Das Osmanische Reich im 1.Weltkrieg (Millitärische Stärke)

Osman61

Mitglied
Ich hab hier mehrmals gelesen, dass Italien die schlechteste Armee hatte und dass die K.u.K.-Armee die zweitschlechteste war.
Meine Frage dann: An welcher Stelle fungierte das Osmanische Reich und wie war es millitaerisch einzuschaetzen?
LG Osman61
 
Bezüglich Italien liegt, so vermute ich, eine Verwechslung mit dem Zweiten Weltkrieg vor.
 
Zunächst einmal kann man nicht so einfach von außen eine Armee mit der anderne pauschal vergleichen. Es gibt bei einer militärhistorischen Analyse mehrere Punkte die unabhängig voneinander betrachtet werden müssen.

1. Moral - Die Moral ist ein wichtiger Punkt, eine Armee ohne moral kann keine Siege erringen, da sie innerlich geschwächt die Feidnberührung kaum überlebt.

2. Führung - Die besten Soldatne der Welt bringen nichts wenn man sie falsch einsetzt. Ohne eine gute Generalität kann man keinen Krieg gewinnen.

3. Material - Wie modern ist das Material und welches Material steht welchen Truppenteilen zur Verfügung, welche Einheiten sind wie Ausgerüstet? Vertraut man auf antiquierte Waffengattungen wie die Kavallerie oder denkt man modern?

4. Ausbildungsstand - Nur mit richtiger Ausbildung und Unterweisung in Taktik und Kampfweise kann eine Armee bestehen.

5. Quantität - Natürlich ist auch die Menge an Mensch und Material Kreigsentscheident.

Um wirklich die qualität einer Armee festzulegen muss man alle fünf Punkte abarbeiten und dann eine Liste der Vor- und Nachteile erstellen. Ich lese mich die Tage mal ein wenig ein und versuche dann zumindest über die osmanische Armee etwas zu den fünf Punkten zu schreiben. Dazu muss man noch jeden Zeitpunkt gesondert betrachten. So unterscheiden sich die Armeen 1914 erheblich von denen 1916 oder 1918.
 
Zunächst einmal kann man nicht so einfach von außen eine Armee mit der anderne pauschal vergleichen. Es gibt bei einer militärhistorischen Analyse mehrere Punkte die unabhängig voneinander betrachtet werden müssen.

1. Moral - Die Moral ist ein wichtiger Punkt, eine Armee ohne moral kann keine Siege erringen, da sie innerlich geschwächt die Feidnberührung kaum überlebt.

2. Führung - Die besten Soldatne der Welt bringen nichts wenn man sie falsch einsetzt. Ohne eine gute Generalität kann man keinen Krieg gewinnen.

3. Material - Wie modern ist das Material und welches Material steht welchen Truppenteilen zur Verfügung, welche Einheiten sind wie Ausgerüstet? Vertraut man auf antiquierte Waffengattungen wie die Kavallerie oder denkt man modern?

4. Ausbildungsstand - Nur mit richtiger Ausbildung und Unterweisung in Taktik und Kampfweise kann eine Armee bestehen.

5. Quantität - Natürlich ist auch die Menge an Mensch und Material Kreigsentscheident.

Um wirklich die qualität einer Armee festzulegen muss man alle fünf Punkte abarbeiten und dann eine Liste der Vor- und Nachteile erstellen. Ich lese mich die Tage mal ein wenig ein und versuche dann zumindest über die osmanische Armee etwas zu den fünf Punkten zu schreiben. Dazu muss man noch jeden Zeitpunkt gesondert betrachten. So unterscheiden sich die Armeen 1914 erheblich von denen 1916 oder 1918.

Zu Punkt 2: Führung war ja eine gut, die Osmanen haetten bei Gallipolli ja verloren, wenn Atatürk nicht gewesen waer. Er war ja uch ein grosser Moralfaktor in der Armee.
P.S. Danke für deine Hilfe YoungArkas!
 
Die Isonzoschlachten waren doch weitesgehend Abnutzungsschlachten, in denen die Natur den Einheiten beider Nationen ganz schön zu schaffen machte. Im Zuge der 6.Isonzoschlacht haben die Italiener beispielsweise dei Stadt Görz eingenommen, was als großer moralischer Erfolg gewertet wurde. Die Zahl der eingesetzten italienischen Divisionen stieg bis auf 65 an und die Ausstattung mit Maschinengewehren und eine fortschreitende Verstärkung der Artillerie waren auch nicht zu verachten. Man kann sicher über Cadornas Qualitäten als General trefflich streiten; da war ihm sein Gegenüber Boroevic wohl überlegen. Aber woran machst du fest, das die italienische Armee die schlechteste des Ersten Weltkrieges gewesen war?
 
