Ein altes Thema aufzuwärmen, mag man mir hoffentlich verzeihen.
Ich selbst hatte das Vergnügen, die deutsche Schrift in der Schule zu lernen, nicht.
(Bevor sich im Übrigen jemand an der Formulierung "deutsche Schrift" stößt: die Schrift wurde im Auftrage des römisch-deutschen Kaisers in Deutschland entwickelt und fünfhundert Jahre lang vorwiegend in Deutschland benutzt, wobei penibel darauf geachtet wurde, jedes ausländische Wort in lateinischer Schrift darzustellen.)
Ich habe mir die Schrift vor zwei Jahren selbst beigebracht, sowohl die Handschrift als auch das Druckverfahren, freilich mit allen notwendigen und stilistisch schönen Ligaturen und dem langen-s.
Wann immer es mir möglich ist, wende ich eine Fraktur- oder Schwabacher Schrift an. Man kann die deutsche Sprache gar nicht edler gestalten.
Es tut mir jedes Mal in der Seele weh, wenn ich irgendwo Toren sehe, die meinen, sie müssten ihre Wirtshausschilder oder T-Shirt-Aufdrucke in deutscher Schrift gestalten und dann geistig nicht in der Lage zu sein scheinen, dies richtig zu tun. Wer das lange-s und keine (Zwangs-)Ligaturen anwendet, ist in meinen Augen schon fast als Verbrecher zu bezeichnen, denn wenn er sich für das Thema interessieren würde, könnte er innerhalb von fünf Minuten genug Informationen heranholen, um die Schrift korrekt anzuwenden. Im Zeitalter von Wikipedia ist das wahrlich kein Problem mehr.
Ganz besonders ärgerlich ist es, wenn Gemeinden und andere staatliche Organisationen/Körperschaften meinen, sie müssten in deutscher Schrift schreiben und das dann völlig falsch tun. So kann man an unserem Ortsschilde nicht nur "Grüss" sehen, nein, die beiden s sind auch noch als Abschluss-s dargestellt, was gegen die grundlegensten Frakturregeln verstößt.
Es ist traurig mit anzusehen, dass unser Volk nach gerade einmal sechzig Jahren zu dumm ist, seine eigene Schrift korrekt anzuwenden, obschon sie verglichen mit "richtigen" Nationalschriften wie der japanischen an Einfachheit kaum zu übertreffen ist.
Wer sich für dieses Thema interessiert, ist in meinen Augen beim Bund für deutsche Schrift und Sprache am besten aufgehoben. Dort finden sich unzählige PDF-Dateien mit Fragen und Antworten sowie Ausschnitte aus der Vereinszeitschrift:
Bund für deutsche Schrift und Sprache e.V.