Rafael
Aktives Mitglied
Ein Referat, das ich für einen Kurs über Minderheiten im römischen Reich vortragen musste, hatte das obige Thema. Da es einige Standpunkte zusammengefasst aufzeigt, möchte ich es hier auch abtippen (auch wenn ich noch auf die Benotung warte):
I. Einleitung
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie die Nichtchristen der ersten zwei Jahrhunderte nach Christus die Christen sahen. Möchte man verstehen, wie es zu den Christenverfolgungen kommen konnte und mit welchen Problemen die frühen Christen in der Gesellschaft konfrontiert waren, dann ist es unerlässlich danach zu fragen, welches Bild die Nichtchristen von dieser neuen Religionsgemeinschaft hatten.
Zur Bearbeitung der Frage ist diese Arbeit in drei große Punkte gegliedert. Der erste Punkt beschäftigt sich mit dem Denken über die Christen und unter diesem wird dargestellt welche Vorwürfe und Gerüchte es gegen das Christentum gab, dass das Christentum unter anderem auch als politische Vereinigung, philosophische Schule und als gegengesellschaftliche Strömung angesehen wurde. Im zweiten Punkt wird darauf eingegangen, wie es zu dem Denken der Nichtchristen über die neue religiöse Bewegung kam. Der letzte Punkt fasst zum Schluss die Essenz der Arbeit zusammen und zeigt die Bedeutung und die eventuellen Folgen des Denkens über die Christen auf.
Zu den Quellen über das Denken der Nichtchristen ist noch zu erwähnen, dass uns wenige Quellen von Nichtchristen überliefert sind, die meisten Sichtweisen auf das Christentum sind uns durch die Schriften der Apologeten überliefert, die versuchten das Christentum gegen die Anschuldigungen zu verteidigen.
II. Das Denken über die Christen
II.I Gegenargumente, Vorwürfe und Gerüchte gegen das Christentum
Eine gute Zusammenfassung der Gegenargumente, Vorwürfe und Gerüchte gegen das Christentum lässt sich in Felix Minucius Apologeticum „Octavius“ finden, so dass die folgenden Beispiele über die Meinungen der Nichtchristen über die Christen größtenteils aus diesem Werk entnommen sind.
Das Bild, dass sich die Nichtchristen in den ersten 2 Jahrhunderten nach Christus von den Christen machten, stempelte letztgenannte als dumm und ungebildet ab. Zudem kam hinzu, dass die Christen von sich behaupteten, sie würden die Wahrheit kennen, während die Nichtchristen ihnen vorwarfen, sie seien nur zu müßig, um nach der wahren Wahrheit zu suchen. Auch wurde es als anmaßend empfunden, dass die Christen als ungebildete Menschen behaupteten etwas zu kennen, über das sich viele Philosophen schon lange Zeit Gedanken machten.
In vielen Quellen werden die Christen auch als abergläubisch gekennzeichnet. So schreiben sowohl Plinius, wie auch Tacitus und Suetonius von superstitio (Aberglaube), wenn sie über das Christentum schreiben.
Ein sehr heftiges Gerücht über die christlichen Gemeinden war das der Kriminalität. Ihnen wurde zum einen die Unzucht vorgeworfen, sie hätten Inzest und sexuelle Orgien begangen. Zum anderen wurde ihnen auch der Mord, Kindesmord, das Trinken von Blut und das Essen von Menschenfleisch nachgesagt. Es gibt Schilderungen von Initiationsriten bei denen ein Kind in Teig gewickelt wurde, damit der Initiant dieses unwissentlich mit Stichen tötete, damit daraufhin die Gemeinde sich auf das Fleisch und das Blut des Kindes stürzen konnte. Bei einem anderen Initiationsritus soll ein Priester ein Kind auf den Rücken geschleudert haben, so dass dieses starb. Danach habe er das Herz herausgeholt, es gebraten und den Initianten zu essen gegeben.
