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Das kommt wohl sehr auf die genaue Zeit an!
Wieso? Hast Du etwa kein Alibi?!
Im Ernst: Ich wundere mich ein Wenig, dass im römischen Reich Sklaverei normal war, bei den Arabern ja bis in die Neuzeit.
Sagen wir mal von 500 bis 1000 n.Chr.. Gab es damals noch Haussklaven, Waschsklaven, Kochsklaven, generell Hilfs- und Dienstsklaven, die man kaufen und verkaufen konnte?
Wenn nicht, warum nicht?
Seite 750/751 schrieb:Die Sklaven verloren im Frühmittelalter mit der Rückentwicklung der aniken Kapitalwirtschaft zu Haus- und Naturalwirtschaft ihre Bedeutung für das Wirtschaftsleben.
Hörigkeit und Leigeigenschafte und mildere, versteckte Formen der Sklaverei bildeten sich aus. Die Synoden von Sevillia (590) und Toledo (633) schränkten die Erlaubnis zum Halten von Klostersklaven ein. (...) Den Bedarf an Sklaven deckten im frühen Mittelalter der in den Händen von Juden und Arabern liegende Sklavenhandel, im Spätmittelalter Genuesen und Venezianer. Der gewerbsmässige Sklavenhandel erlosch im fränkischen Reich gegen Ende des 10. Jahhundert, in Skandinavien erst im 13. Jahrhundert, in den Mittelmeerländern, die mit dem islam. Staaten Handel trieben, lebte er weiter.
Der gewerbsmässige Sklavenhandel erlosch im fränkischen Reich gegen Ende des 10. Jahhundert, in Skandinavien erst im 13. Jahrhundert
Das hervorgehobene sagt ja eigentlich, warum es im Heiligen Römischen reich deutscher Nation keine Sklaven gab. Abgesehen davon gab es ja Bauern und Diener, wozu sollte man dann noch einen Sklaven haben?
Reiche Europäer hielten sich edle Mohren als Vorzeige-Sklaven.2. ist das Feudalsystem ja (zumindest anfangs) kein Sklavenhaltersystem gewesen. Der Lehensherr hatte Pflichten gegenüber den Bauern und konnte sie nicht einfach loswerden, wenn's ihm nicht passte. Der Lehensherr besaß das Land, nicht aber die Menschen, denen er es "lieh". (Wie gesagt, anfangs)
Im Mittelalter wurde die Sklaverei durch den Feudalstaat abgelöst, in dem sich ein System der Leibeigenschaft entwickelte. Nur mit der Missionierung Osteuropas im 10. Jh. erlebte die Sklaverei in Form des Handels mit slawischen Sklaven eine erneute Blütezeit, in der auch das Wort "sklavus" das bis dahin gebräuchliche "servus" für die Bezeichnung von Sklaven ersetzte. Im Spätmittelalter schließlich ging auch dieser Sklavenhandel wieder zurück, da mit den immer länger werdenden Transportwegen die Sklaverei unrentabel wurde. Im Mittelmeerraum dagegen blühte der Menschenhandel vor allem mit Menschen des afrikanischen Kontinents weiterhin.
PopeIch habe mal eine ganz blöde Frage: gab es in Deutschland (bzw. Frankenreich und HRRDN) abgesehen vom bäuerlichen Lehenswesen und der Schuldknechtschaft noch die andere, rein kommerzielle Form der Sklaverei?
Venedig hatte mindestens seit Anfang des 9. Jahrhunderts rege Handelsbeziehungen nicht nur mit Konstantinopel, sondern auch mit Arabern in Afrika62. In allen Verträgen mit fränkischen und dann auch "deutschen" Herrschern verpflichten sich die Venezianer unter anderem, daß sie die "Erzeugung" von Eunuchen verhindern, aber gerade die Tatsache, daß diese Verpflichtung stets erneuert wurde, zeigt, wie wenig sie eingehalten wurde63. Venedig war offenbar an diesem sehr lukrativen Unternehmen in nicht unwesentlichem Maße beteiligt. Für die venezianischen Sklavenhalter muß Großmähren im 9. Jahrhundert eine der wichtigsten Quellen gewesen sein. Wir wissen zwar nur von einem solchen Fall, vom Verkauf der 200 Schüler des Methodios im Jahre 886 an jüdische Kaufleute, die sie dann in Venedig weiterverkauften64, aber auch die 900 Gefangenen, die Konstantin im Jahre 867 in Moosburg bei Kocel anforderte, waren bestimmt zum Verkauf nach Venedig vorgesehen65. Die Zahlen sind sicher übertrieben, aber auch so bezeugen sie den beträchtlichen Umfang dieses Handels. Der "Markt der Mährer" spielte also im 9. Jahrhundert offensichtlich die gleiche oder eine ähnliche Rolle wie Prag im 10. Jahrhundert. Er war auch das Tor zur slawischen Welt.
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All das konnte aberkaum den großen, die anspruchsvollen arabischen Märkte beliefernden Handel heranlocken75. Was die jüdischen Kaufleute nach Mitteleuropa führte, war eine besondere Ware: versklavte Menschen, denn diese wurden hier in großen Mengen "erzeugt".
Dazu mußten allerdings zwei Vorbedingungen erfüllt werden: erstens mußten in der Region große Kriege geführt werden, durch die menschliche Beute akkumuliert wurde; gleichzeitig mußte diese möglichst an einem Ort angeboten werden, damit sie für die Kaufleute bequem zugänglich ist. Zweitens mußten diese Leute - zumindest formal - Heiden sein.
