Ich denke, das ist auch ein wenig als Übertreibung eines französischen Offiziers zu sehen, denn eine wirkliche Landflucht wie im Dreißigjährigen Krieg gab es nicht, man versuchte allerdings, alles was irgendwie von Wert war, vor den Franzosen zu verstecken, so dass Hessen ziemlich ausgesogen war. Der passive Widerstand ging soweit, dass die Bauern in der Schwalm die Felder nicht mehr bestellten, so dass der französische Kommandant der Festung Ziegenhain die Kontributionszahlungen senken musste. Allerdings baten auch die Landser von Herzog Ferdinand nicht mit dem Hut in der Hand um einen Schluck Wasser. Einen besonders schlechten Ruf hatte die Legion Britannique. Britische Söldner beschlagnahmten alle Vorräte an Salz und Getreide in einem Dorf der Schwalm. Die Festung Ziegenhain, später berüchtigt als Rekrutendepot für die "Hessians" und heute JVA Schwalmstadt wurde im Verlauf des Krieges, dreimal belagert und zweimal beschossen. Beim Versuch der Alliierten die Festung 1761 zurückzuerobern, kam der hessische Kommandant auf die Idee, die Festung mit Brandgeschossen zur Aufgabe zu zwingen. Er konnte dabei nur die Zerstörung eines Backofens der Franzosen verbuchen, zerstörte aber 50 % aller Gebäude und musste aufgeben, als der französische Kommandant die Vorstadt ebenfalls mit Brandgeschossen beschießen ließ und den Hessen die Quartiere nahm. Marburg und Kassel wechselten mehrmals den Besitzer, Kassel fast ein Dutzend Mal.
Hessen war für Ferdinand gegen die überlegenen französischen Armeen nicht zu verteidigen, er musste sich auf die Weserlinie beschränken, um wenigstens Hannover und sein eigenes Herzogtum zu verteidigen. Hessen wurde zum Vorfeld und Aufmarschgebiet, wo sich beide Seiten von den Ressourcen bedienten. Die hessische Armee konnte das Land nicht verteidigen, denn die standen ja im britischen Sold mit Ferdinand an der Weser und am Rhein. Unter diesen Gesichtspunkten verwundert es nicht, dass der Erbprinz ernsthaft darüber nachdachte, die Koalition zu wechseln.
Als Friedrich II. seinem Vater nachfolgte, misstraute man ihm unter den Alliierten. Man stellte ihn schließlich in Braunschweig kalt und hielt ihn mit den üppigen britischen Subsidien bei Laune und bei der Stange.
Als Ferdinand nach der Schlacht von Wilhelmsthal Kassel zurückeroberte, stationierte er vorsichtshalber ein hannoversches Bataillion, um sicherzugehen, dass der Landgraf die Stadt nicht den Franzosen übergeben konnte.
Es ergaben sich aus diesen Umständen mit seiner buntzusammengewürfelten Truppe große Schwierigkeiten für Prinz Ferdinand, die nicht nur ausgewogene militärische Entscheidungen, sondern auch ein großes Gefühl für Takt und diplomatisches Geschick verlangte. Kommandosprachen in Ferdinands Armee waren Deutsch und Englisch, während das Offizierskorps Französisch korrespondierte.
Der eigenwillige Herzog wurde dabei von seinem zivilen Generalsstabschef Westphalen sehr gut unterstützt. Heinrich Christian Philipp westphal, sein 1764 Edler von Westphalen war zugleich der Sekretär, Gesellschafter und Biograph des Herzogs, seine Kriegsberichte dienten Friedrich II. als Quelle für seine Geschichte des siebenjährigen Krieges, und seine Enkelin Jenny heiratete später Karl Marx.