Legionärs-Gehalt heute

Maurius

Mitglied
Hallo :winke:,

da ich eine Arbeit in Latein zur früh kaiserlichen Legionen schreiben will, würde ich gerne wissen, wie viel das Soldatengehalt von 225 sestertii , d.h. 900 denarii zu Zeiten Augustus (ums noch besser einzugrenzen Pax Romana) waren.

Natürlich bin ich mir bewusst, dass diese Frage ziemlich populistisch ist und nicht wirklich korrekt zu beantworten ist, aufgrund von unterschiedlichen Werten eines Gutes (z.B.: Esel) und anderen Veränderungen (Wert eines Sklaven heute ;) ).
Doch wäre es interessant, wie gut die "Maultiere des Marius" verdient haben.

Falls es überhaupt nicht möglich ist, eine ungefähre Zahl zu nennen, wüsste ich gerne, ob die Soldaten nur einen Hungerlohn bekammen (Abgesehen von diversen Kriegsbeuten und anderen Vergütungen) oder sie doch einen durchschnittlichen Gehalt bezogen.

Ich bedanke mich schon im Vorhinein auf gute Antworten.
lg Maurius
 
Allzu mies kann der Sold nicht gewesen sein. Ein Aspekt der Reform des Marius war es, den Zensus abzuschaffen und die Legionen so für die Unterschichten zu öffnen. Wenn es für diese finanziell nicht nicht interessant gewesen wäre, hätte das Manöver keinen Sinn gemacht.
 
Inflation wurde historisch am Brotpreis bemessen, heute wird als Bezugsgröße der BigMac genommen. Wenn du also herausfindest, wie teuer Brot in augusteischer Zeit war (Gewicht mitberücksichtigen!), dann kannst du eine ungefähre Angabe über den Verdienst des Legionärs nach heutigen Maßstäben machen, bei aller von dir selbst schon skizzerten Problematik: Sklave gegen Pauschalurlaub.
 
Daher würde ich mich hier gerne vergewissern, welcher Umrechnungsfaktor zu gebrauchen ist.

Zu gebrauchen ist kein Umrechnungsfaktor, den jemals irgendein Historiker veröffentlicht hat. Alle Berechnungen sind lückenhaft und die Ergebnisse unterscheiden sich um Größenordnungen.

Doch wäre es interessant, wie gut die "Maultiere des Marius" verdient haben.

Falls es überhaupt nicht möglich ist, eine ungefähre Zahl zu nennen, wüsste ich gerne, ob die Soldaten nur einen Hungerlohn bekammen (Abgesehen von diversen Kriegsbeuten und anderen Vergütungen) oder sie doch einen durchschnittlichen Gehalt bezogen.

Dieser Frage können wir uns zumindest nähern.

Ein römischer Legionär verdiente vor Domitian 225 D (Denare) = 900 HS (Sesterzen). Also genau umgekehrt zu dem, was du geschrieben hast.

Es bringt nach meiner Erfahrung wenig, Preise für Esel oder Getreide für eine Normierung heranzuziehen. Deren Bedeutung ist einfach eine ganz Andere als heute. Was mir oft geholfen hat bei Preisvergleichen ist der Lohn eines Tagelöhners, z.B. Solidi in Justinians Konstantinopel vs. Denar im augusteischen Rom.

Ein Tagelöhner in Rom verdiente 3-4 HS am Tag; also etwa 1 D am Tag. In größeren Städten durchaus ähnlich. Auf dem Land in der Provinz eher weniger, sofern dort jeweils überhaupt eine Geldwirtschaft vollumfänglich existierte.

Wir wissen nicht, wieviele Tage ein Tagelöhner im Jahr mit Arbeit rechnen konnte. Ausserdem hatten die Römer ca. 140 Feiertage, also ähnlich wie wir heute, zählt man die freien Wochenenden, die man im 1. Jhdt. noch nicht kannte, mit. Ausserdem wissen wir nicht, ob alle Feiertage arbeitsfrei waren oder gar ein ganztägiges Arbeitsverbot bestand. Das war eher nicht der Fall. Aber 225 Tage im Jahr scheint mir ganz ordentlich bei guter Beschäftigung.

Wir halten also fest: ein Miles gregalis, verdiente etwa so viel wie ein gut beschäftigter Tagelöhner in Rom. Beide waren (fast) steuerfrei, da wir hier mit Rom/Italien vergleichen. Dennoch sollten wir uns die Ausgabenseite anschauen.

Der römische Soldat hatte diverse Abzüge für
- Nahrung
- Ausrüstung (Raten) und Reparaturen
- das Contubernium (gemeinsame Ausrüstung, Futter fürs Muli, ....)
- Beiträge und Versicherungen (Sterbekasse, Collegien, ...)
- Schmiergelder für den Centurio

Nahrung und Ausrüstung waren der größte Posten und konnten durchaus 2/3 des Solds dahinraffen. War die Ausrüstung abgestottert blieb etwas mehr übrig.

