Könnte der „saltus teutoburgiensis“ eines dieser besetzten Gebiete gewesen sein?
Tacitus 61,2:
„Mitten in dem freien Feld lagen die bleichenden Gebeine zerstreut oder in Haufen, je nachdem die Leute geflohen waren oder Widerstand geleistet hatten.“
Tacitus berichtet, dass am Ende des Schlachtfeldes (oder besser: der Schlachtstrecke) die Gebeine auf freiem Felde lagen. Es handelte sich offenbar um unbewaldete Flächen, die evtl. auch als Weiden (einer Domäne) genutzt wurden.
Das "frei" steht im Lateinischen Text nicht, "medio campi - mitten im Feld" steht dort bloß. Jetzt aus dem Waldgebirge eine kaiserliche Domäne zu machen, erscheint mir ein wenig absurd.
Tacitus spricht von dunklen Wäldern, von Sümpfen und trügerischen Feldern (in der von dir zitierten Übersetzung sind es Moorböden).
Praemisso Caecina, ut occulta saltuum scrutaretur pontesque et aggeres umido paludum et fallacibus campis imponeret, incedunt maestos locos visuque ac memoria deformes.
Nein, wir können uns ganz sicher sein, dass hier mit
saltus kein Krongut gemeint ist. Dass es sich nicht um Domänen handelt, wird dann auch noch mal in der
pontes longi-Schlacht betont, die parallel zur Varusschlacht konszipiert ist: Caecina soll sich eingebildet haben, das Varus aus dem Sumpf empor stiege (Tac. ann. I, 65, 2) und Arminius soll seine Leute auf die ähnliche Situation der Heere des Varus und des Caecina aufmerksam gemacht haben (Tac. ann. I, 65, 4).
Insofern ist das "mitten im Feld" des Tacitus wohl überstrapaziert, wenn man daraus eine landwirtschaftlich genutzte Fläche macht,
im literarischen Topos bleibt Germanien eine Wildnis. Man kann es entweder mit 'Schlachtfeld' übersetzen, oder einfach dem Rechnung tragen, dass er sich hier ja auf die Knochen bezieht: Die Knochen lagen eben auf der
Erdoberfläche (hier an dieser Stelle erlaube ich mir dann noch mal einen Hinwies auf die
fallicibus campis).
Außerdem taucht der Begriff "saltus teutoburgiensis" in keinem einzigen geographischen Werk auf.
Das Wiehengebirge ist denkbar unbedeutend...
Es würde die Frage bleiben, warum sowohl Varus, als auch später Germanicus dieses Gebiet so schwierig erreichen konnten.
Cassius Dio beschrieb, dass die römischen Gebiete in Germanien nicht zusammenhingen, so ist es denkbar, dass das Wegenetz zwischen ihnen eventuell noch nicht für größere Heeresgruppen passierbar war.
Hier würde ich dann wieder zu Fellmeth raten: Fellmeth, U.:
"Eine wohlhabende Stadt sei nahe..." Die Standortfaktoren in der römischen Agrarökonomie im Zusammenhang mit den Verkehrs- und Raumordnungsstrukturen im römischen Italien. St. Katharinen 2002.
Es ist eigentlich undenkbar, dass ein Latifundium sich außerhalb der Infrastruktur befand und damit außer Reichweite eines Absatzmarktes. Laut Fellmeth konzentrieren sich die Landgüter in einem Umkreis von 20 Meilen um die römischen Städte.