Dann wurde den Christen auch vorgeworfen, dass sie sich von der Gesellschaft abkapselten und am gesellschaftlichen und kulturellem Leben der Stadtgemeinden nicht mehr teilnahmen. Die Christen sollen die römischen Ämter, Priester und Götter verhöhnt und verspottet haben. Diese beiden Vorwürfe beziehen sich auf reale Verhältnisse, da sich die Christen von den heidnischen Götzendiensten abwandten und ihnen zum Beispiel die Spiele als unmoralisch galten. Dies bedeutete nicht nur, dass sie sich aus dem religiösen Leben abwendeten, da die Religion eng verbunden mit der Politik war, wendeten sie sich in den Augen der nicht Christen gegen den Staat selbst. Das hatte nicht nur zur Folge, dass sich die Christen so zu Außenseitern machten, sie wurden nämlich trotz dem Gebot der Nächstenliebe von manchen Nichtchristen, wie zum Beispiel Tacitus, als menschenverachtend empfunden, da sie sich so von den restlichen Menschen der Gesellschaft abwandten.
Der Monotheismus der Christen wurde ihnen in zweifacher Weise zum Verhängnis, denn die Menschen hatten Angst, dass die Christen durch die Verleumdung der Götter den Zorn dieser auf die Menschen lenken würden und machten somit die Christen zu Schuldigen an Katastrophen und Unglücken und zweitens galten die Christen als Verräter, weil sie die regionalen Stadtgottheiten verleumdeten. Bei den Juden war es zum Beispiel anders, diese brachten ihre eigene alte Religion in das Römische Reich mit und sprangen nicht so wie die Christen von dem Glauben an die Götter der Regionen ab. Da die Christen in ihrem monotheistischen Glauben auch den Kaiserkult nicht anerkennen konnten, wurden sie sogar als Hochverräter angesehen.
Und zu guter letzt bleibt noch zu erwähnen, dass weitere kleinere Gerüchte gegen die Christen umgingen, die ihnen nachsagten, sie würden einen Eselskopf verehren oder die Genitalien ihres Oberpriesters anbeten.
II.II Die Christen als politische Vereinigung
Die christlichen Gemeinden wurden von den Nichtchristen unterschiedlich charakterisiert und wurden damit auch verschiedenen Gruppierungsarten zugeordnet.
In einem Brief an den Kaiser Trajan schreibt der Statthalter der Provinz Pontus-Bythinien Plinius zum Beispiel über eine christliche Gemeinde und bezeichnet diese als eine hetaeria. Der Begriff hetaeria kann mit „Verein“ („association“) übersetzt werden. Solche hetaeriae gab es seit dem 3. Jahrhundert vor Chr. in Rom und sie stellten Gemeinschaften von Menschen dar, die den gleichen Beruf bzw. die gleichen Interessen hatten. Die Mitglieder dieser hetaeriae trafen sich, speisten und tranken zusammen und unterhielten sich über ihre jeweiligen Interessen. Die hetaeria wurde aber nicht nur als ein Verein verstanden, der unter sich blieb, sondern man sprach auch von hetaeria im Sinn einer „politischen Vereinigung“ („political club“). Zu dieser Bewertung der heteriae kam es dadurch, dass diese durchaus das Potential hatten politisch aktiv zu werden. Manche hetaeriae halfen nicht nur beim Wahlkampf eines Kandidaten für ein Magistrat, sondern sie wurden auch für Unruhen in der Bevölkerung verantwortlich gemacht und deshalb auch von den örtlichen Magistraten nicht aus den Augen gelassen.
Interessant an diesem Punkt ist, dass Plinius das Christentum hier nicht als religiöse Gemeinschaft benennt, sondern mit der Bezeichnung hetaeria also als eine politische Gruppierung darstellt. D.h. dass nach Ansicht von Plinius die christlichen Gemeinschaften auch potentielle Unruhestifter im gesellschaftlichen Leben sein konnten.
II.III Das Christentum als philosophische Schule
Der Philosoph und Mediziner Galen, sah das Christentum aus einem anderen Blickwinkel als Plinius, der im letzten Abschnitt genannt wurde. Galen nämlich reiht das Christentum unter den philosophischen Schulen ein. Dies bedeutet aber nicht, dass er das Christentum gut hieß, er betrachtete sie lediglich auf einer anderen Ebene.
Auch der Heide Cäcilius im Octavius von Minucius Felix bringt das Christentum mit der Philosophie in Berührung, doch spricht er seinen Hohn deutlich aus, wenn er das Christentum als „gottlose Pseudophilosophie“ (1) bezeichnet.
