Am 10. April 1933 erklärte die Regierung den 1. Mai zum Feiertag und erfüllte damit eine alte Forderung der Arbeiterbewegung."
Das müsste Aly eigentlich genauer erläutern.
Der NS-Führung war es wichtig die Arbeiter hinter sich zu wissen. Deshalb mussten sie auch die Arbeiterbewegung im Grunde ausschalten. Der 1. Mai wurde dazu instrumentalisiert. Nach der Machtergreifung wurden die Organisationen durch schein-legale Beschränkungen und offenen Terror ausgeschaltet. Gezielte politische Propaganda wurde der Arbeiterbewegung ihre Identität beraubt.
Wie sich die NS-Führung mit dem 1. Mai auseinandersetzte kann man sehr gut in den Tagebüchern von Goebbels nachlesen.
24. März 33 Eintrag im Tagebuch Goebbels:
„ Ich bringe als ersten Gesetzentwurf die Erklärung des 1. Mai zum nationalen Feiertag des deutschen Volkes durch und werde vom Kabinett mit seiner Durchführung betraut. Wir werden das in grösstem Rahmen aufziehen und ersten Mal das ganze deutsche Volk in einer einzigen Demonstration zusammenfassen. Von da ab beginnt dann die Auseinandersetzung mit den Gewerkschaften. Wir werden nicht eher Ruhe bekommen, bis sie restlos in unserer Hand sind.“ S. 785
Das Reichskabinett stimmte am 7. April 1933 dem Gesetzesentwurf zu und am 10 April tritt es das Gesetz in Kraft. Mit diesem Verordnungsakt (seit dem Ermächtigungsgesetz heisst das so) wurde der internationale Demonstrations- und Kampftag der sozialsten und kommunistischen Arbeiterbewegung zur Selbstdarstellung des NS-Regimes um funktioniert. Goebbels lies in allen nationalsozialistischen Zeitungen eine Appell veröffentlichen. Dabei verwendete er gezielt die sozialistische Rhetorik.
Die Gewerkschafter und andere Arbeiterführer begrüssten diese, aus ihrer Sicht, positive Entwicklung der NS-Führung. Mit andern Worten, sie vielen auf die Propaganda rein.
Der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund begrüsste die Feiertagsregelung und unterstützte die volksgemeinschaftliche Umdeutung der 1. Mai Feier.
Walther Pahl sagte: "Nun bekenne sich die Nation zum Arbeiter als ihre tragenden Gestalt und zum Sozialismus. Vom Nationalsozialismus unterschied uns keine andere Rangordnung der Werte Nation und Sozialismus, sondern lediglich eine andere Prioritätsordnung. Wir wollten erst den Sozialismus, um die Nation zu gestalten. Der Nationalsozialismus forderte und verwirklichte jetzt die Einheit der Nation, um auf diesem breiten und festen Fundament den deutschen Sozialismus aufzubauen.“
Quelle: Walther Pahl, Der Feiertag der Arbeit und die sozialistische Arbeiterschaft in Gewerkschafts-Zeitung Nr. 17 vom 29.4.1933
Christliche Gewerkschaften begrüssten den 1. Mai ebenfalls. Sie schrieben: „dass die Regierung Hitler zum sozialen deutschen Volkstum bekennt.“
Parallel zur den Vorbereitungen des 1. Mais, lief die Planung zur Übernahme der Gewerkschaften. Federführend war hier Robert Ley, Reichsorganisationsleiter der NSDAP.
2. Mai 1933
Am 2. Mai wurden mit einem Schlag alle wichtigen Gebäude des ADGB, des AfA-Bundes und der Einzelgewerkschaften von der SA- und SS-Truppen besetzt. Handstreichartig wurden die Redaktionsbüros der Gewerkschaftspresse, sowie die Büros der Bank der Arbeit, Angestellten und Beamten und der Volksführsorge sowie mehrerer Baugesellschaften eingenommen.
Leipart, Grassmann und Wilhelm Leuschner wurden zusammen mit den Vorsitzenden der Einzelgewerkschaften und den Direktoren der Bank, sowie den leitenden Funktionären der Gewerkschaften und die Redakteure der Gewerkschaftspresse in Schutzhaft genommen. Das gesamte Vermögen der Gewerkschaften wurden beschlagnahme und die Konten wurden gesperrt.
Es gab Verhaftungen, Folter und Mord. Offizielle Zahl der Verhaftungen: 50
In Wirklichkeit waren es Hunderte.
Die meisten Verhafteten wurden nach wenigen Tagen – bis Mitte Mai – freigelassen. Mussten sich aber von nun an wöchentlich bei der Polizei melden und wurden immer wieder verhaftet. Andere wurden ins KZ verschleppt. Michael Keck, Karl Fromme und Emil Pikard wurden in den Selbstmord getrieben. Hans Westermann und Hermann Basse starben aus ungeklärten Umständen im Sommer 1933.
Gleichschaltung der Gewerkschaften
Die Freien Gewerkschaften wurden dem Aktionskomitee zum Schutz der deutschen Arbeit unter der Führung von Robert Ley unterstellt.
Es war das Ende der unabhängigen Gewerkschaften. Nach und nach wurden alle Gewerkschaften gleichgeschaltet.
Aus der Sicht der Nationalsozialistischen Betriebszellen Organisation (NSBO) ging es am 2. Mai nicht um die Zerschlagung der Gewerkschaften sondern um die Gleichschaltung und Übernahme durch die NSBO.
Am 6. Mai 1933 kündigte Robert Ley die Gründung der Deutschen Arbeiterfront (DAF) an, deren erster Kongress bereits am 10. Mai – am Tag der Bücherverbrennung – in Berlin stattfand.
Ley wurde Führer der DAF. Mit der Gründung der DAF wurde ein weiterer Schritt auf dem Weg zum Aufbau der neuen Ordnung gemacht. Die Devise lautete: Überwindung des Klassenkampfes.