@rena8
Es gibt einen "neuen" Paolo-Film" zum Thema, ausgestrahlt bei terra-X. Darin werden Gen-Analysen von Prof. Burger (Uni Mainz) erwähnt, die er auch in Mainz hat auswerten lassen.
[ Paolo-Film ] - Kathedralen der Steinzeit
Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es dabei wirklich um Knochen aus Kreisgrabenanlagen ging. Er spricht davon, dass in der Jung- und Mittelsteinzeit die meisten "Europäer" Milch von Tieren nicht vertrugen.
Gen-Analyse: Steinzeit-Europäer vertrugen keine Milch - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wissenschaft
Nachtrag:
mehr dazu, auch wieder Bezug zu den Kreisgrabenanlagen
DasErste.de - W wie Wissen - Das Milchtrink-Gen (29.03.2009)
Und es wurden von Burger auch Rinder analysiert
::merkur.de (Rheinischer Merkur): 2009_43.Historische Ochse::
Sehr schön, Caro, das ist der Film vom 3-Sat-Thementag. So konnte ich das Ende noch mal anschauen, auch im Zusammenhang mit deinen anderen Links.
Für mich klingt das nun eher nach docuhafter Zusammenfassung von verschiedenen Ansätzen.
Einerseits gibt es gentechnische Untersuchungen an ca. 20 bandkeramischen Skeletten, bei denen man dieses Milchverträglichkeitsgen nicht fand. Da man es bei der heutigen europäischen Bevölkerung aber überwiegend findet, sucht man weiter bei nachbandkeramischen Skeletten.
Das ganze muß gar nichts mit den Kreisgrabenbauern zu tun haben.
Bei diesem Milchgen bin ich ohnehin skeptisch, darüber haben wir in einem anderen Thread bereits diskutiert.
Ich hatte auf eine spezielle genetische Untersuchung der Anlagenbauer gehofft, das hatte ich beim ersten Ansehen jedoch falsch verstanden.
Warum eigentlich immer nur eine monokausale Erklärung.
Ist es nicht genauso denkbar, das die Anlagen verschiedenen "Aufgaben" hatten.
Ich konstruiere mal folgendes:
Die Anlagen dienten als Ort der Versammlung.
Die Versammlung könnten sowohl durch religiöse aber auch weltliche Dinge angestoßen werden.
Wobei sich die Frage stellt ob sich diese beiden Sphären in der Jungsteinzeit einfach so trennen lassen, ich vermute mal das beides möglich war.
Gegen multikausal läßt sich schlecht argumentieren. Mein einziger Einwand dagegen ist das plötzliche Auftauchen und Verschwinden.
Es gab ja keine Vorbilder, wie kommt man darauf, plötzlich einen von Gräben, Wällen und manchmal sogar von Palisaden umgebenen, nicht überdachten Mehrzweckplatz zu bauen?
Da denkst du viel zu einfach.
Die auf die Bandkeramik folgenden Gruppen, zeichnen sich eben durch eine starke Regionalisierung aus, z.B. während der Motivschatz der BK (Bandkeramik) relativ einheitlich ist, sind die Motive der verschiedenen darauffolgenden Gruppen durchaus verschieden zu einander, auch die Keramikformen sind z.T. unterschiedlich.
Nun ja, veränderte Keramikmuster und -formen sehe ich nicht als einen umwälzenden Bruch im täglichen Leben der Menschen, sondern als regional verschiedene Weiterentwicklung einer übernommenen Idee.
Bezüglich der Kreisgrabenanlagen als Umfriedung zur Viehzucht bin ich nicht wirklich überzeugt. Schaut man sich die Aufnahmen und Modelle an, ergeben sich ein Zentrum/Mittelplatz und 1, oder zwei Laufgänge mit mehreren Durchlässen.