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Dies bedeutete aber, daß infolge der vorhandenen und im Prinzip auch eingehaltenen kirchlichen Verbote, christliche Sklaven an Heiden, Juden und Araber zu verkaufen76, eine besondere Situation entstand. Der Sklavenabsatz war in den slawischen Ländern, wo es keine Grundherrschaften gab77, auf die aus den Großen bestehende Aristokratie beschränkt, die allein es sich leisten konnte, größere Mengen von Hausleibeigenen zu unterhalten.
Der Binnenmarkt war also begrenzt. Genauso gab es bereits seit dem 9. Jahrhundert keinen Massenabsatz mehr für Sklaven im Frankenreich. Deren Bedarf auf den Grundherrschaften wurde damals offenbar bereits im wesentlichen durch den natürlichen Zuwachs gedeckt78. Man mußte sich also um einen Absatz bei den Juden bemühen und das erforderte Waren in der entsprechenden heidnischen Qualität. Man mußte gegen die Heiden kämpfen und sie versklaven. Die wurden aber damals mit der fortschreitenden Christianisierung Europas bereits zur Mangelware.
Es ist nicht klar, was mit der reichen menschlichen Beute Karls des Großen aus den Awarenkriegen geschah, es scheint jedoch, daß sie zu keiner bedeutenderen Belebung des Sklavenhandels führte79. Anders verhielt es sich aber mit Großmähren, der "Markt der Mährer" wurde zu einem wirklich wichtigen Sklavenmarkt. Eine tatsächliche Hochkonjunktur begann aber erst im 10. Jahrhundert gleichzeitig mit den Slawenkriegen, die die Ottonen führten und dann mit der Expansion des Přemysliden- und zuletzt des Piastenstaates. Der Prager Markt war damals mehr als ausreichend mit hochwertigen heidnischen Sklaven eingedeckt80.
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Man weiß nicht gut genug, wann eigentlich die Prager Burg126 entstand und man weiß auch nicht, wann unterhalb derer ein großer internationaler Markt entstand. Das entscheidende Datum für den Aufstieg des Marktes war sicher das Jahr 935, das durch den Beginn der Beherrschung Böhmens und gleichzeitig der Expansion gekennzeichnet war. Erst all das versorgte den Prager Markt mit einer wirklich großen Menge Sklaven, wir haben jedoch Gründe zur Annahme, daß dieser Boom bereits früher anfing.
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Sicher ist, daß später, vom 11. Jahrhundert an, Ungarn für Böhmen eine Art Standardmarkt für Sklaven darstellt141. Seit der Zeit sind auch viele islamische Kaufleute aus Choresmien in Ungarn belegt142. Die chasarische Korrespondenz rechnet hier schon vor 961 mit jüdischen Gemeinden, die regelmäßige Handelsbeziehungen mit Kiev, Bolgar und Chasarien unterhielten. Rege war hier wohl auch die Verbindung mit Byzanz. Aus einem rabbinischen Responsum ergibt sich, daß jüdische Kaufleute aus Byzanz in Prag irgendwann nach 1018 tätig waren, die den Markt in Konstantinopel mit Sklaven versorgten143 .
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Wie regelmäßig der Prager Markt mit ausgewählten Sklavenwaren versorgt wurde, zeigt wiederum eine Geschichte Christians. Christian will betonen, daß Wenzel sehr sorgfältig für einen ordnungsgemäßen Verlauf aller kirchlicher Zeremonien sorgte und belegt dies mit einer Geschichte wie, als es bei den Skrutinien vor der regelmäßigen Ostertaufe zu wenig Knaben-Täuflinge gab, Wenzel einfach auf den Markt schickte und dort für sein eigenes Geld alle zum Kauf angebotenen Knaben aufkaufen ließ und so die Zahl der Täuflinge146 ergänzte.
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Als also der Bischof Adalbert gerade in der Zeit der ausgebrochenen Krise versuchte, das Verbot des Verkaufs christlicher Sklaven an Juden183 durchzusetzen, mußte er unweigerlich auf den Widerstand der böhmischen Großen stoßen184, denen nach Einstellung der Expansion, also des Zuströmens heidnischer Sklaven, nichts anderes übrigblieb als ihre eigenen Haussklaven zu verkaufen, die selbstverständlich getauft waren. Der Autor der ersten Vita Adalberts unterscheidet dabei zwischen mancipia und captivi185. Die Gefangenen waren zweifelsohne Heiden, mancipia waren jedoch Haussklaven, also Christen, von ihren Herren verkauft - Verhältnisse, die an die schandhafte Geschichte des Meißner Gunzelin (1002-1009) erinnern, der an Juden nicht nur eigene, sondern auch fremde Haussklaven (familia) verkaufte186.
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Nichts davon wäre ohne den riesigen Markt der islamischen Länder möglich gewesen, insbesondere in Spanien. Vor allem wäre es aber nicht möglich gewesen ohne die Waren, die diesen ganzen Mechanismus ernährten,ohne die Männer, Frauen und Kinder, die die tschechischen Krieger wie Tiere irgendwo an der Oder oder auf den Ebenen Galiziens jagten. Auf diesem schmutzigen Handel mit unglücklichen Menschen standen letzten Endes alle Staaten Mitteleuropas (einschließlich des neuen Staates der Sachsen, des späteren Ottonenreiches), es war der Sklavenhandel, der die Triebkraft des säkularen Prozesses der Herausbildung Mitteleuropas war.
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