II.IV Die Christen als eine gegengesellschaftliche Strömung
Der griechische Philosoph Celsus schrieb um das Jahr 170 n. Chr. ein Buch, dass sich gegen die Christen wandte. Dieses Buch ist uns nur in Fragmenten überliefert, doch es lässt zu, dass man sehr gut die Meinung der gebildeten Menschen über das Christentum im 2. Jahrhundert sehr gut erkennen kann. Der christliche Apologet Origen zitiert den Text des Celsus sehr oft in seinem Werk Contra Celsum und so haben wir einen Einblick auf das Denken dieses intellektuellen Nichtchristen.
Neben den Vorwürfen gegen das Christentum, die schon genannt wurden, kann man bei Celsus noch einen weiteren Kritikpunkt entdecken. Er wirft den Christen zum einen vor, wie es andere auch schon vor ihm taten, dass sie gegen den römischen Staat waren, doch er geht weiter und ist davon überzeugt, dass das Christentum zu einer gegengesellschaftlichen Strömung werden und damit einen Teil der römischen Gesellschaft abspalten könnte.
III. Gründe für das Bild, das Nichtchristen von den Christen hatten
Die Christen wurden also als staatsgefährdende Gemeinschaft verfolgt und mussten gegen viele Gerüchte und Vorwürfe ankommen, obwohl in ihrer Religion moralisches Verhalten einen hohen Stellenwert hatte und obwohl sie den Kaiser in ihre Gebete einschlossen und ihn meist auch als weltlichen Herrscher anerkannten, galten sie als Kriminelle und Hochverräter.
Die Sicht der Nichtchristen auf die Christen lässt sich aber dennoch erklären. Die Christen nämlich wendeten sich gegen die heidnischen Rituale und das heidnische Leben und in den Augen der Römer verleumdete jeder alle Gottheiten, der die römischen Gottheiten verleumdete. Und auch wenn sie den Kaiser als weltlichen Herrscher annahmen und ihn in ihre Gebete einschlossen, so lehnten sie den Kaiserkult ab, was skandalös war und sogar als Signal aufgenommen werden konnte, dass die Christen Unruhestifter oder gar Widersacher des Römischen Reiches waren.
Ein weiterer Grund für das schlechte Ansehen der Christen war, dass sie sich den Volkszorn zugezogen hatten, indem sie sich zum einen von der Gesellschaft distanzierten und damit als menschenverachtend angesehen wurden. Zum anderen zogen sie den Zorn der Bevölkerung auf sich, da sie ihre Rituale und Zusammenkünfte im Heimlichen verrichteten. Dieses Vorgehen schürte bei der nichtchristlichen Bevölkerung die Angst, dass die Christen mit ihrer Abkehr von der Religion und durch ihre Rituale den Zorn der Götter heraufbeschwören würden und damit Katastrophen und Unglücke auslösten.
Zu beachten ist auch, dass viele Menschen das Christentum nur vom Hörensagen kannten und gar nicht direkt damit in Berührung gekommen sind. Die o.g. Gerüchte und Vorwürfe konnten so und zudem auch dadurch sehr gut gedeihen, dass die Christen, wie oben schon erwähnt, ihre Rituale heimlich durchführten.
IV. Fazit
Die Nichtchristen der ersten Jahrhunderte nach Christus hatten kein gutes Bild von den Christen und dem Christentum. Obwohl die Christen größtenteils friedfertig mit der restlichen Bevölkerung zusammenlebten, kamen bei Reibepunkten, Problemen und oft auch durch die selbsteingeleitete Isolation heftige Stimmen, die sich vielen Vorurteilen bedienten, die die Christen als Kriminelle sahen und für Katastrophen verantwortlich machten, gegen die Christen auf.
Auch gab es intellektuelle Auseinandersetzungen mit dem Christentum, die dieses aber als Aberglauben und Pseudophilosophie ansahen, der nur dumme und ungebildete Menschen folgten.
Die Christen wurden zu Sündenböcken und durch dieses negative Bild, das die Nichtchristen von den Christen hatten, war das Fundament für die Verfolgung der Christen gegeben.
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benutzte Quellen:
Lepelley, Claude: Die Christen und das Römische Reich, in: L. Pietri (Hrsg.), Die Geschichte des Christentums. Die Zeit des Anfangs (bis 250), Freiburg u.a., 2005.
Wilken, Robert L.: The Christians as the Romans saw them, Yale University, New Haven u.a. 1984.
Minucius Felix, M.: Octavius. (Hrsg.) Bernhard Kytzler, München 1965.