Welchen pragmatischen und/oder wirtschaftlichen Sinn sollten diese haben? Um Stiere von Kühen zu trennen und in der Mitte wieder zusammenzuführen? Zumal sie einen Rappel kriegen, wenn sie ständig im Kreis laufen müssen
Richtig überzeugt bin ich von der Pferchnutzung auch nicht. Ich hatte da so spanische Stierhatzbilder oder Rodeos vor Augen.
Als Befriedung hätte es nur dann Sinn gemacht, wenn man Hütten, Häuser oder ähnliches darin gefunden hätte, als Gehöft, oder so ähnlich.
Eine Schutzumfriedung hätte ich auch um die Dörfer errrichtet und nicht abseits der Häuser, zumal die Siedlungen nicht sehr groß waren. Im Weinviertel soll in der Hochzeit der Anlagen fast jede Siedlung eine solche errichtet haben.
Es gibt viele Erdwerke, die komplexer sind als einfache Kreisgrabenanlagen. Die bekannteste ist sicher die Schalkenburg bei Quenstedt, bestehend aus fünf konzentrischen Ringen. Die Schalkenburg hat drei Torgassen; andere haben noch mehr Tore. Hier werden Grundrisse verschiedener ähnlicher Erdwerke übereinander gelegt: idealtypisch gäbe es demnach sieben Tore:
http://sites.google.com/site/erdwerksforschung/_/rsrc/1256738894460/config/app/images/Idealtyp2.jpg
So viele Tore zu haben, scheint mir beim Vieh hüten etwas unpraktisch.
Es gibt auch Erdwerke (m.E.) anderen Typs, die sich deutlich von denen in Quenstedt und Goseck unterscheiden -z.B. das ebenfalls recht bekannte in Altheim mit einem eher eckigen Fünfeck in der Mitte und außen herum einem viertorigen Grabensystem.
Die Formen sind bemerkenswert, ungleich elliptisch, wie kommt man auf sowas? Rechteckig fände ich logisch oder rund oder sollten die rund werden und man hat es nicht genau hingekriegt?
Und für eine Rinderzuchtanlage waren die Anlagen zu aufwendig, die erinnern eher wie eine Stierkampfarena ausgesehen haben,nur ohne Zuschauerränge .Außerdem fehlt dazu was wichtiges,nämlich Relikte von Kuhfladen.
Ach, Stierkampfarena kannst du dir also ernsthaft vorstellen?
Das ist doch schon mal was, schließlich lief das streng kalendarisch ab, ausgerichtet nach den Tag- und Nachtgleichen und meinetwegen auch nach Sirius und Plejaden. Und Kuhfladen kann man natürlich nicht mehr nachweisen, die wurden getrocknet und entweder verheizt oder als Dünger genutzt. :winke:
Was mich jedoch als Auslöser des Kreisgrabenbaus an ein astronomisches Ereignis denken lässt ist die Kombination aus astronomisch-kalendarischer Ausrichtung und plötzliches ,fast punktuelles Einsetzen des "Kreisgrabenkultes" wie dessen ebenso plötzliches Erlöschen .Schließlich waren das damals technologische Großprojekte, die nur mit einem entsprechenden Einsatz an "manpower" zu stemmen waren und um solche Menschenmengen zu bewegen bedarf es entweder einer starken Zentralgewalt (wie z..in Ägypten ) oder aber eines so einschneidenden Ereignisses,daß daraus überregional in einem relativ großen Gebiet ein Kult entsteht .Und da bietet sich aus meiner sicht eigentlich nur ein außergewöhnliches kosmisches Ereignis , also sowas wie ein Komet oder eine besonders helle Supernova , an.
Ein einschneidendes Ereignis suche ich ja auch, ich hatte schon an stark verregnete Jahre gedacht aber Entwässerungsgräben legt man nicht in so komischen Ellipsen an, außerdem liegen die Anlagen manchmal erhöht.
Trotzdem stelle ich mir vor, dass sie mit den Gräben und Wällen angefangen haben, die Palisaden wurden auch nicht überall eingebaut und Holz hatten sie ja genug.