dekumatland
Aktives Mitglied
...diese "rhetorische" Technik könnte man als Primitiv-Variante des argumantum ad hominem verstehen (vgl. Quintilian, bes. aber Schopenhauer) --- ärgerlich freilich, dass Du selber sie verwendest: z.B. mir gegenüber. Und zwar dort, wo Dir nicht behagte, dass Isidors spätlatein. Texte nicht als Quelle zur Deutung von taciteischen Texten herangezogen werden können.(...)
Man unterstellt dem Diskussionsgegner eine nicht gemachte Behauptung, um auf diese eindreschen zu können und den Diskussionsgener zu diskreditieren.
(...)
Bevor ich mich aus dieser eigentlich thematisch interessanten oder besser gesagt für mich interessanten und spannenden Diskussion ausklinke - denn die Art des Umgangs in diesem Faden mag ich nicht gutheißen - noch ein paar Anmerkungen zur Sorgfalt in Sachen sprachl.-literar. Quellen:
a) Boethius und Cassiodor
standen als Angehörige des stadtrömischen senatorischen Hochadels noch in einer lebendigen, wenn auch erlöschenden Tradition der paganen Bildung und beherrschten das klassizistische Latein, das zu ihrer Zeit schon längst zur Literatursprache erstarrt war. Zudem verfügten beide noch produktiv über die Instrumentarien der paganen Bildung, ohne die z.B. die Consolation gar nicht denkbar wäre. -- hier kann man sicher den Begriff "letzte Römer" wagen.
b) Isidor von Sevilla
ist schon Vertreter einer randständigen, isolierten Latinität, der in einer von Fremden, den Westgoten, dominierten Gesellschaft, sammelt, was noch da ist. Sprachlich steht er nicht mehr in der lebendigen Tradition der obengenannten und ist auch sonst eher ein wenig kritischer Kompilator als ein selbstständig denkender Kopf. Literaturhistor. zählt Isidor nicht mehr zur Antike, sondern zum frühen Mittelalter -- ihn als "letzten Römer" anzusehen, geht fehl.
Das kann man anzweifeln, das kann man aber auch nachlesen - wie man damit umgeht, ist für mich ohne Belang.
Ich weiß nicht, ob in diesem Forum, welches ich noch nicht lange kenne, Beiträge von Moderatoren als der letzte Stand sprachhistorischer, altphilologischer und historischer Forschung akzeptiert werden müssen - sollte dem so sein, meinetwegen... Speziell hier in diesem Faden habe ich aber nicht den Eindruck, dass ich das guten Gewissens unterschreiben könnte: ich schätze es nämlich nicht sonderlich, wider besseres Wissen mit Halbwissen belehrt zu werden (z.B. in Sachen Isidor).
...es hat ja schon jemand den ironischen Vorschlag gemacht, über die Bedeutung von saltus abzustimmen - da stimme ich gerne zu: denn damit ist das Fadenthema im Bereich belanglos-amüsanter Plauderei angelangt, was großen Spaß machen kann.
Bevor ich gescholten werde, dass ich womöglich nichts zum Thema beigetragen hätte: einerseits habe ich in Kurzform referiert, wie es aus altphilologischer Sicht um die saltus-Textstellen bei Tacitus bestellt ist, andererseits Isidor aus der Antike ins frühe MA gerettet :winke:
Sachliche, begründete Einwände gegen beides werde ich gerne lesen - polemische Spiegelfechtereien allerdings interessieren mich nicht.
und damit: Addio, saltus-Faden
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