Der Atlantikwall

Hallo,

ich habe gestern auf N24 eine interessante Doku über den Atlantikwall und den D-Day im Juli 1944 gesehen.

Was meint ihr? Wie stark war das Atlantikwall wirklich? War er nur an der Normandie so schwach oder hätten die Allierten auch an anderen Stellen den Durchbruch geschafft?

Laut Rommel sei der Atlantikwall nur unzureichend gewesen.

Warum verteidigten die Deutschen gerade die Normandie nicht ausreichend genug, obwohl dort für die Alllierten aufgrund der ebenen Sandstrände eine gute Landungsmöglichkeit vorhanden war? Warum rechneten sie nicht mit einer Landung in der Normandie, sondern weiter nördlich?

MfG K.W. :winke:
 
Hallo,
Warum verteidigten die Deutschen gerade die Normandie nicht ausreichend genug, obwohl dort für die Alllierten aufgrund der ebenen Sandstrände eine gute Landungsmöglichkeit vorhanden war? Warum rechneten sie nicht mit einer Landung in der Normandie, sondern weiter nördlich?
MfG K.W. :winke:

Die Deutschen erwarteten eine Landung bei Calais, weil hier die Entferngung von Großbritannien bis zum französischen Festland die kürzeste war. Die Normandie und die Bretagne wurden deshalb nicht so stark mit Befestigungen, Hindernissen und Minen ausgestattet. Rommel setzte sich dafür ein, das zwischen Calais und der Seine-Mündung besonders viele Befestigungen gebaut wurden.

(Verwendete Quelle: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg Band 7, Stuttgart 2003)
 
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Der Atlantikwall war in seiner behaupteten Widerstandskraft eine Propagandageburt, insbesondere dann, wenn man die Verteidigungsanlage in Relation zu dem alliierten Potential an Flugzeugen, Schiffe (Bombardements) und Räum- und Landungsmittel sieht. Von daher ist die Abwehrkraft der Befestigungen relativ einzuschätzen.
Ein Punkt dabei dürfte die auf deutscher Seite fehlende Erfahrung in amphibischen Operationen sein.

Zum prognostizierten Landungsort: In den Diskussionen, Weisungen, Denkschriften etc. zu diesem Thema vor dem 6.6.44 kamen im Prinzip nur drei Örtlichkeiten in Frage: Normandie, Calais/Kanal und Großraum Halbinsel Cotentin. Die deutsche Einschätzung wurde wesentlich durch den (Verschwörungstheorien gegen auch von "Vorsatz" aus) Fehler der Abteilung Fremde Heere West geprägt: aufgrund der alliierten Funktäuschung wurde die Existenz einer Armeegruppe "Patton" im Bereich der Landungsstellen um Calais angenommen, im Umfang von 30-40 Divisionen. Das führte dazu, dass erhebliche Teile der dt. Infanteriedivisionen plus 2., 116. PD zunächst im scheinbar gefährdeten Bereich hinter der Kanalküste verblieben.

Der um den 12.-15. Juni herum bestehenden Plan, die am Landungskopf gebundenen 7-8 Panzerdivisionen herauszulösen, um anschließend im Angriff den Landungskopf mittig aufzuspalten, konnte u.a. deswegen nicht realisiert werden, weil ein Herausziehen der PD als erste Voraussetzung nie gelang (es fehlten die IDs zur Ablösung, die standen weiter nördlich ausreichend zur Verfügung).

Rommel war in seiner Einschätzung wesentlich von den Erfahrungen in Nordafrika geprägt, hatte aber zuvor nicht mit der Abwehr von großen Landungsoperationen zu tun. Der Schluß, ein Bewegungskrieg sei angesichts der überwältigenden alliierten Luftüberlegenheit in Frankreich nicht führbar, hat sich im August 1944 nach dem Ausbruch aus dem Landungskopf bestätigt. Daraus konnte nur der Schluß gezogen werden, die Landung müsse quasi "am Strand" scheitern.
a) das führte zu gigantischem Ressourcenverbrach und Arbeitskräftebedarf bei der küstennahen Befestigung
b) und nötigt zu der Entscheidung, wo die zum Gegenangriff bestimmten Panzerdivisionen aufgestellt werden müssen. Hierüber kam es auch zum Streit mit dem OB West.

