Zu den anderen Antworten:
Ich bin allgemein überrascht darüber, dass die Theorie über die angesprochene prähistorische Auffassung der weiblichen Fruchtbarkeit in diesem Forum niemandem bekannt zu sein scheint, jedenfalls schließe ich das aus den Antworten.
Ich glaube, da schließt du falsch. Nur die Namen Campbell und Frazer waren - zumindest mir - in diesem Zusammenhang nicht geläufig.
Ich habe in allen (alten und neuen) Fachtexten, die ich zum Thema Frau und Prähistorie bisher las, stets diese Theorie erwähnt gefunden.
Dann hast du möglicherweise sehr eingeschränkt gesucht. Z.B. nach den Schlagworten
Matriarchat und
Steinzeit. Dann findet man auch in allen Texten diese "Theorie" erwähnt.
Tja, siehe oben: Ich habe noch keinen Fachtext gelesen, der auch nur im Ansatz eine alternative Theorie bietet. Jetzt sag nicht, dass das nur an einem selektiven Lektüremodus liegt
Ich kann ja nicht vor der Lektüre schon wissen, was drin steht...
Zu spät. Aber ich nehme da nichts zurück, schon wegen deiner Fixierung auf Religionskritik und Muttergottheiten.
Ich bitte also die Zweifler unter den Antwortenden, mir einen Hinweis auf einen Experten (und sein Werk) zu geben, der die These vertritt, dass die Zeugungskraft des Mannes bereits von Steinzeitmenschen erkannt worden war. Ich vermute allerdings, das wird ein schwieriges Unterfangen
Wieso muss die Gegenseite etwas beweisen, wovon du bzw. deine Gewährsleute das Ggt. nicht beweisen können?
Aber gerne noch mal: Wir sind uns wohl einig, dass wir es bei den prähistorischen Homo Sapiens Neandertalensis (HSN) und Homo Sapiens Sapiens (HSS,
wir!) bis zur neolithischen Revolution um Jäger und Sammler handelte?
Wir dürfen also beim HSN und beim HSS unterstellen, dass diese ihre Jagdbeute durch lebenslange Beobachtung sehr gut kannten. Ebenso dürfen wir zumindest für den HSS unterstellen, dass er zu abstrakten Denkleistungen fähig war (wir sind HSS und wir sind zu abstrakten Denkleistungen in der Lage. Denken wir zumindest.) HSN und HSS werden beobachtet haben, dass sie unzyklisch (bezogen auf das Jahr als Zyklus) kopulierten, während ihre Jagdbeute zyklisch kopulierte. Ebenso werden sie beobachtet haben, dass ihre Jungen unzyklisch zur Welt kamen, während die Jungen der Jagdbeute zyklisch zur Welt kamen. Da wird es bei einem durchschnittlich intelligenten HSS *pleng* gemacht haben, weil ein erst in weiter Zukunft geprägtes Metallstück gefallen war. Und dazu bedurfte es nicht einmal mehrerer Monate Wartezeit, bis man das Schwangerschaftsbäuchlein sah, sondern es reichte das mit der Schwangerschaft einhergehende Aussetzen der Regel. Zu guter letzt könnte man an dieser Stelle noch etwas zur weiblichen Anatomie schreiben, der Kopulationstechnik und der Geburt (und dass das Kind nicht durch den Bauchnabel auf die Welt kommt), aber wir sind ja hier nicht beim Dr. Sommer-Team.
Und wenn die Menschen wirklich zu blöd gewesen wären, den Kopulationsakt und die Geburt miteinander zu verbinden, dann hätten sie es spätestens dann gemerkt, wenn ihnen die Ähnlichkeit von Kindern und Vätern aufgefallen wäre.
Die überlieferten Muttergöttin-Motive beginnen mit Methyer und reichen über Neith (Nut) und Hathor bis zu Isis. Sie können als Überbleibsel aus matriarchalischen Zeiten gedeutet werden, wie übrigens auch die überlieferte ägyptische Historie starke matriarchalische Motive, vor allem in der Frühzeit, aufweist (was aber nicht Thema dieses Unterforums sein kann).
Harald Weinrich hat den Begriff des
Mythems in die Geisteswissenschaften eingeführt. Es gibt grundsätzlich ähnliche Mythen bzw. Mythenversatzstücke rund um die Welt, die aber durchaus unabhängig voneinander entstanden sein können. Deshalb
Mythem.