Die Isonzoschlachten waren doch weitesgehend Abnutzungsschlachten, in denen die Natur den Einheiten beider Nationen ganz schön zu schaffen machte. Im Zuge der 6.Isonzoschlacht haben die Italiener beispielsweise dei Stadt Görz eingenommen, was als großer moralischer Erfolg gewertet wurde. Die Zahl der eingesetzten italienischen Divisionen stieg bis auf 65 an und die Ausstattung mit Maschinengewehren und eine fortschreitende Verstärkung der Artillerie waren auch nicht zu verachten. Man kann sicher über Cadornas Qualitäten als General trefflich streiten; da war ihm sein Gegenüber Boroevic wohl überlegen. Aber woran machst du fest, das die italienische Armee die schlechteste des Ersten Weltkrieges gewesen war?
Ich mache es ja nicht fest, es steht in dem obengenannten verlinkten Beitrag ,,K.u.K.-Armee unterlegen?*
 
Zu Punkt 2: Führung war ja eine gut, die Osmanen haetten bei Gallipolli ja verloren, wenn Atatürk nicht gewesen waer. Er war ja uch ein grosser Moralfaktor in der Armee.
P.S. Danke für deine Hilfe YoungArkas!

Erickson: Ordered to Die - History of the Ottoman Army in the First World War.
Im JoMH gibt es einige detaillierte Betrachtungen zu Gallipoli.

Außerdem haben wir im Forum ein Thema zum Kaukasus 1915.
 
Was ist mit der Schlacht um die Dardanellen 1915?

Unbeachtet von der Goeben und der Breslau und auch um die zwei Uraltpötte vom Verkauf 1910, die Alliierten kamen nicht ran.
 
In meiner Wahrnehmung war das osmanische Heer an den verschiedenen Kampfabschnitten von deutlich unterschiedlicher Qualität. So sind die Kämpfe in Kleinasien, auf dem Balkan und in Palästina ungleich besser geführt worden als in Mesopotamien oder im Kaukasus.

Ich vermute mal, die Ursachen dürften in der Infrastruktur vor Ort, der (mangelnden) Reputation der Kampfabschnitte und der Entfernung zu den Kerngebieten der Armee (Nachschub an Mensch und Material) zu suchen sein.

So konnte in Bagdad und Armenien nicht so schnell auf Entwicklungen reagiert werden bzw. eigene Aktionen brauchten einen entsprechenden Vorlauf um Truppen zu verlegen und Material heran zu schaffen.

Zumindest Teile der Armee hatten eine gute Ausbildung und Ausrüstung, ansonsten hätten sich die Briten nicht lange Zeit so schwer getan. Allerdings dürften sowohl Breiten- als auch Tiefenrüstung nicht auf dem Stand der anderen Großmächte gewesen sein. Dafür war das industrielle Potential des Reiches zu gering. Ersatz für Verluste und Ausrüstung für Reservisten und vielleicht auch Teile des Friedensheeres im Osten waren also knapp.

Solwac
 
1. Moral
Die Moral bei den türkischstämmigen Soldaten war zumeist recht gut. Vor allem bei Galipoli, wo es um das türkische Kernland ging kämpften die Soldaten verbissen und übertrafen deutlich die Erwartungen der Deutschen Militärberater, sowie der britischen Angreifer. Auf der Sinai-Halbinsel war die Moral der türkischen Truppen angemessen, wenn auch nicht besonders umwerfend.

2. Führung
Die osmanischen Truppen wurden in Kooperation von türkischen Offizieren und deutschen Militärberatern geführt. Mit Mustafa Kemal (später Atatürk) und Enver Pasha hatte die osmanische Armee einige Ausnahmegeneräle, der großteil des Offizierskorps war solide Ausgebildet und machte keine größeren Fehler. Masn hatte durchaus aus den Balkankriegen gelernt und wurde darüber hinaus von deutschen Militärberatern und dem Deutschen Asienkorps unterstützt.

3. Material
Das Material der osmanischen Armee bestand primär aus importierten deutschen Waffen. Allerdings lag da in diesem langen Krieg auch das Problem. Dei Deutschen Waffenfabriken waren spätestens 1916 mit der Produktion für die Deutsche Armee vollständig ausgelastet und der Export von Waffen wurde immer schwieriger für das osmanische Reich. Ich habe hierzu allerdings recht wenige Informationen gefunden in wie weit die osmanischen streitkräfte durch diesen Mangel beeinträchtigt wurden.
Der Anteil an Maschinengewehren betrug bei Kriegsbeginn laut soll 12 Stück pro Division mit 9 Infanteriebattaillonen. In Westeuropäischen Armeen waren zumeist zwei pro Bat. üblich.