Ausreichende Bombardements durch Schiffe und Lüftüberlegenheit vorausgesetzt, ist noch nie eine amphibische Operation an küstennahen Befestigungen gescheitert (die ohnehin früher oder später ausgeschaltet werden). Die Geschichte der Invasion ist daher vom 6.6.-30.6. bedeutender durch die gelungene Lagetäuschung der Allierten geprägt. Beim Zeitgewinn von 8 Wochen, dem Einsperren der Allierten in der Normandie) sind die unter großen Anstrengungen 1943/44 für den Westen aufgebauten Panzerreserven (PD/PGD) völlig ausgebrannt.
 
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Wie stark war das Atlantikwall wirklich? War er nur an der Normandie so schwach oder hätten die Allierten auch an anderen Stellen den Durchbruch geschafft?

Man darf dabei nicht vergessen, dass schon vor der alliierten Landung die militärische Lage für das Deutsche Reich immer schlechter geworden war. Gerade an der Ostfront ging es seit Stalingrad und Kursk nur noch in eine Richtung, nämlich rückwärts. Die Verluste an Menschen und Material waren immens hoch und kaum noch zu ersetzen.

Um den Atlantikwall in seiner ganzen Länge so besetzen zu können, um an jeder beliebigen Stelle eine Invasion zurückzuschlagen, wären somit Kräfte erforderlich gewesen, über die Deutschland nicht mehr verfügt hat. Es war vollkommen unmöglich, dass hunderttausende Soldaten in Erwartung eines Angriffs untätig an der Nordseeküste warteten, während im Osten jeder Mann gebraucht wurde. Da eine Verteidigungsstellung nur so stark ist wie ihre schwächste Stelle, hätte man ja den gesamten Atlantikwall gleich stark ausstatten müssen.

Es wurden jedoch im Hinterland Reserveeinheiten stationiert, die bei Gefahr zu den Brennpunkten herangeführt werden konnten. Jedoch waren diese im Angesicht der alliierten Luftüberlegenheit äußerst gefährdet und damit keine berechenbare Größe mehr. Wie die tatsächlichen Ereignisse gezeigt haben, wurden die deutschen Reserveverbände zu einem großen Teil von Tieffliegern zerschlagen.
 
Wie die tatsächlichen Ereignisse gezeigt haben, wurden die deutschen Reserveverbände zu einem großen Teil von Tieffliegern zerschlagen.


Hallo Jacobum,

danke für die Ergänzung. Bei letzerem muß ich allerdings etwas widersprechen. Die Effektivität der Luftangriffe auf
a) die Heranführung intakter Verbände an sich (Verluste)
b) die Verzögerung der Heranführung der Verbände

ist inzwischen durchaus umstritten. Im Prinzip ist dem Heer bei nahezu allen Verbänden die schnelle Verlegung an die Invasionsfront gelungen, so dass diese als intakter Truppenkörper ohne wesentliche Verzögerungen eintrafen:

77. ID: erreichte bis 11.6. den Oberlauf des Merderet
17. SS-PGD "GvB": erreichte bis 12.6. den Raum um Carentan
3. FJD: in den Raum St. Lo
(II. FJ-Korps: Eisenbahnbewegungen unmöglich, die Umlagerung auf die Straßen führte zur äußersten Anspannung des Kolonnenraumes)

2. PD ab 13.6. im Herangehen in den Raum von Caumont, zuvor südlich der Somme
21. PD stand im Caen, griff mit Teilen bereits am 6.6. in die Kämpfe ein.
12. SS-PD "HJ": wurde am 7.6 durch sehr starke Fliegerangriffe bei Villers-Bocage aufgehalten, befand sich also schon im Invasionsraum
Pz.-Lehr-Division: Befand sich ebenfalls am 7.6. im Invasionsraum, mit den Anfängen bei Thury-Harcourt, sollte ab 8.6. in die Kämpfe eingreifen.
Meldung I. SS-Pz-Korps: Sollte mit den drei genannten Panzerdivisionen am 7.6. auf den Landekopf antreten, wurde jedoch durch Luftangriffe behindert (trotzdem griff die 12. SS-PD bereits nachmittags allein an).

