Hier aus einem Bericht von 1594 zum Untergang des portugiesischen Schiffs Chagas im Jahre 1593:
"Schon waren sich die Feinde ihres Sieges nicht mehr gewiss und begierig darauf, von uns loszukommen, als das Feuer in [der Hülle aus] Kokosfasern, die von der Sonne ganz trocken und mit Teer getränkt und verschmiert war, so wild wütete, dass die Flammen hoch schlugen. Sie sprangen auf die Segel über und darüber hinaus auf den Mastkorb. Wie Werg verbrannten Segel, Takelwerk und Mastkorb mit solchem Ungestüm und in so kurzer Zeit, dass man es nicht verhindern konnte. Dazu fehlte es allerdings nicht nur an Anweisungen, sondern auch an Geräten, um das Wasser in eine solche Höhe zu spritzen (wie sie auf solchen Schiffen vorhanden sein sollten, denn es gibt sie). Die Feinde auf dem [englischen] Schiff am Bug schossen, während es sich langsam entfernte, mit der Muskete jeden tot, der das Feuer zu löschen versuchte. Denn selbst bei diesem heftigen Brand setzte sich der Kampf auf beiden Seiten fort, bis die Schiffe der Feinde weit genug weg waren. Vier lange Stunden dauerte es wohl, bis die Unsrigen endlich Gelegenheit bekamen, das Feuerlöschen in Angriff zu nehmen, und die Unsrigen es [den Engländern] gewährten, sich zurückzuziehen, um der Gefahr aus dem Weg zu gehen, in der sie sich befanden. Aber da war es für jede Rettung schon zu spät, denn das Feuer hatte sich nicht nur des Mastkorbs und des ganzen Takelwerks am Bug und am Kastell mit höllischer Kraft bemächtigt, [...] dass es kein Mittel gab, es aufzuhalten.
Nachdem es nun für die Unsrigen keinen Zweifel mehr gab, dass das Schiff unwiederbringlich im Feuer verloren war, stürzten sich viele von ihnen mit Flößen und Brettern ins Meer. Diejenigen, die nicht schwimmen konnten, gerieten in verzweifelte Todesangst. Wieder andere, darunter vor allem die Sklaven, klammerten sich an den Platz, an dem sie waren, mit Seufzern und Stöhnen aus tiefster Seele, einander um Hilfe bittend, den Himmel so laut um Gnade anflehend, dass die ganze Luft davon voll war. Indem sie von einer Seite zur anderen liefen, wussten sie nicht, ob sie sich lieber ins Meer stürzen oder von den Flammen aufzehren lassen sollten. Der Pater Frei Antonio klammerte sich an ein Kruzifix, Gott um Gnade für alle bittend.
Da das Feuer sie alle immer mehr in die Enge trieb, zwang es sie schließlich, sich ins Meer zu stürzen, wie es diejenigen getan hatten, die schwimmen konnten. Für die, die das nicht konnten, war die Angst noch viel größer, als sie versuchten, sich an Stöcke, Fässer oder Flöße zu klammern, wobei viele von ihnen ertranken, noch bevor sie sie erreichten. Und wenn die Not am größten war, kamen die Engländer mit ihren bewaffneten Booten heran, die viele von uns um Gnade anflehten, die sie ihnen aber nicht gewährten. Im Gegenteil, sie traktierten sie allenthalben grausam mit ihren Waffen. Jeden, den sie auch nur erreichen konnten, töteten sie wie Raubtiere.
Was soll ich hier nur sagen vom traurigen Jammern der armen Edelfrauen und vornehmen Damen und den Kindern und verzweifelten Müttern: Wie sie sich, da es keine Rettung gab, aneinander klammerten, so verzweifelt und von Sinnen, dass alle gewöhnlichen Grenzen überschritten wurden. Sie beklagten ihr Schicksal mit solcher Bitterkeit, dass es die Herzen der bedrängten Zuhörer zerriss. [...] Als man ihnen riet, sich auszuziehen, ins Meer zu springen und auf die Gnade der Engländer zu hoffen, zeigten sie sich entschlossen, sich eher verbrennen zu lassen. So fing Donna Luisa de Melo an mit dem Schicksal zu hadern, indem sie rief: "Oh, du Grausamer, dass du mich beim Schiffbruch der Santo Alberto so irregeführt hast, um mich nun in diese Bedrängnis zu bringen; hättest du mich dort ertränkt, dann wäre ich jetzt nicht in dieser Not. Oh, ihr Füße, was seid ihr dreihundert Meilen durch das Land der Kaffern gelaufen, wenn es doch besser gewesen wäre, eine Schlange hätte Euch gebissen, als jetzt im Feuer zu verglühen. Oh, Du undankbarer Sand der Kafferngegend, der du Donna Leonor de Sá verschlungen und bedeckt hast, warum hast du es mir verweigert, in dir begraben zu sein, als ich dich drei Monate und dreihundert Meilen lang zu Fuß durchquerte. Oh du Leben von kaum erreichten sechzehn Jahren, welches Ende nimmst du mit diesem bitteren und erzwungenen Tod im Feuer oder im Wasser oder durch die Waffen der ketzerischen Feinde? Weiche fort, trauriges Leben, verschwindet, trügerische Hoffnungen."
Solche und ähnliche Qualen durchlitten die verzweifelten Frauen und Kinder in diesem kurzen Rest ihres Lebens. Da ihnen geraten wurde, sich ins Meer zu stürzen, sprang Donna Luisa de Melo zusammen mit ihrer Mutter.
Noch als sie ertrunken auf der Insel Faial an Land geschwemmt wurden, wo sie begraben sind, hielt sie der Gürtelstrick eines Franziskaners zusammen. Und schließlich starben diese tapferen Portugiesen, indem sie durchs Meer zu schwimmen versuchten und noch im Wasser den Schüssen dieser grausamen Lutheraner ausgesetzt waren, gegen alle Kriegsgesetze, die es verbieten, Leuten, die besiegt und in diesem Zustand sind, das Leben zu nehmen."
Schmitt, Eberhardt (Hrsg.): Indienfahrer 2. Seeleute und Leben an Bord im Ersten Kolonialzeitalter. In: Dokumente zur Geschichte der europäischen Expansion 7. Wiesbaden 2008.