@ Silesia: Du fragst - zu Recht - nach meinen Quellen. Die Antwort ist: Ich weiss sie zum Teil nicht mehr, vieles ist auch meine Synthese aus aus einer Vielzahl von Einzelinformationen.
Was die Christianisierungs-Thematik angeht, so beziehe ich mich im wesentlichen auf den Wikipedia-Link im Text. Die Vielzahl dortiger Beispiele - vom völligen Verschwinden der Hieroglyphen innerhalb nur weniger Jahrzehnte bis hin zu den Einzelgeschichten, dass Menschen alleine des Buchbesitzes wegen verfolgt wurden, rechtfertigt aus meiner Sicht durchaus den Begriff einer "Kulturrevolution". Dass diese im Westen systematischer und gewalttätiger durchgesetzt wurde als im Osten, ist meine eigene These, die ich in meinem langen Beitrag dann auch begründe.
Zum Themkomplex Landwirtschaft / Bodenrecht / Bodenbesteuerung habe ich mit im Zusammenhang mit einem anderen Diskussionsfaden
http://www.geschichtsforum.de/f28/bedeutet-saltus-32573/index14.html#post558074 einiges angelesen, Quellenangaben sind dort enthalten. Dabei bin ich insbesondere über den Hinweis gestolpert, dass Getreidepreise politisch festgesetzt wurden und nicht kostendeckend waren (frag mich bitte nicht, wo, ich vermuite bei Max Weber, aber es kann auch woanders gewesen sein). Der Hinweis auf die generelle Orientierung des römischen Steuersystems auf Grundabgaben stammt auf jeden Fall von Weber. Alles weitere gehört für mich, der in der Entwicklungszusammenarbeit tätig ist, zum beruflichen 1X1: Keine Kostendeckung -> De-Monetarisierung / Rückzug in die Subsistenz -> Ersatz von Geldbeziehungen / Steuerzahlung durch (Fron-) Dienste -> "Leibeigenschaft", um Abwanderung zu verhindern. Rahmenbedingungen und soziale Änderungen passen zusammen, das reicht mir als Entwicklungsökonomen (einem Historiker reciht es vermutlich nicht ..).
Zu den Städten beziehe ich mich auf Wikipedia
Civitas ? Wikipedia :"Ab dem
4. Jahrhundert entzogen die Kaiser den meisten Städten die fiskalische Selbstverwaltung, um das Steueraufkommen besser kontrollieren zu können. In den folgenden zwei Jahrhunderten wandelte sich schrittweise der Charakter der
civitates, die ihre alte Autonomie einbüßten; so entzog Kaiser
Constantius II. den meisten Städten die Verwaltung über ihr Umland." Irgendwo wurde dies noch weitaus detaillierter beschrieben, aber das finde ich jetzt leider nicht wieder.
Sicherlich sind die von mir skizzierten Prozesse nicht überall gleich abgelaufen, auch wird es mal bessere Zeiten (höhere Preise / niedrigere Steuern) und mal schlechtere gegeben haben. Wer in Stadtnähe Landwirtschaft trieb, fand seine Nischen (Milchprodukte, Obst / Gemüse) oder konnte von einem vermutlich vorhandenen Schwarzmarkt profitieren, bei Wein / Olivenöl hat sich Fernhandel offenbar gelohnt (belegt durch in Rom gefundenen Amphorenscherben). Dementsprechend wurden sicherlich nicht alle Regionen wirtschaftlich abgekoppelt, sondern v.a. weniger verstädterte Regionen mit Getreideanbau. Daher auch mein Verweis auf linksrheinisches Germanien / Gallien - in Südspanien mit seiner Olivenwirtschaft mögen Strukturen / Prozesse schon anders ausgesehen haben.
Vermutlich gehört in die Ursachenanalyse auch noch der Themenkreis Korruption / Vetternwirtschaft, aber die blüht ja vor allem im Dunkeln und damit außerhalb historischer Quellen. Ich könnte mir vorstellen, dass die "Barbaren" insbesondere hier gegenüber den alten weströmischen Zeiten punkten konnten - immerhin hat ja jeder germanische Fürst, der etwas auf sich hielt, einen Rechtskodex erlassen. Würde mich mal interessieren, wie schnell die "Barbaren" diesbzüglich romanisiert wurden, aber dazu gibt es wohl kaum Quellen, oder?