Daher würde ich mich hier gerne vergewissern, welcher Umrechnungsfaktor zu gebrauchen ist.
Zu gebrauchen ist kein Umrechnungsfaktor, den jemals irgendein Historiker veröffentlicht hat. Alle Berechnungen sind lückenhaft und die Ergebnisse unterscheiden sich um Größenordnungen.
Doch wäre es interessant, wie gut die "Maultiere des Marius" verdient haben.
Falls es überhaupt nicht möglich ist, eine ungefähre Zahl zu nennen, wüsste ich gerne, ob die Soldaten nur einen Hungerlohn bekammen (Abgesehen von diversen Kriegsbeuten und anderen Vergütungen) oder sie doch einen durchschnittlichen Gehalt bezogen.
Dieser Frage können wir uns zumindest nähern.
Ein römischer Legionär verdiente vor Domitian 225 D (Denare) = 900 HS (Sesterzen). Also genau umgekehrt zu dem, was du geschrieben hast.
Es bringt nach meiner Erfahrung wenig, Preise für Esel oder Getreide für eine Normierung heranzuziehen. Deren Bedeutung ist einfach eine ganz Andere als heute. Was mir oft geholfen hat bei Preisvergleichen ist der Lohn eines Tagelöhners, z.B. Solidi in Justinians Konstantinopel vs. Denar im augusteischen Rom.
Ein Tagelöhner in Rom verdiente 3-4 HS am Tag; also etwa 1 D am Tag. In größeren Städten durchaus ähnlich. Auf dem Land in der Provinz eher weniger, sofern dort jeweils überhaupt eine Geldwirtschaft vollumfänglich existierte.
Wir wissen nicht, wieviele Tage ein Tagelöhner im Jahr mit Arbeit rechnen konnte. Ausserdem hatten die Römer ca. 140 Feiertage, also ähnlich wie wir heute, zählt man die freien Wochenenden, die man im 1. Jhdt. noch nicht kannte, mit. Ausserdem wissen wir nicht, ob alle Feiertage arbeitsfrei waren oder gar ein ganztägiges Arbeitsverbot bestand. Das war eher nicht der Fall. Aber 225 Tage im Jahr scheint mir ganz ordentlich bei guter Beschäftigung.
Wir halten also fest: ein Miles gregalis, verdiente etwa so viel wie ein gut beschäftigter Tagelöhner in Rom. Beide waren (fast) steuerfrei, da wir hier mit Rom/Italien vergleichen. Dennoch sollten wir uns die Ausgabenseite anschauen.
Der römische Soldat hatte diverse Abzüge für
- Nahrung
- Ausrüstung (Raten) und Reparaturen
- das Contubernium (gemeinsame Ausrüstung, Futter fürs Muli, ....)
- Beiträge und Versicherungen (Sterbekasse, Collegien, ...)
- Schmiergelder für den Centurio
Nahrung und Ausrüstung waren der größte Posten und konnten durchaus 2/3 des Solds dahinraffen. War die Ausrüstung abgestottert blieb etwas mehr übrig.
Für den Tagelöhner haben wir den gleichem Jahreslohn angenommen. Er hatte aber andere Probleme:
- die Kosten für Nahrung in Rom waren subventioniert vom Staat oder ganz frei. Aber bei Weitem nicht für Alle. Hier stellte er sich ggf. also gleich oder besser als der Soldat. Allerdings nur in Sachen Getreide (ggf. Öl). Andere subventionierte oder freie Nahrungsmittel wie beim Soldaten gabs nicht in Rom
- die Mieten in Rom waren horrend. Mehrere hundert Denare für eine Bruchbude unterm Dach einer Insula werden berichtet. Das konnte ein Tagelöhner eigentlich gar nicht bezahlen, ohne regelmässige Zuschüsse eines Patrons.
- der Tagelöhner musste üblicherweise eine ganze Familie versorgen, während Soldaten (offiziell) unverheiratet waren.
Wir halten also fest: Der Legionär stellte sich wahrscheinlich deutlich besser als ein Tagelöhner. Dazu kamen öfters mal ein Donativ, was aber die Plebs in Rom oft auch erhielt und vor Allem eine Altersversorgung von 3000 D nach 20 Jahren Dienst und Befreiung von einigen Munera (Steuern, Diensten in den Sädten, ...).
Ebenso hatte der Soldat klare Aufstiegschancen. Sogar echt Gute, wenn er gut Lesen und Schreiben konnte. Als höherer Unteroffizier (Optio, Signifer, Beneficarius consularis, Cornicularius) verdiente er bereits das Doppelte. Schätzungsweise 500 von 5000 Soldaten waren solche Principales. Interessant wurde es ab Centurio mit dem 5-15 fachen des Gehalts. Von Primipilat und darüber hinaus nicht zu reden. Dann rollte der Rubel wirklich. Vor Allem für die Söhne.
Du könntest jetzt auf den Gedanken kommen, daß ein Tagelöhner heute ca 50€ / Tag = 1D verdient. Aber wieder scheitert dein Kurs an den unterschiedlichen Lebensverhältnissen und Ausgabenseite des modernen Tagelöhners.
PS: Den wichtigsten Vorteil hätte ich fast vergessen: Mit Eintritt in die Armee erlosch die potestas des Vaters teilweise: Endlich hatte ein erwachsener Mann auch sein eigenes Geld.