Sag mal kann das sein das Du mit einem anderen Account hier schon mal gesperrt wurdest? Irgendwie kommt mir diese ganze Argumentation nämlich sehr bekannt vor.
Ich war hier nie unter einem anderen Account und wurde auch nie gesperrt. Es wäre allerdings ein schlechtes Zeugnis für die Diskussions- und Argumentationskultur in diesem Forum, wenn man wegen einer Argumentation wie der meinen gesperrt würde. Die Begründung dafür würde mich auch brennend interessieren.
Na vielleicht ist genau das die österreichische Kultur.
Die spezifisch österreichische Kultur besteht darin, keine spezifische Kultur zu sein? Aaaaahja!
Außerdem war das in Deutschland ja auch nicht anders, da kamen auch die kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Strömungen meistens aus dem Ausland. Nach deiner Logik gibt es also auch keine deutsche Kultur.=)
Du hast offenbar "meine Logik" nicht verstanden. Diese "Logik" erfordert keineswegs ein hermetisches Abgeschottetsein von äußeren Einflüssen. Sie erfordert lediglich, die Klassifikation kultureller Cluster auf der Basis der empirisch gegeben kulturellen Ähnlichkeitsbeziehungen vorzunehmen anstatt umgekehrt (wie es die übliche Staatsideologien vorsehen) die kulturelle Etikettierung anhand der politischen Landkarte vorzunehmen und kulturelle Phänomene in das Prokrustesbett von politischen Grenzen zu quetschen, die ja in aller Regel ohne Rücksicht auf kulturelle Gegebenheiten gezogen wurden. Um einen biologischen Vergleich zu bringen: Pflanzen sind sinnvollerweise anhand ihrer botanischen Merkmale zu klassifizieren und nicht anhand der politischen Landkarte. Wer in einem botanischen Lehrbuch die Pflanzen in "österreichische Pflanzen", "belgische Pflanzen" etc. einteilen würde, an dessen Zurechnungsfähigkeit würden zu Recht Zweifel geäußert. Und kulturelle Phänomene anhand politischer Raster erfassen zu wollen, ist genauso unsinnig wie botanische Phänomene anhand politischer Raster erfassen zu wollen.
Und das mit der Sprache geht auch nicht auf. Man nehme mal das historische Tirol das immer dreisprachig war. Andreas Hofer sprach auch fließend Italienisch und im Trentino gibts heute immer noch genug Leute die sich als Alt-Österreicher sehen. Alleine hier geht deine deutschnationale Rechnung nicht auf.
Von der Sprache habe ich bisher noch gar nicht gesprochen [Ich wäre dir dankbar, wenn du mehr auf das reagieren würdest, was ich sage als auf das, worauf du gerade einen Kommentar im Sonderangebot hast, den du gerne loswerden möchtest]. Aber wenn wir schon bei der Sprache sind, dann will ich dir sagen, welchen Stellenwert ich ihr einräume. Primär konstitutiv für die Nation (und auch für andere über- und untergeordnete Einheiten) ist die kulturelle Vernetzung. Diese vollzieht sich nun vorzugsweise in jenem Kommunikationspool, der durch die gemeinsame Sprache den kulturellen Austausch in privilegierter Weise ermöglicht. Um es mit den Worten Robert Musils zu sagen:
"[Die Nation ist] als Sprachgemeinde ein natürlicher Leistungsverband, das Sammelbecken, innerhalb dessen sich der geistige Austausch zunächst und am Unmittelbarsten vollzieht. Diese geistesorganisatorische Bedeutung der Nation bleibt auch für den weitest gesteckten Humanismus und Kommunismus erhalten"
Natürlich kann dieser über die Partizipation am gemeinsamen Kommunikationspool gestiftete Einheit durch geographische oder politische Umstände unterbunden sein. Wenn etwa vor Jahrhunderten Auswanderer in fremde Kontinente dort zwar ihre Sprache beibehielten, diese aber aufgrund ihrer Abgeschnittenheit nicht mehr nutzen konnten, um mit der gesamten Sprachgemeinde zu kommunizieren. Oder wenn ein totalitäres Regime Teile einer Sprachgemeinschaft durch Kontrolle der Kommunikationsflüsse lange Zeit vom Rest der Sprachgemeinde isoliert. Aber all das ist im Falle Österreich/BRD nicht der Fall, sondern die kommunikative Vernetzung ist - im Gegenteil - aufgrund der medialen und migrantischen Situation stärker als je zuvor. Ein Wiener weiß aufgrund dieser Vernetzung in der Regel wesentlich besser über politische, kulturelle oder alltagssoziologische Umstände in Norddeutschland Bescheid als über die entsprechenden Umstände in der wesentlich näheren Westslowakei. Fragen Sie einen Österreicher, wieviele slowenische Schriftsteller, slowakische Politiker, ungarische Schauspieler, tschechische Sportler er kennt oder was in kroatischen Talkshows gerade kontrovers dirkutiert wird. Trotz der geographischen Nähe und historischen K&k-Klammer werden Sie meist Schweigen ernten. In Bezug auf Deutschland werden Sie bei den gleichen Fragen mit dem Mitschreiben gar nicht mehr mitkommen.
