Das ändert trotz allem aber nichts daran, daß seine Annahmen nach circa 20 Jahren - so lange ist in etwa die sozialistische Zeit vorüber - offenbar noch immer nicht von der internationalen Fachwelt akzeptiert werden.
Ich verweise nochmals auf
Insignienkunde - Stephanskrone und erlaube mir, die relevanten Passagen zu zitieren:
Es stellt sich also die Frage, warum die Fachwelt außerhalb Ungarns die Aussagen von
Csomor bzw.
Csömör nicht akzeptiert. Und jetzt bitte nicht darauf mit einer Antwort kommen a la "die internationale Fachwelt ist antiungarisch eingestellt"...
Er hatte also eine Gebrauchskrone - was darunter auch immer zu verstehen sein mag -, welche nicht den Rang der Krone hatte, mit der er eigentlich gekrönt wurde. Das wäre ja soweit noch einigermaßen nachvollziehbar - einmal davon abgesehen, daß mich ein
eindeutiger Beleg dazu interessieren würde, wonach diese einfache Krone nur eine Krone i.S.v. Gebrauchskrone gewesen ist.
Viel interessanter aber ist dabei die Frage: Wenn es denn nur eine Gebrauchskrone war, wieso findet sie sich dann in der Darstellung auf dem Krönungsmantel wieder?
Natürlich wird keine andere Krone den Titel
Eure Majestät die Ungarische Heilige Krone o. dgl. getragen haben als eben die ungarische Krone...
Aber ernsthaft: mir ist diese Bedeutung der
Hl. Stephanskrone durchaus bekannt
Eine derart dahinter steckende Symbolkraft und Wirkung ist jedoch keineswegs typisch ungarisch: dies trifft in zumindest vergleichbarer Art ebenso auf die
Reichskrone für das
Heilige Römische Reich (Deutscher Nation) (sie hatte bspw. im Mittelalter auch den Namen
daz riche), auf die
Wenzelskrone für das
Königreich Böhmen und die
Eiserne Krone für das
Königreich Italien zu.
Exklusiv ungarisch ist zugegebenermaßen, daß diese Symbolkraft und Wirkung bis heute angedauert hat.
Das nennt man einen klassischen Zirkelschluß.
Und wenn wir schon dabei sind: Einmal ist es jetzt die gleiche Krone, dann eine gleich aussehende Krone und dann wieder eine ähnliche bzw. ähnlich aussehende Krone. Ja - wie denn nun?
Zur historischen Stichhaltigkeit vieler Sagen hatte ich mich bereits ausführlich und anhand von Beispielen geäußert. Daß ein Sagenstoff weit verbreitet und bekannt ist, sagt nichts darüber aus, ob und inwieweit überhaupt historische Wahrheit darin steckt.
Zwar weiß ich nicht, warum er diese Krone malte, denn da
Friedrich Kaulbach schon einige Zeit tot ist, kann ich ihn nicht mehr fragen.
Daß die Krone als "hunnisch", "awarisch" o. dgl. definiert sein müßte, halte ich bei seinem Hintergrund und dem zur Zeit der Schaffung des Gemäldes allerdings eher für irrelevant.
Kaulbach schuf das Bild - wie bereits erwähnt - um 1860 im Auftrag des bayerischen Hofes (
Wittelsbacher). Zu jener Zeit trugen bekanntlich die
Habsburger seit mehreren Generationen diese Krone, und unter den deutschen Fürstenhäusern setzten bis 1866 v.a.
Wittelsbacher und
Wettiner nach wie vor auf sie (Stichwort: Großdeutsche Lösung).
Aus diesem Grund war die Darstellung für
Kaulbach wohl alles andere als despektierlich...
Noch einmal: Darstellungen auf Gemälden - auch auf Historiengemälden - des 19. Jh. sind untauglich, um sie auf historische Belege abzuklopfen. Die Details genügen nicht historisch-wissenschaftlichen Gesichtspunkten, sondern widerspiegeln vielmehr die Wahrnehmung und Rezeption des 19. Jh. - also bspw. wie sich der Maler damals das Mittelalter vorstellte.
Anm.: Natürlich dürfen wir dies dem betreffenden Maler nicht zum Vorwurf machen o.ä., aber eben genausowenig versuchen, in solchen Bildern nach historischen Belegen o. dgl. zu suchen.
Nebenbei stellst Du mit Deiner Bildreferenz zum
König Artus Deine Aussagen selbst ins Abseits, da der als historische Person nicht einmal faßbar ist...