dekumatland
Aktives Mitglied
Gerne - aber wo? Hier in diesem Faden, oder besser beim Festungsbau (Technikgeschichte)?Könntest Du den Aspekt der Brisanz- bzw. Munitionskrise noch etwas näher erläutern? :winke:
in aller Kürze: um 1885 wurde Munition entwickelt - Brisanzgranate - welche den bisherigen Festungbau (Stein- oder Ziegelgewölbe unter Erddeckung) nutzlos machte, weil sie die Hohlbauten dieser Festungen mit verheerender Wirkung durchschlug. In den folgenden Jahren entwickelte man mit viel Mühe neuartige Festungsbauten und -konzepte, welche der Wirkung sowohl der Brisanzmunition als auch der weitreichenden Festungsgeschütze (dicke Bertha etc.) einigermaßen widerstanden. Beton und Stahlbeton als neuer Baustoff (bis zu über 3m dicke Betondecken über Hohlräumen/Kasematten, Panzerung von betonierten Geschützstellungen in den Forts sowie gestreut zwischen diesen) zusammen mit der neuen Anordnung (Trennung von Nah- und Fernkampfpositionen, Trennung von Artilleriebatterien und Infanterieforts) werteten die wenigen neuen bzw. modernisierten Großfestungen wieder auf.
Die russ. Festungkette entlang der Narew wies lediglich in der günstig in Sumpfland gelegenen Fortgruppe Osowiec, in der Brückenkopf-Festung Lomza und im Festungsgebiet von Modlin (Modlin, Zegrze, Fort Beniaminow) derartige Stärke auf, ansonsten in Brest. Aber offenbar genügte das unter Berücksichtigung des Geländes, um doch einigen Respekt vor diesen stark befestigten Positionen zu bewirken.
ach ja: mein Benutzerbildchen zeigt die kasemattierte Betonstellunge eines Zwischenwerks (genauer: eines Traditors (Zwischenraumstreiche) nach der Konstruktion von Mjaskowski, dem Vater des Komponisten Mjaskowski) aus dem äußeren Gürtel von Fortgruppen der Festung Modlin, gebaut 1912. Die Betonscharten für weitreichende Artillerie weisen nicht auf die Front bzw. Feindseite, sondern schräg in Zwischenraum und Vorfeld der benachbarten Gruppenbefestigung.
Mit entsprechender Brisanzmunition und dazu gehörender Artillerie war man ausgestattet, man ging auch davon aus, dass sich solche monströsen Festungen nur wenige Wochen halten könnten (was falsch war: manche wurden innerhalb von Tagen geknackt, andere trotz aller Mühe gar nicht), was aber Zeit für entscheidende Truppenbewegungen ermöglicht und natürlich gegnerische Truppen temporär bindet.