Gab es in England wie in den anderen Staaten auch die gleichen Bestrebungen den Einfluss des Offizierskorps auf das Regiment, besonders verbunden mit der Ausbeutung aus finanziellen Interessen, zurückzudrängen?
Interessanterweise scheinen sich die britischen Offiziere sogar überdurchschnittlich wenig für ihr Regiment interessiert zu haben - zumindest was den fachlich militärischen Anteil anging. Ich habe mal mit großen Entsetzen eine Einschiffungsliste gesehen, in der von 10 Kompanien vielleicht ein Drittel von ihrem Kompaniechef in den Einsatz begleitet wurde. Das Regiment diente vielen ihrer Offiziere zur Definition des sozialen Status und dem Gelderwerb.
Selbstverständlich kostete es eine Anfangsinvestition, sich Patent und Stelle zu verschaffen und auch das soziale Leben war - wiederum je nach sozialer Stellung des Regimentes mehr oder weniger teuer.
Nichtsdestotrotz versuchten viele Kompaniechefs, den Unkosten, die mit ihrer Stellung verbunden war, auch Geldzuflüsse gegenüberzustellen, die sich u. a. aus dem für den Unterhalt der Kompanie bereitgestellten Geldern erwirtschaften ließen. Solcherart Unregelmäßigkeiten waren - wie in der Marine - strengstens verboten, wurden in der Regel praktiziert und waren gesellschaftlich akzeptiert. Häufig wurden solche Schiebereien vor Kriegsgerichten dann thematisiert, wenn das persönliche Verhältnis zwischen Täter und einem der "Mitwisser" zerrüttet waren. Und wo ein Kläger, da ein (Kriegs-)Richter...
@ R. A. & Löhnung in der Navy:
Die Besoldung der Offiziere war nicht reichhaltig - zudem mussten sie sich ihre komplette Ausrüstung (Uniformen, Karten, Säbel, Pistolen, Sextanten, Seehandbücher) aus ihrem Sold finanzieren. Gerade Kleidung rottete an Bord weg wie Brie in der Sonne. Zuzüglich hatten sie erhebliche Ausgaben, sobald sie ihre Verpflegung etwas aufpeppen wollten. Dienstlich geliefert wurde nur der Besatzungsfraß: Navy Rum, Trockenerbsen, Pökelfleisch, Schiffszwieback und grünlicher Schleim, genannt Wasser, in Heimatgewässern Bier (das war wohl das anständigste), in Übersee irgendwelche Weinfälschungen. Für eine standesgemäße Tafel in Messe oder Kommandantenkammer mussten die Offiziere in die eigene Tasche greifen, insbesondere wenn es galt, Gäste zu bewirten. Das selbe galt für Kommandanten, die ihr Schiff mit Verzierungen oder besonderen Farben aufpeppen wollten - etliche konnten sich das nicht leisten. Munition für die Artillerieausbildung war eng beschränkt - (so in etwa drei Schuss pro Geschütz während des ersten halben Jahres nach Indienststellung - müsste ich aber nochmal genauer nachschauen). Der Kommandant, der das vernünftig machen wollte, ging auf Einkaufstour (aus eigener Tasche). Zu allem Übel kam die Löhnung nicht monatlich sondern in unregelmäßigen Abständen, meist ein bis drei Jahre im Verzug und exakt ausgezahlt erst, wenn das Schiff außer Dienst gestellt wurde. Es gab viele bettelarme Offiziere, für die der Traum von Reichtum durch Prisengeld so fern lag wie ein Sechser im Lotto: Für so was musste man idealerweise zur rechten Zeit an Bord einer Fregatte dienen, die nicht an den Rockschößen einer Blockadeflotte hing.