(1) Minucius Felix, M.: Octavius. (Hrsg.) Bernhard Kytzler, München 1965, S.67.
I. Einleitung
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, wie die Nichtchristen der ersten zwei Jahrhunderte nach Christus die Christen sahen. Möchte man verstehen, wie es zu den Christenverfolgungen kommen konnte und mit welchen Problemen die frühen Christen in der Gesellschaft konfrontiert waren, dann ist es unerlässlich danach zu fragen, welches Bild die Nichtchristen von dieser neuen Religionsgemeinschaft hatten.
Zur Bearbeitung der Frage ist diese Arbeit in drei große Punkte gegliedert. Der erste Punkt beschäftigt sich mit dem Denken über die Christen und unter diesem wird dargestellt welche Vorwürfe und Gerüchte es gegen das Christentum gab, dass das Christentum unter anderem auch als politische Vereinigung, philosophische Schule und als gegengesellschaftliche Strömung angesehen wurde. Im zweiten Punkt wird darauf eingegangen, wie es zu dem Denken der Nichtchristen über die neue religiöse Bewegung kam. Der letzte Punkt fasst zum Schluss die Essenz der Arbeit zusammen und zeigt die Bedeutung und die eventuellen Folgen des Denkens über die Christen auf.
Zu den Quellen über das Denken der Nichtchristen ist noch zu erwähnen, dass uns wenige Quellen von Nichtchristen überliefert sind, die meisten Sichtweisen auf das Christentum sind uns durch die Schriften der Apologeten überliefert, die versuchten das Christentum gegen die Anschuldigungen zu verteidigen.
II. Das Denken über die Christen
II.I Gegenargumente, Vorwürfe und Gerüchte gegen das Christentum
Eine gute Zusammenfassung der Gegenargumente, Vorwürfe und Gerüchte gegen das Christentum lässt sich in Felix Minucius Apologeticum „Octavius“ finden, so dass die folgenden Beispiele über die Meinungen der Nichtchristen über die Christen größtenteils aus diesem Werk entnommen sind.
Das Bild, dass sich die Nichtchristen in den ersten 2 Jahrhunderten nach Christus von den Christen machten, stempelte letztgenannte als dumm und ungebildet ab. Zudem kam hinzu, dass die Christen von sich behaupteten, sie würden die Wahrheit kennen, während die Nichtchristen ihnen vorwarfen, sie seien nur zu müßig, um nach der wahren Wahrheit zu suchen. Auch wurde es als anmaßend empfunden, dass die Christen als ungebildete Menschen behaupteten etwas zu kennen, über das sich viele Philosophen schon lange Zeit Gedanken machten.
In vielen Quellen werden die Christen auch als abergläubisch gekennzeichnet. So schreiben sowohl Plinius, wie auch Tacitus und Suetonius von superstitio (Aberglaube), wenn sie über das Christentum schreiben.
Ein sehr heftiges Gerücht über die christlichen Gemeinden war das der Kriminalität. Ihnen wurde zum einen die Unzucht vorgeworfen, sie hätten Inzest und sexuelle Orgien begangen. Zum anderen wurde ihnen auch der Mord, Kindesmord, das Trinken von Blut und das Essen von Menschenfleisch nachgesagt. Es gibt Schilderungen von Initiationsriten bei denen ein Kind in Teig gewickelt wurde, damit der Initiant dieses unwissentlich mit Stichen tötete, damit daraufhin die Gemeinde sich auf das Fleisch und das Blut des Kindes stürzen konnte. Bei einem anderen Initiationsritus soll ein Priester ein Kind auf den Rücken geschleudert haben, so dass dieses starb. Danach habe er das Herz herausgeholt, es gebraten und den Initianten zu essen gegeben.
Dann wurde den Christen auch vorgeworfen, dass sie sich von der Gesellschaft abkapselten und am gesellschaftlichen und kulturellem Leben der Stadtgemeinden nicht mehr teilnahmen. Die Christen sollen die römischen Ämter, Priester und Götter verhöhnt und verspottet haben. Diese beiden Vorwürfe beziehen sich auf reale Verhältnisse, da sich die Christen von den heidnischen Götzendiensten abwandten und ihnen zum Beispiel die Spiele als unmoralisch galten. Dies bedeutete nicht nur, dass sie sich aus dem religiösen Leben abwendeten, da die Religion eng verbunden mit der Politik war, wendeten sie sich in den Augen der nicht Christen gegen den Staat selbst. Das hatte nicht nur zur Folge, dass sich die Christen so zu Außenseitern machten, sie wurden nämlich trotz dem Gebot der Nächstenliebe von manchen Nichtchristen, wie zum Beispiel Tacitus, als menschenverachtend empfunden, da sie sich so von den restlichen Menschen der Gesellschaft abwandten.
