...dann kann man bei dem angewandten System doch von einer Art kalkulatorischer Abschreibung sprechen, nur dass der Umweg über den Staat genommen wird. Hier fließen ja auch die Erhaltungs- und teilweise die Erweiterungsinvestitionen mit ein.
Jetzt habe ich trotzdem noch eine Frage dazu: Ab wann wurde dieses Fonds-/Abschreibungssystem eingeführt? Habe ich das nur übersehen in eueren Beiträgen?
Ja, das erinnert an marktwirtschaftliche Kalkulationen, wobei man zur Überleitung sicher noch an die Einbeziehung kalkulatorischer Kapitalkosten denken müßte. aber das ist schon dicht dabei.
Bzgl. des Abschreibungs- und Fonds-Systems ist mir leider kein Datum der Einführung bekannt. Aus eigenen Erfahrungen und Gespräche 1990 würde aber vermuten, dass es mindestens seit den 70ern bestanden, evt. auch früher schon.
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Und unter deren Rückzahlungslast zerbrachen viele Betriebe mangels Eigenkapital und wurden von der Treuhand zwangsabgewickelt (
Das ist völlig falsch.
Richtig ist, dass sowohl Umwandlungs-VO als auch DMBilG die Altschulden berücksichtigte und (zunächst!) in den VEB und Kombinaten zurückhielt. Diese mußten als sowohl in den Modrow-Eröffnungsbilanzen (Umwandlungs-VO) als auch in denjenigen der DM-Umstellung bilanziert werden.
Als Ausgleichsmechanismus für die quasi-staatlichen Altschulden gab es, um den Bilanzausgleich herzustellen, die Ausgleichsforderungen (gegen die THA, also den Staat!) nach § 24 DMBilG. Danach war die ausreichende Eigenkapitalaustattung sichergestellt und letztlich durch den Staat garantiert. Bei den Privatisierungen wurden außerdem die Altschulden bei mangelnder Vermögensdeckung gegen die Ausgleichsforderungen aus den Betrieben herausgelöst - sie verblieben nur, soweit ausreichend Aktivvermögen zur Deckung mitgegeben worden ist. Diese "Altlasten" (=Altschulden) wurden somit direkt auf den Staat überwälzt, ebenso wie die "anderen" echten Altlasten, nämlich insbesondere die Umweltlasten.
Bei den Banken ist die Betrachtung ebenso einseitig und läuft auf eine Milchmädchenrechnung heraus: hier wird in dem Beitrag
nur auf die Aktivseite geschaut. Entscheidend ist aber das Nettovermögen, da die Passivseite der Banken entsprechende Refinanzierungen (=Schulden der Banken :still: ) aufwies. Im übrigen übersieht das einen weiteren Aspekt: den möglichen Wertberichtigungsbedarf der Altschulden bei den Betrieben, die keine Vermögensdeckung, immaterielle Werte, marktfähige Produkte etc. aufwiesen und deshalb in die Liquidation gehen mußten: nominelle Werte entsprechen nun mal selten den realen Werten.
Am Ende fehlt eben das zentrale Element: Der Kunde, der nach persönlichen Prioritäten entscheidet, ob er einen Preis für ein Produkt akzeptiert oder nicht. Und damit letztlich die Produktion und die Verwendung der Ressourcen steuert.
Dem kann man nur beipflichten. :winke:
Die Deutsche Bank kam in ihrem Gutachten vom 18.06.1990 zu folgenden Ursachen des wirtschaftlichen Zusammenbruchs:
Das Gutachten analysiert den Zusammenbruch der DDR.
Text 2+4 Chronik
Die verwendeten statistischen Daten basieren auf DDR-Veröffentlichungen, siehe oben.
Die Problematik des abgewirtschafteten Produktionsstocks wurden in der Schärfe nicht gesehen, es werden also die oben genannten Fehler nur wiederholt:
"Die letzten Monate haben deutlich gemacht, daß in der DDR nun, nachdem die Bürger Zugang zu westlichen Waren haben, viele Produkte aus heimischer Produktion
nicht mehr absetzbar sind. Wie Beispiele aus dem Nahrungsmittelbereich zeigen, reicht mitunter zwar bereits eine ansprechendere Verpackung, um die Waren für die Käufer attraktiver zu machen. Vor allem bei langlebigen Konsumgütern, deren Qualität teilweise sehr stark hinter westlichen Standards zurückbleibt (beispielsweise Automobile), genügen solche kosmetischen Veränderungen aber nicht. In diesen Fällen bietet sich die Zusammenarbeit mit westlichen Unternehmen an, die in vielen Bereichen schon praktiziert wird. So sind nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Selbständiger Unternehmer allein von Dezember 1989 bis Mitte Juni 1990 mehr als 10 000 Kontakte zwischen Unternehmen der Bundesrepublik und der DDR zustande gekommen. Etwa ein Drittel dieser Kontakte hat bereits zum Abschluß von Kooperationsabkommen geführt.
Um auch mit veränderten Produktpaletten preislich wettbewerbsfähig zu sein, gilt es für die DDR-Betriebe, die
Produktivität nachhaltig zu verbessern.
Dafür gibt es vielfältige Ansatzpunkte."
Bei der Produktivität wurde dabei von zu optimistisch eingeschätzten Grundlagen ausgegangen, die mit der Realität nicht übereinstimmten (Stand Juni 1990!). Die Bedeutung des Zusammenbruchs des RGW-Liefer- und Vertragssystems wurde unterschätzt.