Ein weiteres (allerdings negatives) Beispiel aus der byzantinischen Geschichte hätte ich anzubieten:
Zoe (um 978/980-Juni 1050; selbstregierende Kaiserin 1042):
Zoe war die zweitälteste Tochter von Kaiser Konstantin VIII. und dessen Gattin Helena. Sie blieb lange Zeit unverheiratet. Ich hole da ein bisschen weiter aus:
Konstantin VIII. (ca. 961-11.11.1028; Kaiser 963-1028) war der jüngere Sohn von Kaiser Romanos II. und dessen zweiter Frau Theophano. Fast während seiner gesamten Regierungszeit wurde die Herrschaft von anderen Kaisern ausgeübt: Von Nikephoros II. Phokas (963-969), Johannes I. Tzimiskes (969-976) und seinem Bruder Basileios II. (960-1025). Konstantin VIII. war aber ohnehin nicht an den Regierungsgeschäften interessiert, sondern widmete sich lieber den angenehmen Seiten des Lebens. Leider änderte sich das auch nicht, als sein Bruder 1025 starb und er Alleinherrscher wurde. Die Macht wurde von Günstlingen und dem wiedererstarkenden Adel ausgeübt. Sein Bruder war kinderlos gestorben, Konstantin VIII. hatte auch nur drei Töchter.
Nachdem er sein Leben lang durch Gelage und Orgien Raubbau an seinem Körper getrieben hatte, erkrankte er am 9.11.1028 schwer. Erst jetzt versuchte er seine Nachfolge zu regeln, indem er den Senator Romanos Argyros zur Scheidung und zur Hochzeit mit Zoe zwang. Am 11.11. starb Konstantin VIII.
Romanos III. (968-11.4.1034; Kaiser 1028-1034) war ein Urenkel von Kaiser Romanos I. Lakapenos und machte Karriere, in deren Verlauf er u. a. Eparch (=Stadtpräfekt) von Konstantinopel war. Nach dem Tod Konstantins bestieg er den Thron. Er regierte tatkräftig, aber meist glücklos. Er investierte viel Geld in Bauten und begünstigte die Kirche, ruinierte damit aber den Staatshaushalt, außerdem ließ er den Großgrundbesitzern freie Hand, was zum Niedergang des Bauerntums führte. Ein von ihm persönlich geführter Feldzug gegen die Araber endete in einem Desaster.
Zum Verderben wurde ihm seine Gattin Zoe, die zwar schon über 50 war, aber trotzdem sehr lebenslustig. Sie begann eine Affäre mit dem wesentlich jüngeren Kammerdiener Michael.
Über Romanos' Tod gibt es verschiedene Versionen:
- Er wurde von Zoe vergiftet.
- Er wurde von Michaels Männern im Bad erdrosselt.
- Er wurde auf Zoes Anordnung im Bad ertränkt.
- Er wurde über einen längeren Zeitraum hinweg mit Nieswurz vergiftet, wodurch er so geschwächt wurde, dass er beim Schwimmen einen Schlaganfall oder Herzinfarkt erlitt.
Fest steht nur, dass er im Bad starb. Obwohl sich die byzantinischen Autoren einig sind, dass er ermordet wurde, kann auch ein natürlicher Tod nicht ausgeschlossen werden, denn er war schon länger krank: Seine Kopf- und Barthaare fielen ihm aus, er wurde aufgedunsen, und er aß und schlief kaum noch. (Meiner persönlichen Meinung nach könnten das aber auch Symptome einer längerfristigen Vergiftung sein, insbesondere der Haarausfall.) Denkbar wäre also auch, dass er im Bad einfach einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitt. Unmittelbare Tatzeugen gab es jedenfalls keine: Er wurde im Wasser treibend gefunden. Er lebte zwar noch, konnte aber nicht mehr gerettet werden. Zoe eilte herbei und heuchelte Entsetzen, ging aber wieder, als sie sah, dass er sterben würde. Romanos konnte nicht mehr sprechen, sondern versuchte sich durch Zeichen verständlich zu machen. Dann quoll eine dunkle Masse aus seinem Mund, und er starb.
Michael IV. Paphlagonios (um 1005/1012-10.12.1041; Kaiser 1034-1041) stammte aus einer einfachen Bauernfamilie in Paphlagonien und war von seinem älteren Bruder, dem mächtigen Eunuchen Johannes Orphanotrophos, an den Kaiserhof geholt worden, wo er es zum Kammerdiener der Zoe gebracht hatte. Sie heiratete ihn nur wenige Stunden nach der Ermordung ihres Mannes, des Kaisers Romanos III. Argyros, woraufhin er auch Kaiser wurde. Doch er war nicht gewillt, weiterhin ihren Toyboy zu spielen, sondern wollte trotz seiner Epilepsie und auch sonst schlechten Gesundheit aktiv regieren, außerdem fürchtete er, dass ihn das Schicksal seines Vorgängers ereilen könnte, weshalb er Zoe de facto als Gefangene hielt. Die Finanzpolitik überließ er lieber seinem Bruder, allerdings gab er viel Geld für Sakralbauten aus. Seine Feldherren eroberten Sizilien zurück. Die Steuerpolitik seines Bruders verursachte einen Aufstand in Bulgarien, und der schwerkranke Michael, der mittlerweile halb gelähmt und dessen Beine schwer entzündet waren, beschloss, den Feldzug zur Niederschlagung persönlich anzuführen. Zur Überraschung aller war er ein voller Erfolg.