Am 12.6. wurde abends die Herauslösung der 9. und 10.SS-PD (II. SS-PzKorps) aus der Heeresgruppe Nordukraine und Überführung in den Bereitstellungsraum hinter der Invasionsfront beschlossen. Die Züge starteten über Lemberg und sollten die letzten 500km im Kolonnenverkehr (Gleiskettenfahrzeuge 70-120km) vorgeführt werden. Bereits am 18.6. waren zahlreiche Züge beider Divisionen in Paris eingetroffen, ein Zug wird mit 16 Waggons vernichtet. Die letzte Vorverlegung des Korps erfolgte in der Nacht 25./26.6., so dass letztlich nur von einer für die Verlegung unwesentlichen Behinderung durch die Ausschaltung des Eisenbahnnetzes vorwärts Paris und die Luftangriffe gesprochen werden kann.

Die 1. SS-PD "LSSAH" wurde ab dem 17.6.1944 gegen den Landekopf verlegt. Die Heranführung erfolgte aus dem Raum südlich der Scheldemündung. Dabei traten Verluste ein, die Division befand sich aber intakt im Angriff beiderseits der Straße Caen-Villers-Bocage ab 28.6.1944.
Die 2. SS-PD "DR" marschierte ab 12.6. in die Nähe der Invasionsfront, zuvor Heeresgruppenreserve, ab 13.6. nur Nachts, der Endraum wurde am 14.6. erreicht. Dabei traten einige materielle Verluste ein, die Division blieb aber intakt und als Reserve vom 17.6. bis 26.6.1944 hinter der invasionsfront.



Nirgends gelang der alliierten Luftwaffe die Zerschlagung größerer Verbände in der Heranführung zw,. Bewegung, die tatsächlich dann sehr hohe Verlustwirkung der Luftangriffe trat erst unmittelbar in den Einsatzräumen und im direkten Rückraum (also während der Kämpfe) ein.
 
Nachdem es schon den netten Link auf diesen Strang gab, hier eine Frage von mir:

Warum wurde der Atlantikwall so massiv geplant?

Der Respekt der Alliierten (nicht zuletzt aufgrund der geglückten Propaganda) ist sicher schon ein Erfolg, aber wenn ich mir die Unmenge an Material und Personal bei der Herstellung ansehe, dann ist es doch wenig. Hätte man also nicht besser die Ressourcen in andere Bereiche der Wehrwirtschaft leiten sollen? Und was hätte stattdessen gemacht werden sollen? Der Stahl hätte für Waffen, Eisenbahn u.ä. genutzt werden können, die Arbeiter zur Freisetzung weiterer Soldaten usw.

Und wenn Alternativen sinnvoller gewesen wären, warum kam es nicht dazu? Eifersüchteleien (die Organisation Todt konnte so Dinge machen, die sonst anderen Organisationen vorbehalten wären) wären eine Erklärung, ein eindeutiger Befehl aufgrund von Fehleinschätzungen eine andere.

Solwac
 
Der intensivierte Ausbau durch Rommel und seinen Stab erfolgte unter 2 Gesichtspunkten.

a. politische Überlegungen: Die politische Option eines Separatfriedens sah Rommel nur als realistisch an, sofern er eine Invasion präventiv verhindern konnte oder sie zurückschlagen konnte.

In dem Moment, in dem die Alliierten eine zweite Front im Westen erfolgreich eröffnet haben, sah er keine Chance mehr einen erfolgreichen Separatfrieden mit dem Westen abzuschließen.

In diesem Sinne war motiviert, die politischen Optionen nach einer Beseitigung voin Hitler zu maximieren.

b. militärische Überlegungen: Als Spezialist für alliierte Kriegsführung war ihm die fatale Konsequenz eines Bewegungskrieges im Westen mit weitgehender Luftüberlegenheit der Alliierten sehr bewußt.

