu erwarten. Es gibt bislang aber keinen Einzigen.
Zweitens: Da Germanicus in 15 unzweifelhaft am Varusschlachtort anwesend war, sind durchaus einige wenige spätere Münzfunde dort zu erwarten. Als Kalkriesezweifler dürfte man sogar soweit gehen zu behaupten, es könne garnicht der Varusschlachtort gewesen sein, WEIL es dort keine germanicuszeitliche Münzen gebe.
MajorTom schrieb:
...Und, wenn 20.000 Soldaten gefallen sind, wo sind die Knochen der Gefallenen abgeblieben? In Kalkriese sind Knochenreste von knapp 20 Menschen gefunden worden. ...
Es sind etliche Skelette pro Grabgrube, davon gibt es inzwischen wenigstens sechs oder sieben, also Teile von z.Z. schätzungsweise 100 Skeletten. Dabei sind aber noch nichteinmal 10 % des Geländes untersucht, die Gruben sind reine Zufallsfunde, da gibt es noch viel mehr. Man darf also ruhig von 1000 bis 2000 Beerdigten ausgehen, wieviele genau wird man wohl nie erfahren.
MajorTom schrieb:
...M.E. gehören die Autobahnschilder abmontiert....
Die gehörten abmontiert, wenn es in der Gesamtschau der Funde und Befunde dazu Anlass gäbe. Davon kann aber nicht im Entferntesten die Rede sein. Dies liegt nicht zu letzt am notwendigen Gegenschluss: Was wenn nicht Varusschlacht, was soll es denn dann sein? Als Alternativen kämen nur unter erheblicher Verbiegung der literarischen und archäologischen Quellen die Caecina oder Angrivarierschlacht in Frage. Dann stimmte aber in der dann notwendigen Neubewertung der Funde die ganze Befundlage nicht mehr, dann gibt es nicht nur ein paar Merkwürdigkeiten sondern nur noch Argumentationslöcher so gross wie Scheunentore.
Die herausgehobene Statistik, der Münzhorizont, die enorme Anzahl an Goldmünzen, die Waffen, die Trossteile, die Skelettgruben usw. lassen nur einen sinnvollen Schluss zu: Es war die (End)Schlacht des Varus.
Beste Grüsse, Trajan.