Ich saz ûf eime steine
dô dahte ich bein mit beine,
dar ûf sazte ich mîn ellenbogen,
ich hete in mîne hant gesmogen
daz kinne und ein mîn wange,
dô dâhte ich mir vil ange,
wie man zer welte solte leben,
deheinen rât kunde ich mir gegeben,
wie man driu dinc erwurbe,
der deheines niht verdurbe:
diu zwei sint êre und varnde guot,
der ietweders dem andern schaden tuot,
daz dritte ist gotes hulde,
der zweier übergulde.
Den Anfang des Liedgedichtes von Walter von der Vogelweide kennt wohl jeder, der schon mal den Namen Walter von der Vogelweide gehört hat, zumindest den ersten Vers.
Und gerade deshalb ist eines verwunderlich. Denn es handelt sich bei diesem Liedgedicht um eines von vielen der politischen Lieder Walters. Trotzdem verbinden wir ihn in aller erster Linie mit dem "Minnesanc". Nicht, dass Walter nicht ein großer Minnedichter gewesen wäre ("Saget mir ieman, waz ist minne"), aber warum wird er, der sich dichterisch in den Gegensatz von Kaisern und Päpsten einmischte*, der sich über die Ordnung des Reiches seine Gedanken machte ("untriuwe ist in der sâze,/ gewalt ist ûf der strâze,") immer nur als Minnesänger gesehen?
*Ahî, wie kristenlîche nû der bâbest lachet,
swanne er sînen Walhen seit: «ich hânz alsô gemachet».
daz er dâ seit, des solt er nie mêr hân gedâht!
er gihet: «ich hân zwêne Allamân under eine krône brâht,
daz si daz rîche sulen stœren unde wasten,
ie darunder wüelen in ir kasten.
ich hân si an mînen stoc gemennet, ir guot ist allez mîn,
ir tiutschez silber vert in mînen welschen schrîn,
ir pfaffen, ezzent hüener und trinkent wîn
unde lânt die tiutschen vasten!»
dô dahte ich bein mit beine,
dar ûf sazte ich mîn ellenbogen,
ich hete in mîne hant gesmogen
daz kinne und ein mîn wange,
dô dâhte ich mir vil ange,
wie man zer welte solte leben,
deheinen rât kunde ich mir gegeben,
wie man driu dinc erwurbe,
der deheines niht verdurbe:
diu zwei sint êre und varnde guot,
der ietweders dem andern schaden tuot,
daz dritte ist gotes hulde,
der zweier übergulde.
Den Anfang des Liedgedichtes von Walter von der Vogelweide kennt wohl jeder, der schon mal den Namen Walter von der Vogelweide gehört hat, zumindest den ersten Vers.
Und gerade deshalb ist eines verwunderlich. Denn es handelt sich bei diesem Liedgedicht um eines von vielen der politischen Lieder Walters. Trotzdem verbinden wir ihn in aller erster Linie mit dem "Minnesanc". Nicht, dass Walter nicht ein großer Minnedichter gewesen wäre ("Saget mir ieman, waz ist minne"), aber warum wird er, der sich dichterisch in den Gegensatz von Kaisern und Päpsten einmischte*, der sich über die Ordnung des Reiches seine Gedanken machte ("untriuwe ist in der sâze,/ gewalt ist ûf der strâze,") immer nur als Minnesänger gesehen?
*Ahî, wie kristenlîche nû der bâbest lachet,
swanne er sînen Walhen seit: «ich hânz alsô gemachet».
daz er dâ seit, des solt er nie mêr hân gedâht!
er gihet: «ich hân zwêne Allamân under eine krône brâht,
daz si daz rîche sulen stœren unde wasten,
ie darunder wüelen in ir kasten.
ich hân si an mînen stoc gemennet, ir guot ist allez mîn,
ir tiutschez silber vert in mînen welschen schrîn,
ir pfaffen, ezzent hüener und trinkent wîn
unde lânt die tiutschen vasten!»