Vor diesem Hintergrund wollte er den Übergang zum Bewegungskrieg im Westen vermeiden und kam zu dem rational durchaus verständlichen Ergebnis, dass Invasion an den Stränden zu bekämpfen sei.

Realistisch betrachtet wird man konzidieren müssen, dass die alternativen Vorstellungen der "operativen Panzerreserve", auch G. v. Schweppenburg etc., und einem Panzerraid aus der operativen Tiefe gegen die Invasionsarmeen eher unrealistisch waren.

Es fehlten dafür ca. 3000 Jäger (inklusive ausgebildeter Piloten) und Millionen von Tonnen an Flugbenzin, um diese Vorstellung in Szene zu setzen.
 
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Warum wurde der Atlantikwall so massiv geplant?

... Und was hätte stattdessen gemacht werden sollen? Der Stahl hätte für Waffen, Eisenbahn u.ä. genutzt werden können, die Arbeiter zur Freisetzung weiterer Soldaten usw.
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Wenn man auf die unzähligen Bunker verzichtet hätte, dann hätte man, um eine adäquate Verteidigungsqualität zu bekommen, sehr viele Geschütze/Panzer und Mannschaften einsetzen müssen!

Panzer und Geschütze könnte man vielleicht noch produzieren, doch die "Personaldecke" war viel zu kurz!

Bunker sind da halt noch am effektivsten! Besonders in Anbetracht der enormen Länge des zu verteidigenden Areals.

Gruß
Andreas
 
Wenn man sich alleine die Geschichte rund um das "Bestie vom Omaha Beach" oder die Invasionen auf den befestigten Pazifikinseln ansieht, erkennt man schnell, dass der Verteidiger in einem solchen fall, selbst aus improvisierten Verteidigungsstellungen heraus große Vorteile gegenüber dem Angreifer hat. Wären dazu noch alle geplanten Stellungen gekommen, dann wären wohl weitaus mehr Amerikaner an den Stränden geblieben. Sowohl Deutschland als auch Japan waren, teilweise Ideologiebedingt, der Meinung, dass die Amerikaner vor zu großen Verlusten an Menschenleben zurückschrecken würden. Auch das war wohl ein Sinn des Atlantikwalls, wenn er die Alliierten schon nicht aufhalten könne, so solle er ihnen doch so große Verluste zufügen, dass sie zum Friedensschluss bereit wären.
 
Warum wurde der Atlantikwall so massiv geplant?

Um den Gegner abzuschrecken. Und um sicher zu gehen. Wenn der Wall einmal gefallen war, wird es sehr schwierig werden den Angreifer aufzuhalten. Das wird der Gedanke dahinter gewesen sein. Siehe die Französische Grenzlinie im Elsass.
Das Problem '44 war unter anderem, das zu wenig Unterstützungstruppen am Atlantikwall waren und fast keine Fliegerei, welche Aufklären konnte. Vom Bodenkampf ganz zu schweigen.
wenn der Atlantikwall schwächer ausgeführt worden wäre, hätten weitere Linien im Landesinneren aufgebaut werden müssen. Und mit Truppen bestückt werden müssen, welche die Linien kannten.
Und wenn der Gegner erst einmal erfolgreich gelandet ist hat er einen viel besseren Sammel und Aufmarschplatz. Wie es ja auch von Alliierten vorgemacht worden ist.

Apvar
 
Zuletzt bearbeitet:
b. militärische Überlegungen: Als Spezialist für alliierte Kriegsführung war ihm die fatale Konsequenz eines Bewegungskrieges im Westen mit weitgehender Luftüberlegenheit der Alliierten sehr bewußt.

Vor diesem Hintergrund wollte er den Übergang zum Bewegungskrieg im Westen vermeiden und kam zu dem rational durchaus verständlichen Ergebnis, dass Invasion an den Stränden zu bekämpfen sei.

Rommels Erfahrungen mit dem offenen Bewegungskrieg und der dann eintretenden Überlegenheit der Allierten resultieren aus Nordafrika. Auch die Landungen bei Salerno und später Anzio-Nettuno als "Probefälle" für die Normandie bestätigten nur, dass es militärisch entscheidend darauf ankommen würde, die Allierten bei der Landung oder im eng umfassten Landekopf zu schlagen (siehe insbesondere die Schlacht um die Landung bei Anzio-Nettuno).