Wenn du das darauf beziehst das wir heute, wie überall in Europa, mehr und mehr in einer multikulturellen Gesellschaft leben dann stimmt das.
Nein, ich beziehe es nicht auf die multikulturellen Gesellschaften sondern auf die oben beschriebene kulturelle Vernetzung.
Man hat sich doch schon vor Kriegsende auf die Moskauer Deklaration berufen. Die Russen wußten doch nicht mal was die Österreicher da eigentlich wollten.
Natürlich haben sich diejenigen schon vor Kriegsende darauf berufen, die erstens davon wussten und zweitens die geplanten opportumistischen Pläne hatten. Dass sie diese Pläne erst nach Kriegsende umsetzen konnten, liegt in der Natur der Sache. Aber die überwiegende Mehrheit, die dann den Opportunismus durch ihr Mittragen erst wirkungsmächtig machen konnten, wurde ohnehin erst nach 45 mit dieser Möglichkeit konfrontiert. Dass die Russen 43 "noch nicht wussten, was die Österreicher wollten" ist ja gerade der Grund, aus dem Sie den Opferdeal anboten. Wenn Sie damit hätten rechnen können, dass sich Österreich ohnehin abspalten will, wäre das ja nicht notwendig gewesen. Und angefangen hat Stalins strategisches Interesse ja schon in den 30er Jahren, als der den österreichischen Kommunisten die besagte Order gab.
Habe ich mir schon gedacht das sowas kommt. Ich könnte jetzt natürlich Gegenzitaten bringen, mache ich aber nicht sonst findet das hier nie ein Ende.
Nur her mit den "Gegenzitaten", damit wir analysieren können,ob diese die von dir erhoffte Relativierung zu leisten vermögen oder ob der vage Hinweis auf die Existenz solcher Zitate eher Ausdruck der Argumentationsverlegenheit ist.
Aber eines sei schon gesagt, ich empfehle die Autoren und deren Werke als ganzes zu lesen und nicht nur einzelne, Dir genehme Zitate rauszusuchen.
Die Argumentfloskel "Das muss man im Gesamtkontext sehen" ernst zu nehmen habe ich mir abgewöhnt, wenn sie ohne jegliche alternative Kontexterhellung vorgebracht wird.
Dann muß das Leben für Dich in Österreich, wenn Du überhaupt Österreicher bist, ja die reinste Qual sein. =)
Du ziehst reichlich dramatische Schlüsse. Natürlich gefiele es mir besser, wenn Ansichten, die ich für richtig erachte, von mehr Zeitgenossen geteilt würden. Aber wem geht das (in Bezug auf welche Aspekte des Lebens auch immer) nicht so? Dir etwa? Daraus allein lässt sich noch keine Qual ableiten.
Also das mit dem Burgenland ist ja Klasse, wo hast du das denn her? Ich habe in Mattersburg einen Haufen Verwandte, bin deswegen also öfters in der Gegend und viel österreichischer als das Burgenland geht es wohl gar nicht. Fahr doch mal ins Burgenland und erzähl den Leuten da in einem Wirtshaus was darüber das sie zu Deutschland gehören, viel Spaß.
Anektotische Belege aus dem persönlichen Erfahrungsschatz haben ziemlich beschränkte Aussagekraft, zumal im Vergleich zu wissenschaftlichen Erhebungen. Und die haben nun einmal das von mir berichtete Resultat zutage gebracht. Die "Presse" hat damals darüber berichtet worauf auch gleich hektisch Beschwichtigungskommentare nervöser Journalisten publiziert wurden, die das staatsideologische Gebäude in Gefahr sahen.
