Zuerst: Die Abgrenzung der "griechischen" von der "makedonischen" Phalanx ist nicht ganz so einfach. Natürlich lassen sich zwei Extreme feststellen: Die Phalanx der Perserkriege und des Peloponnesischen Krieges (sehr großer Schild & einhändig geführter Speer) auf der einen Seite, die späte makedonische Phalanx (sehr lange, zweihändig geführte Pike & kleiner, umgehängter Schild) auf der anderen Seite. Da aber schon Iphikrates in Athen im 4. Jh. de Aspis verkleinern ließ und einen längeren Speer einführte, und auch Alexanders Truppen vermutlich onch nicht die extrem langen Sarissen einen Phillip V geführt haben, scheint es mir eher eine langsame, stetige Entwicklung gewesen zu sein, die die Veränderungen der Phalanxtaktik bestimmte, keine sprunghafte, wie die beiden Begriffe mE suggerieren.
Verstehe....
kleine Verständnisfrage: War die Phalanx (ob nun griechisch oder makedonisch) in Westeuropa, vor dem großen Aufstieg Roms zur Beherrschermacht, die gängige Kampftaktik ?
Zumindest die karthagischen Bürgersoldaten nutzten diese Taktik, sowohl in den punischen Kriegen, als auch davor, bspw in den Auseinandersetzungen mit griechischen Städten in Sizilien & Italien. Auch der Kern etruskischer Heere bestand aus einer Phalanx griechisch-makedonischen Typs, auch wenn die rekonstruierten Ausrüstung (anhand archäologischer Funde und Bilder) darauf scließen lassen, dass hier eine "Zeitverzögerung" von 100, 200 Jahren zu Griechenland bestand, also die Entwicklung, verglichen mit dem griechischen Kernland, entsprechend hinterherhinkte.
Von den griechischen Kolonienstädten kann man mE auch davon ausgehen, dass die Militärtaktik des Mutterlandes weiterhin genutzt wurde; im Osten war die Phalanx ohnehin der Kern jedes Diadochenheeres.
Zu erwähnen sind hier ME eher die Ausnahmen; bei Gesellschaften, die nicht städtisch, sondern in Stämmen organisiert waren, scheint sich die Phalanx nie durchgesetzt zu haben. Auch die Kelten übernahmen nie eine solche Taktik, auch nicht in den städtischen Kulturen der Oppidae, und auch in Spanien scheint es derartiges nur als karthagischen oder griechischen Import gegeben zu haben.
Die Ausrüstung der Keltiberer scheinen, auch wenn sie in "Schlachtreihen" kämpften, eher der der Römer zu entsprechen, und damit mehr auf den Kampf mit dem Schwert abgestimmt zu sein, nach ausgiebigem Gebrauch von Wurfspeeren; immerhin haben die Römer die Hälfte ihrer militärischen Ausrüstung aus Spanien, inkl des Schwertes; zum Schild s. u.
Die Kelten nutzten ähnliche Schilde wie die Römer, die den zweihändigen gebrauch der Lanze auschließen, und auch nicht wie der griechische Aspis den zusammenhalt der Phalanx untertstützen, indem sie den Nebenmann mitschützten. Dazu kam das lange Hiebschwert, dass bei den Kelten zumindest in der Zeit der punischen Krieg und danach weit verbreitet war. Auch dies deutet eher nicht auf eine klassische Phalanx hin.
Dennoch mischte Hannibal in der Schlacht von Cannae (und auch schon vorher) die keltischen & iberischen Söldner, was auf eine ähnliche Bewaffnung hinweist, und stellte sie ins Zentrum seiner Schlachtordnung, wo sie die volle Wucht des römischen Angriffs aufhalten mussten. Zumindest diese Söldner* also mussten in der Lage sein, eine feste Schlachtornung zu bilden, Phalanx hin oder her, sonst hätte das niemals gefunzt...
* Die Karthager setzten "ausländisch" Söldner meist so ein, dass sie ihre angestammte Kampfweise beibehalten konnten, auch wenn natürlich die Disziplin solcher Söldnerheere viel größer war als die von keltischen/iberischen Volksaufgeboten.
Quellen: Peter Connolly & John Warry