4. Ausbildungsstand
Die osmanische Armee wurde erst knapp ein Jahr vor ihrem Kriegseintritt erneuert. Im Dezember 1913, am Ende der Balkankriege wurde begonnen die Armee grundlegend zu reformieren. Vor allem die Reservedivisionen hatten Probleme Kriegsbereit zu werden und die optimistisch geplante Mobilisierungszeit von 21 Tagen wurde nicht einmal annähernd erreicht. Selbst die vom Generalstab vorgesehene Zeit von 42 Tagen konnte nicht eingehalten werden.
Die Doktrin für Offiziere dürfte zu hohen Verlusten unter diesen geführt haben, so wurde Führung von vorne von allen Offizierne gefordert.

5. Quantität
Nominell hatte die osmanische Armee 1914 12 Armeekorps, davon zwei Arabische, derne Stärke 1914 minimal war und deren Kampfkraft wohl eher gering war.

Ottoman Army Effectiveness in World War I - Edward J. Erickson
Ansonsten Wikipedia
 
So sind die Kämpfe in Kleinasien, auf dem Balkan und in Palästina ungleich besser geführt worden als in Mesopotamien oder im Kaukasus.

In Mesopotamien konnte die osmanische Armee immerhin ein ganzes britisches Armeeekorps aufreiben. 13.000 Kriegsgefangene wurden gemacht (inklusive des Kommandeurs) und fast 30.000 Soldaten des britischem Empires (primär Inder) getötet. Ich finde das ist eine anständige Leistung. Dabei waren die Osmanen Zahlenmäßig kaum überlegen.
 
In Mesopotamien konnte die osmanische Armee immerhin ein ganzes britisches Armeeekorps aufreiben. 13.000 Kriegsgefangene wurden gemacht (inklusive des Kommandeurs) und fast 30.000 Soldaten des britischem Empires (primär Inder) getötet. Ich finde das ist eine anständige Leistung. Dabei waren die Osmanen Zahlenmäßig kaum überlegen.

Man kann allerdings auch eine andere Rechnung aufmachen, denn die Kampfhandlungen der osmanischen Verbände endeten trotz vorübergehender Erfolge im Kaukasus in den späteren Kriegsjahren an allen sonstigen Fronten letzten Endes mit einem Fiasko: Osmanische Vorstöße im Irak und durch die Wüste Sinai in Richtung Ägypten wurden zurückgeschlagen. Nach und nach gingen sämtliche nichttürkischen Gebiete (das mehrheitlich von Kurden bewohnte Ostanatolien ausgenommen) an die vorrückenden Briten verloren.

Dabei spielte nicht nur die militärische Überlegenheit der gegnerischen Seite eine wichtige Rolle, sondern auch die Tatsache, dass die nichttürkischen Untertanen, insbesondere die Araber, angesichts der nationalitätenfeindlichen Haltung der jungtürkischen Führung dem Osmanenreich die Unterstützung völlig versagten. Auf die Weigerung der Araber, dem Osmanenstaat in seinem Existenzkampf zu helfen, antworteten die Jungtürken mit harter Unterdrückung: Die Terrormaßnahmen des zum Pascha beförderten Cemal - neuer Militärgouverneur in Syrien, Palästina, dem Nordirak und dem Hedschas - ängstigten zwar die arabische Bevölkerung, stärkten aber auch ihren Widerstandswillen. Die Brutalität der türkischen Soldaten bei der Beschlagnahme von Lebensmitteln, die zum Überleben der arabischen Zivilbevölkerung bitter nötig gewesen wäre, führte zu Hungersnot und tiefem Hass gegen die Türken.

Und so kam es nicht nur zum Verlust aller vorderasiatischen Gebiete, sondern auch zum unrühmlichen Ende der Jungtürken, die das Osmanische Reich in den Krieg geführt hatten und dadurch sowie durch ihre chauvinistische Nationalitätenpolitik die Auflösung des Reichs verursacht hatten.
 
Richtig. Wie gesagt, man muss für jeden Zeitpunkt eine neue Aufstellung machen. Ich habe bisher nur die Zeit von 1914 bis 1916 betrachtet, also die Zeit in der das Osmanische Reich durchaus Erfolge nachweisen konnte. Ab 1916 muss man das ganze neu betrachten, 1918 ein weiteres mal.
 
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