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In unserem Geschichtsbuch gibt es eine Aufgabe: Vergleiche Theorie und Praxis der Bestimmung des Potsdamer Protokolls. Leider weiß ich überhaupt nicht, was ich dazu schreiben soll. Gibt es Ansätze ?
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In unserem Geschichtsbuch gibt es eine Aufgabe: Vergleiche Theorie und Praxis der Bestimmung des Potsdamer Protokolls. Leider weiß ich überhaupt nicht, was ich dazu schreiben soll. Gibt es Ansätze ?
Die "5 Ds": Denazifizierung, Demokratisierung, Dezentralisierung, Demilitarisierung, Dekartellisierung (Großindustrie zerschlagen, man findet auch manchmal Demontage als Begriff, den halte ich aber nicht für wirklich zutreffend).
Wenn Du schon über Begriffe streiten möchtest, die "Vertreibung" wurde NICHT beschlossen, die Ostgebiete nicht "abgetrennt".
Die Ostgebiete wurden unter polnische bzw. sowjetische Verwaltung gestellt, näheres sollte ein Friedensvertrag regeln, der dann wegen des kalten Krieges etwas länger auf sich warten ließ.
Bei "Vertreibung" hat man ganz bestimmte Bilder im Kopf und was wirklich geschah, war wohl auch eine Vertreibung. Beschlossen in Potsdam hatte man:
"Die drei Regierungen haben die Frage unter allen Gesichtspunkten beraten und erkennen an, daß die Überführung der deutschen Bevölkerung oder Bestandteile derselben, die in Polen, Tschechoslowakei und Ungarn zurückgeblieben sind, nach Deutschland durchgeführt werden muß. Sie stimmen darin überein, daß jede derartige Überführung, die stattfinden wird, in ordnungsgemäßer und humaner Weise erfolgen soll."
Nun kann man natürlich darüber diskutieren, ob eine zwangsweise Überführung und eine Vertreibung nicht das Gleiche sind, aber in Potsdam wurde beschlossen, dass dies auf "humane Weise" erfolgen sollte - etwas, das bei der tatsächlichen Vertreibung nicht unbedingt eingehalten wurde. Somit wäre ich vorsichtig, davon zu sprechen, dass in Potsdam die "Vertreibung" beschlossen wurde, da man leicht darunter verstehen könnte, die Vertreibung mit allen Ungerechtigkeiten und Gräuel, die passiert sind.
Darüber hinaus ist zu beachten, dass die Vertreibung zu diesem Zeitpunkt schon begonnen hatte und die polnische und tschechische Regierung durch die Potsdamer Protokolle sogar ersucht wurden, diese Vertreibungen zunächst einzustellen.
Bei "Vertreibung" hat man ganz bestimmte Bilder im Kopf und was wirklich geschah, war wohl auch eine Vertreibung. Beschlossen in Potsdam hatte man:
Das wäre mir eine zu grobe Vereinfachung, vor allem, wenn die Behauptung war, es wäre die "Vertreibung" beschlossen worden.
Auf mich macht das Protokoll durchaus den Eindruck, dass GB und USA mit dem, was tatsächlich geschah, NICHT einverstanden waren, es aber nicht ändern konnte bzw. zu dem Zeitpunkt andere Dinge für zu wichtig erachteten, als mit der SU über diese Fragen in Konflikt zu geraten.
Ich sehe jetzt gerade nicht so ganz, wo die andere Sicht der Dinge bzw. der Widerspruch zu meinem Beitrag sein soll. Über die Ansichten der Amerikaner und Engländer sagt Fiedler gar nichts (wenn überhaupt, so klingt es auch bei ihm an, dass das, was man wollte nicht das war, was heraus kam). Er schreibt, dass man die Praxis der Vertreibung hinnahm. Dem würde ich auch nicht widersprechen (beschlossen hat man etwas anderes, man hat den Beschluss aber nicht umgesetzt - meiner Ansicht nach von Seiten der Amerikaner und Engländer, weil man nicht konnte - das Gebiet war im sowjetischen Einflussbereich - und es aus ihrer Sicht wichtigere Punkte auf der Agenda gab ... z.B., es sich nicht gleich mit der Sowjetunion zu verderben).
