Ein Versuch zur Ausgangsfrage, wer vor den Kelten auf den Britischen Inseln lebte.
Die Pikten sind insoweit richtig, als dass sie mehr oder weniger zeitgleich mit den Kelten den Nördlichen Teil (heute Schottland) besiedelten.
Die Bevölkerung der Inseln vor der Eisenzeit, die dort wohl erst mit 5.Jh. v.Chr. beginnt, ist eigentlich ganz gut erfasst.
Die ersten Menschen waren wohl homo erectus/heidelbergensis, dann folgten meso- und neolithische Kulturen, das Neolithikum erfasst die Inseln wohl erst so ab dem 4.Jt.v.Chr, also zu einer Zeit, in der man auf dem Festland bereits vom "Mittelneolithikum" spricht.
Das Ende des Neolithikums mit den Schurkeramischen und Glockerbecher-Kulturen scheint in G.B. gut ausgeprägt zu sein, die "Bell-Beaker"-Kultur hinterließ zahlreiche Gräber.
Nicht zu vergessen ist natürlich die Zeit der Kulturen, die für die Großsteinbauten verantwortlich zeigt, also für die Ganggräber und für die Grundanlagen der Wood- und Stonehenges.
Mir fällt jetzt die genaue britische Bezeichnung nicht ein, ich glaube "Windmillhill", sie ist jedoch zeitgleich mit den "Trichterbecherkulturen" des festlandeuropäischen Megalithzeitalters. Stonehenge selbst datiert mit seinen Anfängen wohl in 4.Jt. und wird wohl bis in die Bz-Zeit, also so bis etwa 1800 v.Chr erweitert und wohl auch genutzt.
Die Bronzezeit erreicht G.B. wieder etwas später, etwa 1800. Sie bleibt recht eigenständig, so sind z.b. die Symbole der späten Bronzezeit (Urnenfelderkultur) in G.B. eher selten. Ansonsten sind die Veränderungen der bronzezeitlichen Typen (z.b. Beile) genauso wie in Resteuropa.
Während der europäischen Hallstattkultur (800-450) bleibt G.B. wohl noch bronzezeitlich, Importgüter, wie z.B. Situlen oder typische Hallstattschwerter finden sich jedoch auch, z.b. in Horten.
Während der Früh- bzw. Mittellaténe-Zeit erreicht der erste "keltische" Kulturausdruck G.B. Das sind Fibeln, Amphoren, Helm- und andere Waffentypen.
Eine reine "keltische Übernahme" findet jedoch offenbar nicht statt, so bleiben z.b. die Hausgrundrisse dort analog zum britischen Neolithikum und zur Bronzezeit weiter kreisrund, eine Hausform die sich so in Festlandeuropäischen keltischen Zusammenhängen nicht findet. Ebenso bleibt die Keramik oft eigenständig.
Zweifellos übernehmen die Inseln jedoch keltischen Kulturausdruck, der sich im Gegensatz zum sonstigen keltischen Bereich, der wohl mit der Mitte des 1.Jh.v.Chr. römisiert wurde, wohl bis in 2.Jh.n.Chr. ganz gut hält. Erst mit der Christianisierung der Römer bildet sich dann der bekannte keltisch/römisch/christliche Kulturausdruck heraus, der sich dann gegen die Angeln, Sachsen und Jüten verteidigte.
Der heute als „typisch“ keltisch bezeichnete Stil Britanniens dieser Zeit der „Dark Ages“(Frühmittelalter) ist wohl eher eine Mischung aller Bereiche incl. auch der Nordgermanischen Einflüsse wie eben Vendelkultur, Angel, Sachsen etc. Die berühmten Knotenmuster z.b. sind wohl germanisch (Vendel) und nicht keltisch.
G.B. ist im übrigen eine wirklich wundervolle Quelle für vor-eisenzeitliche Befunde und Überreste. Erstens geht G.B. völlig anders mit seinem Erbe um, zweitens ist das Land einfach nicht so zersiedelt und weitgehend noch landwirtschaftlich genutzt.
Daher sind neolitische/bronzezeitliche Bauten noch sehr gut erhalten, sei es Silbury Hill, Stonehenge, Avebury oder eben zahlreiche neolithische Ganggräber.
Einen guten Überblick über die Vorgeschichte G.B.s liefern die Bücher der Reihe, die von „English Heritage“ verlegt werden und in Britischen Buchläden aber auch an (fast) jedem britischen Kulturdenkmal zu erhalten sind.
Aber auch über amazon unter dem Verlagsbegriff „English Heritage“.
Thanks for reading.
Thomas
Schlagzeile der Times:
„Fog over the Channel. Europe isolated”