Spielzeug im 18.Jh.
Oh ja, das Bild kommt mir auch sehr bekannt vor. Dass Franz Stephan wie ein gutbürgerlicher Vater am Kamin sitzt, wundert mich auch gar nicht. Es ist ja bekannt, dass die Familie unter sich sehr vertraut miteinander umging, ohne das lästige Hofzeremoniell (weshalb ja u.a. Maria Antonia und Maria Karoline so verschreckt waren, ab des sehr strengen Zeremoniells in Paris bzw. auf Sizilien).
Mir fiel nur auf, dass der Raum auch recht klein erscheint. Die Decke wirkt recht niedrig. Gibt es solche Räume denn in der Hofburg?
Franz Stephan scheint sowas wie ein Familienmensch gewesen zu sein.
Das mit dem Erschrecken über das Hofzeremoniell in Frankreich scheint mir einfach daran gelegen zu haben, dass das Lever beispielsweise in Wien scheinbar nicht praktiziert wurde. Dennoch hatte man, wenn man manchen Bildern glaubt, zumindest die wichtigen Kinder schon recht früh der Öffentlichkeit ausgesetzt. Das Zeremoniell war am Kaiserhof und am Hof von Versailles auch letztlich ein anderes. Bis zu ihrem Weggang von Wien scheinen aber dort noch recht viele Relikte aus der Zeit Karl VI. existiert zu haben, der allerdings weitaus mehr Wert auf das Zeremoniell und die damit verbundene Verherrlichung der kaiserlichen Person legte. Franz I. und noch mehr Joseph II. scheint das Verständnis für die repräsentativen Bedürfnisse eines Karl VI. verloren gegangen zu sein.
Ich grüble noch, wo ich mal Weihnachtsbäume auf Gemälden oder anderen Darstellungen aus der Zeit gesehen habe.
Typische Kinderspielsachen aus dem 18.Jh. haben sich nach meinem Dafürhalten nur kaum erhalten. Die meisten Puppenstuben oder auch Puppen waren weniger als Spielzeug im eigentlichen Sinne gedacht. Auch der heutige Zustand dieser Stücke deuten darauf hin. Es ging dabei scheinbar eher um erzieherische Elemente oder um die Mode. Mir ist insgesamt ein Bild erinnerlich, worauf es so zumindest wirkt, als ob ein Mädchen mit einer Puppe wirklich spielt.
Relativ häufig spielen Kinder auf Gemälden von Hogarth (
William Hogarth | The Graham Children | NG4756 | The National Gallery, London ), Chardin (
Category:Jean Siméon Chardin - Wikimedia Commons ) oder Greuze.
Bei Chardin liegt entweder das Spielen zurück (angedeutet durch die Federballschläger am Boden auf "Die Gouvernante") oder aber es wirkt beinahe meditativ wie bei seinen Jungen, die Kartenhäuser bauen oder der Junge mit dem Brummkreisel oder derjenige mit den Seifenblasen.
Bei Greuze kommen die Kinder eher aus einer niederen Bevölkerungsschicht. Ihre Kleidung drückt oft eine Nachlässigkeit oder Armut der Eltern und ihres Umfeldes aus.
File:Greuze, Jean-Baptiste - The Spoiled Child - low res.jpg ? Wikimedia Commons Das Spielzeug kann aus einer Tröte oder einer kleinen Trommel bestehen.
http://www.topofart.com/images/artists/Jean-Baptiste_Greuze/paintings/greuze051.jpg
Auf manchen zeitgenössischen Abbildungen tauchen auch Schaukelpferde und dergleichen auf.
Relativ üblich waren auch schon Hampelmänner, wie auf einem Stich Berliner Ausrufe zu sehen.
Es gab aber auch fragiles Spielzeug aus Papier wie simplifizierte (man kann sagen abstrakte) Soldatenfiguren, die ähnlich der heutigen Origamiarbeiten gefaltet waren. Sowas ist im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu sehen.
Krieg zu spielen war damals auch schon recht beliebt. Man sieht ein typisches Beispiel, mal wieder, von Chodowiecki:
Datei:Chodowiecki Basedow Tafel 5 a.jpg ? Wikipedia
Ich kann mich auch an einen Erlass in Rudolstadt während eines Krieges erinnern, worin den Kindern verboten wurde, Krieg zu spielen.