Der Monotheismus der Christen wurde ihnen in zweifacher Weise zum Verhängnis, denn die Menschen hatten Angst, dass die Christen durch die Verleumdung der Götter den Zorn dieser auf die Menschen lenken würden und machten somit die Christen zu Schuldigen an Katastrophen und Unglücken und zweitens galten die Christen als Verräter, weil sie die regionalen Stadtgottheiten verleumdeten. Bei den Juden war es zum Beispiel anders, diese brachten ihre eigene alte Religion in das Römische Reich mit und sprangen nicht so wie die Christen von dem Glauben an die Götter der Regionen ab. Da die Christen in ihrem monotheistischen Glauben auch den Kaiserkult nicht anerkennen konnten, wurden sie sogar als Hochverräter angesehen.
Und zu guter letzt bleibt noch zu erwähnen, dass weitere kleinere Gerüchte gegen die Christen umgingen, die ihnen nachsagten, sie würden einen Eselskopf verehren oder die Genitalien ihres Oberpriesters anbeten.
II.II Die Christen als politische Vereinigung
Die christlichen Gemeinden wurden von den Nichtchristen unterschiedlich charakterisiert und wurden damit auch verschiedenen Gruppierungsarten zugeordnet.
In einem Brief an den Kaiser Trajan schreibt der Statthalter der Provinz Pontus-Bythinien Plinius zum Beispiel über eine christliche Gemeinde und bezeichnet diese als eine hetaeria. Der Begriff hetaeria kann mit „Verein“ („association“) übersetzt werden. Solche hetaeriae gab es seit dem 3. Jahrhundert vor Chr. in Rom und sie stellten Gemeinschaften von Menschen dar, die den gleichen Beruf bzw. die gleichen Interessen hatten. Die Mitglieder dieser hetaeriae trafen sich, speisten und tranken zusammen und unterhielten sich über ihre jeweiligen Interessen. Die hetaeria wurde aber nicht nur als ein Verein verstanden, der unter sich blieb, sondern man sprach auch von hetaeria im Sinn einer „politischen Vereinigung“ („political club“). Zu dieser Bewertung der heteriae kam es dadurch, dass diese durchaus das Potential hatten politisch aktiv zu werden. Manche hetaeriae halfen nicht nur beim Wahlkampf eines Kandidaten für ein Magistrat, sondern sie wurden auch für Unruhen in der Bevölkerung verantwortlich gemacht und deshalb auch von den örtlichen Magistraten nicht aus den Augen gelassen.
Interessant an diesem Punkt ist, dass Plinius das Christentum hier nicht als religiöse Gemeinschaft benennt, sondern mit der Bezeichnung hetaeria also als eine politische Gruppierung darstellt. D.h. dass nach Ansicht von Plinius die christlichen Gemeinschaften auch potentielle Unruhestifter im gesellschaftlichen Leben sein konnten.
II.III Das Christentum als philosophische Schule
Der Philosoph und Mediziner Galen, sah das Christentum aus einem anderen Blickwinkel als Plinius, der im letzten Abschnitt genannt wurde. Galen nämlich reiht das Christentum unter den philosophischen Schulen ein. Dies bedeutet aber nicht, dass er das Christentum gut hieß, er betrachtete sie lediglich auf einer anderen Ebene.
Auch der Heide Cäcilius im Octavius von Minucius Felix bringt das Christentum mit der Philosophie in Berührung, doch spricht er seinen Hohn deutlich aus, wenn er das Christentum als „gottlose Pseudophilosophie“ (1) bezeichnet.
II.IV Die Christen als eine gegengesellschaftliche Strömung
Der griechische Philosoph Celsus schrieb um das Jahr 170 n. Chr. ein Buch, dass sich gegen die Christen wandte. Dieses Buch ist uns nur in Fragmenten überliefert, doch es lässt zu, dass man sehr gut die Meinung der gebildeten Menschen über das Christentum im 2. Jahrhundert sehr gut erkennen kann. Der christliche Apologet Origen zitiert den Text des Celsus sehr oft in seinem Werk Contra Celsum und so haben wir einen Einblick auf das Denken dieses intellektuellen Nichtchristen.