Kurz nach seiner Rückkehr nach Konstantinopel zog er sich am 10.12. als Mönch in ein Kloster zurück und starb noch am selben Tag.
Ihm folgte Michael V. Kalaphates (um 1015/1025-24.8.1042; Kaiser 1041-1042). Michael V. war der Sohn von Maria, der Schwester von Kaiser Michael IV., und einem gewissen Stephanos, der von Beruf Abdichter gewesen sein soll, was aber nicht sicher ist. Da die Ehe von Michael IV. und Zoe erwartungsgemäß kinderlos geblieben war, setzte der Eunuch Johannes Orphanotrophos, der Bruder Michaels IV., durch, dass Zoe Michael V. adoptierte, außerdem wurde er zum Caesar ernannt. Nach dem Tod Michaels IV. wurde Michael V. am 11.12.1041 zum Kaiser ausgerufen und gekrönt. Er steckte Johannes aber sofort ins Kloster. Als Herrscher erwies er sich als unfähig. Bald überwarf er sich auch mit Zoe und steckte sie am 18.4.1042 ebenfalls ins Kloster, doch damit hatte er den Bogen überspannt: Das Volk stand klar auf Seiten Zoes als Angehöriger der legitimen Dynastie. Es kam zum Aufstand, bei dem Zoes Schwester Theodora zur Kaiserin ausgerufen wurde. Michael V. wollte fliehen, ließ sich dann aber überreden, sich im Palast zu verschanzen. Am 20.4. kam es in der Stadt zu blutigen Kämpfen, doch letztlich stürmten die Aufständischen den Palast. Am 21.4. floh Michael und zog sich in ein Kloster zurück. Das Volk stürmte das Kloster, und Michael wurde auf Theodoras Befehl geblendet. Dann wurde er in ein Kloster auf Chios verbannt. Vermutlich starb er dort am 24.8.1042.
Nach Michaels V. Sturz regierte Zoe zusammen mit ihrer Schwester Theodora, aber am 11.6.1042 heiratete sie Konstantin Monomachos, der am darauffolgenden Tag zum Kaiser gekrönt wurde, wodurch sie wieder in den Hintergrund gedrängt wurde.
Konstantin IX. Monomachos (um 1000-11.1.1055; Kaiser 1042-1055) hatte Karriere als Beamter gemacht und in zweiter Ehe eine Nichte von Romanos III. Argyros geheiratet, allerdings noch ehe dieser Kaiser wurde. Nach dessen Tod war er, mittlerweile verwitwet, verbannt worden, doch 1042 holte ihn Kaiserin Zoe zurück. Gleich zu Beginn seiner Herrschaft legte er sich mit dem fähigen General Georg Maniakes an, der sich zum Gegenkaiser ausrief, aber dann fiel. Konstantin IX. war ein schwacher, unfähiger Herrscher, der sich dem Luxus und Genuss widmete, und lebte mit Zoe und seiner Geliebten in einer harmonischen Dreierbeziehung. Gegen den Adel konnte er sich nicht mehr durchsetzen. Unter seiner Herrschaft kam es auch zum Morgenländischen Schisma. Das Geld gab er lieber für seinen Luxus als für die Armee aus, die durch Einsparungen geschwächt wurde - und das zu einer Zeit, als die Seldschuken zur ernsten Bedrohung wurden.
In seinen letzten Jahren badete er in einem von ihm errichteten prunkvollen Kloster häufig als Mittel gegen chronische Schmerzen. Dabei hielt er sich im Herbst 1054, als es schon kühl war, zu lange im Wasser auf und zog sich eine Brustfellentzündung zu. Zunächst erholte er sich wieder, doch dann erlitt er einen Rückfall und bekam auch noch Gelenksschmerzen und Lähmungserscheinungen. Er starb am 11.1.1055.
Im Juni 1050 bekam Zoe Fieber und starb.
Michael IV. war nicht schlecht, aber die anderen Männer, die dank Zoe Kaiser wurden, waren allesamt Fehlbesetzungen. Durch sie ging es mit dem Reich, das unter Basileios II. einen neuen Höhepunkt erlebt hatte, wieder rasch bergab. Der Grundstein für Mantzikert war gelegt. Eines von vielen Problemen war, dass Zoes Kaiser keinen militärischen Background hatten, sondern ein Zivilistendasein führten und dann plötzlich Kaiser wurden. Frühere Kaiser waren entweder Feldherrn gewesen, die die Macht ergriffen, oder aber sie stammten aus einer Dynastie und wurden von klein auf auf ein Dasein als Kaiser vorbereitet und z. B. vom Kaiser-Vater auf Feldzüge mitgenommen. Dadurch hatten sie ein Verständnis für militärische Belange, das vielen Kaisern nach Basileios II. fehlte.