Für den Tagelöhner haben wir den gleichem Jahreslohn angenommen. Er hatte aber andere Probleme:
- die Kosten für Nahrung in Rom waren subventioniert vom Staat oder ganz frei. Aber bei Weitem nicht für Alle. Hier stellte er sich ggf. also gleich oder besser als der Soldat. Allerdings nur in Sachen Getreide (ggf. Öl). Andere subventionierte oder freie Nahrungsmittel wie beim Soldaten gabs nicht in Rom

- die Mieten in Rom waren horrend. Mehrere hundert Denare für eine Bruchbude unterm Dach einer Insula werden berichtet. Das konnte ein Tagelöhner eigentlich gar nicht bezahlen, ohne regelmässige Zuschüsse eines Patrons.

- der Tagelöhner musste üblicherweise eine ganze Familie versorgen, während Soldaten (offiziell) unverheiratet waren.

Wir halten also fest: Der Legionär stellte sich wahrscheinlich deutlich besser als ein Tagelöhner. Dazu kamen öfters mal ein Donativ, was aber die Plebs in Rom oft auch erhielt und vor Allem eine Altersversorgung von 3000 D nach 20 Jahren Dienst und Befreiung von einigen Munera (Steuern, Diensten in den Sädten, ...).

Ebenso hatte der Soldat klare Aufstiegschancen. Sogar echt Gute, wenn er gut Lesen und Schreiben konnte. Als höherer Unteroffizier (Optio, Signifer, Beneficarius consularis, Cornicularius) verdiente er bereits das Doppelte. Schätzungsweise 500 von 5000 Soldaten waren solche Principales. Interessant wurde es ab Centurio mit dem 5-15 fachen des Gehalts. Von Primipilat und darüber hinaus nicht zu reden. Dann rollte der Rubel wirklich. Vor Allem für die Söhne.

Du könntest jetzt auf den Gedanken kommen, daß ein Tagelöhner heute ca 50€ / Tag = 1D verdient. Aber wieder scheitert dein Kurs an den unterschiedlichen Lebensverhältnissen und Ausgabenseite des modernen Tagelöhners.

PS: Den wichtigsten Vorteil hätte ich fast vergessen: Mit Eintritt in die Armee erlosch die potestas des Vaters teilweise: Endlich hatte ein erwachsener Mann auch sein eigenes Geld. :)
 
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Allzu mies kann der Sold nicht gewesen sein.
eben!

das röm. Imperium zur Zeit von beispielsweise Tiberius hatte viele Legionen - wenn das alles arg unterbezahlte Zwangsrekrutierte gewesen wären, dann hätte es einer fast ebenso starken hochbezahlten Aufsichts- und Rekrutierungstruppe bedurft...

Söldner, Krieger, Soldat: das war sowohl in den angrenzenden barbarischen Konföderationen als auch im röm. Imperium eine der wichtigsten Karrieren, d.h. dass die Attraktivität des Soldatenstands den freien Tagelöhner übertraf.

Die Attraktivität des Legionärstands sank, als die Truppenfinanzierung in der Spätantike ins schleudern kam...
 
Zur Verdeutlichung der Lebenshaltungskosten gibt es hier einige schöne Listen, in denen angegeben ist, welche Lebensmittel und sonstigen Güter wann und wo wieviel kosteten: imperium-romanum.com - Preise Nur eine Zusammenschau solcher Werte sagt etwas darüber aus, wie viel oder wenig jemand mit seinem Geld wirklich anfangen konnte.
 
Die Attraktivität des Legionärstands sank, als die Truppenfinanzierung in der Spätantike ins schleudern kam...

Nunja, da gabs sicher noch ein paar mehr Gründe. Aber das führt wohl zu weit vom Thema weg.

Eines war auch ein Privileg des Soldaten: die kostenlose medizinische Versorgung sollte man nicht unterschätzen.
 
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Sehr schwierige Frage.

Die 225 Denare waren ja nur eine Art "Grundgehalt".
Legionäre bekamen vereinzelte, tw. aber auch erhebliche Zuzahlungen z.B. bei Machtantritt eines neuen Kaisers. So hinterließ Septimius Severus den Soldaten, die ihm zur Macht verhalfen angeblich 2500 Denare (hist.Aug., Severus 7,6). Hinzu kamen Zuwendungen erfolgreicher Feldherren. Darüber hinaus konnten sich Legionäre auch durch Plünderungen bereichern. Nicht zu vergessen: Die Abfindung am Ende der Dienstzeit.

Daneben wissen wir auch von Meutereien bzg. der Bezahlung oder auch zu hohen Abgaben wegen Ausrüstung oder gar Zahlungen an Centurionen.

Insgesamt war der Job als Legionär wahrscheinlich durchaus erstrebenswert. Vieleicht mit allem Drum und Dran vergleichbar mit einem heutigen Angestellten oder Beamten im mittleren Dienst.
 
Erstmals möchte ich mich bei euch für eure schnellen Antworten bedanken. :)

Zusammenfassend kann man sagen, dass es ein undurchführbarer Quatsch ist eine ungefähre Zahl zu finden, sogar wenn man keine hohen Maßstäbe an die Seriosität der Arbeit stellt.

Fazit:
Trotzdem kann man den damaligen Legionär ca. als Durchschnittsverdiener einordnen, der aber u.a. wegen andere Vorteile diesen Beruf auswählte.
 
Du solltest vielleicht nicht vergessen, daß ca. die Hälfte der römischen Armee aus Auxiliarsoldaten bestand. Bei denen lief das etwas anders mit Sold und Motivation ;)
 
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