V. Battle Squadron: Run-to-the-north
Ein Faktor in der Diskussion der technischen Qualitäten: die V. britische Battle Squadron, bestehend aus den Schlachtschiffen BARHAM, MALAYA, WARSPITE, VALIANT.
Bereits der Auftakt ist hochumstritten: Beattys Schlachtkreuzerflotte wurden die 5 neuen, schnellen britischen Schlachtschiffe zugewiesen: allerdings ging Führungsschiff QUEEN ELIZABETH kurz vor der Skagerrak-Schlacht ins Dock. Ein taktisches Training mit den Schlachtkreuzern fand nicht statt. Die Anwesenheit der 5 QEs, die Überlegenheit gegenüber Hipper erhöhte zudem Beattys Risikobereitschaft beachtlich.
Die "fast battleships" hatten das größte Geschützkaliber 38,1cm in der Skaggerak-Schlacht, Ölfeuerung und waren in der Geschwindigkeit der deutschen Schlachtflotte unterlegen, leicht langsamer als die deutschen Schlachtkreuzer. Schon der Auftakt ist hoch umstritten, aber ich möchte hier nur einen Aspekt herausstellen. Dafür kurz die vorherigen Ereignisse:
1. Hipper trifft auf die britischen Schlachtkreuzer (I. und II. Gruppe) und gerät ins Gefecht. Durch Fehler Beattys steht die überlegene V. Battle Sqdr. zu weit ab und greift erst verspätet ins Gefecht ein. Hipper wendet und flüchtet nach Süden. Dabei versucht er geschickt eine Falle zu stellen, die britischen Schlachtkreuzer und schnellen Schlachtschiffe auf die 16 deutschen Schlachtschiffe zu ziehen.
2. Taktische Fehler Beattys führen während des run-to-the-south zum Verlust zweier britischer Schlachtkreuzer durch Volltreffer in explodierende Munitionsmagazine (QUEEN MARY, INDEFATIGABLE).
3. Der erste Eskalationspunkt der Schlacht: die verfolgenden britischen Schlachtkreuzer und schnellen Schlachtschiffe treffen auf Gros der Hochseeflotte von Scheer. Beattys Schlachtkreuzern gelingt problemlos die 180°-Wende (16-points), allerdings ergeben sich wieder Fehler Beattys, die die V. Battle Squadron in Gefahr bringen: deren volle Wende von wenigen Minuten geschieht in riskanter Nähe zu den deutschen Schlachtschiffen, und die anschließende Positionierung bringt die robusten schnellen Schlachtschiffe zwischen die deutsche Schlachtflotte und die Schlachtkreuzer Beattys.
4. Es beginnt der run-to-the-north, bei dem ein einziger deutscher Treffer, der die Geschwindigkeit der britischen Schiffe herabsetzen würde, zum sofortigen Verlust durch die verfolgenden 16 deutschen SChlachtschiffe geführt hätte: Evan-Thomas Ritt gelang die Flucht nach Norden wie zuvor in ähnlicher Lage Hipper auf seiner Flucht nach Süden.
Dieser Ablauf zeigt ein bemerkenswertes Gefecht auf: die V. Battle Squadron gegen die Spitzenschiffe von Scheers Schlachtflotte und Hippers Schlachtkreuzer. Während die führenden BARHAM und VALIANT (mit zusammen 16* 38,1cm) zeitweise auf die nebenher laufenden und verfolgenden deutschen Schlachtkreuzer schossen (ebenso wie zeitweise Beattys 4 verbliebene Schlachtkreuzer), feuerten die gefährdeten und am Schluss laufenden WARSPITE und MALAYA zunächst auf die deutsche Schlachtflotte, dann auf die deutschen Schlachtkreuzer. Scheers Schlachtschiff-Flotte verfolgte Beatty nach Norden, die 4 KÖNIGS voran, danach 3 KAISER-Schlachtschiffe und Scheers Flottenflagschiff, am Schluss die 4 NASSAUS und 4 HELGOLANDS.
Bemerkenswert für die technische Beurteilung der britischen schnellen Schlachtschiffe ist folgendes:
- diese steckten ein Vielzahl von Treffern schwerer Kaliber (28 und 30,5cm) ein, die weder die artilleristische Kampfkraft noch die Geschwindigkeit wesentlich beeinträchtigten. Die tatsächlich erhaltenen Treffer bei MALAYA und WARSPITE stehen dabei in keinem Verhältnis zu dem konzentrierten Beschuss auf diese beiden Schlachtschiffe, die zeitweise durch einen regelrechten Wald von Wassersäulen deckender Salven fuhren: um MALYA schlugen in dieser Phase zeitweise 6 Salven pro Minute um das Schiff ein, WARSPITE fuhr zeitweise in einem 9-er Takt deckender Salven rund ums Schiff (Bericht DoE MALAYA). Während dieser Phase waren Beattys Schlachtkreuzer nicht engagiert, Evan-Thomas trug allein das Gefecht.
- sie erzielten selbst mit außerordentlich guten Schussleistungen eine Reihe schwerer Treffer mit den 38,1cm-Granaten auf den deutschen Schlachtschiffen und Schlachtkreuzern, bei Gefechtsentfernungen von 150 bis 170hm.
- ihre überlegene Geschwindigkeit gestattete ihnen, nach der gefahrvollen Wendephase (hier liegt Versagen Beattys vor, der zunächst Evan-Thomas minutenlang nicht die Annäherung der deutschen Schlachtflotte weitergab, ihn dann auf die Steuerbordseite brachte und so die Gefechtswende von Evan-Thomas gefährlich verlängerte und näher an die Hochseeflotte brachte) den Abstand zu Scheers Schlachtschiffen beliebig zu kontrollieren, die größere Artillerieleistung einzusetzen und Hippers Schlachtkreuzer auf respektvollen Abstand zu halten.