Relevanz der Themenverfassung nach Mantzikert?
Außerhalb der Spekulation wohl kaum
Deine Antwort erleichtert die Sache, weil sich die Untergangs-Diskussion jetzt auf das kurze Jahrhundert zwischen Basileios' II. Regierungsantritt (976) und jener verhängnisvollen Schlacht (1071) konzentrieren könnte. [1]
Vielleicht lässt sich der Betrachtungszeitraum sogar noch mehr eingrenzen: Primär personen- bzw. ereignisgeschichtlich orientierte Historiker stellen die Entwicklung bekanntlich so dar, dass das mittelbyzantinische Reich unter Basileios eine Hochblüte erlebte, die mit dessen Tod 1025 endete: "ein Wendepunkt in der byzantischen Geschichte". [2] Was also ist in dem knappen halben Jahrhundert danach passiert?
Die Ursachenzuschreibung "Kaiser tot = nahender Untergang" ist freilich recht schlicht; auch deshalb finde ich die Anreicherung des Szenarios mit sozialgeschichtlichen Fakten sehr wichtig - und dazu rechne ich eben auch die Frage der Themenverfassung und ihrer Implikationen.
Die Kleinbauernschaft schwand zusehends. Die besitzlosen Bauern verdingten sich als Tagelöhner oder pachteten ihren Besitz vom Großgrundbesitzer wieder zurück. Daher waren sie nun mehr ihren Herren (Grundbesitzer) als dem Kaiser loyal.
Ich verstehe das so, dass dies die Kluft zwischen Kaisertum und den unteren Schichten, auf das es sich stützte, vergrößerte und sich damit zugleich die ökonomische Basis verschlechterte.
Basileios hatte seinerzeit eine Agrar- und Steuerpolitik betrieben, die sich nicht scheute, den Reichen Lasten aufzubürden und die Armen davon zu verschonen - "auch der Kirchenbesitz hatte ... sehr zu leiden". Um 1030 jedoch erfolgte die "Wende": Aristokratie und Kirche wurden wieder bevorzugt. "Damit war der Damm entgültig gebrochen und die nahezu vollkommene Feudalisierung der Territorien der Themen unabwendbar geworden."
[1] Beim Nachschlagen stieß ich noch darauf, dass im gleichen Schicksaljahr mit dem Fall von Bari auch die byzantinische Präsenz in Unteritalien endete - das hat für die Ausgangsfrage aber eher symbolische Bedeutung, oder?
[2] So Otto Mazal in: Handbuch der Europäischen Geschichte. Band 1. Stuttgart 1976, S. 844 (dort hervorgehoben); die folgenden Zitate S. 842 und 844.: