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Fragdoch
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Welche Vorstellungen hatten eigentlich die Römer vom Jenseits? Stimmt es, dass sie gar keins kannten?
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Nein, stimmt nicht.Welche Vorstellungen hatten eigentlich die Römer vom Jenseits? Stimmt es, dass sie gar keins kannten?
Nein, stimmt nicht.
Die schlechte Nachricht zuerst: Es gab - jedenfalls für die Römer, die sich dafür interessierten - die Hölle (Unterwelt). Der prominenteste "Reiseführer" durch diese Gefilde war Vergil, der im 6. Buch seiner Aeneis recht ausführlich die dortigen Zustände beleuchtete; seine Darstellung blieb für einige Jahrhunderte das Referenzwerk.
Im Gegenteil, die Religion spielte bei den Römern eine sehr wesentliche Rolle - zumindest formell. Der römische Kalender war voll mit Festen aller mehr oder weniger wichtigen Götter, und es gab kaum eine wichtige staatliche Aktivität, die ohne Opfer und Einholung der Auspizien auskam. Das ging sogar so weit, dass Wahlen und Beschlüsse des Senats und der Volksversammlungen für ungültig erklärt werden konnten, wenn die Auguren, also die Vogelschauer, zum Schluss kamen, sie seien den Göttern nicht genehm. (Dass damit reichlich Missbrauch getrieben wurde, liegt auf der Hand.) Auch im privaten Bereich spielte Religion eine wichtige Rolle, Trankopfer und Gebete am Hausaltar für die Laren und Penaten (Hausgötter) und Manen (Geister der Ahnen) gehörten zum guten Ton. Natürlich war vieles davon oft nur Formalität, wie gläubig die Römer tatsächlich waren, ist eine andere Frage. Aber auch das sollte man nicht unterschätzen: Auch wenn der "offizielle" römische Kultus schon in der späten Republik zunehmend in erstarrten Ritualen bestand, war die Masse der Römer vermutlich weiterhin in der einen oder anderen Weise gläubig - wenn auch nicht unbedingt im Sinne des offiziellen Kultus, sondern abweichender Kulte. Die Vielzahl fremder Kulte, denen viele Römer anhingen, aber auch der verbreitete Aberglaube zeugen eindeutig vom religiösen Bedürfnis der Römer. (Mit Rückschlüssen aus den erhaltenen Schriftstellern, die sich mitunter eher skeptisch äußern, zur Volksfrömmigkeit muss man vorsichtig sein, denn die Autoren - Philosophen und sonstige Gebildete - waren nicht repräsentativ.)Heißt das, dass die Religion in der Weltanschauung der Römer keine große Rolle gespielt hat?
Nein, heißt es nicht - ich bezog mich bei meiner Antwort exakt auf die Frage nach den Jenseitsvorstellungen der Römer, nicht auf die Religion als Ganzes oder auf "religiöse Bedürfnisse" im Allgemeinen.Heißt das, dass die Religion in der Weltanschauung der Römer keine große Rolle gespielt hat?
Im Gegenteil, die Religion spielte bei den Römern eine sehr wesentliche Rolle - zumindest formell. Der römische Kalender war voll mit Festen aller mehr oder weniger wichtigen Götter, und es gab kaum eine wichtige staatliche Aktivität, die ohne Opfer und Einholung der Auspizien auskam. Das ging sogar so weit, dass Wahlen und Beschlüsse des Senats und der Volksversammlungen für ungültig erklärt werden konnten, wenn die Auguren, also die Vogelschauer, zum Schluss kamen, sie seien den Göttern nicht genehm. (Dass damit reichlich Missbrauch getrieben wurde, liegt auf der Hand.) Auch im privaten Bereich spielte Religion eine wichtige Rolle, Trankopfer und Gebete am Hausaltar für die Laren und Penaten (Hausgötter) und Manen (Geister der Ahnen) gehörten zum guten Ton. Natürlich war vieles davon oft nur Formalität, wie gläubig die Römer tatsächlich waren, ist eine andere Frage. Aber auch das sollte man nicht unterschätzen: Auch wenn der "offizielle" römische Kultus schon in der späten Republik zunehmend in erstarrten Ritualen bestand, war die Masse der Römer vermutlich weiterhin in der einen oder anderen Weise gläubig - wenn auch nicht unbedingt im Sinne des offiziellen Kultus, sondern abweichender Kulte. Die Vielzahl fremder Kulte, denen viele Römer anhingen, aber auch der verbreitete Aberglaube zeugen eindeutig vom religiösen Bedürfnis der Römer. (Mit Rückschlüssen aus den erhaltenen Schriftstellern, die sich mitunter eher skeptisch äußern, zur Volksfrömmigkeit muss man vorsichtig sein, denn die Autoren - Philosophen und sonstige Gebildete - waren nicht repräsentativ.)
Nein, stimmt nicht.
Die schlechte Nachricht zuerst: Es gab - jedenfalls für die Römer, die sich dafür interessierten - die Hölle (Unterwelt). Der prominenteste "Reiseführer" durch diese Gefilde war Vergil, der im 6. Buch seiner Aeneis recht ausführlich die dortigen Zustände beleuchtete; seine Darstellung blieb für einige Jahrhunderte das Referenzwerk.
Auch die Griechen verbrannten meistens ihre Toten.Rein etruskisch-römische "Totenkulte" gibts aber natürlich auch. Das wichtigste Element war das Aufstellen von Bildern der Verstorbenen in den Häusern oder das verzieren der Grabstätten damit. Also Büsten, Bilder, irgendwas wo man den Verstorbenen noch "bei sich" hat. An eine körperliche Jenseitsreise haben sie aber sicher lange Zeit nicht geglaubt, denn sie haben ja ihre Toten verbrannt und so den Körper zerstört. Da herrschte sicherlich eher die Vorstellung von einem Weiterleben in nichtstofflicher Form (als "Geist" oder sowas, ich meine auch mal irgendwo in den Quellen, glaub bei Livius, von einer Art Spukerscheinung gelesen zu haben). Wenn ich das richtig verstehe, geht ja bei den Griechen jemand mit seinem Körper ins Jenseits, oder geht da auch nur eine Art "Geist" in die Unterwelt?
Die Sitte der Errichtung großer Nekropolen wurde von den Römern jedenfalls nicht übernommen.
Aber verglichen mit den etruskischen Nekropolen mit ihren reichgeschmückten unterirdischen Räumen waren die römischen Ansammlungen von Grabdenkmälern doch vergleichsweise bescheiden.Hier möchte ich gern mal widersprechen. Auch in vielen römischen Städten gibt es Nekropolen, also Bereiche der Grablege an den Ausfallstraßen, die Via Appia vor Rom mit ihren Grabmalen ist da ein berühmtes Beispiel
Aber verglichen mit den etruskischen Nekropolen mit ihren reichgeschmückten unterirdischen Räumen waren die römischen Ansammlungen von Grabdenkmälern doch vergleichsweise bescheiden.
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