Eigentlich sah Rommel damit eine Mischung vor: die Verzögerung bei der Landung durch Befestigungen (die die Landung nie allein verhindern oder erschweren konnten) und das schnelle Heranführen von gepanzerten Truppen, die den Landekopf eindrücken könnten. Deshalb auch der Streit um die Positionierung der Panzerdivisionen ("strandnah" oder im Hinterland).

Damit ergeben auch die Anstrengungen für die Befestigungen Sinn.
 
Eigentlich sah Rommel damit eine Mischung vor: die Verzögerung bei der Landung durch Befestigungen (die die Landung nie allein verhindern oder erschweren konnten) und das schnelle Heranführen von gepanzerten Truppen, die den Landekopf eindrücken könnten. Deshalb auch der Streit um die Positionierung der Panzerdivisionen ("strandnah" oder im Hinterland).

Wer war eigentlich letztlich für die Positionierung der Panzerdivisionen verantwortlich?

Und war Rommel tatsächlich überzeugt, daß er eine Anlandung der Allierten nicht verhindern konnte?
 
Wer war eigentlich letztlich für die Positionierung der Panzerdivisionen verantwortlich?
Am Streit waren so ziemlich alle beteiligt bzw. haben sich eingemischt. Eine gute Darstellung findet man bei Ose oder hier:
Deutsche Situation in der Normandie im Jahr 1944 ? Wikipedia

Und war Rommel tatsächlich überzeugt, daß er eine Anlandung der Allierten nicht verhindern konnte?
Die Anstrengung richtete sich mE (so würde ich das deuten) nicht exakt auf die Anlandung, oder den Tag der Anlandung, sondern die "Phase", in der die Alliierten nicht ihre gesamten Kräfte positionieren konnten. Vorher sollte der Landekopf wieder eingedrückt werden.
 
Erstaunlich ist doch, dass sich gerade die deutschen Truppen auf schwere Befestigungen verließen (auch Hitler war ja geradezu faziniert davon, evtl. bedingt durch die Erfahrungen im WK I). Hatte doch grade die Wehrmacht mehrfach bewiesen, dass sich auch schwerste Befestigungen im Bewegungskrieg nicht behaupten können bzw. durch Umgehung einfach bedeutungslos werden. So konnte die gewaltige Maginot-Linie, die deutschen Panzer, die Sie einfach umgingen nicht aufhalten. Auch die Festung Eben-Emael konnte den Vormarsch der Wehrmacht nicht aufhalten, da die neuen technischen Mittel, wie Hohlladungen und Luftlandetruppen, die Lage der Vertreidiger aussichtslos machten. Auch die gewaltige Batterie in Sewastopol Maxim Gorki konnte die deutschen Truppen nicht aufhalten.

Warum also war man auf deutscher Seite so fasziniert von schweren stationären Stellungen? Ich sehe es ähnlich wie silesia, Rommel versuchte einfach Zeit zu gewinnen und gleichzeitig den angreifenden Truppen so hohe Verlust wie möglich zuzufügen (siehe die "Rommelspargel"), da diese in dieser Phase relativ verletzlich sind.
 
... Hatte doch grade die Wehrmacht mehrfach bewiesen, dass sich auch schwerste Befestigungen im Bewegungskrieg nicht behaupten können bzw. durch Umgehung einfach bedeutungslos werden. ....

Ich meine Vergleich mit dem Bewegungskrieg passt hier nicht! In den ersten Stunden einer Landung ist wohl erst einmal die Situation eines Stellungskrieges gegeben. Und da, meine ich, machen stark befestigte Waffenstände schon Sinn.
 
Ich meine Vergleich mit dem Bewegungskrieg passt hier nicht! In den ersten Stunden einer Landung ist wohl erst einmal die Situation eines Stellungskrieges gegeben. Und da, meine ich, machen stark befestigte Waffenstände schon Sinn.