Neben den Vorwürfen gegen das Christentum, die schon genannt wurden, kann man bei Celsus noch einen weiteren Kritikpunkt entdecken. Er wirft den Christen zum einen vor, wie es andere auch schon vor ihm taten, dass sie gegen den römischen Staat waren, doch er geht weiter und ist davon überzeugt, dass das Christentum zu einer gegengesellschaftlichen Strömung werden und damit einen Teil der römischen Gesellschaft abspalten könnte.
III. Gründe für das Bild, das Nichtchristen von den Christen hatten
Die Christen wurden also als staatsgefährdende Gemeinschaft verfolgt und mussten gegen viele Gerüchte und Vorwürfe ankommen, obwohl in ihrer Religion moralisches Verhalten einen hohen Stellenwert hatte und obwohl sie den Kaiser in ihre Gebete einschlossen und ihn meist auch als weltlichen Herrscher anerkannten, galten sie als Kriminelle und Hochverräter.
Die Sicht der Nichtchristen auf die Christen lässt sich aber dennoch erklären. Die Christen nämlich wendeten sich gegen die heidnischen Rituale und das heidnische Leben und in den Augen der Römer verleumdete jeder alle Gottheiten, der die römischen Gottheiten verleumdete. Und auch wenn sie den Kaiser als weltlichen Herrscher annahmen und ihn in ihre Gebete einschlossen, so lehnten sie den Kaiserkult ab, was skandalös war und sogar als Signal aufgenommen werden konnte, dass die Christen Unruhestifter oder gar Widersacher des Römischen Reiches waren.
Ein weiterer Grund für das schlechte Ansehen der Christen war, dass sie sich den Volkszorn zugezogen hatten, indem sie sich zum einen von der Gesellschaft distanzierten und damit als menschenverachtend angesehen wurden. Zum anderen zogen sie den Zorn der Bevölkerung auf sich, da sie ihre Rituale und Zusammenkünfte im Heimlichen verrichteten. Dieses Vorgehen schürte bei der nichtchristlichen Bevölkerung die Angst, dass die Christen mit ihrer Abkehr von der Religion und durch ihre Rituale den Zorn der Götter heraufbeschwören würden und damit Katastrophen und Unglücke auslösten.
Zu beachten ist auch, dass viele Menschen das Christentum nur vom Hörensagen kannten und gar nicht direkt damit in Berührung gekommen sind. Die o.g. Gerüchte und Vorwürfe konnten so und zudem auch dadurch sehr gut gedeihen, dass die Christen, wie oben schon erwähnt, ihre Rituale heimlich durchführten.
IV. Fazit
Die Nichtchristen der ersten Jahrhunderte nach Christus hatten kein gutes Bild von den Christen und dem Christentum. Obwohl die Christen größtenteils friedfertig mit der restlichen Bevölkerung zusammenlebten, kamen bei Reibepunkten, Problemen und oft auch durch die selbsteingeleitete Isolation heftige Stimmen, die sich vielen Vorurteilen bedienten, die die Christen als Kriminelle sahen und für Katastrophen verantwortlich machten, gegen die Christen auf.
Auch gab es intellektuelle Auseinandersetzungen mit dem Christentum, die dieses aber als Aberglauben und Pseudophilosophie ansahen, der nur dumme und ungebildete Menschen folgten.
Die Christen wurden zu Sündenböcken und durch dieses negative Bild, das die Nichtchristen von den Christen hatten, war das Fundament für die Verfolgung der Christen gegeben.
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benutzte Quellen:
Lepelley, Claude: Die Christen und das Römische Reich, in: L. Pietri (Hrsg.), Die Geschichte des Christentums. Die Zeit des Anfangs (bis 250), Freiburg u.a., 2005.
Wilken, Robert L.: The Christians as the Romans saw them, Yale University, New Haven u.a. 1984.
Minucius Felix, M.: Octavius. (Hrsg.) Bernhard Kytzler, München 1965.
(1) Minucius Felix, M.: Octavius. (Hrsg.) Bernhard Kytzler, München 1965, S.67.
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