Dass es in vielen Religionen Muttergottheiten gibt, muss kein Überbleibsel aus einer neolithischen Religion (und ist erst Recht kein Beleg für ein Matriarchat). Es ist nun mal so, dass Mütter gebären und durch - ich werde hier mal pathetisch - das Wunder der Geburt [/Pathosende] gewissermaßen etwas Neues entsteht. Eine Muttergottheit zu erschaffen oder Fruchtbarkeit mit dem Weiblichen zu verbinden war also mehr als naheliegend. Nur sind in der Regel die weiblichen Gottheiten nicht alleine in den Götterpantheons.
"Jungfrau" bedeutet in altorientalischer Sicht, dass die Göttin unverheiratet ist - aber nicht, dass sie keinen Verkehr mit männlichen Göttern hat(te). Dementsprechend bedeutet "jungfräuliche Geburt" die Geburt eines Kindes allein durch die weibliche Zeugungskraft, auch wenn die Göttin mit Göttern verkehrt hat.
Sorry, aber so richtig logisch ist das nicht. Okay, es handelt sich um Religion und die hat nicht unbedingt immer die Eigenart logisch zu sein. Dennoch... kann man das in antiken Texten so nachlesen?
Ganz einfach - weil Mythen in patriarchalischen Gesellschaften von Männern (vornehmlich Priestern) in Zeiten gemacht wurden, als der König als Statthalter des höchsten und männlichen Gottes galt. Zu welchem Sinn und Zweck hätten die Autoren in einer Zeit, die an die alleinige Zeugungskraft des Mannes glaubte, auf den Gedanken kommen sollen, Göttinnen als Urmütter ohne männliche Beiwirkung zu konzipieren? Also kann man logischerweise nicht anders als davon ausgehen, dass Urmutter-Mythen Überbleibsel aus prähistorischer Zeit sind.
Das ist die klassische feministische Denkweise, die aber auch unter Feministinnen längst out ist (wenn sie denn jemals von allen Feministinnen ernst genommen wurde).
Es ist doch bezeichnend, dass die Jungfrau Maria gerade in der frauenfeindlichsten Periode des Christentums, dem SpätMA, als Traktate gegen die Frau geschrieben wurde oder Fischart
Flöh Hatz, Weiber Tratz schrieb, ihre höchste Verehrung genoss.
Im Denken der Steinzeitmenschen hat die Wiedergeburt also höchste Priorität. Der Umstand, dass der Mensch aus der Vulva einer Frau in die Welt tritt, dass Geburt also der Übergang vom Sterben zum Leben ist, führt zu einer Verkultung des Mütterlichen. In diese Zeit fällt die Entstehung der sog. Venusfiguren, die im gesamten Jagdgebiet der Altsteinzeit zwischen Europa und Sibirien gefunden wurden und von denen die üppige Venus von Willendorf (ca. 25.000 v.u.Z) die bekannteste ist.
Ich will mal einen Archäologenwitz von Archäologen über Archäologen zitieren: "Alles, wofür ein Archäologe keine Erklärung hat, ist kultisch."
Genau hier liegt das Problem: Wir haben einige Frauendarstellungen aus der Steinzeit, wo die primären und sekundären Merkmale sehr überbetont sind (allerdings gibt es auch steinzeitliche Phalloi!!!!). Ob sie einen kultischen Bezug hatten, WISSEN WIR NICHT! Zu folgern, dass "im Denken der Steinzeitmenschen [...] die Wiedergeburt also höchste Priorität" habe, ist aus den spärlichen Informationen, die uns diese steinzeitlichen Darstellungen bieten, noch viel weniger möglich.
1.) Der Mann gilt, wie schon erwähnt, in diesen Jahrzehntausenden als gänzlich unbeteiligt an weiblicher Fruchtbarkeit der Frau. 2.) Geburt - und das heißt immer: Wiedergeburt - geschieht 3.) allein durch die Einwirkung der Mondgöttin auf die Frau.
1.) Quod
esset demonstrandum.
2.) Wie kommst du darauf?
3.) Wieso die Mondgöttin? (Bitte komm mir nicht mit der Menstruation, die bei allen Frauen zu einem anderen Zeitpunkt stattfindet und bei manchen auch noch unregelmäßig.)