anderes Zitat aus dem gleichen Aufsatz Fiedlers (Hervorhebungen von mir):
"Die westlichen Teilnehmer der Konferenz verteidigten sich mit dem Argument, man habe sich nur den bereits geschaffenen Tatsachen gebeugt. Die Literatur weist darauf hin, daß die Westmächte, insbesondere W. Churchill durchaus mäßigend gewirkt hätten, was vor allem im Wortlaut des XIII. Abschnitts zum Ausdruck gekommen sei.[25]
In der Tat zeigt eine sorgfältige Nachzeichnung der Konferenz-Vorgänge insgesamt "das Bemühen der westlichen Alliierten, den Umfang der Umsiedlungen auf ein Minimum zu beschränken, den gesamten Vorgang hinauszuzögern und über einen möglichst langen Zeitraum zu erstrecken und vor allen Dingen unter internationaler Kontrolle auf der Grundlage internationaler Vereinbarungen in geregelter und humaner Weise durchzuführen."[26] Ebenso deutlich war, daß die als "Potsdamer Abkommen" bezeichneten Dokumente keine Vertreibungs-Anordnung bedeuteten oder sogar als entsprechender "Befehl" der drei Regierungschefs aufgefaßt werden könnten.[27] Im Blick auf die Einwirkung der Konferenzergebnisse auf die Entwicklung des Völkerrechts läßt sich aber auch ein anderer Gesichtspunkt herausheben. O. Kimminich hat vorsichtig formuliert: "Eine internationale Konferenz, die vor vollendeten Tatsachen kapituliert, ist kein Ruhmesblatt in der Geschichte der Diplomatie".[28]"
Von "Widerspruch" habe ich nix geschrieben, d.h. ich sehe keinen grundlegenden Dissenz zwischen uns. Die "andere Sicht" bezog ich auf die von Fiedler artikulierte Botschaft, die von Potsdam ausging. In meinen eigenen Worten, etwas grobschlächtig:Ich sehe jetzt gerade nicht so ganz, wo die andere Sicht der Dinge bzw. der Widerspruch zu meinem Beitrag sein soll.
"Hinnehmen" ist ein untechnischer Begriff, der nach deutschem Recht wohl am besten mit "Unterlassung" qualifiziert werden kann. [2] Ob sich Amerikaner und Briten anders hätten verhalten können, ist natürlich eine hochspekulative Frage. Welche "wichtigeren Punkte" (wichtiger als der Kampf für Menschlichkeit und für eine neue Friedensordnung) standen zum fraglichen Zeitpunkt auf der Agenda? Das "Verderben" mit der Sowjetunion folgte bekanntlich schon sehr bald.Über die Ansichten der Amerikaner und Engländer sagt Fiedler gar nichts (wenn überhaupt, so klingt es auch bei ihm an, dass das, was man wollte nicht das war, was heraus kam). Er schreibt, dass man die Praxis der Vertreibung hinnahm. Dem würde ich auch nicht widersprechen (beschlossen hat man etwas anderes, man hat den Beschluss aber nicht umgesetzt - meiner Ansicht nach von Seiten der Amerikaner und Engländer, weil man nicht konnte - das Gebiet war im sowjetischen Einflussbereich - und es aus ihrer Sicht wichtigere Punkte auf der Agenda gab ... z.B., es sich nicht gleich mit der Sowjetunion zu verderben).
Der Hinweis von Naimark bezieht sich - gemäß CWIHP - auf die russischen Archive zu dem Protokoll. Das ist beachtenswert.
In Jalta entspann sich zwischen den beiden folgender Wortwechsel:
"Stalin: Dort [im deutschen Osten] werden keine Deutschen mehr sein, denn wenn unsere Truppen kommen, laufen die Deutschen weg.
Churchull: Dann ist da das Problem, was man in Deutschland mit ihnen macht. Wir haben sechs oder sieben Millionen getötet und werden bis Ende des Krieges wahrscheinlich noch eine Million töten.
Stalin: Eine oder zwei?
Churchill: Oh, da ziehe ich keine Grenze nach oben. Es wird also Platz genug sein in Deutschland für die, die die Lücke füllen müssen."
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