Zustimmung!:winke:

Ich glaube dies hatte auch Rommel im Sinn.
Sein Ziel war es wohl die Allierten direkt an der Küste zurückzuwerfen.

Allerdings fehlte ihm wohl die Zeit (und auch die Mittel) um dies zu realisieren.
 
Ich meine Vergleich mit dem Bewegungskrieg passt hier nicht! In den ersten Stunden einer Landung ist wohl erst einmal die Situation eines Stellungskrieges gegeben. Und da, meine ich, machen stark befestigte Waffenstände schon Sinn.

Da hast du sicherlich nicht unrecht. Allerdings war Rommels Vorgesetzer im Westen eben genau jener Gerd von Rundstedt, welcher 1940 den "Sichelschnitt" mit der Heeresgruppe A durchgeführt hatte. Und der war ein Vertreter einer weiter im Hinterland liegenden Panzerreserve, eben mit dem Hintergedanken dann feier operieren zu können. Der damalige Streit ist im Prinzip also noch heute nachzuvollziehen.:pfeif:
 
Die damaligen Befestigungen werden im Nachhinein zu unrecht unterbewertet. 1940 hat die Wehrmacht mit großem Aufwand einige Forts der Maginot-Linie geknackt, nur um zu beweisen dass es ging. Es war aber sehr schwer und kostete unverhältnismäßig hohe Opfer.

Als die Invasion 1944 landete, wurde z.B. die Batterie Merville in den ersten Stunden im Handstreich genommen. Kurz danach wurde sie von deutschen Kräften zurück erobert...um dann trotz großer alliierter Anstrengungen, bis sie am Ende der Kämpfe in der Normandie verlassen wurden, nicht mehr erobert zu werden.

Einige der Betonwerke des Atlantikwalls haben unter schwersten Beschuss durch Schiffsartillerie gestanden und nur direkte Schartentreffer haben sie ausser Gefecht setzen können. Auch massive Bombenangriffe haben kaum Schäden angerichtet.

Als die Alliierten ende 1944 in den Elsass kamen, haben sie lange gegen altertümliche Panzerwerke aus der Zeit um 1890 kämpfen müssen (z.B. die Feste KW II) . Sogar französische Anlagen haben 1944 länger gegen die Amerikaner standgehalten als gegen die Deutschen 1940, obwohl der Feind aus der falschen Richtung kam.

Im Hurtgenwald und am restlichen Westwall wurde lange und verbissen um einzelne Bunker gekämpft.

Zuletzt, die Flaktürme in Berlin sind nicht gefallen, sie haben kapituliert als die Stadt gefallen war. Nicht einmal die schwersten Geschütze der Roten Armee konnten diesen Ungetümen etwas anhaben.

Gut geplante, ordentlich ausgeführte und entschlossen verteidigte Befestigungsanlagen haben die Kampfkraft der verteidigenden Truppen um ein vielfaches gestärkt und viel stärkere feindliche Kräfte gebunden.
 
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Gut geplante, ordentlich ausgeführte und entschlossen verteidigte Befestigungsanlagen haben die Kampfkraft der verteidigenden Truppen um ein vielfaches gestärkt und viel stärkere feindliche Kräfte gebunden.
Gut geplant bedeutet für mich aber auch eine Abwägung des Möglichen. Und da kommen wir wieder auf die beschränkten Ressourcen.

Sicher, das Deutsche Reich war in allen Belangen am Anschlag der Möglichkeiten, für eine sinnvolle Tiefenrüstung der Wehrwirtschaft war vor dem Krieg keine Zeit gewesen. Aber wenn denn soundso viele Tonnen Beton und Stahl und soundso viele Arbeitskräfte zur Verfügung standen, hätte dann nicht eine andere Form des Ausbaus mehr Sinn gemacht? So wie es gelaufen ist waren viele Bunkeranlagen kein Hindernis, weil sie einfach beim Vormarsch ins Landesinnere ignoriert werden konnten.

Einen Punkt für feste Bunkeranlagen sehe ich aber doch: Die darin verbauten Ressourcen bleiben vor Ort, während 200 zusätzliche Panzer schnell in den Osten hätten umdirigiert werden können.

Solwac
 
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