Diese Umfragen werden nicht mehr gemacht weil es niemanden mehr interessiert.
Das glaubst Du. Ich glaube, sie werden deswegen nicht mehr gemacht, weil sie nicht das offiziell gewünsche Resultat liefen. Warum wurde die Berichterstattung denn ausgerechnet in dem Moment abgewürgt, als sich die statistisch bemerkenswerte Trendumkehr einstellte, wo dorch zuvor jeder einzelne Prozentzuwachs regelmäßig als Bestätigung des geschichtsmetaphysischen Lehrsatzes "Die österreichische Identität in ihrem Lauf halten weder Ochs noch Esel auf" bejubelt wurde?
Die Gleichstellung Nazi-Deutschnational ist nun mal leider eine Tatsache. Die meisten bei uns, nicht alle, sind beiden Milieus zuzurechnen, daran gibt`s nichts zu rütteln.
Umso absurder, dass man sich so verkrampft darum bemüht, diese aktuelle Korrelation zwanghaft aufrecht zu erhalten und als quasi naturgesctzlichen Konnex hinzustellen, obwohl die Positionen nicht nur logisch voneinander unabhängig sind, sondern der Deutschnationalismus auch faktisch im Laufe der Geschichte von Menschen aller möglichen politischen Ausrichtungen vertreten wurde, und zwar über einen Zeitraum hinweg, gegen das die NS-Zeit eine historische Kurzepisode war. Ich sehe beim besten Willen nicht ein, warum ich mich (wie du es zu tun scheinst) zum willigen Erfüllungsgehilfen eines rechtsextremen Exklusivanspruches machen soll.
Diese Erhebung in Voralberg war ja besonders lustig und man erkennt wie Du alles verdrehst. Da ging es nämlich um die Schweiz und nicht um Deutschland und trotzdem wundert es mich das du die hier erwähnst. Wurde sie doch von den Vorarlbergern selbst als glatter Unsinn abgetan, aber wie gesagt, Umfragen interessieren mich eher weniger.
Vorarlberg will bei Österreich bleiben - Vorarlberg - derStandard.at ? Inland
Deine hellseherischen Ambitionen in Ehren, aber hier haben sie sich als stark verbesserungsbedürftig erwiesen. Das ist nämlich gar nicht die Studie, von der ich gemeint habe. Ich bezog mich auf eine wissenschftliche Studie (und nicht auf eine Zeitungsumfrage), die das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bewohner rund um den Bodensee zum Gegenstand hatte (und nicht die Präferenz des politischen Zusammenschlusses). Und diese Studie ergab eber ein stärkeres Zugehörigkeitsgefühl über die Staatsgrenzen hinweg als über den Arlberg hinweg. Aber gut, wenn du schon mit dieser Zeitungsumfrage kommst, dann will ich auch das richtigstellen. Dem Datenbefund, wonach mehr als die Hälfte der Vorarlberger sich der Schweiz anschließen wollen (man stelle sich vor, wieviele es erst wären, wenn diese Präferenz politisch und medial beworben würde!) konnte ja empirisch NICHTS entgegengesetzt werden. Was da an gegenläufigen Kommentaren kamen, war der vom Wunsch als Vater des Gedankens getriebene Antireflex von einigen Funktionären genau jenes Systems, dessen Abschaffung eine Realisierung der bekundeten Mehrheitspräferenz zur Folge hätte. Was glauben Sie wohl, was ein Arbeiterkammerpräsident sagen würde, wenn ihm eine Umfrage vorgelegt würde, wonach die Mehrheit der Bürger für die Abschaffung des Kammernsystems ist? Ich hoffe, du hast keine parteipolitischen Ambitionen, sonst würdest du wohl jede Abwahl aus einem Amt mit dem Kommentar "Die Österreicher wollen mich weiter im Amt" verweigern. Erinnert mich auch ein bisschen an Gerhard Schröder, der nach seiner Abwahl den Wahlausgang einfach nicht wahrhaben wollte und forderte "die Kirche mal im Dorf zu lassen", als in einer Diskussionsrunde die Frage seiner Nachfolge im Amt diskutiert wurde.